Lenk | App to die | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 368 Seiten

Reihe: Thriller im GMEINER-Verlag

Lenk App to die

Thriller I Der Feind in deinem Haus I Eine Gruppe gefangen in einer ultra-modernen Villa
2023
ISBN: 978-3-8392-7652-5
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Thriller I Der Feind in deinem Haus I Eine Gruppe gefangen in einer ultra-modernen Villa

E-Book, Deutsch, 368 Seiten

Reihe: Thriller im GMEINER-Verlag

ISBN: 978-3-8392-7652-5
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Musikproduzent Siegfried »Sunny« Sommer feiert eine glamouröse Party in seinem ultramodernen Smarthome.

Alles kann er über eine App steuern.

So praktisch, so bequem.

Doch unvermittelt übernimmt ein Anderer die Kontrolle über die App.

Sunny und seine Gäste werden eingeschlossen - und die Villa wird zur Todesfalle …

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Autoren/Hrsg.


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1.
LeRêve stand im Licht mehrerer Spots auf der kleinen Bühne der Villa, das Mikrofon in der Hand. Allein und verlassen, schutzlos und ausgeliefert. Das Gesicht war aschfahl, der Mund nur noch ein Strich. Die Unterlippe bebte. LeRêve wollte schreien, anschreien gegen das höhnische Gelächter, das den Raum flutete, nachdem die letzten Töne des Songs verklungen waren. Doch LeRêve blieb stumm. Fassungs- und sprachlos angesichts der Demütigung, der Vernichtung. Es war ein Song, den LeRêve selbst geschrieben und vorgetragen hatte und der die Eintrittskarte hatte sein sollen in die Welt der Stars. Der Beginn einer beispiellosen Karriere. Doch statt Beifall gab es nur Häme. Welch Ignoranz, welch Überheblichkeit dieser Leute, bei denen es sich ausnahmslos um berühmte Produzenten, Komponisten und Interpreten handelte, vor denen LeRêve heute hatte auftreten dürfen wie vor einer Jury. Innerhalb von wenigen Sekunden hatten sie das zerstört, wofür LeRêve lebte. Das Lachen musste aufhören. Jetzt und für immer. LeRêve griff zum Handy, das auf dem weißen Flügel lag, und berührte eine App, mit der sich die komplexe Haustechnik der Villa und deren Roboter kontrollieren und steuern ließen. Eine Minute später, das Lachen hatte noch zugenommen, glitt eine automatische Tür in der gegenüberliegenden Wand zur Seite und ein humanoider Roboter, der wie ein Butler gekleidet war, betrat vollkommen geräuschlos den Raum mit der vier Meter hohen Decke. Nur die rubinroten Pupillen unterschieden die Maschine von einem Menschen. Ihm folgte eine junge Frau. Auch sie war ein Roboter, trug jedoch ein Dienstmädchenoutfit. Sie stellte sich neben die Tür. Der Butler näherte sich von hinten der kleinen und überaus prominenten Gästeschar in den eleganten Ledergarnituren. Auf dem Tablett des Roboters standen jedoch diesmal keine vollen Champagnergläser. Ein elektrisches Küchenmesser mit einer 20 Zentimeter langen Klinge lag darauf. Ein helles, unternehmungslustiges Geräusch erklang, als der Butler einen Schalter an dem Messer drückte. LeRêve beobachtete, wie der Roboter den Kopf des derzeit erfolgreichsten Produzenten Deutschlands nach hinten riss und dessen Hals förmlich über die Rückenlehne des Sofas spannte. Dann glitt die Klinge auf Höhe des Kehlkopfs ins Fleisch. Das dümmliche Lachen verstummte, Blut spritzte in hohem Bogen aus der klaffenden Wunde. Während der Produzent nur noch ein gurgelndes Geräusch hervorbrachte, was das Blut weiter sprudeln ließ, begannen die anderen Ignoranten zu schreien. Sie sprangen auf, wollten fliehen, stürzten zur Tür. LeRêve verriegelte sie mit der App. In Panik trommelten die Eingeschlossenen gegen die Tür. Unwürdig, aber auch irgendwie erheiternd. LeRêves Gesichtszüge entspannten sich. Der Schock wegen der Demütigung wich und schuf Platz für Zufriedenheit, wenn nicht gar Freude. Jetzt schrien die Gäste das Dienstmädchen an, ihnen zu helfen. Aber das starrte nur geradeaus zur Bühne. Zu LeRêve. Ein Mann zog sein Smartphone hervor, vermutlich, um die Polizei rufen. Doch seine Hand wurde vom Küchenmesser abgetrennt, das Telefon fiel zu Boden und wurde von den spitzen Absätzen der Damen zertrampelt. Während sich die meisten Gäste wie Schafe vor der Schlachtbank zusammendrängten, stürzten sich zwei von ihnen auf den Butler, wohl in dem lächerlichen Glauben, die Maschine überwältigen zu können. Wie unbeholfen wirkten doch ihre Aktionen im Vergleich zu den fließenden, schon fast tänzerischen Bewegungen der Maschine. Der Angriff auf den Roboter war wieder ein Ausdruck der Überheblichkeit, der völligen Fehleinschätzung der Lage, in der sich die Gäste befanden. Ein Homo Digitalis war dank seiner Künstlichen Intelligenz seinem simplen Sapiens-Vorgänger nicht nur körperlich haushoch überlegen. Sein Computerhirn arbeitete deutlich schneller als das eines Menschen, es konnte wesentlich mehr Informationen speichern, vergaß nichts, brauchte keine Pausen, konnte sich besser mit anderen Computerhirnen vernetzen beziehungsweise austauschen und entschied aufgrund seiner immensen gespeicherten Datenmengen innerhalb von Sekundenbruchteilen, was richtig war und was nicht, während Menschen mitunter ewig herumlavierten, wie es denn nun weitergehen sollte. Der Roboter stieß die beiden Männer mühelos zu Boden. Wieder glitt die harte Klinge in weiches Fleisch, zerschnitt kleine Knochen, zerfetzte Arterien, kappte Sehnen und Bänder und bohrte sich in die Herzen der Lästerer. Das Parkett färbte sich zunehmend rot. Nach einem weiteren App-Befehl griff auch das Dienstmädchen ein, und zwar mit einem ebenso handlichen wie massiven Fleischklopfer, den sie aus der Schürze zog. Nun spritzte das Blut auch gegen die Tür und die Wände. LeRêve betrachtete das Schauspiel voller Genugtuung. Es war wirklich schön, eine grandiose Symphonie des Todes. Von LeRêve komponiert, von einer App dirigiert und von zwei wundervollen humanoiden Robotern aufgeführt. Das Pack, das vor LeRêves Augen aus dem Leben schied, hatte es verdient. Warum hatten sie auch gelacht? Der Auftritt vor der musikalischen Creme de la Creme war wichtig für LeRêve gewesen. Die Chance, um den großen Traum, den LeRêve seit Jahren nicht nur träumte, sondern vollkommen verinnerlicht hatte und lebte, zu verwirklichen. Der Künstlername LeRêve war keine Laune, kein Zufallsprodukt oder wie bei Modern Talking, den Pop-Ikonen der 1980er-Jahre, die Mischung aus Namensteilen von zwei Bands, die damals an der Spitze der Charts gestanden hatten. Der Name war ein Programm, ein Auftrag, ein Versprechen, zumindest aber eine große Hoffnung. LeRêve lebte für diesen Traum, war besessen davon, in die Charts-Elite aufzusteigen, und bereit, dafür alles zu geben, aber auch, sollte es nötig sein, alles zu nehmen. Definitiv alles. So wie jetzt. LeRêve hatte das Zeug zum Star. Die Stimme, das Talent, die Kreativität und vor allem den unbedingten Willen. Niemand war besser. Die Musikwelt musste LeRêve nur noch erleben dürfen. Heute hätte der Startschuss fallen sollen. Diese Prominenten hier hatten das jedoch gerade verhindert. Deren Reaktion auf LeRêves Darbietung war eindeutig gewesen. Aber ohne den Support von den wenigen Wichtigen in der Musikwelt war es für unentdeckte Talente wie LeRêve ausgeschlossen, aus dem Schatten der Bedeutungslosigkeit hervorzutreten. Was trieb diese Menschen an, warum hatten sie LeRêve buchstäblich nicht erhört? War es Eifersucht, Angst vor Konkurrenz, Neid? Egal, es spielte keine Rolle. Die Schreie und das Flehen der einst Mächtigen waren jetzt LeRêves süßer Beifall, der jedoch bald verebbte, weil die Roboter auch die letzte Kehle durchtrennt hatten. Es wurde still, vollkommen still, und LeRêve schloss die Augen. Lächelnd öffnete LeRêve die Augen wieder. Wie ein Taucher, der langsam zur Oberfläche strebt, glitt LeRêve aus den Tiefen des Traumes ans Licht des Hier und Jetzt – und LeRêve wurde klar, dass es dieser eine, ganz bestimmte maladaptive Traum gewesen war, der seine Keimzelle in einer wahren Begebenheit hatte. LeRêve saß im Schneidersitz an einer senkrecht abfallenden Felskante und sah über den im Sonnenlicht funkelnden Königssee sowie die roten Kuppeldächer und Zwiebeltürmchen der St. Bartholomä-Kirche hinweg zum gewaltigen Watzmann-Massiv. Doch nicht wegen der spektakulären Aussicht war LeRêve hier, sondern wegen der Felskante und der Nähe zum Tod und den damit verbundenen Sehnsüchten und Fantasien. LeRêve konzentrierte sich, und der Traum hielt sich noch ein wenig in den Gedanken: der missglückte Auftritt, die blasierten Zuhörer, die Roboter, das Küchenmesser, der Fleischklopfer … Maladaptive Träume begleiteten LeRêve schon seit vielen Jahren. Bereits als Kind hatte LeRêve sie durchlebt, oft genossen und nur selten gefürchtet. Es war eine Gabe, ein stundenlanges Abtauchen in die Unendlichkeit der Fantasie, aber keine Flucht in dieselbe. Wer konnte das schon? Wirklich reich ist der, der mehr Träume in seiner Seele hat, als die Wirklichkeit zerstören kann, hatte der von LeRêve geschätzte Dichter Hans Kruppa es formuliert. Wie wahr. Der Tod war ein häufiges Thema von LeRêves Träumen, aber nicht im Sinne von etwas Vergänglichem oder von einem wie auch immer gearteten Ende. Vielmehr waren die Träume die Pforte zu etwas Neuem. Eine Chance womöglich, ein Aufbruch. Aber wohin? LeRêve wusste es nicht, und das war gut, weil so das Ende stets offenblieb und die Träume und die damit verbundenen fantastischen Reisen nicht in eine bestimmte Bahn gelenkt wurden. Immer wieder waren es auch Träume von Karriere und Ruhm. Außerdem schenkten die Träume LeRêve Kreativität. Die besten Songs waren LeRêve bei maladaptiven Träumen eingefallen. Die Tagträume kamen nicht aus heiterem Himmel. LeRêve konnte sie bewusst herbeiführen. Voraussetzungen waren nur ein bestimmter Ort wie dieser und Abgeschiedenheit. Doch nicht alle verstanden das, die meisten sogar verkannten das Potenzial – wie LeRêves Eltern. Als LeRêve elf Jahre alt war, hatten sie einen Termin bei einem Kinderpsychologen vereinbart. Grund waren LeRê­ves stark nachlassende Schulleistungen gewesen, aber auch die Sorge der Eltern, wenn sie ihr geliebtes Kind nach stundenlanger Suche an einem verlassenen Ort fanden – in sich ruhend, aber nicht wirklich anwesend. Damals hatte sich LeRêve noch in die Welt der altgriechischen Helden geträumt und erste Kurzgeschichten...


Lenk, Fabian
Fabian Lenk, geboren 1963, studierte Diplom-Journalistik an der Deutschen Journalistenschule in München und war nach Abschluss des Studiums 25 Jahre als Reporter tätig. Parallel schrieb er Bücher - zuerst Krimis für Erwachsene mit Polizeireportern als Protagonisten. Seit 2001 kamen über 230 Kinder- und Jugendbücher hinzu, die in 20 Sprachen übersetzt wurden und sich über vier Millionen Mal verkauften. Seit 2014 konzentriert sich Fabian Lenk ganz auf das Schreiben von Krimis und Thrillern für beide Zielgruppen. Der Autor wohnt mit seiner Frau in der Nähe von Bremen.



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