Liess / Moennig / Raue | Virusinfektionen bei Haus- und Nutztieren | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 248 Seiten

Liess / Moennig / Raue Virusinfektionen bei Haus- und Nutztieren

Haussäugetiere, Fische, Geflügel

E-Book, Deutsch, 248 Seiten

ISBN: 978-3-8426-8528-4
Verlag: Schlütersche
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die Neuauflage des bewährten Kompendiums ist umfassend erweitert und stellt jetzt auch die Viruserkrankungen des Nutzgeflügels dar. Kompakt und übersichtlich beschreibt der Leitfaden alle wichtigen Virusinfektionen bei Haussäugetieren, Geflügel und Fischen einschließlich der Viruscharakteristika. Die Stärke dieses Buches ist die prägnante Kurzdarstellung der Virusinfektionen nach Ätiologie, klinischer und pathologischer Leitsymptomatik, Diagnostik, Prophylaxe und Bekämpfung. Der Tierarzt erfährt, zu welchem Zeitpunkt der Erkrankung, mithilfe welcher Proben und mit welcher Methodik er eine Erfolg versprechende Diagnostik durchführt.
Studierenden der Veterinärmedizin liefert das Buch Kernfakten für die Lehrfächer „Klinische Virologie“ und „Tierseuchenbekämpfung“. Gleichzeitig bietet es das notwendige Basiswissen für jeden in der praktischen Diagnostik tätigen Veterinärmediziner.
Liess / Moennig / Raue Virusinfektionen bei Haus- und Nutztieren jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


2 Virusinfektionen der Rinder

2.1 Maul- und Klauenseuche (MKS)   B. Haas

Syn.: Aphthenseuche; foot and mouth disease; fièvre aphtheuse
Kurzbeschreibung

Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist eine hochkontagiöse, fieberhafte Allgemeinerkrankung der Paarhufer. Das typische klinische Bild der MKS ist geprägt durch die Bildung von Bläschen (Aphthen) und Erosionen an kutanen Schleimhäuten und unbehaarten Teilen der Haut, insbesondere im Bereich des Maules und der Klauen. Die Krankheit verläuft bei erwachsenen Tieren meist nicht letal, führt aber zu einem lang anhaltenden Leistungsabfall. Bei Jungtieren können hohe Verluste durch Schädigung des Herzmuskels auftreten. Obwohl die MKS in Europa in den 60er bis 80er Jahren des 20. Jahrhunderts getilgt wurde, gehört sie wegen ihrer potenziell katastrophalen Auswirkungen auf die Landwirtschaft der Industrie- und fortgeschrittenen Schwellenländer auch heute noch zu den wirtschaftlich bedeutsamsten Tierseuchen. Die MKS kommt in vielen Ländern Asiens, Afrikas und Südamerikas sowie in der Türkei endemisch vor. Der verheerende Seuchenzug von 2001 zeigte erneut, dass die Seuche auch in seit Jahrzehnten MKS-freie Länder jederzeit wieder eingeschleppt werden kann. Nachdem die MKS Anfang Februar 2001 durch Verfütterung nicht erhitzter Speiseabfälle in einen Schweine haltenden Betrieb in Großbritannien eingeschleppt worden war, kam es durch Verbreitung des Virus über die Schafpopulation zu einem Seuchenzug mit 2030 Ausbrüchen allein in Großbritannien. In 9585 infizierten Betrieben und Kontaktbetrieben mussten dort 3932000 Tiere getötet werden, davon etwa 600000 Rinder und 3189000 Schafe. Weitere 1,87 Millionen Tiere mussten getötet werden, weil sie wegen der Handelssperren weder genutzt noch in andere Gebiete transportiert werden konnten. Ausgelöst wurde der Seuchenzug durch ein Virus aus der panasiatischen Gruppe des MKS-Serotyps O, welches zuvor schon u. a. in Japan und Südkorea Ausbrüche verursacht hatte. Die Seuche wurde mit Tiertransporten in die Republik Irland, nach Frankreich und in die Niederlande verschleppt. Als volkswirtschaftlicher Schaden durch den Seuchenzug werden Beträge über 10 Mrd. Euro geschätzt. Die MKS hat nur eine sehr geringe zoonotische Bedeutung; sie kann in seltenen Fällen bei unmittelbarem Kontakt zu erkrankten Tieren Exantheme verursachen. Für den Verbraucher bestünde in Europa im Falle der Einschleppung keine Gefahr.
Ätiologie

Die MKS ist die erste Krankheit, für deren Erreger eine Virusnatur beschrieben wurde (Loeffler und Frosch, 1897 / 98). Der Erreger gehört zur Familie Picornaviridae, Genus Aphthovirus (s. Anhang), und zeichnet sich durch eine ausgeprägte Variabilität aus. Es existieren sieben Serotypen, die wiederum in eine Vielzahl von Untertypen unterteilt werden. Die Typen O, A und C traten früher auch in Europa endemisch auf, in Asien gibt es zusätzlich den Typ Asia und in Afrika die Serotypen SAT1, SAT2 und SAT3.
Klinische und pathologische Leitsymptomatik

Die Inkubationszeit beträgt meist drei bis sieben Tage. Beim Rind ist Fieber das erste Krankheitszeichen. Es hält i. d. R. nur einen bis drei Tage bis zum Auftreten der Sekundäraphthen an, kann aber aufgrund von Sekundärinfektionen später wieder ansteigen. Als weiteres Frühsymptom ist ggf. ein Abfall der Milchleistung zu beobachten. Die Tiere speicheln, die Maulschleimhaut ist gerötet und die Futteraufnahme geht zurück. Dann treten auf der Maulschleimhaut und den Klauen, u. U. auch am Euter, Aphthen auf, die nach dem Platzen rasch abheilen. Zwar gilt das Rind als die Spezies, bei der das klinische Bild meist am deutlichsten ausgeprägt ist, aber bei den Seuchenzügen der letzten Jahre zeigten sich auch Ausnahmen. Beim Schaf sind die Krankheitszeichen, insbesondere die Veränderungen der Maulschleimhaut, meist schwächer ausgeprägt oder fehlen ganz. Zu achten ist beim Schaf außer auf Lahmheiten auf rasch verheilende Bläschen im Maulbereich, insbesondere am Gaumen, auf Fieber, Inappetenz, Aborte und Lämmerverluste. Großflächige Konfluenzen der Schleimhautläsionen fehlen beim Schaf. Die Prävalenz in der Herde ist oft gering. Bei der Ziege verläuft die MKS meist gutartig und ohne Allgemeinstörungen. Es finden sich schnell zerplatzende Blasen in der Maulschleimhaut, nach deren Platzen sich eine Stomatitis erosiva entwickelt. Die Klauen sind nur selten betroffen. Auch Rhinitis, Milchrückgang und das Bild eines »dicken Kopfes« durch aufgestellte Haare können auf MKS hinweisen. Sowohl beim Schaf wie bei der Ziege fehlt das beim Rind zu beobachtende Speicheln und Schmatzen. Beim Schwein treten Aphthen vorwiegend an den Sohlenballen, im Klauenspalt und am Kronsaum sowie z. T. an der Rüsselscheibe auf. Häufig sind die Aphthen zum Zeitpunkt der Untersuchung nur noch als Schorf erkennbar. Auch an der Gesäugeleiste säugender Sauen können Aphthen auftreten. Die Tiere zeigen einen »klammen Gang« oder bewegen sich bei starken Schmerzen nur noch rutschend auf den Karpalgelenken. Für meist drei bis vier Tage tritt Fieber zwischen 40 und 41 °C auf. Häufig werden schwere Verluste unter Saugferkeln (myotrope Komponente) ohne Veränderungen an den Schleimhäuten beobachtet.
Pathogenese

Das MKS-Virus zeigt einen ausgeprägten Epitheliotropismus. Histologisch liegt der Aphthenbildung eine Kolliquationsnekrose des Schleimhautepithels zugrunde, die im Stratum spinosum beginnt. Das Stratum germinativum ist davon ausgenommen, was die Heilung begünstigt. Bei Jungtieren kann das MKS-Virus einen Myotropismus zeigen, bei dem es zur Zenkerschen Degeneration des Myokards (»Tigerherz«) mit perakuten Todesfällen kommt.
Diagnostik

Die MKS ist anzeigepflichtig. Der Amtstierarzt sendet Proben an das Friedrich-Loeffler-Institut. Die Labordiagnostik hat zunächst die Aufgabe den Primärausbruch festzustellen. Die rRT-PCR ermöglicht es heute, die Bearbeitungszeit zu verkürzen und die Sicherheit der Diagnose zu verbessern. Das isolierte Virus ist zu charakterisieren, um ggf. Empfehlungen für einen Impfstoff abgeben zu können. Wenn es gelungen ist, die Seuche zum Stillstand zu bringen, müssen serologische Untersuchungen die Entscheidungen zur Aufhebung von Maßnahmen in den betroffenen Gebieten unterstützen. Neue Aufgaben für die Serologie ergeben sich aus der Möglichkeit, infizierte von lediglich geimpften Beständen zu unterscheiden. Heutige inaktivierte MKS-Vakzinen erzeugen Ak praktisch nur gegen die Strukturproteine des Virus, während infizierte Tiere auch Ak gegen Nicht-Strukturproteine ausbilden. Diese können durch geeignete Tests nachgewiesen werden. Leider kann die Immunantwort gegen Nichtstrukturproteine bei geimpften und dann symptomlos infizierten Tieren gelegentlich auch ausbleiben, so dass dieses Untersuchungsprinzip zwar als Herdentest geeignet ist, nicht aber für die sichere Beurteilung von Einzeltieren.
Prophylaxe

Sie erfolgt in erster Linie durch Beschränkung der Länder, aus denen lebende Tiere und Fleisch- oder Fleischprodukte eingeführt werden. Auch ist das Verfüttern von Speiseabfällen untersagt und der Zutritt zu den Tierbeständen sollte möglichst beschränkt werden (Betriebshygiene).
Bekämpfung

Die besondere Bedeutung der MKS beruht auf den wirtschaftlichen Verlusten, die eine Einschleppung dieser Seuche hervorruft. Diese resultieren nicht zuletzt aus den zu ihrer Bekämpfung erforderlichen Maßnahmen (Verbringungsverbote, Bestandstötungen). Infizierte Wiederkäuer, sogar wenn sie dank einer Impfung niemals klinische Symptome gezeigt haben, können über Monate bis Jahre Virus ausscheiden (carrier-Status). Die Bekämpfung der MKS wird zusätzlich dadurch erschwert, dass das Virus sich ständig wandelt und neue Stämme ausbildet, was zur Entwicklung neuer Impfstoffe zwingt. Mitte der 1930er Jahre wurde gegen die MKS der erste inaktivierte Impfstoff (Formalin-Adsorbat-Vakzine) gegen eine Viruskrankheit entwickelt. In der EU wurde die vorbeugende MKS-Impfung (der Rinder) 1991 eingestellt. Sie hatte ihre Aufgabe, die Tilgung der in Europa auftretenden MKS-Stämme, erfüllt und hätte keinen sicheren Schutz gegen aus dem Ausland eingeschleppte Stämme geboten. Jedoch besteht im Einschleppungsfall die Möglichkeit der Notimpfung, wozu in nationalen und internationalen Impfstoffbanken Antigenkonzentrate der wichtigsten Stämme vorgehalten werden. Weltweit gelten für die Verhütung und Bekämpfung der MKS strenge Regeln der OIE, in der EU die »Richtlinie des Rates über Maßnahmen der Gemeinschaft zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche« (2003 / 85 / EG) und in Deutschland die »Verordnung zum Schutz gegen die Maul- und Klauenseuche«.
Literatur

HAAS, B (2001): Die Maul- und Klauenseuche: Klinik, aktuelle Seuchenlage, Bekämpfungsverfahren, Probennahme und Diagnostik. Tierärztl. Umschau 56: 616–628.
HAAS, B. (2001): Die Diagnostik der Maul- und Klauenseuche. Dtsch. tierärztl. Wochenschr. 108: 508–513.
RÖHRER, H., OLECHNOWITZ, A. F....


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.