Lorrah | Star Trek - The Next Generation: Überlebende | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 0 Seiten

Lorrah Star Trek - The Next Generation: Überlebende

Roman
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-641-11527-2
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 0 Seiten

ISBN: 978-3-641-11527-2
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In der Gewalt der Rebellen
Schon vor Jahren hat sich der Planet Treva um Mitgliedschaft in der Föderation beworben, nun braucht die Regierung Unterstützung gegen eine Rebellion. Captain Jean-Luc Picard schickt Sicherheitsoffizier Tasha Yar und den Androiden Data, um die Situation einzuschätzen. Sie werden mit allen Ehren empfangen, müssen aber feststellen, dass sich die Berichte über die Aufständischen als gefälscht erweisen. Die beiden Offiziere werden als Geiseln festgehalten. Und als Tasha Yar von den Rebellen entführt wird, erwartet sie eine schmerzhafte Konfrontation mit ihrer Vergangenheit.
Lorrah Star Trek - The Next Generation: Überlebende jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Kapitel 1


Der Planet hieß New Paris, denn die irdischen Auswanderer, die nach dem postatomaren Schrecken im All Zuflucht suchten, erhofften sich eine Welt der Harmonie. Sie wollten eine Gesellschaft gründen, in der die Menschen frei, gesund und glücklich sein konnten, in der Kunst und Liebe blühten und der Hass schwand.

Als die Föderation der Vereinten Planeten New Paris im vierundzwanzigsten Jahrhundert wiederentdeckte, stellte sich unglücklicherweise heraus, dass die Kolonie weitaus mehr dem von Victor Hugo beschriebenen Paris entsprach und kam Ähnlichkeiten mit den Darstellungen eines Toulouse-Lautrec aufwies. Der Traum von einer besseren Heimat war schon nach kurzer Zeit gestorben. Der anfängliche Überlebenskampf führte zu einem gnadenlosen Ringen um die Macht, und dadurch beschworen die Bewohner von New Paris jenes Entsetzen herauf, dem ihre Vorfahren in primitiven, ohne Warptriebwerke ausgestatteten Raumschiffen entflohen waren.

Ein fünfzehnjähriges Mädchen kauerte in den Ruinen einer Stadt, die einst als Modell für die Einheit von Form und Funktion gegolten, sowohl Schönheit als auch Komfort geboten hatte. Auf den ›Letzten Krieg‹ konnte keine neue globale Katastrophe folgen; denn dieser Krieg zerstörte seine eigenen technischen Voraussetzungen. Die Anführer der verschiedenen Banden übten ihre Macht mit Muskelkraft, heimtückischer List und durch die Größe ihrer Gruppen aus – oder sie kontrollierten die Versorgung mit Lebensmitteln und Drogen.

Das schmutzige und magere Mädchen hielt den einzigen Trost seines Lebens in den Armen: eine rötlichgelbe Katze, mit der es die Lebensmittel teilte, die es finden oder stehlen konnte. Das Tier bedankte sich, indem es des Nachts die Ratten verjagte und seiner Herrin die Möglichkeit gab, ruhig zu schlafen: Die Namenlose wusste, dass es sie mit einem Fauchen wecken würde, wenn sich jemand näherte. Einmal sprang es sogar mit einem wütenden Zischen auf die Schulter eines Mannes, der sie wegen einer kleinen Schüssel mit gebratenem Geflügel umbringen wollte. Die Katze lenkte den Angreifer ab, und dadurch bekam das Mädchen Zeit genug, sein Messer zu ziehen und es dem Mann in den Leib zu stoßen. Anschließend bekam das Tier als Belohnung eine besonders große Portion der gemeinsamen Mahlzeit.

Die einsame Überlebende nannte ihre Begleiterin einfach nur Katze, denn sie wusste nichts von dem irdischen Brauch, solchen Geschöpfen Namen zu geben. Katze wurde zu ihrer einzigen Gefährtin, und mehr als einmal erwies sie sich als Retterin in der Not.

Diesmal aber konnte sie ihr nicht helfen. Eine der Lustbanden hatte sie entdeckt, und sie musste damit rechnen, gnadenlos verfolgt zu werden.

Voller Schrecken dachte sie an ein entsprechendes Erlebnis zurück, von dem sie inzwischen drei Jahre trennten. Als sie damals in Gefangenschaft geriet, war sie knapp zwölf: zu jung, zu hungrig, zu dünn und ausgezehrt. Die Männer lachten sie aus, ließen sie wieder frei.

»Verschwinde, Mä'chen. Verzieh dich in irgend'nem Loch. Werd groß und lass dir or'n'liche Titt'n wachsen. Erst dann hat's 'n Sinn, dein'n hungrigen Wanst zu füllen. Die alten Knochen bezahlen nur für Frauen mit 'nem rich'en Vorbau. He, Mä'chen, wie gefällt dir so was, hm? Du bekommst hübsche Kleid'r, vielleich' sogar Schmuck und dergleich'n. Und jede Menge Freud'nstaub, damit du immerzu glücklich lächelst.«

Damals lernte die Überlebende zu kämpfen. Es gehörten auch Mädchen zu einigen Banden; manche Gruppen bestanden sogar nur aus Frauen. Doch da sie nicht als Mitglied einer Gang geboren war, musste sie damit rechnen, abgelehnt zu werden, solange sie sich nicht selbst verteidigen und schützen konnte. Wer in eine Bande aufgenommen werden wollte, stellte zunächst seine Fähigkeiten unter Beweis, und solange sie ständig Gefahr lief, vor Hunger zu sterben, erregte sie nur Mitleid. Voller Scham erinnerte sie sich an das spöttische Lachen der Männer, und neuerlicher Zorn brodelte in ihr. Das Verhalten der Frauenjäger bewies, dass sie nicht hoffen durfte, in eine Gruppe aufgenommen zu werden. Zuerst musste sie Kraft und Geschick finden, sich die Fähigkeit aneignen, ganz allein ihren Platz in einer apokalyptischen Welt zu verteidigen. Wenn ihr das gelang, konnte sie sich den Kriegerinnen anschließen, und dann brauchte sie die Lustbanden nie wieder zu fürchten. Von Angst bestimmtes Grauen verwandelte sich in Wut, die wiederum den Nährboden für Entschlossenheit bildete.

Nun, Entschlossenheit war eine Sache, Ausbildung und das Sammeln einschlägiger Erfahrungen eine andere. Sie unterhielt keine Kontakte zu den Gemeinschaften. Ihre Mutter hatte sie verlassen, als sie erst fünf gewesen war. Eine alte Frau – letztes, greises Überbleibsel einer kleinen Gang –, nahm sich ihrer an, wahrscheinlich nur deshalb, weil sie Mitleid mit dem verhungernden Kind empfand. Sie schickte das Mädchen zum Stehlen aus, benutzte es als lebenden Bettwärmer – und als geduldigen Zuhörer. Sie brachte ihm einige Tricks der Diebeskunst bei, zeigte ihm auch, wie man Schlösser knackte. Und die junge Überlebende erfuhr von ihr, wie man sich in den Ruinenlabyrinthen zurechtfand.

Sie machte ihre kleine Gefährtin mit den Geheimnissen der Buchstaben vertraut, so dass sie die Schilder entziffern konnte, die hier und dort an Kellern und Tunnelzugängen hingen. Für die Obdachlosen von New Paris – sie bildeten die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung – diente das Lesen nur einem einzigen Zweck: Es versetzte sie in die Lage, sich in den endlosen Passagen und Korridoren zu orientieren oder Hinweise zu erkennen, die vor radioaktiven Zonen warnten. In ihrer Welt gab es keine Bücher. Alle Bände, die das atomare Feuer überstanden hatten, waren schon vor vielen Wintern verbrannt worden, um ein wenig Wärme zu spenden. Der Begriff ›Zeitungen‹ blieb ohne Bedeutung: Die reichen Drogenbosse, die weit über den Ruinen wohnten, tauschten Nachrichten mit Hilfe von Kurieren oder Kommunikationskonsolen aus. In jenen hohen Gebäuden, die noch immer gen Himmel ragten, bewahrten sie einige Reste der einstigen Technologie. Die Kommunikatoren in den Straßen funktionierten längst nicht mehr, und Elektrizität und sanitäre Anlagen standen nur den wenigen Mächtigen zur Verfügung.

Im Alter von zwölf Jahren besaß die Namenlose keine Fähigkeiten, die für eine der Gemeinschaften von Interesse sein mochten. Sie musste also lernen, auf eigenen Beinen zu stehen, selbst für ihre Sicherheit zu sorgen. Sie hatte eine Waffe: das Messer der alten Frau, ihr einziges Vermächtnis. »Du hinterlässt mir meh' als mei'e eigene Mutter«, murmelte sie, als sie eines Morgens neben der Leiche der alten Frau erwachte. Sie sah sich außerstande, auch die Kleidung zu nehmen, durchsuchte jedoch die Taschen – die Greisin hätte es nicht anders erwartet. Was konnte sie jetzt noch mit ihren wenigen Habseligkeiten anfangen? Die junge Überlebende fand zwei Münzen, eine harte Brotkruste, drei Stecknadeln – und ein Allzweckmesser, die Klinge bis auf die Hälfte der ursprünglichen Größe abgewetzt: eine substantielle Erinnerung an die Zeit, als die alte Frau ihre eigene Gruppe angeführt hatte.

Die Lustbande entdeckte sie zwei Tage nach dem Tod der Greisin, und das Messer nützte ihr überhaupt nichts. Vielleicht machte sie der Kummer sorglos; vielleicht übersah sie deshalb die Bewegungen in den Schatten. Ein lachender Mann entwand ihr die Klinge und überwältigte sie mühelos.

Man stülpte ihr eine Kapuze über den Kopf, so dass sie nichts sehen und weder kämpfen noch beißen konnte. Und während vor ihren Augen Dunkelheit herrschte, während sie fast erstickte, nahmen die Männer sie nacheinander. Schließlich zerrte ihr der Anführer den Stoffbeutel vom Kopf und ließ das Messer achtlos fallen; er wusste, dass sie viel zu schwach und entsetzt war, um Gebrauch davon zu machen.

Sie ließ sich diese Erfahrung eine Lehre sein. Die emotionale Bindung an eine alte Frau hatte sie in große Gefahr gebracht, und deshalb beschloss sie, in Zukunft nur noch an sich selbst zu denken, sich um niemanden mehr zu kümmern. Sie unternahm keinen Versuch, sich mit den anderen Kindern anzufreunden, die sie verächtlich ›Skla'in der al'n Hexe‹ nannten. Im Nahkampf konnte sie es mit keinem Mann aufnehmen, und das bedeutete: Sie musste besser mit der Klinge umgehen und immer wieder üben, um ein Ziel bereits aus größerer Entfernung zu treffen. In dieser Hinsicht brauchte sie keine fremde Hilfe. Innerhalb weniger Wochen traf sie alle Gegenstände, die sie anvisierte. Das Messer bohrte sich sogar in die haarigen Leiber von Ratten, die durchs Halbdunkel huschten.

Zwei Jahre später rettete sie die Katze vor einigen grölenden Kindern, die ihren Schwanz in Brand setzen wollten, und daraufhin war sie nicht mehr ganz so einsam. Sie versuchte sich einzureden, dass ihr eigentlich überhaupt nichts an dem Tier lag und sie nur ein nützliches Etwas darin sah, ein Werkzeug, vergleichbar mit ihrem Messer. Somit erschien es ihr durchaus angebracht, die Katze zu füttern, sie zu streicheln, sich von ihrem Schnurren beruhigen zu lassen, wenn sie aus einem ruhelosen, von Albträumen heimgesuchten Schlaf erwachte.

Die Kinder hatten sofort die Flut ergriffen, obwohl sie in der Überzahl gewesen waren, und dieser Umstand erfüllte sie mit Zuversicht. Nach der mehrfachen Vergewaltigung machte sie sich eine ständige, nie nachlassende Wachsamkeit zu eigen, die ihr gut zustatten kam, wenn sie Schlösser aufbrach und sich des Nachts in eine der verriegelten Lagerkammern schlich. Sie stahl besonders leckere und nahrhafte Lebensmittel, anstatt tagsüber zusammen mit anderen Jugendlichen auf Diebestour zu gehen, um irgend etwas Essbares zu ergattern.

Die Lustbanden nahmen...


Brandhorst, Andreas
Andreas Brandhorst, geboren 1956 im norddeutschen Sielhorst, hat mit Romanen wie »Äon«, »Das Erwachen« oder »Das Schiff« die deutsche Science-Fiction-Literatur der letzten Jahre entscheidend geprägt. Spektakuläre Zukunftsvisionen verbunden mit einem atemberaubenden Thriller-Plot sind zu seinem Markenzeichen geworden und verschaffen ihm regelmäßig Bestsellerplatzierungen. Zuletzt ist bei Heyne sein Thriller »Der Riss« erschienen. Andreas Brandhorst lebt im Emsland.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.