Ludwig | Der 7. Sonntag im August | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Ludwig Der 7. Sonntag im August


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-86272-461-1
Verlag: Dressler
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

ISBN: 978-3-86272-461-1
Verlag: Dressler
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wenn doch endlich wieder Montag wär'! So ein blöder Sonntag, findet die elfjährige Freddy. Morgen ist der erste Schultag nach den Ferien, der Ranzen ist noch nicht gepackt, das Zeugnis nicht unterschrieben, ihre große Schwester Mia eine alte Zicke und ihr Vater hat nur noch seinen Kochfimmel im Kopf. Da kann man sich ja fast auf die Schule freuen! Doch am nächsten Morgen geschieht das Unglaubliche: Als Freddy aufwacht, ist schon wieder Sonntag! Und das wiederholt sich von nun an jeden Tag ... Nach dem ersten Schock entdeckt sie auch gute Seiten an dieser verrückten Zeitschleife. Aber eigentlich möchte Freddy nur eines: dass endlich wieder Montag ist! Eine lustige, spannende und fantasievolle Geschichte, die in einer verrückten Zeitschleife spielt.

Sabine Ludwig, 1954 in Berlin geboren, studierte Germanistik, Romanistik und Philosophie. Nach dem Studium und Staatsexamen war sie kurze Zeit an einem Berliner Gymnasium als Lehrerin tätig. Danach arbeitete sie als Regieassistentin, Pressereferentin und Rundfunkredakteurin. Seit 1983 arbeitet sie als freie Autorin, zunächst von Essays, Hörspielen und Features für Erwachsene. 1987 verfasste sie ihre ersten Radiogeschichten für Kinder, unter anderem.für die beliebte Hörfunkreihe 'Ohrenbär', und anschließend viele Kinderbücher. Außerdem übersetzte sie Romane von Eva Ibbotson und Kate DiCamillo aus dem Englischen. Sabine Ludwig zählt heute zu den erfolgreichsten deutschen Kinderbuchautorinnen und wurde von der AG Leseförderung des Sortimenter-Ausschusses im Börsenverein zur 'Lesekünstlerin des Jahres' gewählt. Die 'Süddeutsche Zeitung' schrieb über sie: 'Humor hat in ihren Geschichten absoluten Vorrang, was Sabine Ludwig nicht daran hindert, wie nebenbei kindliche Verletzungen offenzulegen. Changierend zwischen Menschenfreundlichkeit und Spott entsteht so beste Unterhaltung gegen jede Art von Frust.' Wie wahr!
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2. Kapitel

Ich wache auf. Vom Wecker? Nein. Was da läutet, sind die Kirchenglocken. Am Montag? Seit wann läuten montags die Glocken? Ist irgendein besonderer Tag heute, wenn man mal davon absieht, dass die Schule wieder anfängt? Nicht dass ich wüsste.

Ich schaue auf meinen Wecker und bekomme einen Schreck.

Wir haben verschlafen! Es ist schon neun Uhr!

Es gibt nichts Schlimmeres, als zu spät zu kommen, erst recht am ersten Schultag nach den großen Ferien. Was wird Herr Frohriep, unser Klassenlehrer, sagen? Er hat so eine Art, eine Augenbraue hochzuziehen, wenn man was falsch macht. Ich höre ihn schon: »Verschlafen hast du, soso? Na, das fängt ja gut an!«

Ich springe aus dem Bett. Wieso liegt da diese dicke weiße Wollfluse auf dem Teppich? Hab ich die nicht gestern weggesaugt? Egal, ich hab andere Sorgen.

»Mama! Papa! Aufstehen!«, rufe ich. »Wir haben verschlafen!«

Ich stürze ins Bad und greife nach der Zahnbürste. Ob ich gar nicht zur Schule gehe? Ich könnte ja krank sein. Das ist auf jeden Fall besser, als über eine Stunde zu spät zu kommen. Andererseits wird Vero bestimmt überall erzählen, dass sie mich gestern Nachmittag getroffen hat und dass ich da noch putzmunter war.

»Mama!«

Wo ist meine Zeugnismappe? Hier, aber das Zeugnis ist noch nicht unterschrieben, typisch! Sechs Wochen haben meine Eltern Zeit dafür gehabt und was ist? Nichts! Ich knalle es auf den Küchentisch.

Jack springt aufgeregt bellend um mich herum. Er hält das alles anscheinend für einen großen Spaß.

»Nein, Jack, ich gehe nicht mit dir raus, ich muss zur Schule!«

Papa streckt seinen Kopf aus der Schlafzimmertür.

»Freddy? Was machst du denn für einen Radau? Wir schlafen noch!«

»Das hab ich gemerkt. Hast du mal auf die Uhr gesehen?«

Ich schlüpfe in meine Turnschuhe, zum Zubinden ist keine Zeit mehr. Wo ist die blöde Schulmappe? Ich hatte sie doch gestern Abend neben die Tür gelegt.

»Papa, unterschreib mein Zeugnis, schnell!«

»Ist doch erst kurz nach neun. Was soll diese Hektik am heiligen Sonntag?«

»Sonntag?« Ich starre Papa fassungslos an. »Heute ist doch nicht Sonntag! Gestern war Sonntag!«

Mama erscheint. »Du bist aber früh dran, Freddy. Möchtest du auch einen Tee?«

Ich verstehe die Welt nicht mehr. »Ich muss zur Schule, Mama!«

Mama kommt zu mir und legt mir die Hand auf die Stirn. »Geht’s dir nicht gut, mein Schatz?«

Mir geht’s wirklich nicht gut, irgendwie ist mir schwindlig. »Aber Sonntag war doch gestern«, wiederhole ich.

»Gestern war Samstag«, sagt Mama. »Wir sind auf den Markt gegangen, haben Wachteln für Papas Menü gekauft …«

»Die Wachteln sind verbrannt«, sage ich leise.

»Verbrannt! Von wegen! Mir ist noch nie was verbrannt!«

Papa macht den Kühlschrank auf und holt ein Päckchen heraus. Er schlägt das Papier auseinander. Da liegen sie – vier Wachteln. Mit ihren Bäuchen und den runden Schenkeln sehen sie aus wie dicke kleine nackte Frauen ohne Kopf.

Ich lasse mich auf einen Küchenstuhl fallen.

Mama stellt den Wasserkessel auf den Herd.

»Du musst geträumt haben, Freddy«, sagt sie. »Manchmal sind Träume so plastisch, dass man nur ganz schwer in die Wirklichkeit zurückfindet. Ich hab noch jahrelang geträumt, ich müsste meine Abiturarbeit in Mathe schreiben. Es endete immer damit, dass ich leere Seiten abgegeben habe.«

»Das war aber kein Traum«, sage ich leise. »Das kann einfach kein Traum gewesen sein.«

»Komm, trink eine Tasse Tee«, sagt Mama und stellt drei Tassen auf den Tisch.

Ich springe auf. »Später, ich geh erst mal mit Jack raus!«

Ich muss an die frische Luft, dringend.

Vor dem Haus steuert Jack zielstrebig die Birke an. Mist, ich hab keine Plastiktüte dabei.

»Nein, Jack, nein! Nicht hier!«

Jack schnuppert nur kurz, dann lässt er sich von mir wegziehen.

Frau Haferkamp reißt das Fenster auf. »Wenn ihr wieder nicht den Dreck von euerm Hund wegmacht, gibt’s ’ne Anzeige!«

»Aber ich hab doch gestern Jacks Haufen weggemacht!«

»Von wegen! Der liegt ja noch da vorn.« Sie zeigt zum Bordstein. »Deine Mutter ist sich wohl zu fein dafür, was?«

Mama war am Samstagmorgen mit Jack draußen, bevor wir auf den Markt gegangen sind.

Ich antworte nicht, sondern laufe mit Jack über die Straße und in den Park. Jogger hetzen keuchend an mir vorbei, aber das tun sie jeden Morgen, nicht nur am Sonntag. Ich setze mich auf eine Bank und versuche nachzudenken. Heute ist also Sonntag, aber gestern war auch Sonntag. Habe ich den gestrigen Sonntag wirklich nur geträumt? Hinter mir raschelt Jack im Gebüsch. Habe ich geträumt, dass Daniel auf der anderen Seite der großen Wiese stand und sein Rad aufgepumpt hat?

Ich schirme meine Augen mit der Hand ab, die Sonne blendet.

Eine Frau schiebt einen Kinderwagen. Ein älteres Ehepaar geht untergehakt den Weg entlang. Von Daniel keine Spur. Halt, gestern war ich viel später im Park. Kurz nach zehn ungefähr. Jetzt ist es erst zwanzig nach neun. Soll ich darauf warten, dass er auftaucht? Vielleicht sitzt Daniel ja längst in der Schule und es ist doch Montag und das Glockenläuten war ein Irrtum, so eine Art Fehlalarm.

Ich gehe zurück zu unserer Straße. Vor dem geschlossenen Supermarkt steht einsam ein herrenloser Einkaufswagen, am Kiosk liegt eine Zeitung aus mit der Schlagzeile: Neuer Hitzerekord!

Keine Ahnung, ob gestern die Schlagzeile dieselbe war, ich hab nicht drauf geachtet.

Ich schaue auf das Datum: Sonntag, 19. August

»Ist das die Zeitung von heute?«, frage ich den Verkäufer.

»Na, wat glaubst ’n du? Die Ausgabe von Weihnachten?«

Unter der Schlagzeile steht: Für den letzten Ferientag werden noch einmal über 30 Grad erwartet.

»Glotzen gibt’s bei mir nich«, schimpft der Zeitungsverkäufer. »Entweder kaufste die jetzt oder …«

Er macht eine wegwerfende Handbewegung. Ich schüttele den Kopf und zerre Jack weg, der gerade sein Bein hebt, um an den Kiosk zu pinkeln.

Sonntag, es ist schon wieder Sonntag! Nein, nicht schon wieder, es ist noch einmal der gleiche Sonntag wie gestern. Gestern war der 19. August und heute ist auch der 19. August. Aber das ist nicht möglich, also muss ich den gestrigen Sonntag geträumt haben. Mama hat recht, es gibt manchmal Träume, die so lebendig sind, dass man gar nicht unterscheiden kann, was nun wirklich ist oder nicht. Ich hab mal geträumt, dass Mia allen meinen Kuscheltieren den Kopf abgeschnitten hat. Den ganzen Tag über war ich superwütend auf sie, obwohl sämtliche Teddys natürlich noch ihren Kopf hatten.

Ich beschließe nicht weiter darüber nachzudenken. Ist doch wunderbar! Noch ein ganzer freier Tag, bevor ich morgen wieder zur Schule muss. Ist das nicht genau das, was ich mir gewünscht habe?

Als ich nach Hause komme, sitzen Mama und Papa am Küchentisch und trinken Tee. Mama liest Zeitung und Papa schreibt sich etwas aus einem Kochbuch ab.

Genau wie gestern. Genau wie jeden Sonntag.

»Haben wir Piment im Haus?«, fragt Papa.

»Braucht man das nicht für Weihnachtsplätzchen?«, sagt Mama.

»Haben wir nun Piment, ja oder nein?«

Genau darüber haben sie gestern auch gesprochen. Kann ich wirklich von Piment geträumt haben? Ich weiß ja noch nicht mal, was das ist.

»Was ist denn Piment?«, frage ich.

»Sieht ähnlich aus wie Pfeffer, ist aber nicht ganz so scharf«, sagt Papa.

»Da hat schon wieder einer seinen Hund bei der Gluthitze im Auto gelassen«, liest Mama aus der Zeitung vor. »Das ist doch Tierquälerei.«

»Was ist mit dem Hund passiert?«

»Die Polizei hat den Wagen aufgebrochen und der Hund kam in die Tierklinik, er hatte einen Kreislaufkollaps.«

Jack bellt laut.

Ich stelle ihm frisches Wasser hin und fülle seinen Napf mit Trockenfutter.

»Warum machen wir kein Picknick?«, frage ich. »Wir packen Brote und harte Eier ein und fahren an den Waldsee.«

»Und Mia?«, fragt Mama mit einem Blick zu Mias Tür. »Die schläft doch noch.«

»Na und? Dann legen wir ihr eben einen Zettel hin, dass wir einen Ausflug machen.«

»Wir könnten doch nach dem Frühstück alle zusammen in den Schlosspark und anschließend ins Cortina –«

»Eis essen«, vollende ich Mamas Satz. »Vergiss es, Mia kommt sowieso nicht mit, die trifft sich mit Hanni und Denise.«

»Davon hat sie gestern gar nichts gesagt. Ist Hanni denn schon aus London zurück?«

»Muss sie ja wohl, wenn morgen die Schule wieder anfängt«, sagt Papa und öffnet den Kühlschrank. »Haben wir auch genug Sahne?«

»Wozu brauchst du die denn?«, fragt Mama.

»Für seine Mangomousse«, sage ich.

»Wolltest du nicht ein Moccaparfait machen?«, sagt Mama. »Ich hab extra Löffelbiskuits für dich besorgt.«

»Ich hab’s mir eben anders überlegt. Moccaparfait macht doch heute jeder und das Besondere bei der Mangomousse ist –«

»Der Vanilleschaum«, ergänze ich. Langsam macht es Spaß.

»Genau!« Papa sieht mich erstaunt an. »Hab ich dir davon erzählt?«

»Hmm«, mache ich vage.

»Und für den Vanilleschaum brauche ich eine Prise gemahlenen Piment. Der nimmt ein wenig von der Süße der Vanille und bietet einen interessanten Kontrast zum fruchtigen Geschmack der Mango«, erklärt Papa.

»Du bist hier nicht im Fernsehen«, sagt Mama. »Uns musst du das nicht alles erklären, Hauptsache, es schmeckt!«

Mein Magen knurrt.

»Was ist jetzt mit Picknick?«

»Nächsten Sonntag«,...


Sabine Ludwig, 1954 in Berlin geboren, studierte Germanistik, Romanistik und Philosophie. Nach dem Studium und Staatsexamen war sie kurze Zeit an einem Berliner Gymnasium als Lehrerin tätig. Danach arbeitete sie als Regieassistentin, Pressereferentin und Rundfunkredakteurin. Seit 1983 arbeitet sie als freie Autorin, zunächst von Essays, Hörspielen und Features für Erwachsene. 1987 verfasste sie ihre ersten Radiogeschichten für Kinder, unter anderem.für die beliebte Hörfunkreihe "Ohrenbär", und anschließend viele Kinderbücher. Außerdem übersetzte sie Romane von Eva Ibbotson und Kate DiCamillo aus dem Englischen. Sabine Ludwig zählt heute zu den erfolgreichsten deutschen Kinderbuchautorinnen und wurde von der AG Leseförderung des Sortimenter-Ausschusses im Börsenverein zur "Lesekünstlerin des Jahres" gewählt. Die "Süddeutsche Zeitung" schrieb über sie: "Humor hat in ihren Geschichten absoluten Vorrang, was Sabine Ludwig nicht daran hindert, wie nebenbei kindliche Verletzungen offenzulegen. Changierend zwischen Menschenfreundlichkeit und Spott entsteht so beste Unterhaltung gegen jede Art von Frust." Wie wahr!



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