E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Maclay Liebe mich, Lilibeth!
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7337-5706-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-5706-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die blonde Lilibeth hält Alex Peabody, an den sie ein Zimmer vermietet hat, für besonders raffiniert. Sie glaubt nämlich, er sei derjenige, der sich im Internet auf ihre Heiratsanzeige hin gemeldet hat und sie jetzt 'auschecken' will! Und da Alex auffallend zurückhaltend bleibt, muss Lilibeth ihn eben verführen ...
Charlotte Maclay hatte immer Geschichten in ihrem Kopf. In der dritten Klasse erfanden sie und eine Freundin Bambi - Geschichten und führten sie als kleine Theaterstücke auf. Ihre Freundin spielte Bambi - sie war Thumper, der Hase aus dem Disney - Film. Eines Tages zog ihre Freundin weg, aber Charlotte erfand weiterhin Geschichten. Jahre später gab ihr ihr Ehemann ein kleines Lehrbuch, wie man Romane schreibt. 1987 veröffentliche sie ihren ersten Roman. 4 Jahre und ein Dutzend unverkaufte Manuskripte später verkaufte sie das erste Mal eines ihrer Bücher an Harlequin. Mittlerweile hat sie eine anschauliche Zahl von Büchern geschrieben und schreibt eine wöchentliche Kolumne in einer Zeitung. Charlotte und ihr Ehemann haben 2 verheiratete Töchter und zwei Enkelkinder.
Autoren/Hrsg.
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1. KAPITEL
Das Leben in Nowhere Junction, Texas, war ungefähr so aufregend wie Hafergrütze zum Frühstück.
Seufzend schaltete Lilibeth Anderson den Computer ein. Er stand in dem winzigen Büro hinter dem Drugstore ihrer Eltern. Vielleicht hatte sie heute Glück, und jemand hatte sich auf ihre Bekanntschaftsanzeige gemeldet. Bisher war überhaupt nur ein einziger Kandidat in Erscheinung getreten – Lucas McRifle. Aber der hatte sich ja für Mimsy Miles entschieden.
Nicht, dass Lilibeth ernsthaft an Lucas interessiert gewesen wäre. Das zum Glück nicht. Zwischen ihnen war kein erotischer Funken übergesprungen, obwohl Lucas wirklich gut aussah.
Andererseits … Sie war jetzt siebenundzwanzig Jahre alt und hatte keinerlei Aussichten, in absehbarer Zeit etwas an ihrem Singledasein zu ändern. Die Männer hier in der Stadt waren entweder zu alt oder zu jung oder bereits vergeben. In letzter Zeit hatte sie zunehmend das Gefühl, zu einer Minderheit zu gehören.
Ohne jede Vorwarnung stiegen Tränen in ihr hoch, und der Bildschirm verschwamm vor ihren Augen. Die Vorstellung, als alte Jungfer zu enden, und das in Nowhere, hatte einen ähnlichen Reiz wie ein Leben hinter Klostermauern. Aber sie konnte auch nicht einfach weggehen und ihr Glück woanders suchen.
Ihre Eltern hatten den Drugstore und das Café über dreißig Jahre betrieben, ohne daran reich zu werden, weil sie, wie sie sagten, den Leuten „nicht das Geld aus der Tasche ziehen“ wollten. Schließlich war Nowhere ein bescheidener Ort – wenn man von Quade Gardiner absah, der nicht nur eine ausgedehnte Ranch besaß, sondern auch Millionär war. Leider war er nie auf die Idee gekommen, Lilibeth zum Altar zu führen. Eine andere Ausnahme war Mazeppa, die allgemein als mittellose Müllsammlerin gegolten hatte, bis sich herausstellte, dass sie noch mehr Geld hatte als Quade.
Wie auch immer – jedenfalls hatten die Andersons nicht genügend angespart, um im Alter unabhängig leben zu können. Und es war auch keine Lösung, das Geschäft zu verkaufen. Wer, wenn er einigermaßen bei Verstand war, würde ausgerechnet in Nowhere einen schlecht gehenden Drugstore mit Café erwerben, mit dem er sich kaum über Wasser halten konnte?
Lilibeth blinzelte und zwang sich, sich auf den Bildschirm zu konzentrieren. Nichts. Keine einzige Antwort auf ihre Anzeige „Lustige Erbin und ehemalige Ballkönigin sucht Mann“.
Alexander Peabody fielen sofort zwei Dinge auf, als er den Drugstore in Nowhere Junction betrat: Erstens hatte die Tür keine Klingel, die beim Eintreten eventueller Kunden oder Cafégäste schellte, und zweitens sah die Frau, die gerade das Regal mit Hygieneartikeln auffüllte, wie ein Engel aus.
Unverzüglich begannen seine Gehirnzellen sich damit zu beschäftigen, wie man die Türklingel nicht nur reparieren, sondern gleich wesentlich verbessern konnte, während seine Hormone gleichzeitig heftig auf das schulterlange honigblonde Haar und die hübsch geformte Rückseite des besagten Engels ansprachen.
Es kam selten vor, dass irgendetwas oder irgendjemand Alexander Peabody, den begeisterten Erfinder, von einer möglicherweise bahnbrechenden Erfindung ablenkte. Aber diese Frau ließ ihn allein durch die Art, wie sie da zwischen den Regalen kniete und mit parfümierten Duschgels hantierte, jedes Interesse an elektronischen Wunderteilchen und Neuverkabelungen verlieren. Sie verwirrte ihn. Und als sie jetzt aufstand, äußerst anmutig, wie er sich eingestehen musste, eine Tube Verhütungscreme in der einen und eine Dose Vaseline in der anderen Hand, und ihn anlächelte, brannten seine Sicherungen endgültig durch. Ihre Lippen waren voll und groß und erinnerten ihn an den rosigen Hauch eines Sonnenaufgangs in der Wüste. Die Kehle wurde ihm eng.
„Hallo. Ich habe Sie gar nicht hereinkommen hören.“ Ihre Stimme war so melodisch und wohlklingend wie die einer Nachtigall, genau wie er erwartet hatte. Sie trug ein enges kurzes Jeanskleid, das ihre Figur, vor allem Brüste und Schenkel, aufs Schönste zur Geltung brachte. „Kann ich Ihnen helfen?“
Und ob. Er benötigte sogar ganz dringend Hilfe. Nicht nur hatte sein Gehirn eine Auszeit genommen, sondern er wusste plötzlich auch nicht mehr, wie man atmete. Der Sauerstoffmangel ließ bereits seine Haut kribbeln.
Fragend sah sie ihn an. „Was bringt Sie in unsere Stadt?“
Alex räusperte sich und versuchte sich daran zu erinnern, warum er wie ein Narr in diesem verlassenen Nest herumstand. „Das Internet“, brachte er schließlich heraus. „Ich bin auf eine Anzeige im Internet hin gekommen.“
„Im – im Internet?“, quietschte Lilibeth. Dieser Traum von einem Mann mit den sanften braunen Augen war ihretwegen da? Für einen Moment geriet sie völlig aus dem Gleichgewicht und fing sich nur mit Mühe. Sie dachte an ihren Schwur, den nächsten Mann, der ihr über den Weg lief und halbwegs als Ehemann infrage kam, zu kapern und nicht mehr aus den Fängen zu lassen, bis er ihr gehörte.
Sie straffte die Schultern und schob die Brust heraus, nach Ansicht der Männer von Nowhere ihr hervorstechendstes Merkmal – zumindest fiel es ihnen am meisten ins Auge. „Willkommen bei uns. Ich bin Lilibeth Anderson.“ Damit reichte sie ihm die Hand.
Er sah darauf hinunter, machte aber keine Anstalten, sie zu ergreifen. „Ich freue mich, Sie kennenzulernen“, antwortete er steif und mit rauer Stimme.
War das nicht süß? Dieser hinreißend aussehende Mann mit dem gewellten braunen Haar und den beeindruckend breiten Schultern war tatsächlich schüchtern! Welche Frau hätte da widerstehen können? Am liebsten hätte Lilibeth ihn sofort in die Arme genommen.
Stattdessen schenkte sie ihm ihr wärmstes, verführerischstes Lächeln. Dann fiel ihr Blick auf die Tube mit dem Verhütungsgel, das sie in der Hand hielt.
Ach du liebe Güte. Das Blut stieg ihr ins Gesicht, und sie wäre am liebsten im Erdboden verschwunden und nie mehr aufgetaucht.
Hastig legte sie die anstößige Tube auf den Wagen zurück, mit dem sie den Nachschub aus dem Lager holte, woraufhin die Hustenbonbons und Früchtetees herunterfielen. In ihrem Bemühen, einen wackligen Karton mit Slipeinlagen vor dem Absturz zu bewahren, stieß sie mit der Hüfte eine Flasche um, und Haarshampoo ergoss sich auf den Boden. Den Abschluss bildete eine Batterie Lippenstifte, die fröhlich bis zu den Stiefeln des Fremden purzelten.
Lilibeth war einem hysterischen Anfall nahe, aber da lächelte der Mann sie an. Um seine Augen bildeten sich Lachfältchen, und er ließ wunderschöne weiße und regelmäßige Zähne sehen. Auf einmal war die Welt wieder in Ordnung.
„Hallo, Lilibeth“, sagte er. „Was für ein netter Name. Ich heiße Alex. Alexander Peabody.“
Seine Stimme war ein tiefer Bariton, so weich und doch so männlich. „Normalerweise bin ich nicht so ungeschickt“, brachte Lilibeth irgendwie heraus, und das stimmte auch. Schließlich füllte sie die Regale jeden Tag auf, und noch nie war ihr so etwas wie heute passiert. Aber es war wieder einmal typisch, dass sie sich ausgerechnet vor dem bestaussehenden Mann, den Nowhere je gesehen hatte, lächerlich machte.
„Warten Sie, ich helfe Ihnen.“ Er kniete sich auf den Boden, um die Lippenstifte aufzuheben, und Lilibeth konnte einen ausgiebigen Blick auf sein traumhaft dichtes Haar werfen. Am liebsten hätte sie es angefasst. Sie hockte sich neben ihn und hob einen Lippenstift und ein Päckchen Abschminktücher auf. Er roch ganz leicht nach einem würzigen Rasierwasser, und instinktiv neigte sie sich ein wenig zu ihm hin.
„Wie haben Sie mich gefunden?“ Immerhin hatte sie ihre Adresse nicht im Internet angegeben. Sie wollte erst etwas über die möglichen Bewerber erfahren, sonst konnte ja jeder daherkommen.
„Quade Gardiner vom Schulvorstand hat mir gesagt, wo ich Sie finde.“
„Quade ist außerdem unser Bürgermeister.“ Sie versuchte, möglichst unauffällig ein Mittel zur Regulierung des weiblichen Zyklus verschwinden zu lassen. „Woher sind Sie?“
„Ursprünglich aus Cleveland. Da ist der Sitz unseres Familienunternehmens. Aber in letzter Zeit war ich mal hier, mal dort.“
„Und was hat Ihre Familie für ein Unternehmen?“
„Wir stellen Musikinstrumente her – Kazoos.“ Als Lilibeth stutzte, fügte er hinzu: „Peabody-Kazoos sind die berühmtesten Kazoos der Welt. Sie wurden schon im Rockefeller Center, im Weißen Haus und sogar vor Königin Elizabeth gespielt.“
„Wie aufregend.“ Auf jeden Fall viel aufregender als das kleine Geschäft ihrer Eltern. „Und Sie arbeiten in dem Unternehmen mit?“
„Bewahre, nein.“ Alex setzte sich auf die Hacken zurück und betrachtete eine zerdrückte Packung Kondome. „Ich kann ein gutes nicht von einem schlechten Kazoo unterscheiden.“
„Ach?“ Wenn Lilibeth ehrlich war, hatte sie keine Ahnung, was ein Kazoo überhaupt war. Sie nahm sich vor, sich später im Internet darüber zu informieren. Das Internet war ihre einzige Möglichkeit, ihren Horizont über die engen Grenzen von Nowhere hinaus zu erweitern.
Alexander Peabody sah sie so zerknirscht an, dass es ihr fast das Herz zerriss. „Ich bin total unmusikalisch.“
„Oje. So ein Pech.“ Lilibeth lächelte ihm aufmunternd zu. „Aber da haben wir etwas gemeinsam. Mein Musiklehrer hat immer gesagt, ein Wasserkessel könne den Ton besser halten als ich.“
Sie griffen beide gleichzeitig nach einem duftenden Körperpuder, und Alexander umschloss Lilibeths Hand. Seine Finger waren lang und schmal, die Nägel kurz geschnitten....