E-Book, Deutsch, Band 3, 208 Seiten
Reihe: Heart of Texas
Macomber Heart of Texas - Das Land so weit
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7457-0293-4
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 3, 208 Seiten
Reihe: Heart of Texas
ISBN: 978-3-7457-0293-4
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Willkommen in Promise, dem Herzen von Texas
Fünf Jahre ist es her, dass Caroline nach Promise zurückgekehrt ist - gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter Maggie. Niemandem hat sie je erzählt, wer Maggies Vater ist. Sie beide sind ein Team, und nur das zählt. Doch dann findet Grady, der ruhige, etwas schroffe Bruder ihrer besten Freundin, endlich den Mut, sie um ein Date zu bitten. Schnell kommen sie sich näher, und plötzlich scheint die Antwort auf die Frage nach Maggies Vater immer wichtiger zu werden ...
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SPIEGEL-Bestsellerautorin Debbie Macomber hat weltweit mehr als 200 Millionen Bücher verkauft. Sie ist die internationale Sprecherin der World-Vision-Wohltätigkeitsinitiative Knit for Kids. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Wayne lebt sie inmitten ihrer Kinder und Enkelkinder in Port Orchard im Bundesstaat Washington, der Stadt, die sie zu ihrer -Serie inspiriert hat.
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1. Kapitel
Mit festem Griff umklammerte Grady Weston die Briefe in seiner Hand. Er lief im schmalen Flur der Post auf und ab und betrachtete abwesend die Schließfächer, während er seinen Mut zusammennahm. Es kostete ihn einige Überwindung, Caroline Daniels, die Leiterin der Filiale, anzusprechen.
Er bezweifelte, dass er überhaupt ein Wort herausbringen würde. Warum fiel es ihm nur so verdammt schwer, einer Frau zu sagen, dass er sie attraktiv fand?
»Grady?«, hörte er Carolines Stimme.
Überrascht drehte er sich um, doch er konnte sie nicht sehen.
»Öffne dein Postfach«, wies sie ihn an.
Also nahm er den Schlüssel aus der Tasche, zog die kleine rechteckige Tür auf und spähte hinein. Auf der anderen Seite blickten ihm Carolines braune Augen entgegen, ihre Stupsnase und ihr süßer Mund.
Doch mehr als ein schroffes »Hallo« brachte er nicht über die Lippen.
»Hallo.«
Sie hatte wunderschöne Augen, die ihn an die eines Kälbchens erinnerten. Allerdings wollte eine Frau das sicher nicht hören, selbst wenn er es für ein großes Kompliment hielt. Das ist das Problem, dachte er. Er wusste nicht, wie man sich mit einer Frau unterhielt. Sein letztes Date war über sechs Jahre her.
»Kann ich dir helfen?«, fragte Caroline.
Er wollte sie zum Essen einladen, schaffte es aber nicht. Vielleicht lag es daran, dass sie bisher nie länger freundlich miteinander gesprochen hatten. Meistens waren sie verschiedener Meinung und stritten – falls sie überhaupt ein Wort wechselten. Einmal hatten sie miteinander getanzt. Das war schön gewesen, doch er hatte sich erst entspannen können, als er nicht mehr befürchtete, dass er ihr auf die Füße trat.
Wem machte er etwas vor? Sie in den Armen zu halten war nicht nur schön gewesen, sondern großartig. Seitdem musste er ständig daran denken. Wenn er abends im Bett lag und die Augen schloss, konnte er sie beinahe wieder spüren und ihren Duft wahrnehmen. Da sie ihn zum Tanzen aufgefordert hatte, hoffte er, dass sie auch etwas für ihn übrighatte.
»Hast du schon mittaggegessen?«, erkundigte er sich schroff, obwohl er nicht unfreundlich klingen wollte. Sein rauer Ton hatte ihm viele Probleme mit Maggie, Carolines fünfjähriger Tochter, eingebracht. Seit Monaten versuchte er nun schon, die Sympathie des kleinen Mädchens zu gewinnen, allerdings mit wenig Erfolg. Doch er gab nicht auf und hoffte, dass Caroline und Maggie es zu schätzen wussten.
Caroline lächelte strahlend. »Mittag? Noch nicht, und ich sterbe vor Hunger.«
Sofort fasste er wieder Mut. »Na ja, dann … Ich habe auch noch nicht gegessen. Hast du Lust, mich zu begleiten?«
»Gern. Aber wie darf ich das verstehen – ist das ein Date?«
»Nein«, erwiderte er, ohne nachzudenken. Er hatte seine Gefühle für sie so lange verleugnet, dass ihm die Antwort ganz automatisch über die Lippen kam. Außerdem befürchtete er, dass Caroline ihn falsch verstehen könnte. Er fühlte sich zwar zu ihr hingezogen und wollte sie besser kennenlernen, aber er hatte keine Ahnung, wie es dann weitergehen sollte. Was er über Liebe und Ehe wusste, hätte in eine kleine Spalte in der Promise Gazette gepasst.
Ihr Lächeln wirkte nicht mehr ganz so glücklich. »Wir treffen uns in ein paar Minuten draußen«, sagte sie und verschwand aus seinem Blickfeld.
Grady klappte das Schließfach zu. Wie konnte ein Mann wie er, der eine florierende Ranch im texanischen Hügelland führte, sich Frauen gegenüber so dämlich anstellen?
Er hieb mit der Faust gegen das Schließfach. »Caroline!« Hastig öffnete er die kleine Tür wieder. »Caroline!«
Ihr Gesicht tauchte auf der anderen Seite auf. »Was hast du denn? Ich habe doch gesagt, dass ich gleich komme.«
»Das hier ist ein Date, okay?«
Starr blickte sie ihn an.
»Okay?«, wiederholte er. »Es ist ein Date.«
Sie schwieg. »Ich hätte dich nicht fragen sollen«, sagte sie schließlich.
»Ich bin froh, dass du es getan hast.« Es war die perfekte Gelegenheit, endlich die Karten auf den Tisch zu legen. Hätte er lediglich Gesellschaft haben wollen, hätte er seine Schwester Savannah, ihren Mann oder Cal Patterson fragen können. Aber er hatte Caroline gefragt, weil er mit ihr zusammen sein wollte. Er wollte sich in Ruhe mit ihr unterhalten, ohne dass seine Schwester sich einmischte und ihm irgendwelche Ratschläge gab oder Maggie dabei war. Heute Nachmittag würde er endlich mit Caroline allein sein.
Grady nahm seinen Stetson ab, als sie wenige Minuten später zu ihm kam.
»Das ist ja eine nette Überraschung«, sagte sie.
»Ich war sowieso in der Stadt.« Dass er seinen ganzen Tagesablauf darauf abgestimmt hatte, verschwieg er lieber. »Wo möchtest du hingehen?«
Es gab drei gute Restaurants in Promise: das Café im Bowlingcenter, das Chili Pepper, ein Grillrestaurant, und das mexikanische Restaurant der Familie Chavez.
»Wie wär’s mit dem Mexican Lindo?«, schlug Caroline vor.
Das hätte er auch ausgesucht. »Ja, gern.«
Da das Restaurant in der Fourth Avenue und damit in der Nähe der Post lag, gingen sie zu Fuß und plauderten auf dem Weg. Oder vielmehr plauderte Caroline, während er einsilbig antwortete.
Ihm war schon lange klar, dass Small Talk nicht zu seinen Stärken zählte – im Gegensatz zu seinem Bruder Richard, der mit seinem Charme jeden um den Finger wickeln konnte.
Daher war Grady sehr erleichtert, als sie das Restaurant betraten.
Kurz nachdem die Kellnerin sie zu einem Tisch geführt hatte, brachte sie ihnen zwei Gläser Wasser und eine Schale Tortillachips mit extra scharfer Salsasoße. Grady griff sofort zu. Erst nach einem Moment fiel ihm auf, dass Caroline nichts aß.
Er hörte auf zu kauen und sah sie fragend an.
»Ich esse keine Tortillachips«, erklärte sie. »Ich werde davon sofort satt.«
Er schluckte und nickte. »Oh.«
Dann schwiegen sie eine Weile, und er überlegte, ob Caroline ihm damit zu verstehen geben wollte, dass sie auf ihr Gewicht achtete. Vielleicht erwartete sie, dass er ihr versicherte, sie solle sich darüber keine Gedanken machen, weil sie toll aussah. Das tat sie nämlich. Sie war schlank, und ihr glattes dunkelbraunes Haar fiel offen auf ihre Schultern. In seinen Augen war sie perfekt.
Irgendwann würde er ihr das auch sagen, aber jetzt wäre es zu früh. Außerdem wollte er nicht den Eindruck vermitteln, dass er sich nur für ihr Aussehen interessierte. Er bewunderte vieles an ihr, vor allem, dass sie Maggie ganz allein großzog. Genau wie er wusste sie, was es bedeutete, Verantwortung zu tragen und Opfer zu bringen.
Da sie ihn erwartungsvoll ansah, erklärte er: »Ich hätte dich auch zum Essen eingeladen, wenn du dick wärst.«
Verwirrt zog sie die Stirn kraus.
»Das sollte ein Kompliment sein«, fügte er schnell hinzu, doch dann wurde ihm klar, dass er besser den Mund hielt. Zum Glück kam in diesem Moment die Kellnerin zurück, um ihre Bestellung aufzunehmen. Er entschied sich für Enchiladas, und Caroline schloss sich ihm an.
»Das ist wirklich sehr nett«, sagte sie und trank einen Schluck.
»Ich wollte gern mit dir allein sein.«
»Gibt es dafür einen bestimmten Grund?«
Er lehnte sich zurück und sah ihr in die Augen. »Ich mag dich, Caroline.«
»Ich mag dich auch«, erwiderte Caroline und senkte dabei den Blick.
»Wirklich?« Ihm wurde ganz leicht ums Herz, und er fühlte sich regelrecht euphorisch.
»Wir kennen uns schon so viele Jahre.«
»Ich kenne dich fast mein ganzes Leben lang.« Noch während er die Worte aussprach, wurde ihm bewusst, dass er sie eigentlich gar nicht richtig kannte. Er wusste ja nicht einmal, wer Maggies Vater war. Offenbar hatte das bisher jedoch niemand in Promise erfahren. Er fragte sich, warum Caroline diesen Mann nicht geheiratet hatte und warum dieser sie damals hatte sitzen lassen. Seit der Geburt ihrer Tochter hatte sie sich völlig verändert. Vielleicht würde sie sich ihm eines Tages anvertrauen, und er hoffte, dass er sich dann richtig verhielt.
Kurz darauf brachte die Kellnerin das Essen, und als er Caroline eine halbe Stunde später zur Post zurückbegleitete, war er so glücklich wie lange nicht mehr.
»Ich rufe dich morgen an«, erklärte er und betrachtete sie eingehend. »Wenn du willst.«
»Klar.« Sie klang neutral.
»Ich würde gern mal wieder mit Maggie sprechen, wenn sie nichts dagegen hat.«
»Du kannst es heute Nachmittag versuchen. Sie ist bei Savannah.«
Er hatte das Haus am Morgen früh verlassen und beim Frühstück nur wenige Worte mit seiner Schwester gewechselt – kein Wunder also, dass er davon nichts wusste.
»Dann werde ich ihr Hallo sagen.« Sein Herz klopfte schneller, als ihm klar wurde, dass er Caroline noch einmal sehen würde, wenn sie Maggie abholte.
Nachdem sie sich voneinander verabschiedet hatten, ging er pfeifend zu seinem Pick-up. Der Nachmittag war besser gelaufen, als er erwartet hatte.
Gerade als er die Fahrertür öffnen wollte, hörte er Max Jordans Stimme: »Hast du einen Augenblick Zeit, Grady?«
Er drehte sich um und sah, wie Max auf ihn zueilte. Ihm gehörte Jordan’s Town and Country, ein Laden für Westernbekleidung.
»Tag, Max.« Grady schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Was kann ich für dich tun?«
Max wirkte ziemlich unbehaglich. »Es ist mir wirklich unangenehm, es dir wieder sagen...