E-Book, Deutsch, Band 2, 432 Seiten
Reihe: Die Shatter-Me-Reihe
Mafi Unravel Me
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-641-33449-9
Verlag: cbt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Fortsetzung der mitreißenden Romantasy-Reihe. TikTok made me buy it
E-Book, Deutsch, Band 2, 432 Seiten
Reihe: Die Shatter-Me-Reihe
ISBN: 978-3-641-33449-9
Verlag: cbt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Juliette ist die Flucht gelungen. Sie und Adam sind den Fängen des grausamen Regimes entkommen und haben Zuflucht gefunden im Omega Point, dem Stützpunkt der Rebellen. Hier gibt es andere wie sie mit übernatürlichen Kräften, und zum ersten Mal fühlt Juliette sich nicht mehr als Ausgestoßene. Doch der Fluch ihrer tödlichen Berührung verfolgt sie auch hier - zumal Adam nicht länger völlig immun dagegen ist. Während ihre Liebe zueinander immer unmöglicher scheint, rückt der Krieg mit dem Reestablishment unaufhaltsam näher. Und mit ihm das Wiedersehen mit dem dunklen und geheimnisvollen Warner, hinter dessen scheinbar gefühlloser Fassade sich so viel mehr verbirgt, als es den Anschein hat ...
Die TikTok Sensation - Mitreißende Young Adult Romantasy-Reihe mit Suchtfaktor für alle Fans von Leigh Bardugo, Sarah J. Maas und Victoria Aveyard.
Dieses Buch ist bereits unter dem Titel 'Rette mich vor dir' erschienen.
Tahereh Mafi ist die internationale Bestsellerautorin und 'National Book Award'-nominierte Autorin von mehr als einem Dutzend Büchern, darunter die 'Shatter Me'-Serie, die 'Woven Kingdom'-Serie, 'Wie du mich siehst' und 'Wie ein leuchtender Stern'. Ihre Bücher wurden in über dreißig Sprachen übersetzt. Sie lebt mit ihrem Mann, dem Autor Ransom Riggs, und ihrer Tochter in Südkalifornien. Die Autorin ist online unter taherehmafi.com zu finden.
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2
Ein scharfes Klopfen, die Tür fliegt auf.
»Ah, Ms Ferrars. Ich weiß nicht, was Sie zu erreichen hoffen, indem Sie in der Ecke sitzen.« Castles unbekümmertes Grinsen tanzt vor ihm herein.
Ich hole tief Luft und will mich zwingen, Castle anzuschauen, doch es misslingt. Stattdessen flüstere ich eine Entschuldigung und höre, wie jämmerlich meine Worte klingen in diesem großen Raum. Meine Finger krallen sich in die dicken Matten am Boden, und ich denke, dass ich nicht das Geringste geschafft habe, seit ich hier bin. Es ist demütigend, so demütigend, einen der wenigen Menschen zu enttäuschen, die jemals freundlich zu mir waren.
Castle bleibt vor mir stehen und wartet, bis ich schließlich aufschaue. »Sie müssen sich nicht entschuldigen«, sagt er. Wenn man seine klaren braunen Augen und sein offenes Lächeln sieht, vergisst man leicht, dass er der Führer von Omega Point ist. Der Kopf der gesamten Untergrundbewegung, die gegen das Reestablishment kämpft. Seine Stimme ist so sanft und einfühlsam, und das macht es fast noch schlimmer. Manchmal wünsche ich mir, er würde mich anschreien. »Aber«, fährt er fort, »Sie müssen lernen, Ihre Energie zu aktivieren, Ms Ferrars.«
Er schweigt.
Geht ein paar Schritte.
Legt die Hand auf den Stapel Ziegel, die ich zertrümmert haben sollte. Er reagiert nicht auf meine rotunterlaufenen Augen oder die Metallrohre, die ich quer durch den Raum geworfen habe. Sein Blick verweilt nicht bei den Blutspuren auf den seitlich aufgestapelten Holzplanken; er fragt mich nicht, warum meine Fäuste geballt sind und ob ich mich wieder selbst verletzt habe. Er neigt den Kopf in meine Richtung, starrt aber auf einen Punkt hinter mir, und seine Stimme ist weich, als er spricht. »Ich weiß, wie schwierig das für Sie ist«, sagt er. »Aber Sie müssen lernen. Unter allen Umständen. Ihr Leben hängt davon ab.«
Ich nicke, lehne mich an die Wand, bin froh über die Kälte und den Schmerz, als sich die Kanten der Ziegel in meinen Rücken bohren. Ziehe die Knie an die Brust, presse die Füße in die Matten am Boden. Bin den Tränen so nahe, dass ich fürchte, gleich loszuschreien. »Ich weiß einfach nicht, wie«, sage ich schließlich. »Ich kenne mich mit alldem nicht aus. Ich weiß nicht einmal, was ich eigentlich tun soll.« Ich starre an die Decke und blinzle blinzle blinzle. Meine Augen fühlen sich feucht an. »Ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll.«
»Dann müssen Sie nachdenken«, erwidert Castle unbeirrt. Er hebt eines der Rohre auf, betrachtet es. »Sie müssen die Zusammenhänge begreifen. Als Sie in Warners Folterkammer durch die Wand brachen – als Sie die Stahltür zerstörten, um Mr Kent zu retten –, was ist da geschehen? Weshalb waren Sie in diesen beiden Momenten zu dieser außergewöhnlichen Reaktion imstande?« Er setzt sich auf eine der Matten. Schiebt mir das Rohr zu. »Sie müssen Ihre Fähigkeiten analysieren, Ms Ferrars. Sie müssen sich konzentrieren.«
Konzentrieren.
Nur ein einziges Wort, doch mir wird übel davon. Alle scheinen diese Konzentration von mir zu verlangen. Erst Warner und nun Castle.
Und ich fühle mich außerstande dazu.
Castles tiefes betrübtes Seufzen bringt mich in die Gegenwart zurück. Er steht auf. Streicht das dunkelblaue Sakko mit dem silbernen Omega-Zeichen auf dem Rücken glatt, das er ständig zu tragen scheint. Berührt gedankenverloren seine Dreadlocks, die er wie immer im Nacken zusammengebunden hat. »Sie wehren sich gegen sich selbst«, sagt er ruhig. »Vielleicht sollten Sie zur Abwechslung mit jemandem zusammenarbeiten. Vielleicht wird es Ihnen mit einem Partner leichter fallen, die Verbindung zwischen diesen zwei Ereignissen zu erkennen.«
Ich erstarre, verblüfft. »Aber Sie sagten doch, ich müsse allein arbeiten.«
Er blinzelt, schaut wieder an mir vorbei. Kratzt sich am Ohr, steckt eine Hand in die Tasche. »Darum geht es mir eigentlich gar nicht«, sagt er. »Aber es gab niemanden, der sich freiwillig angeboten hat.«
Ich weiß nicht, weshalb ich scharf einatme, weshalb ich so überrascht bin. Nicht jeder ist wie Adam.
Nicht jeder verfügt über diesen besonderen Schutz vor mir wie er. Niemand außer Adam hat mich jemals berührt und es genossen. Niemand außer Adam und Warner. Doch selbst wenn Adam wollte, könnte er nicht mit mir trainieren. Er ist beschäftigt.
Mit Dingen, über die mir niemand etwas erzählen will.
Und Castle betrachtet mich mit hoffnungsvollem, warmherzigem Blick, ahnungslos, wie schlimm diese Worte für mich sind. Denn obwohl ich die Wahrheit kenne, tut es noch immer weh, sie zu hören. Mit Adam lebe ich in einer wohligen Illusion. Denn alle anderen betrachten mich noch immer als Bedrohung. Als Monster. Als Missgeburt.
Warner hatte Recht. Wohin ich auch flüchte: Ich werde mir selbst nicht entkommen.
»Was hat sich geändert?«, frage ich. »Wer ist bereit, mit mir zu trainieren?« Ich zögere. »Sie?«
Castle lächelt.
Ein Lächeln, das mir die Schamesröte ins Gesicht treibt und meinen Stolz in Grund und Boden tritt. Ich muss dem heftigen Impuls widerstehen hinauszustürmen.
Bitte bitte bitte, ich will nicht bemitleidet werden, will ich eigentlich sagen.
»Ich wünschte, ich hätte Zeit dafür«, antwortet Castle. »Aber Kenji ist jetzt frei – wir konnten seine Terminpläne umstellen –, und er sagte, er würde sehr gern mit Ihnen arbeiten.« Er zögert einen Moment. »Natürlich nur, falls es Ihnen recht ist.«
Kenji.
Am liebsten würde ich laut lachen. Natürlich ist Kenji der Einzige, der dieses Risiko eingehen würde. Ich habe ihn einmal verletzt. Aus Versehen. Aber seit er uns zum Omega Point gebracht hat, haben wir uns nicht oft gesehen. Er scheint nur seine Mission erfüllt zu haben, und nun führt er wieder sein eigenes Leben. Kenji ist hier eine wichtige Persönlichkeit. Er hat wahnsinnig viel zu erledigen und zu organisieren. Und die anderen mögen ihn offenbar und haben sogar Respekt vor ihm.
Ich frage mich, ob sie ihn jemals so unausstehlich und großmäulig erlebt haben wie ich, als ich ihn kennenlernte.
»Klar«, sage ich und bemühe mich zum ersten Mal seit Castles Eintreffen um einen freundlichen Gesichtsausdruck. »Klingt gut.«
Castle sieht mich an. Erfreut, mit leuchtenden Augen. »Wunderbar. Ich sage ihm Bescheid, dann können Sie morgen zusammen frühstücken und danach loslegen.«
»Oh, aber ich frühstücke sonst –«
»Ich weiß«, fällt Castle mir ins Wort. Sein Lächeln schwindet, und auf seiner Stirn zeichnen sich Sorgenfalten ab. »Sie nehmen Ihre Mahlzeiten gerne mit Mr Kent ein. Das weiß ich. Aber Sie haben bislang kaum Zeit mit den anderen Menschen hier verbracht, Ms Ferrars, und wenn Sie in Omega Point bleiben wollen, müssen Sie lernen, Vertrauen zu uns zu fassen. Die Menschen hier fühlen sich Kenji sehr verbunden. Er kann für Sie eintreten. Wenn die anderen Sie beide zusammen sehen, wird es ihnen leichter fallen, ihre Scheu vor Ihnen abzubauen. Und Ihnen selbst wird es helfen, sich hier einzugewöhnen.«
Mein Gesicht brennt wie mit heißem Öl bespritzt; ich winde mich innerlich, meine Finger zucken, mein Blick weiß nicht, wohin, und ich versuche den Schmerz in meiner Brust niederzuringen. »Aber sie – sie haben Angst vor mir«, flüstere ich, heiser, erstickt. »Ich – will niemandem lästig sein. Ich will – niemanden stören …«
Castle stößt einen tiefen Seufzer aus. Er blickt auf seine Füße, schaut wieder hoch. Kratzt sich unterm Kinn. »Die Leute haben nur Angst«, sagt er schließlich, »weil man Sie noch nicht kennt. Wenn Sie sich nur ein kleines bisschen mehr bemühen würden – wenn Sie nur mal versuchen würden, die anderen näher kennenzulernen –« Er verstummt. Runzelt die Stirn. »Sie sind schon seit zwei Wochen hier, Ms Ferrars, und sogar mit Ihren Zimmergenossinnen sprechen Sie so gut wie nie.«
»Aber das heißt doch nicht – ich finde sie toll –«
»Und dennoch sind Sie so verschlossen? Verbringen keine Zeit mit den beiden? Warum?«
Weil ich noch nie Freundinnen hatte. Weil ich Angst habe, ich könnte etwas falsch machen, etwas Unpassendes sagen, und dann könnten sie mich verabscheuen wie all die anderen Mädchen, die ich kannte. Und ich mag die Zwillinge so gerne, dass die unvermeidliche Zurückweisung umso schlimmer wäre.
Ich bleibe stumm.
Castle schüttelt den Kopf. »Am ersten Tag hier sind Sie so gut zurechtgekommen. Zu Brendan waren Sie geradezu nett. Ich weiß nicht, was seither passiert ist. Ich hatte angenommen, dass Sie sich bei uns wohlfühlen würden.«
Brendan. Der dünne weißblonde Junge, der Elektrizität im Körper hat. Ich erinnere mich an ihn. Er war nett zu mir. »Ich mag Brendan«, sage ich betroffen. »Ist er böse auf mich?«
»Böse?« Castle schüttelt den Kopf und lacht laut auf. Meine Frage lässt er unbeantwortet. »Ich verstehe das nicht, Ms Ferrars. Ich habe mich bemüht, geduldig zu sein und Ihnen viel Zeit zu lassen, muss nun aber gestehen, dass ich mich ziemlich wundere. Als Sie hier ankamen, waren Sie ganz anders – fröhlich und offen. Doch binnen einer Woche haben Sie sich verschlossen. Sie suchen nicht einmal Blickkontakt, wenn Sie den Flur entlanggehen. Haben Sie vergessen, was eine Unterhaltung ist? Oder Freundschaft?«
Ja.
1 Tag, an dem ich mich eingewöhnte. 1 Tag, um meine Umgebung kennenzulernen. 1 Tag, an dem ich mich über mein neues...