E-Book, Deutsch, 208 Seiten
Mainitz Schwimm lieber im Meer als im Geld
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-98609-264-1
Verlag: FinanzBuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wie du findest, was dich wirklich glücklich macht, und wie du es finanzierst
E-Book, Deutsch, 208 Seiten
ISBN: 978-3-98609-264-1
Verlag: FinanzBuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sina Mainitz wollte zunächst Apothekerin werden, studierte dann aber Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Medien- und Kommunikationswirtschaft. 2002 schloss sie ihr Studium als Diplom-Betriebswirtin ab. Zwischen 2003 und 2008 arbeitete Sina Mainitz als Redakteurin und Reporterin, moderierte die heute- Nachrichten im ZDF und machte Autotests für das Mittagsmagazin im selben Sender. 2008 wechselte sie ins ZDF-Börsenstudio wo sie bis heute die Börsennachrichten vom Frankfurter Parkett präsentiert. Neben ihrer Arbeit beim Fernsehen ist Sina Mainitz auch in anderen Medienformaten journalistisch tätig. Auch über Social Media (oder bei Instagram) informiert und inspiriert sie vor allem Frauen rund um das Thema Finanzen.
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Vorwort
»Frau Mainitz, schneiden Sie sich die Haare ab. Frauen mit langen Haaren machen im ZDF keine Karriere!«
Peng! Das hat gesessen. Nach diesen Worten rauschte er wieder ab in sein Büro und schloss die Tür hinter sich. Ich blieb mit einem verdutzten Gesicht und einer gewissen Ratlosigkeit zurück. Wir schrieben das Jahr 2000 und ich war damals 23 Jahre alt. Es war lange vor »Me too«. Meine Haare ließ ich weiterwachsen und mich nicht einschüchtern.
Zum Glück wissen wir heute, dass »Karriere machen« innerhalb und außerhalb des ZDF keine Frage der Haarlänge ist. Hinzu kommt, dass der Begriff »Karriere« für jeden von uns eine ganz individuelle Entscheidung ist. Der lateinische Begriff »carrus« (Wagen) steht für Fahrstraße. Wohin diese Straße führt und wie voll man seinen Wagen packen möchte, ist bei allen Menschen ein bisschen verschieden. Du hast die Wahl: Fährst du immer geradeaus weiter oder biegst du im Laufe deines Lebens auch mal nach rechts oder links ab oder kehrst du um und nimmst irgendwann eine andere Richtung? Wie viel Gepäck nimmst du mit auf deine Reise und was brauchst du wirklich, wie viel Geld und wie viel Glück?
Anfang September 2008 startete ich im ZDF als Börsenreporterin. Zwei Wochen später ging die US-Bank Lehman Brothers bankrott und löste eine weltweite Finanzkrise aus. Es war für mich als Journalistin ein Sprung ins kalte Wasser, denn mit diesen Turbulenzen und Kursrutschen hatten damals selbst eingefleischte Börsianer nicht gerechnet. Geld und vor allem Geldvernichtung wurde zum Hauptthema der Nachrichten.
Im Laufe der Jahre als Börsenreporterin habe ich dann festgestellt, dass sich sowohl der Begriff »Karriere machen« als auch der Wunsch, sein Geld möglichst gewinnbringend anzulegen und es stetig zu vermehren, bei vielen Menschen verändert hat. Besonders die Jüngeren unter uns geben Geld oftmals einen ganz anderen Stellenwert und nutzen es verschiedentlich, als es noch bei vielen meiner Generation und den vorangegangenen der Fall war. Bei ihnen steht die »Work-Life-Balance« und der gesellschaftliche Nutzen als Priorität deutlich höher als die Gewinnmaximierung. Das ist wenig verwunderlich. Geld ist längst nicht mehr das wert, was es einmal war. Wir haben eine Inflationsrate, die während des Schreibens dieses Buches zwischen 7 und 10 Prozent liegt.
Hinzu kommt: Wir leben in Zeiten von immer noch recht niedrigen Zinsen, dafür aber immer höheren Temperaturen. Die Klimakrise ist allgegenwärtig und wir hoffen, dass aus der derzeitigen Krise einzelner Geldhäuser keine neue Finanzkrise wird. Wir sind in den vergangenen Jahren von einer Corona-Welle zur nächsten geschwappt und haben lange gewartet, bis aus der Pandemie endlich eine Endemie wird und wir uns wieder maskenfrei begegnen können.
Wir haben Lockdowns hinter uns, einen furchtbaren Krieg mitten in Europa um uns und eine weltweit angespannte Wirtschaftslage. Statt »Wie mache ich mehr aus meinem Geld?« heißt es für viele immer öfter »Wie mache ich mehr aus meinem Leben?«. Dieses Buch soll eine kleine Anregung dazu sein. Der Titel »Schwimm lieber im Meer als im Geld« kommt aus tiefstem Herzen. Er kam mir tatsächlich beim Schwimmen im Meer in Südfrankreich im Sommer 2022 in den Sinn. Ich bin davon überzeugt, dass die meisten Dinge, die uns glücklich machen, nicht mit Geld zu bezahlen sind, allem voran die Gesundheit.
Gänzlich ohne Geld geht es aber auch nicht. Jeder von uns muss seinen Lebensunterhalt bestreiten. Es ist nicht immer einfach, über die Runden zu kommen und ein entspanntes Leben zu führen. Für einen zunehmenden Teil der Bevölkerung wird es immer schwieriger. Die Schere zwischen arm und reich geht bedauerlicherweise immer weiter auseinander. Doch wie viel Geld ist wirklich wichtig? Was bedeutet es, »reich zu sein«, und worin können wir sinnvoll investieren?
Um Antworten auf diese Fragen zu finden, soll dieses Buch eine unterhaltsame Lektüre sein. Ich gebe dir Finanztipps und Lebenstipps mit auf den Weg.
Ich danke allen, die mir durch unsere Interviews als Inspirationsquelle gedient haben. Ihr bereichert das Buch und seid ein Teil davon geworden.
Noch ein Hinweis: Der Verlag und ich haben uns darauf verständigt, dass ich in diesem Buch nicht gendere. Wir finden, es behindert den Lesefluss. Ich möchte aber ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich immer alle Geschlechter ansprechen möchte, seien sie männlich, weiblich oder divers.
Viel Spaß beim Lesen!
Sina Mainitz
Wie ich an die Börse kam
»Da kommt mir jetzt ein Geistesblitz. Könnten Sie sich vorstellen, für uns von der Börse zu berichten? Wir suchen eine Frau, die BWL studiert hat und die für uns künftig in der Frühschicht die Börsenberichterstattung übernehmen kann. Diejenige, die es jetzt macht, möchte bald in den Vorruhestand gehen.«
Das war im Frühsommer des Jahres 2008, und ich hatte ein Entwicklungsgespräch bei meinem damaligen Chef. Ich liebte meinen Job und meine Redaktion, aber nach einigen Jahren als Redakteurin fürs Boulevardfernsehen wollte ich »mal wieder etwas fürs Hirn« machen und suchte eine neue berufliche Herausforderung. Für seinen damaligen »Geistesblitz« bin ich Elmar noch heute dankbar. Er lenkte mein Leben für ganz viele Jahre in eine sehr entscheidende und vor allem ereignisreiche Bahn mit großartigen Begegnungen.
Auf den »Geistesblitz« folgte das beim TV übliche Casting, wenn es um die Besetzung einer neuen Position und vor allem Person an neuer Stelle geht. Einige Wochen später war es dann so weit. Was habe ich angezogen? Im Zweifelsfall war es ein roter Blazer oder ein rotes Kleid. Ich weiß es nicht mehr so genau. Rot ist jedenfalls die Kamerafarbe schlechthin und wirkt immer frisch.
Auch wenn ich privat kein Fan von Rot bin, als »Dienstkleidung« ist sie in meinem Beruf immer ein Knaller. Wenn du müde bist, dich blass fühlst oder sonst irgendwie einen Durchhänger hast, Rot hilft dir darüber meistens hinweg und motiviert. Probiere es ruhig einmal aus, es funktioniert nicht nur beim Fernsehen. Wer auffallen möchte, trägt Rot. Das war beim Casting jedenfalls auch von Vorteil.
Ich trug also Rot und lief in die Maske auf dem Mainzer Lerchenberg. Die Damen dort kannte ich schon von der »Nachtlücke«. Das klingt vielleicht etwas merkwürdig für Laien, war damals aber nichts anderes als eine Mini-Version der heute-Nachrichten zwischen etwa ein, zwei Uhr nachts und fünf Uhr morgens. Zwei- bis dreimal im Monat moderierte ich diese Nachtschicht-Ausgabe der Nachrichten im ZDF. Allein im Großraumbüro in der Redaktion und zusammen mit einer studentischen Aushilfskraft wählte ich die Nachrichtenthemen aus, schrieb die News und präsentierte sie dann in etwa zweimal pro Schicht für je drei Minuten.
Den Teleprompter, also die in der Kamera eingebaute Laufschrift, wo du den durchlaufenden Text ablesen kannst, bediente ich selbst mit dem Fuß, die Geschwindigkeit stellte ich via Rädchen manuell vorher ein. »Gaspedal« treten, loslassen, so musst du dir das vorstellen. Mindestens 15 Jahre ist das alles nun her.
Meine treuesten Zuschauer waren zu dieser Zeit damals meine Eltern, denn es war zwar Primetime in den USA aber wirklich tiefste Schlafenszeit hierzulande. Nur Nachteulen und »echte Fans« konnten da noch den Nachrichten folgen. Mit Beginn der Morgenmagazin-Schicht fuhr ich dann zurück nach Hause, schminkte mich ab und ging schlafen, als die anderen schon fast wieder aufgestanden sind.
Aus dieser Zeit kannte ich also die sehr netten Maskenbildnerinnen, die mir für mein Casting für die Börsennews Glück wünschten. Sie haben mich an diesem Tag an Haut und Haar hübsch herausgeputzt und ich war nun bereit für die inszenierte Schalte.
Ich stand dem Reporter aus dem Nachrichtenstudio der heute-Sendung Rede und Antwort. Es war so gespielt und inszeniert wie bei einer echten Börsenschalte, als würde ich vom Frankfurter Parkett aus berichten. Natürlich war ich aufgeregt, schließlich war es wie eine Art Prüfung, die ich ablegen musste, und ich wollte diesen Job gerne haben. Ab September an neuer Stelle im ZDF, mein Studium der BWL in Kombination mit Kamera mitten aus Frankfurt - das war es doch.
Und irgendwie hat es mit dem Casting und mit dem neuen Job dann ja auch funktioniert. Was ich nicht ahnen konnte: wie turbulent mein Start an der Börse dann tatsächlich werden würde. Jede zweite Woche sollte ich nun für das ZDF Morgenmagazin, Phoenix, die 12-Uhr-heute-Sendung und das Mittagsmagazin die aktuellen Geschehnisse live vom Frankfurter Parkett und der Alten Börse bei Bulle und Bär aus beobachten, einordnen und berichten.
Ich war sehr aufgeregt und neugierig auf die neuen Kollegen, als ich das erste Mal dort ankam. Es war eine kleine Truppe verschiedenster Charaktere, die man schon mehr oder minder vorher vom Schirm oder aus einzelnen Redaktionen kannte. Die meisten von ihnen waren nett zu mir, zeigten mir alles, was an meinem neuen Arbeitsplatz künftig wichtig sein würde, und führten mich herum.
Doch mir schlug nicht nur Freude entgegen - kurioserweise ist derjenige, der mich mit dem größten Argwohn empfing, heute einer meiner liebsten Kollegen. Damals war es mit uns alles andere als »Liebe auf den ersten Blick«. Er dachte sich wohl, da kommt jetzt so ein junges Ding, was zufällig Betriebswirtschaftslehre studiert hat, und will mir meinen Job erklären. Das kann ja heiter werden. Schneller, als es ihm und mir lieb war, wurde es dann nicht heiter, sondern sehr schnell beruflich sehr ernst!