Marvelle | Der Duke, der mich verführte | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 0044, 320 Seiten

Reihe: Historical Special

Marvelle Der Duke, der mich verführte


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-86494-174-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 0044, 320 Seiten

Reihe: Historical Special

ISBN: 978-3-86494-174-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



London, 1829. 'Setzen Sie sich für die Freilassung meines Vaters ein - und ich gehöre Ihnen!' Der Preis, den die schöne Lady Justine an den berüchtigten Duke of Bradford bereit ist zu zahlen, kommt einem Skandal gleich! Denn es heißt, dass dem Duke kein noch so erotisches Spiel fremd ist, dass seine Sucht nach Befriedigung ihresgleichen sucht ... Umso größer ist Justines Erstaunen, als Radcliff ihr Angebot ablehnt und ihr stattdessen ein Heiratsversprechen abringt. Kann die Ehe mit dem notorischen Verführer gut gehen? Voll sinnlicher Leidenschaft, aber immer mit Justines Furcht im Herzen, dass Radcliff ihr größtes Geheimnis errät?



Delilah Marvelle ist in Chicago geboren und aufgewachsen. Bereits mit vier Jahren war Delilah ein Theaterfan, spielte mit zehn Jahren ausgezeichnet Klavier und nahm fünf Jahre lang Ballettunterricht. Mittlerweile lebt sie mit ihrem Mann in Oregon. Da es dort sehr viel regnet, fühlt sie sich gezwungen, drinnen zu bleiben und zu schreiben.

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1. Skandal

Ohne Anstandsdame ist man so gut wie verloren. Merke: Eine gute Anstandsdame ist zur Vernunft erkoren.

aus: Wie man einen Skandal vermeidet

Fünf Wochen später, abends

Nachdem Mr Kern, der Kutscher, ihr aus dem Wagen geholfen hatte, blieb Justine auf dem kleinen Vorplatz stehen und schaute zu dem imposanten viergeschossigen Haus hinauf. Fast alle Fenster waren dunkel, nur auf einer Seite schien vereinzelt spärliches Licht hinaus in die Nacht.

Eine ungute Vorahnung erfasste sie. Trotz zahlloser Briefe, in denen sie den Duke um wenigstens eine Audienz vor der eigentlichen Hochzeit ersucht hatte, war jede ihrer Bitten von ihm mit einem entschiedenen „Nein, nicht vor dem vereinbarten Termin“ erwidert worden. Mehrmals bei ihm vorstellig geworden zu sein, hatte ebenso wenig gebracht. Er weigerte sich schlichtweg, sie zu sehen – was sie in nicht geringem Maße beunruhigte. War er doch entstellter, als er sie hatte vermuten lassen?

Und als wäre dieser Gedanke nicht schon erschreckend genug, schien es auch noch Probleme mit der Freilassung ihres Vaters zu geben. Dabei war es zur Hochzeit kaum mehr eine Woche hin. Der Anwalt des Dukes hatte ihr zwar wiederholt versichert, dass alles ganz geordnet seinen Gang gehe, aber Justine wollte mehr als beschwichtigende Worte.

Mr Kern, der nicht von ihrer Seite gewichen war, räusperte sich diskret. Vermutlich wartete er darauf, endlich für seine Dienste der vergangenen Wochen entlohnt zu werden. Er warf einen Blick auf ihr Retikül. „Mylady.“ Er zeigte darauf. „Ich dachte, Sie wollten nur einen Besuch in aller Freundschaft machen.“

Justine blickte hinab auf ihre kleine, mit Bändern zusammengeschnürte Tasche, die sie am Handgelenk trug. Wie der Kopf eines Maulwurfs aus einem Erdhügel ragte oben der Rosenholzkolben der Pistole ihres Vaters heraus.

Sie schützte ein entschuldigendes Lachen vor. „Das soll es in der Tat sein, Mr Kern. Ich dachte nur, es könne nicht schaden, die Dienstboten ein wenig einzuschüchtern. Wobei mir einfällt …“ Sie kramte in ihrem Retikül und zog das Elfenbeinhorn mit dem Schießpulver hervor.

Mr Kern regte sich nicht, er sah sie nur an.

Nach mehreren erfolglosen Anläufen, das Behältnis zu entkorken, seufzte Justine hörbar enerviert, grub ihre Fingernägel unter den Rand und versuchte es mit Gewalt. Der Korken schnellte heraus.

Mr Kern sprang rasch beiseite, als eine gewaltige Schießpulverwolke aufwirbelte, die sich Justine auf Gesicht, Umhang und Kleid legte. Eine körnige, schwefelige Substanz stieg ihr in die Nase. Justine würgte und ließ das Pulverhorn fallen. Scheppernd landete es auf den Pflastersteinen. Hektisch klopfte sie sich Gesicht und Kleider ab. Ausgerechnet jetzt …

Jäh hielt sie inne, als sie das Pulverhorn kopfüber auf dem Boden liegen sah. Oh nein, auch das noch. Sie hob es auf, schüttelte es prüfend und stöhnte angesichts des spärlichen Rests, der darin verblieben war. Wie schnell sie doch wie all die anderen Londoner Damen geworden war. Zu nichts zu gebrauchen, absolut nutzlos, nicht einmal dazu in der Lage, eine Pistole zu laden. Ihr Vater wäre entsetzt gewesen über so viel Unfähigkeit.

Gereizt drückte sie dem Kutscher das Horn in die Hand. „Hier, Mr Kern. Reines Elfenbein und mehr wert, als ich Ihnen schuldig bin. Damit sind Sie offiziell von Ihren Pflichten entbunden. Ich danke Ihnen.“

„Haben Sie vielen Dank.“ Er tippte sich kurz an seine Kappe und ging zurück zur Droschke, wobei er seinen wunderlichen Lohn eingehend musterte.

Wenn doch nur die Wärter in Marshalsea ebenso leicht zufriedenzustellen wären!

Tief seufzend betrachtete Justine die Pistole. Sie könnte auch einfach so tun, als wäre sie geladen. Dann bekäme sie zumindest weniger Scherereien, sollte die Obrigkeit hinzugerufen werden, denn wie bedrohlich war schon eine ungeladene Pistole? Mit einem leisen Klicken spannte sie den Hahn, steckte die Waffe zurück ins Retikül und steuerte auf das fast dunkel daliegende Haus zu. Ungehindert gelangte sie durch das hohe schmiedeeiserne Tor, das zu schließen praktischerweise vergessen worden war.

Sie eilte die unbeleuchtete Treppe hinauf und blieb vor der Tür stehen. Ein letztes Mal wischte sie sich aus dem Gesicht, was dort noch an Schießpulver sein mochte, holte einmal tief Luft und betätigte den Klopfer. Dann die Klingel.

Drinnen hallten Schritte wider. Dann endlich wurden die Riegel zurückgeschoben, die Tür tat sich auf, und warmes goldenes Licht schien hinaus auf die weiten Stufen.

Ein massiger blonder Mann baute sich vor ihr auf. Ein Mann, den sie noch von keinem ihrer früheren Zutrittsversuche kannte. Über einen sich spannenden Kragen ragte ein wuchtiges Kinn, und sein runder Bauch drohte alle Knöpfe seiner unter der dunklen Livree hervorblitzenden bunt bestickten Weste zu sprengen. Er war zwei Köpfe größer als sie, ein Schrank von einem Mann, der nun einen Schritt auf sie zu machte.

Sie wich zurück. Das Herz raste ihr in der Brust. Herrje, was hatte seine Mutter ihm bloß zu essen gegeben? Ganz gewiss nicht nur Porridge.

Sie wagte ein Lächeln und hoffte, dass dieser neue Diener sich trotz seiner einschüchternden Statur kooperativer als seine Vorgänger zeigen würde. „Verzeihen Sie die späte Stunde, Sir, und meinen etwas derangierten Aufzug, aber ich hoffte auf eine Audienz bei Seiner Gnaden. Würden Sie ihm bitte ausrichten, dass seine Verlobte, die künftige Duchess, ihn zu sprechen wünscht und dass es dringlich ist?“ Sie zögerte kurz, ehe sie hinzufügte: „Sehr dringlich.“

Der Mann musterte sie aus scharfen blauen Augen. „Waren Sie Schornsteine auskehren, Mylady? Ich hoffe, Sie befinden sich wohl?“

Er erwies sich als ebenso witzig wie ihre Lage. „Ich befände mich noch viel wohler, wenn ich mit Seiner Gnaden sprechen könnte.“ Sie bemühte sich, Ruhe zu bewahren, denn wenn sie sich aufregte, ließe er sie erst recht nicht hinein.

Er seufzte. „Wie der vorige Butler Ihnen gewiss schon mitgeteilt hat, Mylady, empfängt Seine Gnaden bis zur Hochzeit weder Sie noch sonst jemanden. Er möchte Ihnen jedoch versichern, dass alles in bester Ordnung ist.“ Damit verneigte er sich, trat zurück ins Haus und ließ die Tür ins Schloss fallen.

Justine rang entrüstet nach Luft. „Nichts ist in bester Ordnung, Sir! Ich verlange, dass Sie mir augenblicklich die Tür öffnen. Sir!“ Sie verstummte und starrte auf die Tür, die höchst unhöflich geschlossen blieb. Behandelte man so die künftige Duchess?

Schnaubend wandte sie sich um, blickte auf den Eisenzaun und die hohen Häuser, die hinter den dunklen Bäumen aufragten. Obwohl sie das Gefühl, nicht in diese seltsame Londoner Welt zu passen, stets zu unterdrücken versucht hatte, war es nun wohl an der Zeit sich einzugestehen, dass die Engländer längst nicht so fein und kultiviert waren wie sie immer taten. Sonst würde man nicht einen armen, unschuldigen Mann einkerkern, nur weil er eine von den gesellschaftlichen Gepflogenheiten abweichende Meinung vertrat. Und ganz gewiss würde man einer jungen Dame nicht einfach in finsterer Nacht die Tür vor der Nase zuschlagen – nachdem man ihr versichert hatte, dass alles in bester Ordnung sei, wohlgemerkt.

Der Feigling in ihr wollte sich auf das nächstbeste Schiff nach Kapstadt flüchten und das ganze Theater hier hinter sich lassen.

Eine Sehnsucht, der sie natürlich nicht nachgab, denn im Grunde ihres Herzens wusste sie ganz genau, was zu tun war. Ihr Vater brauchte sie, und sie wollte nicht plötzlich am Tag ihrer Hochzeit herausfinden, dass er den Rest seines Lebens in Marshalsea würde verbringen müssen.

Sie wollte eine eindeutige Zusage. Und die würde sie bekommen. Das Kinn gereckt, wandte Justine sich um und drehte forsch den Türknauf – nur um festzustellen, dass längst wieder alles verriegelt war. Aufgebracht griff sie nach dem Klopfer und ließ ihn mehrmals kräftig niedersausen, in der Hoffnung, dass allen im Haus von dem Krach die Ohren klingelten. Sie würde hier nicht weggehen, ehe sie den Duke gesprochen und er ihr sein Ehrenwort gegeben hatte, und es scherte sie einen feuchten Kehricht, wenn ganz London sich die nächsten zehn Jahre das Maul über sie zerreißen würde.

Und siehe da, schließlich tat die Tür sich wieder auf.

Justine ließ die Hand sinken und sagte in strengstem Ton: „Nennen Sie Ihren Preis, Sir, oder ich sehe mich gezwungen, den meinen zu nennen.“

Der Butler schmunzelte sichtlich amüsiert und zog seine Livree zurecht. „Ich muss Sie enttäuschen, Mylady, doch lasse ich mich nicht kaufen.“

„Dann muss auch ich Sie enttäuschen, Sir, denn ich lasse mich nicht abweisen.“ Justine nahm die Pistole aus ihrem Retikül und drückte sie dem Butler gegen die Brust. Sie ließ den Finger am Abzug zucken und bedauerte sehr, dass die Waffe nicht geladen war. „Ich würde Ihnen raten beiseitezutreten“, sagte sie. Wenn es sein musste, würde sie ihm einfach mit dem Kolben eins über den Schädel ziehen und das Haus stürmen.

Der Butler stand reglos und krauste die knollige Nase, als gehe ihm gerade auf, dass es Schießpulver war, womit sie über und über bestäubt war. Vorsichtig wich er zurück und deutete mit feister, behandschuhter Hand hinter sich in die Halle.

„Ich weiß Ihre Einsicht zu schätzen.“ Die Pistole noch immer auf ihn gerichtet, ging sie in das Haus. Ihre Absätze klackerten auf italienischem Marmor, als sie die Halle durchquerte....



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