Maynard | Heiße Lust und dunkle Geheimnisse | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2122, 144 Seiten

Reihe: Baccara

Maynard Heiße Lust und dunkle Geheimnisse


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7337-2607-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 2122, 144 Seiten

Reihe: Baccara

ISBN: 978-3-7337-2607-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Eine Zweckehe! Darum bittet Reeder Jonathan Tarleton seine Assistentin Lisette, als er erfährt, dass er nur noch ein Jahr zu leben hat. Denn Lisette ist nicht nur brillant, sie ist auch die Einzige, der er bedingungslos vertraut. Deshalb soll sie für ihn die Geschäfte weiterführen und das Familienunternehmen retten. In den Flitterwochen auf Antigua merkt Jonathan: Er begehrt Lisette schon seit langer Zeit. Sie verbringen Stunden heißer Lust miteinander - doch dann entdeckt er, dass Lisette etwas vor ihm verbirgt ...



Janice Maynard wuchs in Chattanooga, Tennessee auf. Sie heiratete ihre High-School-Liebe während beide das College gemeinsam in Virginia abschlossen. Später machte sie ihren Master in Literaturwissenschaften an der East Tennessee State University. 15 Jahre lang lehrte sie in einem Kindergarten und einer zweiten Klasse in Knoxville an den Ausläufern der schönen Great Smoky Mountains. Im Herbst 2002 verließ sie die Schule um in Vollzeit zu schreiben.

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1. KAPITEL

Ein Tumor. Inoperabel. Bösartig.

Jonathan Tarleton umfasste das Steuer seines Wagens fester und starrte durch die Windschutzscheibe, ohne wirklich etwas wahrzunehmen. Der Verkehr auf dem Autobahnring fünfhundertsechsundzwanzig, der die Stadt Charleston umgab, war um die Mittagszeit nur schwach. Dennoch wäre es wahrscheinlich besser gewesen, nicht selbst zu fahren. Ganz zweifellos stand er unter Schock.

Er wollte nur noch eines: nach Hause.

Um allein zu sein. Um das Unvorstellbare zu begreifen.

Glücklicherweise hatte seine Schwester vor Kurzem geheiratet und lebte jetzt bei ihrem Mann, Jonathans bestem Freund. Wäre er Mazie in dem großen Haus am Strand über den Weg gelaufen, hätte sie sofort gewusst, dass etwas nicht stimmte. Sie beide standen sich sehr nah.

Unter normalen Umständen hätten weder Jonathan noch Mazie in dem Haus gelebt, in dem sie beide aufgewachsen waren, aber ihr Vater wohnte allein dort und wurde von Tag zu Tag schwächer. Obwohl etliche seiner Freunde inzwischen in Seniorenresidenzen gezogen waren, wo sie Gesellschaft hatten und eine gute medizinische Versorgung, klammerte Gerald Tarleton sich an sein Haus auf der Düneninsel.

Jonathan fuhr den Wagen auf den Parkplatz unter dem Haus und legte für einen Moment die Stirn auf seine Hände. Er hatte Angst. Und er war wütend. Wie sollte das alles gehen? Er war verantwortlich für die Reederei seiner Familie. Der Name seines Vaters stand zwar noch auf dem Briefkopf, aber die gesamte Verantwortung lastete allein auf Jonathans Schultern.

Sein Zwillingsbruder hätte hier sein sollen, um ihm zur Seite zu stehen, aber Hartley war verschwunden – nachdem es ihm auf unerklärliche Weise gelungen war, das Firmenkonto um eine Million Dollar zu erleichtern. Sein Vater hatte Hartley daraufhin aus dem Testament gestrichen. Seither wurde er in der Familie nicht mehr erwähnt.

Der Betrug hatte Jonathan schwer getroffen. Es war ein Schmerz, der an ihm fraß wie der Krebs an seinem Körper. Er und sein Vater waren die Einzigen, die wussten, was passiert war. Sie behielten es für sich, weil sie Mazie nicht das Herz brechen wollten. Nichts sollte das Bild von ihrem großen Bruder trüben.

Mit bebender Hand stellte Jonathan den Motor ab. Kaum war die Klimaanlage ausgeschaltet, drang die Hitze ins Wageninnere. Jonathan war das Klima South Carolinas von klein auf gewohnt, aber die Sommerhitze konnte auch für ihn brutal sein.

Er stieg aus dem Wagen und ging nach oben zum Haus. Aus Sicherheitsgründen hatten die Tarletons zwei komplett ausgestattete Büros im Haus, zusätzlich zu denen in der Firmenzentrale. Diese Regelung verschaffte Jonathan oft die nötige Ruhe zum Arbeiten und ermöglichte es ihm, während der Arbeitszeit ein Auge auf seinen Vater zu haben. Gelegentlich war dieses Arrangement für sein Privatleben etwas hinderlich, aber er hatte ein Apartment in der City, in dem er Zuflucht finden konnte.

Für einen Mann von einunddreißig – fast zweiunddreißig – war sein Sozialleben ein Witz. Hin und wieder hatte er einmal ein Date, aber nur wenige Frauen hatten Verständnis dafür, dass er so viel Zeit in die Arbeit investierte. Das Familienunternehmen war für ihn gleichermaßen Fluch und Segen. Er konnte sich schon gar nicht mehr erinnern, wann er das letzte Mal wirklich etwas für eine Frau empfunden hatte, weder körperlich noch sonst wie.

Er brachte dieses Opfer gern. Er war stolz auf das, was die Tarletons geschaffen hatten. Stolz und fest entschlossen, die Firma auch weiterhin auf Erfolgskurs zu halten.

Im Wohnzimmer blieb er kurz stehen, um einen Blick durch das riesige Panoramafenster auf das Meer zu werfen, das im Licht der Junisonne glitzerte. Der Ausblick hatte sonst immer etwas Beruhigendes, nicht aber an diesem Tag.

Die unendliche Weite des Meeres erschien ihm im Moment wie Hohn. Menschen waren nur winzige Staubkörner im Kosmos – ein Nichts in Anbetracht der grenzenlosen Weite des Universums.

All diese Klischees enthielten einen Funken Wahrheit. Im Angesicht des eigenen Todes bekam alles eine andere Bedeutung. Die Zeit, die einem für gewöhnlich zwischen den Fingern zerrann, war plötzlich wertvoller als alles andere.

Wie lange hatte er noch? Der Arzt gab ihm sechs Monate. Vielleicht mehr, vielleicht auch weniger. Wie sollte Jonathan es seiner Schwester sagen? Und seinem Vater? Was wurde aus der Firma, dem Vermächtnis seiner Familie? Mazie hatte ihre eigenen Interessen, ihr eigenes Leben.

Wenn Jonathan und Gerald nicht mehr da waren, war Mazie die Alleinerbin des Unternehmens. Bisher hatte sie nie Interesse an Tarleton Shipping bekundet. Vielleicht würde sie verkaufen. Möglicherweise war das am besten. Das Ende einer Ära.

Der Gedanke schmerzte ihn mehr, als er zu sagen vermocht hätte. Erst jetzt wurde ihm wirklich bewusst, wie sehr er an der Firma hing. Seine Arbeit war nicht einfach ein Job für ihn. Es war sein Geburtsrecht, die Firma zu führen, und die Firma war ein Symbol für die Bedeutung seiner Familie in der Geschichte von Charleston.

Jonathan fand seinen Vater schlafend in einem Sessel im Wohnzimmer vor. Er weckte ihn nicht, weil ihm im Moment nicht der Sinn nach Fragen stand. Außerdem hatte er höllische Kopfschmerzen.

Diese Schmerzen hatten vor ungefähr einem Jahr begonnen. Zunächst kamen sie nur sporadisch, dann häufiger. Ein Arzt meinte, es sei nur Stress. Ein anderer hielt sie für Migräneattacken.

Er hatte wohl ein Dutzend Medikamente ausprobiert und wieder abgesetzt, weil sie alle nichts brachten. Heute hatte der Arzt ihm ein paar Tabletten zum Testen mitgegeben, zusammen mit einem Rezept, falls er mehr brauchte. Er könnte jetzt eine nehmen, sich hinlegen und mit etwas Glück über die Schmerzattacke hinwegschlafen.

Aber das war natürlich keine Lösung.

Dennoch: Die Vorstellung, wenigstens für eine Weile Schlaf zu finden, war fast unwiderstehlich. Er hatte einfach genug von diesem Tag. Aber als er in die Küche kam, siegte die Vernunft: Er ließ sich ein Glas Wasser einlaufen und spülte damit ein paar schmerzlindernde Tabletten hinunter.

Er trug Verantwortung. Eine Verantwortung, die er nicht einfach abtun konnte. Das Einzige, was sich geändert hatte, war die Zeit, die ihm blieb.

Jonathan funktionierte am besten unter Druck. Sobald er an einem Projekt saß und einen festen Termin vor Augen hatte, lief er zu Höchstform auf. Der Adrenalinkick trieb ihn dazu, härter zu arbeiten, als er musste.

Diese Fähigkeit würde ihm in den kommenden Monaten vielleicht helfen.

Verdrossen lehnte er sich gegen die Arbeitsplatte – und traf die erste Entscheidung nach der Diagnose: Er wollte zunächst einmal alles für sich behalten. Es bestand kein Anlass, Familie und Freunde zu beunruhigen. Sie sollten nicht um ihn trauern – dazu blieb Zeit genug, wenn er nicht mehr da war. Im Moment wollte er einfach nur den Status quo erhalten.

Zuerst einmal musste er einen Plan machen. Einen guten Plan. Vage, von Verzweiflung getriebene Ideen rasten ihm durch den Kopf, eine verrückter als die andere. Es musste eine Lösung geben. Er konnte nicht einfach in den legendären ewigen Sonnenuntergang reiten und alles sich selbst überlassen.

Lisette Stanhope gab den Code der Alarmanlage ein und wartete darauf, dass die großen Tore zur Seite glitten, bevor sie langsam auf das Grundstück der Tarletons rollte. Obwohl sie bereits seit sechs Jahren für Jonathan Tarleton arbeitete, bewunderte sie das Haus seiner Familie jedes Mal aufs Neue.

Die Tarletons lebten seit Jahrzehnten am Ende einer kleinen Düneninsel im Norden von Charleston. Die sechs Hektar Land boten mehr als genug Platz für das Haupthaus und die Nebengebäude.

Ein imposanter schmiedeeiserner Zaun begrenzte das Grundstück auf der Landseite. Das Haus wurde durch eine große Mauer vor dem Wasser geschützt. Der Strand selbst war öffentlich, aber niemand konnte von dort aus in das Grundstück der Tarletons eindringen, sei es aus Neugier oder aus gefährlichen Motiven. Hurrikans und die Erosion verursachten horrende Kosten für den Erhalt der Mauer, aber der derzeitige Patriarch der Familie war von Natur aus paranoid und misstrauisch, daher war die Sicherheit ihm jeden Cent wert.

Als Lisette Jonathans Wagen auf dem Parkplatz stehen sah, geriet ihr Entschluss ins Wanken. Normalerweise war er zu dieser Zeit nicht zu Hause. Sie hatte vorgehabt, schnell ins Haus zu schlüpfen, Gerald Hallo zu sagen und dann den Umschlag auf Jonathans Schreibtisch zu legen.

Sie hätte ihm den Umschlag natürlich auch in der Firmenzentrale hinterlassen können, wo sie die meiste Zeit arbeitete, aber dieser spezielle Vorgang verlangte eine gewisse Diskretion. Die Entscheidung, ihre Stelle zu kündigen, verursachte ihr Magenkrämpfe. Jonathan würde entweder aufgebracht oder verständnislos reagieren – oder beides.

Er würde eine Erklärung verlangen. Natürlich. Sie hatte sich auch schon ihre Worte zurechtgelegt. Routine. Neue Herausforderungen. Mehr Zeit zu reisen. Vor dem Badezimmerspiegel hatte es fast glaubhaft gewirkt. Was ihr zusetzte, war die Tatsache, dass Jonathan und seine Familie sehr gut zu ihr gewesen waren.

Lisettes Mutter hatte einen Schlaganfall gehabt, als Lisette noch studierte. Fast sieben Jahre lang hatte Lisette zwei Jobs gehabt und es dennoch nur mit Mühe geschafft, das Essen für sie beide auf den Tisch zu bringen und das Heer der Frauen zu bezahlen, das sich um ihre Mutter kümmerte.

Vor sechs Jahren hatte sie dann den Job bei Tarleton Shipping bekommen. Das großzügige Gehalt und...



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