McArthur | Emmas süßes Geheimnis | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 130 Seiten

Reihe: Digital Edition

McArthur Emmas süßes Geheimnis


1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7515-2026-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 130 Seiten

Reihe: Digital Edition

ISBN: 978-3-7515-2026-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein Schatten liegt über Emmas Leben: Leidet sie an einer gefährlichen Erbkrankheit? Nur ein Test kann Gewissheit schaffen. Und so lange darf sie nicht schwanger werden - eigentlich, denn genau das passiert, als der italienische Arzt Gianni Bonmarito sie erobert!



Fiona MacArthur ist Hebamme und Lehrerin. Sie ist Mutter von fünf Söhnen und ist mit ihrem persönlichen Helden, einem pensionierten Rettungssanitäter, verheiratet. Die australische Schriftstellerin schreibt medizinische Liebesromane, meistens über Geburt und Geburtshilfe.

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1. KAPITEL

Gianni Bonmarito stand allein und unnahbar in einer Ecke des Gartens und beobachtete das ausgelassene Treiben von Neds Angehörigen und Freunden. Obwohl ihn die lebhafte Stimmung irritierte – immerhin befanden sie sich auf einer Beerdigung –, nahm er nicht ohne Neid die Herzlichkeit und Wärme zur Kenntnis, die von der Gesellschaft ausging. Nun, auf der anderen Seite waren die Leute hier in Australien immer und überall fröhlich.

Die gleißende Sonne von Queensland brannte ihm auf den Kopf, als wollte sie seine düsteren Gedanken verscheuchen. Kleinkinder tobten auf dem Rasen, während einige Teenager und Erwachsene weiter hinten Cricket spielten. Er hörte Frauen lachen. Benahm man sich so auf einer Beerdigung?

Lyrebird Lake. Was war das für ein merkwürdiger Ort? Ein kleines Nest im Hinterland, das man einige Autostunden von Brisbane entfernt rund um einen spiegelglatten, von Bäumen umstandenen See erbaut hatte. Eine eingeschworene kleine Gemeinschaft, in der man sich grundsätzlich mit dem Vornamen ansprach.

Es war wirklich eine eigenwillige Totenwache, die hier vor dem in traditioneller Holzbauweise errichteten Arzthaus stattfand, direkt gegenüber der kleinen Klinik. Auch die ebenso engagierte wie disharmonische Dudelsackeinlage, die sein Freund Angus soeben zum Besten gab, war ein Teil der bizarren Zeremonie.

„Sie sind Gianni, nicht wahr?“ Die schlanke Blondine, die an seiner Seite aufgetaucht war, reichte ihm höchstens bis zur Schulter. Ihre Bewegungen waren schwungvoll, und sie strahlte eine unverhohlene Lebensfreude aus.

Lebensfreude. Er wusste, dass er dieses Gefühl einmal gekannt hatte, konnte sich aber kaum noch daran erinnern. Die fremde Frau sah ihn mit einem herausfordernden Lächeln an, das ihn auf seltsame Weise berührte. Es war, als fiele ein Sonnenstrahl direkt in sein Herz. Als würden die dunklen Gedanken aus seinem Kopf hinaus in den Himmel schweben, so wie die mit Helium gefüllten Ballons, die die Familie des Verstorbenen nach der Beisetzung hatte aufsteigen lassen. Gleichzeitig fühlte er sich auf eindeutig körperliche Weise von ihr angezogen. Er riss sich zusammen. Er würde sich keine Blöße geben.

Si. Ich bin Gianni.“

Er sah, wie sich ihre Mundwinkel nach oben kräuselten, vermutlich wegen seines italienischen Akzents. Was für eine Figur, dachte Gianni und versuchte, nicht zu offensichtlich auf ihren festen Busen und ihre Taille zu starren, die so schmal war, dass er sie mit seinen Händen leicht hätte umfassen können. Vor langer Zeit hatte er beschlossen, keiner Frau mehr zu vertrauen. Und doch nahm ihn der Anblick dieser schönen Unbekannten auf eine Art und Weise gefangen, die ihn erschreckte. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Was geschah hier?

Verstohlen suchte er in ihrem Gesicht nach einem Anzeichen von Hochmut oder Falschheit, doch davon keine Spur.

Ihr pinkfarbenes Lipgloss schimmerte in der Sonne. Es war ein satter, lebendiger Farbton. Eine ungewöhnliche Wahl für eine Beerdigung.

Mit ihren strahlend blauen Augen musterte sie ihn mit einer Unverfrorenheit, die seiner in nichts nachstand. Gianni spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Was war das für ein seltsames Gefühl? Er ließ sich doch nicht von den Blicken einer – wenngleich äußerst attraktiven – Frau aus der Ruhe bringen! Das war absurd.

„Verzeihen Sie.“ Es klang weniger höflich, als er beabsichtigt hatte. „Ich glaube nicht, dass wir einander vorgestellt wurden, jedenfalls erinnere ich mich nicht daran.“

„Emma Rose.“ Sie lächelte. „Ich bin eine Freundin der Familie und Hebamme auf der Geburtsstation.“

Jetzt erst bemerkte er das blonde Mädchen, das neben ihr stand. Sie war fast genauso groß wie sie, und ihre Gesichtszüge verrieten, dass einmal eine Schönheit aus ihr werden würde, obwohl sie wahrscheinlich noch keine zehn Jahre alt war. „Ihre Tochter?“ Wenn es so war, musste sie eine sehr junge Mutter sein.

Emma sah die Kleine mit unverhohlenem Stolz an. „Ja, das ist meine Tochter Grace. Und das hier ist ein Freund von Dr. Angus aus Italien. Dr. …?“ Sie sah ihn fragend an.

„Bonmarito“, ergänzte Gianni.

„Hallo, Dr. Bon-ma-ri-to“, sagte Grace mit ernster Miene, bemüht, den fremden Namen richtig auszusprechen. Sie streckte ihm ihre kleine Hand entgegen, und Gianni ergriff sie unbeholfen. Kleine Mädchen wirkten auf ihn so zart und zerbrechlich und führten ihm stets vor Augen, wie wenig Ahnung er von Kindern hatte. Und sie erinnerten ihn unweigerlich an seine eigene Frau, die schwanger gewesen war, als sie starb.

„Wenn ich groß bin, werde ich Hebamme, wie meine Mummy“, informierte ihn Grace mit leiser, entschlossener Stimme.

Gianni blinzelte. Das Mädchen besaß offensichtlich ein gesundes Selbstbewusstsein. Genau wie ihre Mutter.

Als Junge in ihrem Alter hatte Gianni sich vor allem für Raumschiffe, Mondlandungen und Autorennen interessiert. Bis zum frühen Tod seiner Eltern hatte er ein unbeschwertes Leben geführt. Im Gegensatz zu seinem Bruder hatte Gianni nicht schon im Sandkasten geplant, später einmal Arzt zu werden. Damals hatte er so wenig über das Leben gewusst, geschweige denn über den Tod. Und er hatte Angus noch nicht gekannt.

Feierlich schüttelte er Grace die Hand. Dabei achtete er darauf, nicht zu steif zu wirken, denn das hatte man ihm im Umgang mit Kindern schon mehrfach bescheinigt. Aber wie hätte er es lernen sollen? Das einzige Kind, für das er jemals Vatergefühle entwickelt hatte, war das eines anderen Mannes gewesen und zusammen mit seiner Frau gestorben.

Er schluckte die aufsteigende Bitterkeit herunter und zwang sich zu einem Lächeln. „Hallo, Grace. Du kannst mich Gianni nennen, schließlich reden sich hier alle mit dem Vornamen an.“

Die Kleine zog ihre Hand zurück, und er bemerkte, dass sie das gleiche Lipgloss aufgelegt hatte wie ihre Mutter. Ob sich die beiden zusammen vor dem Spiegel geschminkt hatten? Die Vorstellung befremdete ihn angesichts des traurigen Anlasses, aber offenbar verhielten sich die Menschen hier anders, als er es gewohnt war.

„Dein Lippenstift passt ja genau zu dem deiner Mutter.“ Er sah wieder zu Emma, und sein Herz begann unvermittelt schneller zu schlagen.

Sie sah ihn prüfend an, und ihr Blick wurde weich. Er hatte das Gefühl, in ihren blauen Augen zu versinken.

„Ned hat ihr das Lipgloss zu Weihnachten geschenkt. Wir haben es sozusagen ihm zu Ehren aufgelegt.“

Offensichtlich habe ich sie falsch eingeschätzt, dachte Gianni beschämt. Auf jeden Fall übte diese Frau eine geradezu magische Anziehungskraft auf ihn aus. Ihre Augen verrieten Mitgefühl und Wärme, und es war, als könne sie bis auf den Grund seiner Seele sehen und seinen Schmerz spüren.

Aber solche lächerlichen Gefühlsregungen durfte er sich nicht erlauben. Schnell wandte er sich wieder ihrer Tochter zu.

„Musst du heute gar nicht in die Schule, Grace?“

Grace sah zu Boden, als fiele ihr in diesem Augenblick wieder ein, zu welchem traurigen Anlass sie zusammengekommen waren. Gianni ärgerte sich über seine unbedachte und taktlose Frage. Woran lag es bloß, dass er Kindern gegenüber regelmäßig sein schlechtestes Benehmen an den Tag legte? Er wäre am liebsten im Boden versunken.

Die Kleine lächelte tapfer. „Es ist Neds Tag. Die Schule hat heute geschlossen, weil wir alle seine Beerdigung feiern“, erklärte sie.

Emma legte ihrer Tochter eine Hand auf die Schulter. „Wir haben Ned alle sehr gerne gehabt, Grace. Aber in jedem Land gehen die Menschen anders mit ihrer Trauer um. Eine Beerdigung kann ein fröhlicher, aber auch ein sehr trauriger Anlass sein.“ Sie schenkte Gianni ein verlegenes Lächeln. „Ned hat immer gesagt, man soll das Leben genießen, solange es geht, anstatt sich über seine Endlichkeit zu grämen. Deswegen sind die Kinder dabei. Und deswegen lassen wir auf seiner Beerdigung Ballons steigen und spielen Cricket.“ Sie nickte zu den Teenagern hinüber.

Gianni sah zu Angus, Neds Sohn und sein bester Freund. Er war es gewesen, der ihn nach dem verheerenden Erdbeben damals aus den Trümmern geborgen hatte, als alle anderen die Suche schon eingestellt hatten. Dank Angus war aus dem gedankenlosen Playboy mit einem Hang zur Selbstzerstörung, der er damals gewesen war, ein engagierter Arzt geworden.

Trotzdem konnte er nicht verstehen, wie Angus unmittelbar nach dem Tod seines Vaters so fröhlich sein konnte. Andererseits freute er sich darüber, seinen Freund in guter Stimmung zu sehen. Lachend kämpfte er mit seinem Dudelsack, den er noch nicht richtig zu beherrschen schien.

Offenbar hielt man in Lyrebird Lake nichts von schwermütigen Zeremonien. Gianni wünschte sich, er hätte den alten Arzt noch persönlich kennengelernt, der selbst nach seinem Tod so viel Wärme und Lebensfreude in anderen Menschen hervorrief. Vielleicht hätte er selbst einen Ort wie diesen gebraucht, um mit seiner Trauer fertigzuwerden.

Emma folgte seinem Blick. „Angus erzählte mir, dass Sie Ihre Frau verloren haben.“ Ihre Bemerkung versetzte Gianni einen Stich ins Herz. Da beugte sich Emma unvermittelt zu ihm und küsste ihn leicht auf die Wange. „Das tut mir leid.“

Er konnte das Erdbeeraroma ihres Lipgloss’ riechen und verspürte einen kühlen Luftzug an der Stelle, die eben noch ihre warmen Lippen berührt hatten.

Zukünftig würde er beim Duft von Erdbeeren immer an diesen Kuss denken. Warum hatte sie das getan? Und doch war...



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