McCrum | House of Wirecard | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 416 Seiten

McCrum House of Wirecard

Wie ich den größte Wirtschaftsbetrug Deutschlands aufdeckte und einen Dax-Konzern zu Fall brachte
22001. Auflage 2022
ISBN: 978-3-8437-2592-7
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Wie ich den größte Wirtschaftsbetrug Deutschlands aufdeckte und einen Dax-Konzern zu Fall brachte

E-Book, Deutsch, 416 Seiten

ISBN: 978-3-8437-2592-7
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der Financial-Times-Journalist Dan McCrum hat getan, wofür eigentlich Wirtschaftsprüfer und Finanzaufsicht zuständig sind: Er hat den größten Betrug der DAX-Geschichte aufgedeckt. Die Geschichte klingt filmreif: Wirecard, neben SAP das einzige deutsche Tech-Vorzeigeunternehmen, wird gehypt und übertrifft sogar den Börsenwert der Deutschen Bank. Der bargeldlose Zahlungsverkehr von Onlinegeschäften und Kreditkarten scheint ein überzeugendes Geschäftsmodell, eine Banklizenz eröffnet weitere Möglichkeiten.   Aufgrund der kritischen Berichterstattung von Dan McCrum erstattet die deutschen BaFin, wegen des Verdachts auf Aktienmanipulation, Anzeige gegen ihn und eine Financial-Times-Kollegin. Als die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young feststellt, dass fast zwei Milliarden Euro auf philippinischen Treuhandkonten gar nicht existieren, stürzt die Aktie des Konzerns innerhalb von wenigen Tagen von ? 104 auf ? 1,28. In kürzester Zeit verbrennen im zweitgrößten Kursrutsch der DAX-Geschichte Milliarden Euro, Tausende von Anlegern verlieren ihr Geld. Wirecard-Chef Markus Braun muss in Untersuchungshaft, sein Vorstandskollege Jan Marsalek flüchtet,. Der Bundestag setzt einen Untersuchungsausschuss ein, in dem auch Dan McCrum gehört wird. BaFin-Chef Felix Hufeld muss gehen, auch Hubert Barth, Deutschland-Chef von Ernst & Young, verliert seinen Posten.  Dan McCrum erhält diverse Journalistenpreise, aber die Sache ist für ihn noch nicht zu Ende. Er recherchiert weiter.  Sein Buch erzählt die rasante und filmreife Story von Mitwissern und Helfern, Geheimagenten und Kriminellen aus seiner ganz außergewöhnlichen Sicht, denn er ist selbst Teil dieser unglaublichen Geschichte.

Dan McCrum ist seit 2007 Teil des Investigativ-Teams der Financial Times. Für seine Wirecard-Reportage hat er zahlreiche Journalistenpreise erhalten, u.a. den Deutschen Reporterpreis, den Helmut-Schmidt Journalistenpreis sowie den Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik.
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Vorwort zur deutschen Ausgabe


»Wir kannten Sie nur als den Teufel«, sagte ein ehemaliger Mitarbeiter, nachdem die Aufregung um seinen früheren Arbeitgeber Wirecard sich endlich gelegt hatte. Ich schüttelte mir den Münchner Schnee von den Schuhen, als er mich mit frisch gebackenen Brezeln in seinem Haus empfing. Wir wollten darüber sprechen, wie er so lange getäuscht werden konnte und was alles getan worden war, um Wirecard an die Spitze der deutschen Wirtschaft, in den DAX 30, zu bringen. Er war, wie so viele Menschen im Land der Dichter und Denker, denen ich seit der Aufdeckung des Betrugs begegnet bin: herzlich, offen, selbstkritisch und ein wenig beschämt über die vergangenen Ereignisse.

Die Geschichte, die Sie nun in den Händen halten, musste ich erzählen – ich hatte keine andere Wahl. In fünfzehn Jahren als Journalist der habe ich schon viele Storys recherchiert und aufgeschrieben, aber diese hier ist meine eigene. Sie ist persönlich und wirklich besonders. Sie packte mich am Kragen und ließ mich nicht mehr los, bis mein Leben auf den Kopf gestellt war – ein Abenteuer voller Lügen, Spione und schmutzigen Geldes. Mehr als einmal glaubte ich, meine Karriere sei am Ende. Es gab unglaubliche Momente, in denen ich dachte, dass die Welt da draußen sie niemals wahrnehmen würde. Zeitweise behandelte ich mein Smartphone wie einen Feind, ein potenzielles Abhörgerät. Ich träumte mit Schrecken davon, die Tür zu öffnen und auf Blaulicht und Uniformen zu blicken, und ich feilte an Erklärungen für den Tag, an dem die Polizei tatsächlich vor mir stehen würde.

Eines der merkwürdigsten Dinge an dieser Geschichte voller ebenso seltsamer wie wunderbarer Charaktere ist: Es war ein anderes Land, das alles auf den Kopf stellte. Ich forderte ein deutsches Unternehmen heraus, Wirecard, indem ich zunächst in meinen Artikeln fragte, ob die veröffentlichten Bilanzen überhaupt schlüssig waren, und dann anhand der Aussagen von Whistleblowern darüber berichtete, was wirklich im Inneren des Konzerns geschah. Als der Skandal sich ausweitete, sprangen ihm deutsche Institutionen zur Seite. Jedes außergewöhnliche Detail wurde wegdiskutiert. Unabhängige Zeitungen, aalglatte Banker, reiche Investoren, teure Wirtschaftsprüfer, professionelle Aufsichtsbehörden und gefürchtete Staatsanwälte sahen sich den ungleichen Kampf an und kamen zu dem Schluss, dass ich es war, der sich irrte und möglicherweise korrupt war. Ein kaum bekannter Reporter drüben in London hatte die Seiten der für einen Rachefeldzug gegen eines der erfolgreichsten Technologieunternehmen Europas gekapert.

Über das Wie, das Wann und ein Teil des Warums ist inzwischen etliches bekannt. Der Wirecard-Skandal entwickelte sich aus kleinen und großen, sich steigernden Unfällen. Ordnungswidrigkeiten und Geschäfte im Graubereich wurden zu zunächst kleinen, wenig greifbaren Straftaten. Anzugträger verschoben Geld über unterschiedliche Rechtssysteme, die Annehmlichkeiten sowie Diskretion versprachen – Deutsche brachen in Deutschland keine Gesetze. Doch dann wurde ein junges österreichisches Wunderkind, Jan Marsalek, über seine Fähigkeiten hinaus befördert, zumindest mit Blick auf die legale Geschäftswelt.

Noch als die krummen Geschäfte größere Dimensionen annahmen, als Hunderte von Millionen und dann Milliarden Euro von Investoren und Banken gestohlen wurden, galt Wirecard als seriös. Im Zweifel vertraute man dem Unternehmen, unterstützt durch den beruhigenden Sog der Gier. Die Anleger sahen, was sie sehen wollten – eine Geldmaschine –, und wurden dafür belohnt. Der stetig steigende Aktienkurs bestätigte sie. Wir stellen uns Betrüger als Hütchenspieler an der Straßenecke vor oder als charismatischen Charmeur, der einem reichen amerikanischen Touristen den Eiffelturm verkauft. Was Wirecard jedoch missbrauchte, war das moderne Gesellschaften prägende Vertrauen. Deutschland hat eine gut funktionierende Wirtschaft, in der es die absolute Ausnahme ist, sich ins Gesicht zu lügen.

Dass ein Anleger an der Börse jedes potenzielle Investment argwöhnisch prüft oder ein Banker jeden Standort eines Unternehmens, das einen Kredit aufnimmt, besucht, wäre genauso sinnvoll, als würde sich der Käufer eines Liters Milch nach dem Gesundheitszustand der Kuh erkundigen. Diese Art von Milliardenbetrug ist nur möglich durch den Missbrauch dieses Vertrauens, ohne das Gesellschaft und Wirtschaft nicht funktionieren können. In seiner farbenfrohen Geschichte der Betrügereien hat Dan Davies es so formuliert: »Wirtschaftskriminalität funktioniert meist durch die Manipulation der . Man schafft etwas, das weitestmöglich wie eine normale Folge von Transaktionen aussieht. Das Drama kommt später, wenn sich alles auflöst.« Immer wieder ist deutlich geworden, dass alles viel früher hätte aufgeklärt werden können, wenn nur jemand, irgendjemand, die Fakten überprüft hätte.

Was bei Wirecard – wo das Drama früh begann und stetig eskalierte – auffällt, sind die vielen Versuche, diese Fakten durch externe Beobachter zu überprüfen, sowie das Versagen der mit der Kontrolle betrauten Institutionen. Ernst & Young prüfte ein Jahrzehnt lang die Abschlüsse von Wirecard. Eine der kleinen Erkenntnisse beim Lesen durchgesickerter interner Wirecard-E-Mails war, dass sich 2015 jemand in der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft die detaillierten Fragen, die ich an EY geschickt hatte, genauer ansah und das Finanzteam von Wirecard dazu befragte. Es schien jedoch nichts zu bewirken. Darüber hinaus haben Whistleblower, Investoren und das US-Justizministerium zu unterschiedlichen Zeitpunkten versucht, die Börsenaufsicht BaFin oder die Münchner Staatsanwaltschaft für die mutmaßlichen Straftaten bei Wirecard zu interessieren – ohne Erfolg. Immer wieder wurden Gelegenheiten verpasst, die Fassade einzureißen.

Selbst ich muss mich zu denen zählen, die sie verpasst haben. Die Geschichte von Wirecard ist eine nicht glattgebügelte Abfolge von Fehlern, auch von meinen, und stellt eine harte Lektion dar. Wirecard schaffte es, ausländische Spekulanten, insbesondere die anonymen, zu dämonisieren, um das Establishment hinter sich zu scharen. Warum die Verschwörungstheorien und die fingierten Geschäfte bei den Reichen und Mächtigen so viel Anklang fanden, müssen andere beantworten. Ich kann nur zeigen, wie sich die Ereignisse entwickelt haben. Wenn meine Geschichte von einer ständigen Verwunderung über die vorgefundene Art der Regeln, Institutionen und Haltungen geprägt ist – ich war ja immer ein naiver Reisender –, dann nur, um über die unterschiedlichen Hindernisse verglichen mit meiner Heimat zu staunen, um sie ins Licht zu rücken, nicht aber, um sie als minderwertig zu verurteilen. Diese Bildungsreise setzte sich für mich fort, als das Manuskript für dieses Buch ins Deutsche übersetzt wurde. Als Journalist bin ich darauf trainiert, Londons Gerichtsbarkeit in Sachen Verleumdung zu vermeiden, und entdeckte, dass die deutsche Variante ein wenig anders funktioniert. Es gibt deshalb einige kleine Änderungen in der deutschen Fassung. Vor allem wurden weitere Fußnoten aufgenommen, um die Statements der Hauptakteure wiederzugeben, außerdem wurden einige Beteiligte anonymisiert.

Deutschland war mit seiner Unterstützung von Wirecard nicht allein. Die zahlreichen Londoner Wegbereiter – die grimmigen Anwaltskanzleien, die schlüpfrigen Privatdetektive, die PR-Spindoktoren, die Banker und die Berater – waren hocherfreut, das Geld des Unternehmens einzusacken. Es gibt einen Grund, warum Oligarchen und die Großfamilien von Despoten die Stadt an der Themse seit Langem als willkommenes Zuhause empfinden. Das Vereinigte Königreich hat auch eine bemerkenswerte Geschichte, was die strafrechtliche Verfolgung von Finanzbetrug nach aufgedeckten Bilanzierungsproblemen angeht, und eine umfassende öffentliche Untersuchung eines pleitegegangenen Unternehmens ist praktisch unbekannt.

In dieser Hinsicht war Deutschland ungewöhnlich hartnäckig in seinem Bestreben, die Lehren aus den vergangenen Geschehnissen zu ziehen. Nachdem ich viele Monate damit verbracht hatte, mich zu fragen, ob ich bei einer Bayern-Reise eine Verhaftung riskieren würde, war es surreal, im November 2020 in den Bundestag eingeladen zu werden, um an einer parlamentarischen Untersuchung teilzunehmen und als Experte befragt zu werden. Ein wenig später wurde ich von Olaf Scholz gelobt, der als damaliger Finanzminister den Regulierungsapparat beaufsichtigte, der mich verfolgt hatte. Er dankte mir für »große Verdienste um den Rechtsstaat«, als er mir den Sonderpreis des »Deutschen Reporterpreises« überreichte. Die lange, gründliche und erschöpfende öffentliche Untersuchung deutet auf die Bereitschaft hin, Lehren aus dem Fall Wirecard zu ziehen – eine Zielstrebigkeit, von der ich nur hoffen kann, dass sie zur Beseitigung der Schwachstellen genutzt wird, die den Betrug erst ermöglicht haben.

Bezogen auf Lektionen, die mein neuer Freund und ich an jenem kalten Tag in München miteinander besprachen, so wurde mir als Reporter beigebracht, eher zu zeigen,...


McCrum, Dan
Dan McCrum ist seit 2007 Teil des Investigativ-Teams der Financial Times. Für seine Wirecard-Reportage hat er zahlreiche Journalistenpreise erhalten, u.a. den Deutschen Reporterpreis, den Helmut-Schmidt Journalistenpreis sowie den Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik.



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