Meier-Braun | Die 101 wichtigsten Fragen: Einwanderung und Asyl | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 7044, 174 Seiten

Reihe: Beck Paperback

Meier-Braun Die 101 wichtigsten Fragen: Einwanderung und Asyl


3. Auflage 2017
ISBN: 978-3-406-71088-9
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 7044, 174 Seiten

Reihe: Beck Paperback

ISBN: 978-3-406-71088-9
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wie viele Ausländer und Flüchtlinge leben in Deutschland? Sind Ausländer krimineller als Deutsche? Sind die meisten Asylbewerber Wirtschaftsflüchtlinge? Was bringt das Integrationsgesetz? Und schließlich: Ist Deutschland ein Einwanderungsland? Kaum etwas treibt die Bundesbürger mehr um als Einwanderung und Asyl. Prof. Dr. Karl-Heinz Meier-Braun liefert die wichtigsten Fakten und Zusammenhänge für alle, die sich zu diesem aktuellen Thema kompetent und zuverlässig informieren wollen.

Karl-Heinz Meier-Braun ist Integrationsbeauftragter des Südwestrundfunks, Honorarprofessor für Politikwissenschaft der Universität Tübingen und Vorstandsmitglied im Rat für Migration.
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Weitere Infos & Material


1;Cover;1
2;Titel;3
3;Zum Buch;2
4;Über den Autor;2
5;Impressum;4
6;Inhalt;5
7;Einleitung;10
8;I. Statistik;16
8.1;1. Kann man den Zahlen zu «Einwanderung und Asyl» trauen?;16
8.2;2. Wie viele Ausländer leben in Deutschland?;18
8.3;3. Was ist ein Migrationshintergrund?;19
8.4;4. Wie viele Menschen mit Migrationshintergrund leben in Deutschland?;20
8.5;5. Wie viele Migranten und Flüchtlinge kommen nach Deutschland?;22
8.6;6. Ist Deutschland das Hauptzielland von Flüchtlingen und Migranten – wie viele sind weltweit unterwegs?;23
9;II. Geschichtliches;26
9.1;7. Hatte Goethe türkische Vorfahren?;26
9.2;8. Wie erging es den deutschen Auswanderern in Amerika?;26
9.3;9. Wäre Deutsch beinahe zur Amtssprache in den USA geworden?;27
9.4;10. Mit welchen Ländern hat Deutschland Anwerbeabkommen abgeschlossen?;27
9.5;11. Von wem stammt eigentlich das berühmte Zitat «Man hat Arbeitskräftegerufen, und es kamen Menschen»?;28
9.6;12. Was wurde aus dem einmillionsten Gastarbeiter und seinem Moped?;29
9.7;13. Wie haben sich Kultur, Kunst und Literatur in Deutschlanddurch die Einwanderung verändert?;30
9.8;14. Auf welche Migrationsgeschichte blicken die Bürger der früheren DDR zurück?;32
10;III. Grundlagen;35
10.1;15. Was heißt Migration?;35
10.2;16. Was ist Integration?;35
10.3;17. Warum wandern Menschen aus und verlassen ihre Heimat?;36
10.4;18. Wie wurde Deutschland zum Einwanderungsland?;37
10.5;19. Ist Deutschland ein Auswanderungsland?;39
10.6;20. Was wäre Deutschland ohne Ausländer?;41
10.7;21. Wie schneidet Deutschland im internationalen Vergleichab?;42
10.8;22. Wie sieht die Migrationspolitik der anderen europäischen Länderaus?;43
10.9;23. Was ist zirkuläre bzw. temporäre Migration?;44
10.10;24. Welche Rolle spielen Integrationsgipfel und der Nationale Integrationsplan?;46
10.11;25. Wie wichtig sind Migrantenorganisationen?;47
10.12;26. Welche Aufgaben hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)?;47
10.13;27. Was ist die Deutsche Islamkonferenz?;49
10.14;28. Wie sieht die Integrationspolitik der Bundesländer aus?;49
10.15;29. Was sind Integrationsbeauftragte?;51
10.16;30. Wie beteiligen sich Migranten am politischen Geschehen in Deutschland?;53
11;IV. Gruppen von Einwanderern;56
11.1;31. Was sind Gastarbeiter?;56
11.2;32. Was sind Flüchtlinge und Asylbewerber?;56
11.3;33. Sind die Flüchtlinge, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland Schutz fanden, keine Migranten?;57
11.4;34. Sind Italiener «Deutsche»?;58
11.5;35. Sind Türken integrationsunwillig?;59
11.6;36. Sind Griechen und Spanier die vergessenen Ausländer?;63
11.7;37. Gibt es überhaupt noch Portugiesen in Deutschland?;66
11.8;38. Was ist aus den Migranten aus dem ehemaligen Jugoslawien geworden?;67
11.9;39. Welche Rolle spielt die polnische Minderheit in Deutschland?;69
11.10;40. Wie steht es um die jüdische Gemeinde?;70
11.11;41. Was sind «Zigeuner» bzw. Sinti und Roma?;72
11.12;42. Was sind (Spät-)Aussiedler?;75
12;V. Mittelmeerflüchtlinge;76
12.1;43. Was ist FRONTEX?;76
12.2;44. Warum versuchen so viele Menschen, über das Mittelmeer Europazu erreichen?;77
12.3;45. Auf welchen Routen kommen Flüchtlinge nach Europa?;77
12.4;46. Woher kommen die Mittelmeerflüchtlinge?;79
12.5;47. In welche Länder wollen die Mittelmeerflüchtlinge?;79
12.6;48. Versagt Europa in der Flüchtlingspolitik?;80
13;VI. Flüchtlinge: Recht und Aufenthalt;87
13.1;49. Wie verläuft das Asylverfahren?;87
13.2;50. Was sind sichere Drittstaaten?;91
13.3;51. Was sind sichere Herkunftsstaaten?;91
13.4;52. Wie läuft das Flughafenverfahren?;93
13.5;53. Was ist der Königsteiner Schlüssel?;94
13.6;54. Was ist subsidiärer Schutz?;94
13.7;55. Was ist das Dublin-Verfahren?;94
13.8;56. Was steht in der Genfer Flüchtlingskonvention?;95
13.9;57. Welche Leistungen erhalten Asylbewerber?;96
13.10;58. Was sind Kontingentflüchtlinge?;98
13.11;59. Was sind «umF»?;99
13.12;60. Was ist eine Duldung?;100
13.13;61. Was ist «Kirchenasyl»?;101
13.14;62. Was sind Härtefallkommissionen?;102
13.15;63. Wie verläuft die Abschiebung bzw. Ausweisung?;103
13.16;64. Was sind «illegale» oder «irreguläre» Migranten?;105
14;VII. Arbeitsmigranten: Recht und Aufenthalt;108
14.1;65. Was steht im Zuwanderungsgesetz?;108
14.2;66. Was ist eine Aufenthaltserlaubnis?;110
14.3;67. Was ist eine Niederlassungserlaubnis?;111
14.4;68. Wer erhält Arbeit in Deutschland?;111
14.5;69. Was ist die Green Card bzw. Blue Card?;113
14.6;70. Wie erwirbt man die deutsche Staatsangehörigkeit?;114
14.7;71. Was ist der Einbürgerungstest?;117
14.8;72. Wie ist der Familiennachzug geregelt?;118
14.9;73. Was beinhaltet das Anerkennungsgesetz?;119
14.10;74. Was bringt das Integrationsgesetz?;120
15;VIII. Kontroversen und Konflikte in Politik und Gesellschaft;124
15.1;75. War die Gastarbeiteranwerbung ein Fehler?;124
15.2;76. Was denkt die Mehrheitsgesellschaft über Einwanderung und Asyl?;124
15.3;77. Sind die meisten Einwanderer «Wirtschaftsflüchtlinge», findet eine Einwanderung in die Sozialsysteme statt?;128
15.4;78. Sind Ausländer krimineller als Deutsche?;132
15.5;79. Wie gefährlich sind Islamismus und Salafismus?;134
15.6;80. Wird Deutschland islamisiert?;135
15.7;81. Ist der Islam Teil Deutschlands?;137
15.8;82. Was sind Parallelgesellschaften?;137
15.9;83. Worum geht es beim «Kopftuchstreit»?;140
15.10;84. Wie verbreitet sind Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus in Deutschland?;143
15.11;85. Ist die Integration gescheitert?;146
15.12;86. Ist die multikulturelle Gesellschaft tot?;147
15.13;87. Welche Rolle spielen die Medien in der Einwanderungsgesellschaft?;149
15.14;88. Was bedeuten Diskriminierung und Antidiskriminierung?;152
15.15;89. Welchen Einfluss haben PEGIDA und AfD?;153
16;IX. Zukunftsperspektiven von Einwanderungund Asyl;157
16.1;90. Werden in Zukunft mehr Flüchtlinge und Migranten zu uns kommen?;157
16.2;91. Ist Deutschland verstärkt auf Einwanderung angewiesen?;158
16.3;92. Brauchen wir ein Einwanderungsgesetz?;161
16.4;93. Ist Kanada ein Vorbild für Deutschland?;163
16.5;94. Was wird aus den Gastarbeiterrentnern?;163
16.6;95. Was ist die Willkommens- und Anerkennungskultur?;164
16.7;96. Was ist Diversity Management?;165
16.8;97. Welche Rolle spielt die kommunale Integrationspolitik?;165
16.9;98. Kann der Sport die Integration beflügeln?;166
16.10;99. Vor welchen Herausforderungen stehen die Schulen?;167
16.11;100. Wann und wie gelingt Integration?;170
16.12;101. Wo kann man sich am besten über Einwanderung und Asyl informieren?;172


Einleitung


Bis zu 7 Millionen Flüchtlinge – nachziehende Familienangehörige eingerechnet – könnten es alles in allem werden, so wurde noch im Oktober 2015 in Zeitungsberichten vermutet. Das Schreckgespenst eines Landes, das die Kontrolle über seine Grenzen verloren hat, geisterte durch Deutschland. Längst wurde die Zahl der Flüchtlinge – man sprach lange Zeit von einer Million – nach unten korrigiert, im Laufe des Jahres 2016 suchten immer weniger Asylbewerber Zuflucht in Deutschland. So könnte eigentlich zur Jahreswende 2016/17 die Schlagzeile «Wir haben das wieder einmal geschafft!» lauten, nachdem die sogenannte Flüchtlingskrise mehr oder weniger bewältigt wurde. Trotz des Chaos an den Grenzen, überforderter Behörden und überfüllter Flüchtlingsunterkünfte – vor allem durch die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer ist Deutschland einigermaßen über die Runden gekommen. Vor ähnlichen Herausforderungen durch die Zuwanderung hatte das Land bereits verschiedene Male gestanden, beispielsweise als nach dem Zweiten Weltkrieg rund 12,5 Millionen deutsche Heimatvertriebene Zuflucht in der Bundesrepublik fanden. Oder als seit Mitte der 1950er Jahre Millionen von «Gastarbeitern» ins Land geholt wurden, die es zu integrieren galt. Von 1955 bis 1973 sind rund 14 Millionen Arbeitsmigranten eingewandert und etwa 11 Millionen wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. In der aufgeheizten Debatte der letzten Zeit geriet dies alles genauso in Vergessenheit wie die Tatsache, dass bereits Anfang der 1990er Jahre ein halbe Million Asylanträge gestellt wurden. Stuttgart nahm damals vorübergehend mehr Flüchtlinge aus Jugoslawien auf als ganz Großbritannien. Schon 1980 stiegen die Flüchtlingszahlen und es gab Zeitungsschlagzeilen wie «Explosiver Zustrom von Asylbewerbern», «Flut von Wirtschaftsasylanten» oder «Scheinasylanten stoppen». 5 Millionen Spätaussiedler wurden im Laufe der Jahre aufgenommen. Die Beispiele zeigen: Deutschland ist schon seit Langem ein Einwanderungsland, auch wenn das immer wieder in Frage gestellt wird. Die Bundesrepublik hat sich durch Einwanderung verändert, ist nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem weltoffenen Land geworden. Ob und wie es sich durch die «Flüchtlingskrise» verändern wird, bleibt abzuwarten. Wird es die Zugewanderten ein weiteres Mal integrieren können oder wird es sich abkapseln? Kippt die Stimmung, die immer noch ziemlich gut ist?

Wie viele Flüchtlinge endgültig hier bleiben werden, weiß niemand. Selbst die offiziellen Angaben zu ihrer Zahl wurden vom Bundesministerium des Innern immer mit einem Vorbehalt versehen. Sie stammen aus dem sogenannten EASY-System, einer Software-Anwendung zur Erstverteilung der Asylsuchenden auf die Bundesländer. «Bei den EASY-Zahlen sind Fehl- und Mehrfacherfassungen u.a. wegen der fehlenden Erfassung der persönlichen Daten nicht ausgeschlossen», schreibt das Ministerium immer wieder in seinen monatlichen Berichten. Am 30. September 2016 korrigierte der Bundesinnenminister höchstpersönlich die Zahl der Asylsuchenden aus dem Jahre 2015. Das sogenannte «EASY-Gap» – die Lücke zwischen der Zahl aus diesem System und der tatsächlichen Zahl der Asylbewerber – sei so gut wie geschlossen. Laut de Maizière lag sie für das Jahr 2015 bei rund 890.000. Davon seien 820.000 mittlerweise vollständig im sogenannten Kerndatensystem registriert. Rund 50.000 Schutzsuchende seien zunächst ebenfalls registriert worden, hätten aber in der Folge ihre Asylverfahren nicht mehr weiterbetrieben und dürften überwiegend weitergereist sein oder in ihr Herkunftsland zurückgekehrt sein. Die Differenz zu der Zahl von über einer Million, die bisher gehandelt wurde und die Diskussionen bestimmte, ergibt sich nach Angaben des Bundesinnenministers aus den Mehrfachmeldungen und der Tatsache, dass die späteren Weiter- oder Rückreisen nicht in EASY berücksichtigt werden. Im Laufe des Jahres ging die Zahl der neuen Asylbewerber weiter zurück, was Anlass zur «Entwarnung» hätte sein können, auch wenn 2016 immer noch zwei Drittel aller Anträge in den EU-Staaten in Deutschland gestellt wurden. Erst im Januar 2017 sprach der Bundesinnenminister davon, dass es gelungen sei, «das Migrationsgeschehen zu ordnen, zu steuern», das BAMF (siehe Frage Nr. 26) sei jetzt «über den Berg». Die Zahl der tatsächlichen Einreisen von Asylsuchenden sei deutlich zurückgegangen: Nach vorläufiger Berechnung könne von 280.000 Asylsuchenden in 2016 ausgegangen werden, ein Drittel der Zahl vom Vorjahr. Im EASY-System wurden 2016 allerdings noch 321 371 Zugänge von Asylsuchenden registriert. Jetzt – so Minister De Maizière – werde zum letzten Mal die Statistik aus dem EASY-System dargestellt. Beginnend mit Daten ab dem Monat Januar 2017 stehe dem Bundesamt eine valide Asylgesuch-Statistik zur Verfügung, die künftig anstelle von EASY herangezogen werden könne. Kritik an der Asylbilanz äußerte unter anderem die Menschenrechtsorganisation PRO ASYL: Der drastische Rückgang neuankommender Asylsuchender sei nicht das Ergebnis einer Verbesserung in den Herkunftsländern sondern einer rigorosen Abschottungspolitik. Selbst wenn alles in allem eine halbe Million Geflüchtete bleiben dürfen, ist das angesichts der jüngsten Einwanderungsgeschichte nicht sehr viel, auch wenn es anders zu sein scheint. Schließlich leben rund 17,1 Millionen Menschen in Deutschland, die einen Migrationshintergrund haben, d.h. selbst eingewandert oder direkte Nachkommen von Einwanderern, sind – eine Rekordmarke, die einem Bevölkerungsanteil von 21 Prozent entspricht. Würde man die deutschen Heimatvertriebenen und Flüchtlinge, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland Schutz fanden, hinzurechnen, so würde sich dieser Anteil mehr als verdoppeln, und das Land bestünde zur Hälfte aus Migranten. Deutschland kann sich also mehr zutrauen, auch wenn es bei der Integration der Flüchtlinge vor einer ähnlichen Herausforderung steht wie bei der Eingliederung beispielsweise der Heimatvertriebenen im Nachkriegsdeutschland. Die «Bewältigung der Flüchtlingskrise» wird auf jeden Fall lange Zeit eine der wichtigsten Aufgaben für Deutschland sein, selbst wenn die Flüchtlingszahlen zurückgehen.

Neu und einmalig war im Herbst 2015, dass die Behörden und staatlichen Stellen angesichts der sehr großen Zahl von Flüchtlingen innerhalb weniger Tage überfordert waren und dass überwiegend Muslime kamen. Hinzu kam der fatale Eindruck in der einheimischen Bevölkerung, die Grenzen seien offen, es herrsche Anarchie, die ganze Welt käme nach Deutschland und der Treck wolle kein Ende nehmen. In Wirklichkeit waren die Grenzen schon vorher offen, wurden sehr schnell Grenzkontrollen eingeführt und das Asylrecht immer weiter eingeschränkt. Versäumt wurde es auch, eine beunruhigte Bevölkerung über das «Weltflüchtlingsproblem» grundlegend zu informieren, über die Rekordzahl von 65 Millionen Flüchtlingen, von denen aber die meisten im eigenen Land oder in Nachbarländern Schutz suchen. So sind 6 Millionen Syrer im eigenen Land auf der Flucht, fast 5 Millionen sind vor allem in Nachbarländer geflohen. Der Libanon beherbergt seit Jahren 1,5 Millionen Flüchtlinge, ein Land halb so groß wie Mecklenburg-Vorpommern. Kriege, Bürgerkriege und andere Fluchtursachen in Afrika oder Lateinamerika geraten in Europa aus den Schlagzeilen. Ein aktuelles Beispiel ist Kolumbien, lange Zeit in Vergessenheit geraten, dann wieder in den Nachrichten, das Land, das über 220.000 Tote in einem jahrzehntelangen Bürgerkrieg zu beklagen hat, mit über 6 Millionen Binnenflüchtlingen, die sich nicht auf den Weg nach Europa gemacht haben.

Neu ist in Deutschland aber auch eine bisher noch nicht dagewesene Welle der Hilfsbereitschaft. Schätzungsweise 10 Prozent der deutschen Bevölkerung haben sich an der Flüchtlingshilfe beteiligt, ein Drittel hat Sachspenden zur Verfügung gestellt. Für die Zukunft bleibt die Frage, wie das Land mit der aktuellen Bedrohung durch Gewalt und Terror umgeht, die Deutschland 2016 erschütterte – in einer Zeit, in der so etwas wie Ruhe und Normalität in die hitzige Flüchtlingsdebatte einzukehren schien. Vor allem weil zwei Flüchtlinge – offensichtlich mit islamistischem Hintergrund – für Anschläge in Würzburg und Ansbach verantwortlich waren, setzte eine erneute Debatte um innere Sicherheit und verschärfte Ausweisungsbestimmungen ein, die sich nach dem Terroranschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt zuspitzte und zu weiteren Verschärfungen in der Asylpolitik führte. Die CSU stellte eine direkte Verbindung zwischen den Anschlägen und der Flüchtlingspolitik von Angela Merkel (CDU) her. Die Bundeskanzlerin selbst bekräftigte trotz allem ihr «Wir schaffen das!» und stellte einen Neun-Punkte-Plan für mehr Sicherheit vor. Nach dramatischen Stimmverlusten ihrer Partei bei Landtagswahlen sowie dem zunehmenden Erfolg der AfD (Alternative für Deutschland) räumte Merkel allerdings politische Fehler in der Flüchtlingspolitik ein und rückte von ihrem Satz «Wir schaffen...


Karl-Heinz Meier-Braun ist Integrationsbeauftragter des Südwestrundfunks, Honorarprofessor für Politikwissenschaft der Universität Tübingen und Vorstandsmitglied im Rat für Migration.



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