Mitchell | Geheimnisvoll wie die Highlands | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1737, 160 Seiten

Reihe: Romana

Mitchell Geheimnisvoll wie die Highlands


1. Auflage 2008
ISBN: 978-3-86349-332-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 1737, 160 Seiten

Reihe: Romana

ISBN: 978-3-86349-332-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wo steckt nur die verschwundene Hochzeitskette? In dem malerischen Cottage ihrer Familie, hoch oben in den schottischen Highlands, sucht Shauna nach dem wertvollen Schmuck. Da taucht plötzlich ein attraktiver Fremder auf und behauptet, dass Cottage gehöre ihm. Shauna ist entrüstet - und fühlt sich doch unwillkürlich von dem geheimnisvollen Derek angezogen, der wie kein Mann zuvor ihre Sehnsucht weckt. Und nach einer zärtlichen Liebesnacht beginnt sie zu träumen: Sie trägt die Hochzeitkette, und Derek macht ihr einen romantischen Antrag ...



Ihre erste Geschichte veröffentlichte Marian Mitchell, als sie elf Jahre alt war - und bekam dafür von der Zeitung, die sie abdruckte, ein kleines Honorar, das sie stolz sparte. Von da an war klar: Das Schreiben sollte eines Tages zu ihrem Beruf werden. Nach einigen Umwegen kam es dann auch so, denn noch heute tut sie nichts lieber, als Figuren zu erschaffen und sie Abenteuer erleben zu lassen. Und da sie glücklich verheiratet ist und zwei wunderbare Kinder hat, schreibt sie besonders gerne über die schönste und wichtigste Sache im Leben: die Liebe.

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1. KAPITEL

Die Schaltung des alten Bentleys hakte, als Derek versuchte, in den vierten Gang zu schalten. Zunächst ächzte das Getriebe noch, doch dann tuckerte das betagte Auto weiter über die schmale Landstraße, die sich sanft durch das malerische heidebedeckte Tal schlängelte. Verdammte alte Kiste, fluchte er innerlich. Er hätte sich einen vernünftigen – schnellen – Wagen für diesen Ausflug leihen sollen, anstatt zu versuchen, mit dem Oldtimer seines Großvaters die lange Strecke von Edinburgh bis in die Highlands zu bewältigen.

Das war eine dumme Idee gewesen, und es hob Dereks ohnehin schon schlechte Laune nicht, sich das einzugestehen. Dumm und unnötig, schalt er sich selbst. Aber er hatte testen wollen, ob das alte Auto, das offensichtlich in den vergangenen Jahren wenig bewegt worden war, noch funktionierte. Wenn er die absurde Bedingung im Testament seines Großvaters tatsächlich akzeptierte, dann wollte er wenigstens wissen, ob es sich lohnte. Denn der Bentley gehörte zum Erbe, das John Douglas hinterließ, genau wie die Wohnung in Edinburgh mit all den vielen Erinnerungsstücken an seine Eltern, mit den Bildern, die seine Mutter gemalt hatte – und an denen Derek so hing. Doch er würde das alles nur bekommen, wenn er den letzten Wunsch seines Großvaters erfüllte. Und er war sich nicht sicher, ob er dazu bereit war.

Missmutig blickte Derek auf die bewaldeten Berge, die majestätisch in der Ferne aufragten und über deren Kamm die Abendsonne orangegolden leuchtete. Heiraten – einfach lächerlich! Und dann auch noch innerhalb von zwei Monaten! Er wusste, was der alte Teufel sich dabei gedacht hatte. John Douglas war ein harter Mann gewesen, aber der Familienname, die Fortführung der Douglas-Linie bedeutete ihm alles. Wie oft hatte er Derek erklärt, dass er als letzter männlicher Spross für einen Erben zu sorgen habe. Nur deshalb, da war er sich sicher, hatte sein Großvater ihn nach dem plötzlichen Unfalltod seiner Eltern überhaupt bei sich aufgenommen. Und nach seinen Maßstäben erzogen.

Er verzog das Gesicht, als die bitteren Erinnerungen an diese Zeit ihn überfielen, und trat aufs Gaspedal. Besser er beeilte sich, damit er Glenlaird noch erreichte, solange es hell war. Außerdem musste er jemanden finden, der ihm den Weg zum Cottage beschrieb, denn er hatte keine Ahnung, wo es genau lag. Wozu, fragte er sich zum hundertsten Mal, besaß sein Großvater, der sein ganzes Leben in Edinburgh verbracht hatte, ein Haus in den Highlands? Soweit er sich erinnern konnte, hatte der alte Mann nie etwas davon erwähnt. Umso erstaunter war Derek gewesen, dass es bei der Testamentseröffnung bei den Dingen aufgelistet stand, die er erben würde. Natürlich nur, wenn er sich auf diese lächerliche Bedingung einließ. Ansonsten fiel alles an eine wohltätige Stiftung. Derek biss die Zähne aufeinander. Selbst über den Tod hinaus versuchte sein Großvater also noch, ihm seinen Willen aufzuzwingen.

Eigentlich hatte er geglaubt, John Douglas’ Einfluss endgültig entronnen zu sein. Denn Derek war schon lange finanziell unabhängig, führte mit seinen beiden Freunden das erfolgreiche Investmentunternehmen Highland Ventures, das inzwischen für mehr als nur ein Auskommen sorgte. Und als sie vor ein paar Jahren eine Niederlassung in London gründeten, hatte er sich sofort bereit erklärt, die Leitung dort zu übernehmen. Er war froh gewesen über diese Chance, woanders neu anzufangen, selbst wenn die Freundschaft zu seinen beiden Kompagnons Rory und Alan ihn auch weiterhin mit Edinburgh verband. Das Geschäft forderte seine ganze Aufmerksamkeit, und das war Derek ganz recht so. Denn so blieben die Besuche in Schottland und damit auch die Zeit, die er mit seinem Großvater verbringen musste, auf ein Mindestmaß beschränkt.

John Douglas’ plötzlicher Tod vor einer Woche war dennoch ein Schock für Derek gewesen. Mit einem Schlag hatte es ihn zurückkatapultiert in einen Teil seines Lebens, an den er nicht gerne dachte. Die Ereignisse hatten ihn regelrecht überrollt.

Am schlimmsten war es für ihn, jetzt in der Wohnung seines Großvaters zu leben. Er musste die Sachen durchgehen und ordnen, und die Konfrontation mit all den Erinnerungsstücken und vor allem mit den Bildern seiner Mutter, die die Zimmer im oberen Stockwerk zierten, war fast mehr, als er ertragen konnte. Denn es riss die Wunde, die der Verlust seiner Eltern ihm als Kind zugefügt hatte, schmerzhaft wieder auf. Warum der Alte die Kunstwerke niemals hergeben wollte, obwohl er doch so wenig von seiner malenden Schwiegertochter gehalten hatte, war Derek immer ein Rätsel gewesen. Nicht ein einziges Gemälde hatte er je bekommen, nicht eines, ganz egal, was er gesagt, wie er argumentiert oder wie viel Geld er dem Alten dafür angeboten hatte.

Und dann gestern die Testamentseröffnung mit dieser völlig überraschenden, erschreckenden Klausel. Würde er die Bilder tatsächlich nur bekommen, wenn er auf die lächerliche Bedingung seines Großvaters einging? Allein der Gedanke, dass sie in fremde Hände gelangen könnten, war etwas, an das er nicht denken wollte. Er brauchte jetzt vor allem Zeit, um sich darüber klar zu werden, was er tun sollte.

Der Ausflug nach Glenlaird, zu dem er sich heute Morgen spontan entschlossen hatte, schien ihm genau das Richtige zu sein, um den Kopf freizubekommen. Und um Elaine Gelegenheit zu geben, nach London zurückzukehren. Er konnte immer noch nicht fassen, dass sie ihm einfach nach Edinburgh nachgereist war. Dabei hatte er ihr ausdrücklich gesagt, dass das seine Angelegenheit war. Derek fluchte unterdrückt. Dadurch hatte sie mitbekommen, was im Testament seines Großvaters stand, und das war der Anlass eines heftigen Streits zwischen ihnen gewesen. Er hatte ihr gesagt, dass er sie nicht mehr in der Wohnung seines Großvaters vorfinden wollte, wenn er zurückkam. Und er ging davon aus, dass er deutlich genug gewesen war. Glaubte sie im Ernst, er würde sie jetzt heiraten, nur weil sein Großvater sich diese hirnrissige Bedingung ausgedacht hatte? Eigentlich müsste sie ihn inzwischen besser kennen. Denn selbst wenn er sich tatsächlich genötigt sehen sollte, so etwas zu tun, würde seine Wahl ganz sicher nicht auf Elaine fallen. Sie hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie mehr von ihm wollte als eine Affäre; aber so funktionierte das nicht. Jedenfalls nicht bei ihm.

Und deshalb steckte er jetzt in der Klemme. Es musste doch irgendeine andere Lösung geben, verdammt! Eine, bei der er bekam, was er wollte, ohne sich tatsächlich binden zu müssen. Er würde jedenfalls nicht kampflos aufgeben, so viel stand fest. Das Geld war ihm egal, er besaß selbst genug. Doch die anderen Dinge konnte er nicht einfach so aufgeben, auf keinen Fall. Er musste sich etwas ausdenken, ein Schlupfloch finden, eine Art, wie er diese Bedingung umgehen konnte.

Erleichtert sah Derek, dass die Abzweigung nach Glenlaird endlich in Sicht kam. So weit, so gut, dachte er, während er den Blick über das weite Tal mit dem kristallklaren See schweifen ließ. Bisher war er so in Gedanken versunken gewesen, dass er auf seine Umgebung gar nicht richtig geachtet hatte. Erst jetzt nahm ihn der Anblick mit einem Mal merkwürdig gefangen. Diese Berge hatten etwas Erhabenes, Stolzes, dem man sich nicht entziehen konnte, wenn man sie betrachtete. Er schluckte, als das schmerzhafte Gefühl des Verlustes zurückkehrte, das ihn immer quälte, wenn er in diesem Teil von Schottland war. Die ersten Jahre seines Lebens war er in den Highlands aufgewachsen, und er spürte, dass ihn immer noch viel mit dieser Landschaft verband. Das würde sich wohl nie ändern. Aber dieser Teil seiner Vergangenheit war unwiederbringlich verloren, und die Erinnerungen taten weh. Deshalb vermied er sonst Besuche in dieser Gegend, wenn sie nicht zwingend nötig waren.

Doch jetzt hatte er eine Mission, und er gedachte sie zu erfüllen. Dieses Cottage gab ihm Rätsel auf. Es musste einen Grund geben, warum sein Großvater das Haus gekauft hatte. Laut den Unterlagen des Notars gehörte es ihm schon seit fast fünfzig Jahren, also eine halbe Ewigkeit. Wieso hatte er es nur nie erwähnt? Mr. Peters wusste nichts über den Zustand, obwohl er schon lange der Anwalt der Familie Douglas war. Und es existierten auch nirgendwo Bilder oder Pläne davon. Derek zuckte die Achseln. Also würde er sich einfach überraschen lassen müssen.

Endlich tauchten die Häuser des Dorfes am Rand des breiten Loch Lairds auf. Die Gebäude selbst wirkten klein und ein wenig geduckt, doch die meist weißen, aber gelegentlich auch farbig gestrichenen Fassaden gaben dem Ort ein freundliches Gesicht. Auf der Hauptstraße hielt Derek schließlich vor einem Pub. Die Sonne ging gerade hinter den Bergkämmen unter, und er hoffte sehr, dass ihm irgendjemand den Weg zum Cottage weisen konnte, bevor es dunkel wurde.

Aber die Straße war wie ausgestorben, deshalb ging er kurz entschlossen in das „Fiddler’s“. Die drei Männer an der Bar drehten sich neugierig zu ihm um, und auch der Wirt, der hinter der dunklen Holztheke stand, blickte auf. Ansonsten war der kleine Gastraum leer.

„Entschuldigen Sie, könnten Sie mir vielleicht sagen, wie ich von hier aus zu Bend’s Cottage komme?“, fragte Derek in die Runde. Einen Moment herrschte Schweigen, während die Männer ihn unverhohlen musterten und offenbar taxierten.

„Bend’s Cottage, eh?“ Einer der Gäste, ein alter Mann mit einem etwas zerschlissen aussehenden Schlapphut auf dem Kopf, blickte misstrauisch. „Was woll’n Sie’n da?“

„Ist das wichtig?“, gab Derek kühl zurück. Er würde den Teufel tun und seine Privatangelegenheiten mit irgendwelchen Fremden besprechen.

Der Alte...



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