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E-Book, Deutsch, 203 Seiten

Moosbauer Die vergessene Römerschlacht

Der sensationelle Fund am Harzhorn

E-Book, Deutsch, 203 Seiten

ISBN: 978-3-406-72490-9
Verlag: C.H.Beck
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



235 n. Chr. – im Orient bedrohen die Sassaniden die Grenzen des Imperium Romanum, an Rhein und Donau germanische Stämme. Die Legionen haben das Vertrauen in Kaiser Severus Alexander verloren und setzen in einem blutigen Putsch den erfahrenen Offizier Maximinus Thrax auf den Thron. Er führt seine Truppen tiefer auf germanisches Gebiet, als sich seit Jahrhunderten ein römischer Feldherr vorgewagt hat. Dort zeigt sich, dass der alte Feind des Reiches seit der Varuskatastrophe nichts an Gefährlichkeit eingebüßt hat. Doch wie gewaltig das Kampfgeschehen war, wird erst 1800 Jahre später deutlich, als die vergessene Römerschlacht am Harzhorn ausgegraben wird.

Rom steht auf dem Höhepunkt seiner Macht, als aus dem Hinterland der römischen Provinz Dakien die Vorläufer der Vandalen nach Süden und Westen vorstoßen und unter den Bewohnern der Grenzgebiete für Unruhe sorgen. Davon unbeeindruckt schlägt im Jahr 150 n. Chr. Antoninus Pius Barbaren von der unteren und mittleren Donau die Bitte ab, in den Reichsverband aufgenommen zu werden. Eine kurzsichtig getroffene Entscheidung! Versäumt doch der Kaiser damit, Pufferzonen zu schaffen. Das Ergebnis ist eine nicht mehr abreißende Folge von Grenzkonflikten mit germanischen Verbänden.
Das vorliegende Buch bietet einen spannenden Überblick über die militärischen Krisen des 2. und 3. Jahrhunderts. Es wird deutlich, wie eng verwoben der Kampf im Orient gegen die Parther – später die Sassaniden – mit den Entwicklungen im Norden zur Zeit der Markomannenkriege Marc Aurels und danach während der Konflikte mit Weser- und Elbgermanen war. Die Überdehnung der militärischen Kräfte des Imperium Romanum zwingt mal hier, mal dort zur Schwächung des Grenzregiments und führt letztlich zur Destabilisierung des Reiches und zum Untergang der Severer-Dynastie. Ihr Erbe fällt zunächst an Maximinus Thrax, der die Erwartungen der Truppen erfüllen muss und unmittelbar nach seiner Machtübernahme einen Feldzug tief nach Germanien hinein führt, der für fast 2000 Jahre in Vergessenheit geraten sollte. Es zeigt sich allerdings auch, dass Rom in dieser Situation immer noch willens und in der Lage ist, Vorfeld und Grenzen gegen die Germanen zu verteidigen. Noch ahnt niemand, dass damals die Zeit der Soldatenkaiser heraufzieht – eine Ära, in der sich über 50 Jahre hinweg die Herrscher mitunter im Monatsrhythmus auf dem Thron ablösen und das Reich ins Wanken gerät.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;Cover;1
2;Titel;3
3;Zum Buch;203
4;Über den Autor;203
5;Impressum;4
6;Inhalt;5
7;Kapitel 1 Vorgeschichte;7
7.1;Dunkle Wolken;7
7.2;Die Markomannenkriege: Kaiser Marc Aurel;14
7.3;Weitere Feldzüge;38
7.4;Der Feldzug des Caracalla;42
8;Kapitel 2 Die Supermacht im Osten und ein feiger Kaiser aus dem Westen;51
9;Kapitel 3 Die Germaneneinfälle um 233 n. Chr;61
10;Kapitel 4 Am Vorabend des Germanienfeldzuges;67
11;Kapitel 5 Der Feldzug des Maximinus Thrax im Jahr 235 n. Chr;73
12;Kapitel 6 Zurück in Mainz;103
13;Kapitel 7 Veränderungen im Barbaricum;109
14;Kapitel 8 Das Ende des Maximinus Thrax;123
15;Kapitel 9 Nach Maximinus: Eine Belastungsprobe für das Reich;133
16;Ausblick und Resümee;156
17;Anhang;163
17.1;Dank;165
17.2;Literatur;167
17.3;Bildnachweis;187
17.4;Register;189
18;Karte;202


KAPITEL 2 DIE SUPERMACHT IM OSTEN UND EIN FEIGER KAISER AUS DEM WESTEN
Hinter der Ostgrenze des Imperium Romanum begann das Herrschaftsgebiet der zweiten großen Supermacht jener Zeit – der Sassaniden. Die Sassaniden waren die Nachfolger der Parther – ein iranisches Volk, das seinerseits Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. die Vorherrschaft in der Region der hellenistischen Seleukiden übernommen hatte. In der römischen Kaiserzeit bestand das Partherreich aus zahlreichen Völkern mit vielen unterschiedlichen Sprachen. Es erstreckte sich zeitweise vom Indus bis an die römischen Ostgrenzen in Syrien und vom Kaspischen Meer im Norden bis hinunter zum Persischen Golf. Legt man die heutigen Ländergrenzen zugrunde, dann umfasste das Reich Gebiete des Iran und des Irak, des nördlichen Indiens und Pakistans sowie von Afghanistan, Turkmenistan, der Südosttürkei und Syrien. 8   Das Sassanidenreich zwischen 224 und 651 n. Chr. Im Verlauf der etwa drei Jahrhunderte währenden Vormachtstellung der Parther kam es immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit den römischen Nachbarn, die für die Römer meist verlustreich endeten. Zu ersten größeren Konflikten kam es, nachdem sich Rom Syrien als Provinz einverleibt hatte. Von diesem Zeitpunkt an konkurrierten die Römer mit den Parthern um die Vorherrschaft im Osten. Crassus, der dritte Mann im Triumvirat mit Pompeius und Caesar, zog deshalb 55 v. Chr. mit einem Heer von rund 40.000 Soldaten gegen die Parther. Zwei Jahre später erlitt er in Carrhae in der Südosttürkei eine verheerende Niederlage. Die Armee des parthischen Heerführers Surena war den Römern bei weitem überlegen. Während von den römischen Soldaten nur etwa ein Zehntel beritten war, bestand das gleichgroße parthische Heer ausschließlich aus Reitern, darunter rund 10.000 Kataphrakten (gepanzerte Reiter). Nicht nur Crassus selbst, sondern auch die Hälfte der römischen Soldaten verlor bei dieser Schlacht ihr Leben. Darüber hinaus gerieten rund 10.000 Soldaten in Kriegsgefangenschaft und die Legionsadler in Feindeshand, was im alten Rom als große Schande galt. Damit war klar: Rom hatte es im Osten mit einem gleichwertigen Gegner zu tun! Auch ein Feldzug des Marc Anton – erst Bündnispartner, dann Todfeind des nachmaligen Augustus –, der 36 v. Chr. nicht weniger als 16 Legionen gegen die Parther führte, endete in einem Desaster für die Römer. Nach diesen schmerzhaften Erfahrungen wechselte Kaiser Augustus (27 v. Chr.–14 n. Chr.) schließlich auf diplomatisches Terrain. Unter seiner Herrschaft wurde der Euphrat als Grenze zwischen Rom und der neuen parthischen Supermacht ausgehandelt – eine Grenze, die immerhin bis zur Eroberung Mesopotamiens durch Septimius Severus im Jahr 198 n. Chr. Bestand haben sollte. Dem ungeachtet strengten die Römer allerdings auch in der Zwischenzeit die Erweiterung ihres Machtbereichs an. Kaiser Trajan (98–117) gelang es, kurzfristig das Römische Reich nach Mesopotamien und Babylon auszudehnen, und auch Lucius Verus (161–169) kämpfte von 162 bis 164 n. Chr. gegen die Parther in Syrien und Armenien. Im Zuge der militärischen Erfolge des Kaisers Septimius Severus (193–211), die von der Eroberung der parthischen Hauptstadt Ktesiphon 198 n. Chr. gekrönt wurden, entstanden die römischen Provinzen Mesopotamia und Osrhoene. 217 n. Chr. bescherten die Parther in der Schlacht von Nisibis den Römern unter Caracalla (211–217) wieder eine schwere Niederlage, die in hohen Tributzahlungen Roms mündete. Mit König Artabanos IV. (Großkönig von 213 bis 224) endete die Herrschaft der Parther über ihr Riesenreich. Ardaschir I., der dem Geschlecht der Sassaniden entstammte, strebte die Vormacht über den gesamten Iran an. In der Schlacht von Hormuzdagan 224 v. Chr. tötete er Artabanos und setzte sich in den folgenden zwei Jahren auch gegen dessen Nachfolger Vologaeses VI. durch. Seine Machtübernahme ist auf einem der berühmten Felsenreliefs in Naqš-e Rostam in der iranischen Südprovinz Fars (dem antiken Pars oder Persia) abgebildet: Ohrmazd – Schöpfergott im persischen Zoroastrismus – übergibt Ardaschir den Ring der Macht. Beide sind beritten und werden jeweils durch eine Inschrift auf der Brust ihres Pferdes namentlich bezeichnet. Unter den Hufen von Ardaschirs Pferd liegt der getötete letzte Partherkönig Artabanos. Der neue Herrscher übernahm die alten parthischen Reichsteile und wurde damit zum Begründer des sassanidischen Reiches. So berichtet der römische Geschichtsschreiber Cassius Dio: «Denn ein Perser Artaxerxes [Ardaschir] besiegte die Parther in drei Schlachten, tötete ihren König Artabanos und unternahm einen Feldzug gegen Hatra, um sich einen Ausgangspunkt zu Angriffen auf die Römer zu schaffen. Tatsächlich gelang es ihm, eine Bresche in die Mauer zu schlagen, doch kostete ihm ein Hinterhalt viele Soldaten, worauf er sich gegen Medien wandte. Von diesem Land und ebenso von Parthien nahm er teils mit Gewalt, teils schon durch den bloßen Schrecken nicht geringe Teile in seinen Besitz und rückte sodann gegen Armenien vor […]» (Cassius Dio 80,3). Als Herrschaftsmittelpunkt baute Ardaschir die alte parthische Hauptstadt Ktesiphon aus, die südöstlich von Bagdad im heutigen Irak liegt. Die Grenzen des sassanidischen Reiches umfassten in etwa das Territorium des alten parthischen Reiches. Im Laufe der Zeit jedoch gewannen die Sassaniden sogar noch Gebiete im Nordosten hinzu. Für Rom hingegen hatte sich nichts geändert. Die Provinzen Mesopotamien und Syrien waren nach wie vor in Gefahr; diese ging nun allerdings nicht mehr von den Parthern, sondern von den Sassaniden aus. Die im nördlichen Irak gelegene Stadt Hatra gehörte bis zum Sturz des Artabanos zum Partherreich. Die kreisförmig angelegte Stadt, in deren Mitte sich ein großer Tempelkomplex befand, maß im Durchmesser etwa zwei Kilometer. Sie war stark befestigt, d.h. von drei Mauern umgeben, die wiederum mit rund zweihundert Türmen versehen waren. Darauf war eine für die damalige Zeit hochmoderne Artillerie stationiert, die weithin berüchtigt war. Hatra suchte im Zuge der Machtübernahme durch Ardaschir die Unterstützung Roms. So wurde die Stadt zu einem zentralen Konfliktherd der römisch-sassanidischen Auseinandersetzungen. Drei lateinische Inschriften bezeugen, dass 235 und 238 n. Chr. in Hatra römische Einheiten stationiert waren; die Garnison befand sich dort vermutlich bis zur Eroberung der Stadt durch Ardaschir bzw. seinen Sohn Schapur I. in den Jahren 240/241 n. Chr. Die gewaltigen Belagerungsringe, die Ardaschir in dieser Zeit angelegt hatte, konnten in den vergangenen Jahren mit Hilfe der Luftbildarchäologie in ihrer ganzen Ausdehnung nachgewiesen werden. Leider ist die Erforschung der gut erhaltenen Stadt, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde, mittlerweile zum Erliegen gekommen: 2015 wurde von gewaltigen Zerstörungen in Hatra durch den Islamischen Staat berichtet. Die sassanidischen Truppen waren den römischen Einheiten insbesondere deshalb überlegen, weil sie gepanzerte Reiterstaffeln in ihren Reihen hatten. Diese Panzerreiter, die in den römischen Quellen als Clibanarii bezeichnet werden, waren besonders gut geschützt. Sogar ihre Pferde verfügten über einen Panzer, der den ganzen Körper der Tiere vor Verletzungen bewahren sollte. Zur Ausrüstung der Reiter selbst gehörten ganz aus Eisen gefertigte Spangenhelme, die außerordentlich massiv waren und entsprechend hohen Schutz boten. Ein Helm dieser Art wurde beispielsweise in Dura Europos gefunden, einer griechischen Stadt, die am Euphrat auf dem Gebiet des heutigen Syrien lag. Er besteht aus zwei Halbschalen, die mit zwei innen und außen liegenden, von der Stirn zum Nacken führenden Spangen verbunden sind. Die Stirn war durch eine eigene, T-förmige Platte geschützt, deren Fortsatz über die Nase führte. Wangen und Nacken waren mit Ketten bedeckt. In unrestauriertem Zustand wog das Stück über vier Kilo. Ähnliche Helmtypen wurden von der römischen Armee erst in der Spätantike verwendet! Vermutlich konnten die Sassaniden aufgrund ihrer starken Panzerung auf einen Schild verzichten. Um den Körperpanzer lief der Schwertgurt, in dem ein gut ein Meter langes Schwert mit 5 bis 8,5 Zentimeter breiter Klinge steckte. Als wichtigste Bewaffnung dienten Pfeil und Bogen sowie eine lange Stoßlanze. In der schweren Panzerung bestand eine wesentliche Neuerung gegenüber den parthischen Reitern, die nur leicht bewaffnet waren. Entsprechend gefürchtet waren die berittenen Bogenschützen: Mit ihren...


Günther Moosbauer Professor für Provinzialrömische Archäologie, ist Leiter des Gäubodenmuseums in Straubing. Er war wissenschaftlich verantwortlich für das 'Kalkriese-Projekt' und gilt als einer der besten Kenner der Geschichte der Römer in Germanien.


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