E-Book, Deutsch, Band 152020, 144 Seiten
Reihe: Julia
Morgan Heimliches Verlangen nach dir
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7337-1430-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 152020, 144 Seiten
Reihe: Julia
ISBN: 978-3-7337-1430-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
An Männer verschwendet Jenna keinen Gedanken mehr! Nach einer schmerzhaften Scheidung ist sie entschlossen, noch einmal ganz von vorne anzufangen, weit weg von London und ihrem betrügerischen Ex. Auf einer wild-romantischen Insel vor Schottland findet sie mit ihrer Tochter ein neues Zuhause und eine neue Aufgabe als Krankenschwester. Der attraktive und charmante Arzt Ryan McKinley lässt ihr Herz unvermutet höherschlagen. Doch Ryan verbirgt ein Geheimnis. Kann Jenna ihm wirklich vertrauen?
Sarah Morgan ist eine gefeierte Bestsellerautorin mit mehr als 21 Millionen verkauften Büchern weltweit. Ihre humorvollen, warmherzigen Liebes- und Frauenromane haben Fans auf der ganzen Welt. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von London, wo der Regen sie regelmäßig davon abhält, ihren Schreibplatz zu verlassen.
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2. KAPITEL
„Normalerweise macht das immer Schwester Evanna. Sie weiß genau, wie mein Bein zu behandeln ist.“
Kann es noch schlimmer werden? fragte Jenna sich, als sie Mrs. Parkers Krankenblatt auf dem Computer aufrief. Nicht nur, dass ihre Tochter wütend auf sie war, auch die Patienten schienen sie nicht zu wollen. Und nach der peinlichen Szene an der Fähre war davon auszugehen, dass Dr. McKinley ihre Einstellung inzwischen ebenfalls bereute.
Sie konnte noch immer nicht fassen, dass ein einziger Blick in seine eisblauen Augen genügt hatte, um sie an Sex denken zu lassen. An Sex – man stelle sich das einmal vor! Als ob sie keine anderen Probleme hätte. Bei dem Gedanken, er könnte es ihr angesehen haben, krümmte Jenna sich innerlich zusammen.
Bestimmt hatte er es bemerkt.
Warum sonst hätte er sie so anstarren sollen?
Was mochte er in dem Moment wohl empfunden haben? Mitleid mit einer verzweifelt bedürftigen Alleinerziehenden, die seit einer Ewigkeit keinen Mann mehr gehabt hatte? Vermutlich legte er sich gerade eine passende Strategie zurecht, um sie sich vom Leib zu halten.
Sie musste ihm unbedingt klarmachen, dass sie nichts von ihm wollte. Dass eine Beziehung mit einem Mann das Letzte war, was zurzeit auf ihrer Wunschliste stand. Nur war dies nicht der geeignete Moment, um darüber nachzudenken.
„Ich verstehe, dass es verunsichernd ist, von einer fremden Person behandelt zu werden, Mrs. Parker.“ Jenna schob jeden Gedanken an Ryan McKinley beiseite und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Patientin. „Aber Schwester Evanna hat mir genaue Anweisungen gegeben. Wenn Sie den Eindruck haben, dass ich irgendetwas anders mache oder etwas tue, was Sie beunruhigt, können Sie es mir jederzeit sagen.“
„Sie haben eine Tochter im Teenageralter, habe ich gehört.“ Mrs. Parker stellte ihre Tasche auf dem Boden ab und schlüpfte aus den Schuhen. Ihre Strümpfe hatten die Farbe von dunklem Tee und ringelten sich leicht um ihre Knöchel.
Jenna ging zum Materialschrank, überprüfte mit raschem Blick den Bestand an Verbänden und nahm ein versiegeltes Päckchen heraus. „Neuigkeiten scheinen sich hier schnell zu verbreiten“, bemerkte sie und versuchte, dabei möglichst gelassen zu klingen. „Ich bin erst vor einer halben Stunde angekommen.“
„Auf Glenmore ist es schwierig, etwas geheim zu halten. Wir sind eine eng verbundene Gemeinschaft.“
„Genau darum bin ich hergekommen, Mrs. Parker.“ Jenna legte das Verbandspäckchen auf dem Instrumententisch ab und half der Frau auf den Behandlungsstuhl. „Ich schätze gute Nachbarschaft, und Geheimnisse habe ich nicht.“
„Wird Ihr Mann ebenfalls hierherziehen?“
„Ich bin nicht mehr verheiratet, Mrs. Parker.“ Jenna wickelte den alten Verband ab und fragte sich, warum sie sich bei diesem Satz wie eine Versagerin fühlte.
Als wollte sie die Empfindung noch verstärken, kniff Mrs. Parker missbilligend die Lippen zusammen. „Ich war zweiundfünfzig Jahre lang verheiratet. Zu meiner Zeit hat man seine Differenzen noch miteinander ausgetragen, anstatt einfach das Handtuch zu werfen.“
Na großartig! Eine Moralpredigt war genau das, was ihr noch gefehlt hatte.
„Ich bewundere Sie für Ihre Standhaftigkeit, Mrs. Parker. Wenn es in Ordnung für Sie ist, messe ich jetzt Ihren Blutdruck.“
„Warum das denn?“ Die alte Dame kniff misstrauisch die Augen zusammen. „Ich bin doch nur gekommen, um meinen Verband wechseln zu lassen.“
„Ich weiß“, erwiderte Jenna ruhig. „Aber es ist wichtig, alle sechs Monate den Blutdruck zu überprüfen, und wie ich Ihrem Krankenblatt entnehme, ist das schon seit einer Weile nicht mehr geschehen.“
„Mag sein, aber ich verstehe trotzdem nicht, was mein Blutdruck mit dem Geschwür an meinem Bein zu tun haben soll.“
„Manchmal sind nicht venöse Probleme, sondern eine schlechte Durchblutung die Ursache dafür“, erklärte Jenna geduldig. „Darum möchte ich nicht nur an Ihrem Arm, sondern auch an Ihrem Knöchel eine Messung durchführen.“
Mrs. Parkers Argwohn legte sich etwas. „Also gut. Sie scheinen ja zu wissen, was Sie tun. Aber es muss schnell gehen, schließlich habe ich nicht den ganzen Tag Zeit.“
Jenna maß den Blutdruck. Du hast gewusst, dass es nicht leicht sein wird, erinnerte sie sich. Nicht für dich, und auch nicht für Lexi.
„Ihrem Aussehen nach zu schließen, müssen Sie noch zur Schule gegangen sein, als Sie schwanger wurden.“ Mrs. Parker schürzte die Lippen. „Nun ja, schließlich machen wir alle Fehler in unserem Leben.“
Jenna gab Datum, Uhrzeit und die gemessenen Werte in den PC ein, bevor sie antwortete. „Ich betrachte meine Tochter nicht als Fehler, Mrs. Parker.“
Es folgte ein Moment des Schweigens, dann lachte die alte Dame leise. „Sie haben den Mumm, für sich einzustehen. Das gefällt mir. Ich frage mich nur, was eine aufgeweckte junge Frau wie Sie auf unsere einsame Insel verschlagen hat. Sie könnten doch sicher in einer schicken Praxis in der Stadt arbeiten. Oder laufen Sie vor etwas davon?“
Jenna, der klar war, dass alles, was sie dieser Frau erzählte, bis zur Mittagszeit auf der ganzen Insel herum sein würde, entschied sich für eine zensierte Version der Wahrheit. „Meine Ehe war zu Ende“, sagte sie. „Ich brauchte eine Veränderung, und diese Praxis hat dank Dr. McNeil einen sehr guten Ruf.“
„Ja, er ist sehr fähig“, bestätigte Mrs. Parker. „Dr. McKinley natürlich auch, aber wir wissen alle, dass er nicht lange bleiben wird. Er ist ein Karrieretyp und war früher mal einer von diesen überbezahlten Notfallspezialisten.“
Ryan McKinley war Notfallarzt?
„Wie lange lebt er denn schon hier?“, fragte Jenna entgeistert.
„Er kam vor zwei Jahren und kaufte den alten Leuchtturm. Es gab auch vorher schon Interessenten, doch wegen der isolierten Lage sind sie am Ende alle abgesprungen. Ewan Kinaird hatte schon die Hoffnung aufgegeben, das Ding jemals loszuwerden, aber für Dr. McKinley schien es genau das Richtige zu sein. Im ersten Jahr haben wir ihn nur zu Gesicht bekommen, wenn er im Dorf seine Lebensmittel einkaufte. Immer allein und mit grimmigem Gesicht. Manche halten ihn einfach nur für ungesellig, andere glauben, er erholt sich von einem Trauma. Wie auch immer, ich habe ihn nicht einmal lächeln sehen.“
Mit einer Mischung aus schlechtem Gewissen und Faszination lauschte Jenna Mrs. Parkers Klatschgeschichten. Sie hatte Ryan überhaupt nicht ungesellig gefunden und auch keine Anzeichen für ein Trauma an ihm entdeckt. Er hatte ganz normal mit ihr geredet und auch gelächelt. Andererseits wusste niemand besser als sie, dass ein Lächeln nicht unbedingt ein Ausdruck von Glück und Zufriedenheit sein musste.
„Wie kam es denn dazu, dass er angefangen hat, als Allgemeinmediziner zu arbeiten?“, hakte sie nach. Sie konnte nicht anders. Der Drang, mehr über diesen Mann zu erfahren, war einfach zu groß.
„Das war Schwester Evannas Werk. Sie hat ihn überredet, als Aushilfe einzuspringen, als Dr. McNeils letzter Partner urplötzlich aufs Festland zurückgegangen ist. Sie hatte gerade den kleinen Charlie bekommen, und Logan musste alle Patienten allein behandeln. Es war sehr anständig von Dr. McKinley, in dieser Notlage auszuhelfen. Aber wie gesagt – wir glauben hier alle, dass er schon bald wieder irgendeinen hochfliegenden Job annehmen wird.“ Mrs. Parker musterte stirnrunzelnd ihr Bein. „Ich für mein Teil würde das bedauern, auch wenn viele hier ihn immer noch für kalt und unfreundlich halten. Aber er ist trotz seiner reservierten Art immer für seine Patienten da.“
Kalt und unfreundlich? Diesen Eindruck hatte Jenna überhaupt nicht von ihm gehabt. Er war erschöpft gewesen. Vielleicht auch etwas distanziert und wachsam, aber keinesfalls kalt und unfreundlich.
„So, nun werde ich mir Ihr Bein einmal genau ansehen …“ Entschlossen, keinen weiteren Gedanken an Ryan McKinley zuzulassen, wusch Jenna sich die Hände und öffnete das Verbandspäckchen. „Ihr Blutdruck ist gut. Wie lange haben Sie dieses Geschwür schon, Mrs. Parker?“
„Letzten Sommer fing es an und verschwand dann wieder. Aber jetzt ist es zurückgekommen.“
„Tragen Sie die regelmäßig?“ Jenna deutete auf die dunklen Stützstrümpfe, die ordentlich zusammengerollt auf einem Stuhl lagen.
„Nicht so regelmäßig, wie ich sollte.“
„Ja, ich weiß. Sie sind nicht sehr bequem.“ Jenna säuberte die Wunde und begutachtete sie eingehend. „Das sieht ziemlich schlimm aus. Sie Ärmste. Haben Sie starke Schmerzen?“
Mrs. Parker seufzte. „Ich bin alt, da hat man immer Schmerzen. Meine Knochen tun jeden Morgen weh, und die harten Winter auf Glenmore machen es auch nicht besser.“
„Sagen Sie mir, wenn ich zu fest wickle“, bat Jenna sie, während sie mit sicheren Bewegungen den Verband anlegte. „Versuchen Sie, das Bein so oft wie möglich hochzulegen, und kommen Sie nächste Woche zum Verbandswechsel wieder. Es kann auch nicht schaden, wenn Sie am Fußende Ihres Betts ein paar Kissen unter die Matratze legen. So kann die gestaute Flüssigkeit besser abfließen, was wiederum die Schwellung reduziert. Können Sie den Knöchel bewegen?“
„Ja. Sie haben es gut gemacht“, gab Mrs. Parker brummig zu. Sie stand auf und zog mit Jennas Hilfe ihre Strümpfe und die Schuhe an. „Der Verband ist wirklich sehr bequem. Aber sagen Sie Schwester Evanna, dass es mir leidtut, sie nicht gesehen zu haben.“
„Das mache ich gern.“
...