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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 280 Seiten

Reihe: Shaft und Grotte

Müller Fahrgemeinschaft

Ein Frankfurt-Krimi
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-946734-91-8
Verlag: edition krimi
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Frankfurt-Krimi

E-Book, Deutsch, Band 2, 280 Seiten

Reihe: Shaft und Grotte

ISBN: 978-3-946734-91-8
Verlag: edition krimi
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Eine Obdachlose wird am Mainufer tot aufgefunden. In der Frankfurter Polizei will man den Fall schnell zu den Akten legen, da die Kapazitäten knapp sind und man den Tod als selbstverschuldet ansieht. Allein die Kommissarin Sabine Grotewohl will diese Gleichgültigkeit nicht hinnehmen. Sie hat berechtigte Zweifel an einem Unfalltod der Frau und überzeugt schnell auch ihren Partner Christian Köhler von der Theorie. Schon bald wird ihr Verdacht bestätigt: Die unbekannte Frau wurde ermordet. Es stellt sich heraus, dass die Ermordete aus gutem Hause stammt und ihr Tod dem einen oder anderen Familienmitglied gar nicht so ungelegen kommt.

Shaft und Grotte ermitteln in ihrem zweiten Fall in den höchsten Kreisen und stechen damit in ein Wespennest aus Eifersucht, Gier und Intrigen.

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Wertloses Leben?
Christian Köhler war froh, endlich wieder im Büro zu sein. Er hasste Urlaub. Es war ihm zuwider, auf der faulen Haut zu liegen. Bei seinem Kontostand wäre es ihm zwar vergönnt, trotz seiner jungen Jahre den Rest seines Lebens in Saus und Braus auf einer eigenen Insel zu verleben, aber das wollte er nicht. Er war Polizist aus Überzeugung. Dies war sein Anteil an einer funktionierenden und gerechten Gesellschaft. Dafür stand er gerne morgens auf. Gut, er gönnte sich auch ein paar Extravaganzen. So zum Beispiel seinen Mercedes DB 300 SL W 198, Baujahr 1957 in Lackschuhschwarz, den er über alles liebte und wie seinen Augapfel hütete. Auch sein exklusiver Kleidungsstil zeichnete ihn aus: Maßanzüge, Maßschuhe und Socken, in die seine Initialen eingearbeitet waren. Selbst maßgeschneiderte Unterhosen fanden sich in seinem Schrank. Trotz alledem lebte er noch immer bei seiner Mutter im Stadtteil Harheim im ländlichen Frankfurter Norden. Hier galt er mit seiner Hautfarbe auch im einundzwanzigsten Jahrhundert als Exot, denn in diesem Stadtteil waren schwarze Menschen ebenso selten wie gesunde Tauben auf der Zeil. Köhler stand in der Raucherecke auf einem schmucklosen Balkon im Frankfurter Polizeipräsidium. Es war noch sehr früh an diesem Spätsommermorgen. Fröstelnd schlug er den Kragen seines Jacketts hoch und rieb sich die Oberarme. »Na«, ertönte die Stimme seines Kollegen Schmidt. »In Afrika ist es nicht so kalt.« »Keine Ahnung, ich war noch nie in Afrika«, gab Köhler ungerührt zurück und nahm einen Zug aus seiner Zigarette. Über den latenten Rassismus sah er geflissentlich hinweg. Ansprachen wie diese gehörten zu den alltäglichen Frotzeleien unter Kollegen. Köhler schoss sogleich zurück: »In Texas sind es jetzt bestimmt dreißig Grad.« Schmidt, der im Begriff war, sich ebenfalls eine Zigarette anzuzünden, hielt mitten in der Bewegung inne und schien nachzudenken. Köhler half ihm dabei, indem er den Blick auf die Cowboystiefel seines Kollegen richtete. »Blödmann«, murmelte Schmidt und vollendete das Entzünden der Zigarette. »Ich hab nicht angefangen.« Schmidt inhalierte den ersten Zug bis in die letzten noch funktionsfähigen Alveolen, blies den Rauch aus und fragte: »Und? Wie war der Urlaub?« »Zu lang.« Schmidt schüttelte den Kopf. »Du bist echt der Einzige, den ich kenne, der seinen Urlaub als Zwang empfindet.« »Ich mag es halt nicht.« Köhler nahm einen letzten Zug und drückte die Kippe im Aschenbecher aus. »Du könntest dir die ganze Welt ansehen«, bohrte Schmidt weiter. Sehnsuchtsvoll ließ er seinen Blick in die Ferne schweifen. »Wenn ich deine Kohle hätte …« »Hast du aber nicht«, warf Köhler ein. »Aber wenn ich sie hätte …« »Was dann?« »Würde ich mir die Welt anschauen.« »Mach doch!« Schmidt warf Köhler einen tadelnden Blick zu. »Hast du mir nicht zugehört?« »Du bist Polizeibeamter im gehobenen Dienst. Dein monatliches Grundgehalt ist so hoch wie das Jahreseinkommen einer Putzfrau.« »Jetzt übertreibst du aber.« »Du weißt, was ich meine.« Schmidt hob abwehrend die Schultern und drückte seine Kippe aus. »Und? Was soll mir das sagen?« »Dass du deine Finanzen besser in den Griff bekommen musst, wenn du mit fast viertausend Euro im Monat nicht klarkommst.« »Ich hab Kosten.« »Die haben wir alle.« Köhler trank einen Schluck Kaffee, bevor er weitersprach. »Und da du bei deiner Mutter wohnst, kannst du keine allzu hohen Kosten haben.« »Ach leck mich doch, Shaft!« Schmidt gingen die Argumente aus. Er wandte sich zum Gehen. »Ich hab zu tun.« »Das ist ja mal was ganz Neues.« Schmidt verharrte in der Bewegung und starrte Köhler wütend an. »Es ist gerade mal halb acht und du hast mir schon die Laune verhagelt. Herzlichen Dank!« »Gern geschehen.« »Arschloch!«, raunzte Schmidt und verließ die Raucherecke. In der Tür begegnete er Sabine Grotewohl. Grußlos stapfte er an ihr vorbei. »Guten Morgen, Herr Schmidt!«, rief sie ihm vorwurfsvoll nach. »Leck du mich auch.« Er kam noch mal zurück und zeigte mit dem Finger auf Köhler. »Auch du wohnst ja wohl bei deiner Mutter!« Grotewohl sah hinüber zu Köhler. Die Oberkommissarin war klein und wirkte zerbrechlich. Ihr hübsches Gesicht und die verspielt frisierten blonden Haare täuschten darüber hinweg, wie sie wirklich war. Grotewohl war nämlich eine passionierte Nahkämpferin, die bereits viele männliche und weitaus größere Kontrahenten auf die Bretter geschickt hatte. Sie lebte mit ihrer Frau Leonie zusammen. Das Paar hatte sich im letzten Jahr dazu entschlossen, ein Kind zu bekommen. Leonie hatte sich deshalb künstlich befruchten lassen. Inzwischen war sie im achten Monat schwanger, was Grotewohl so manches Mal dazu brachte, in Angst vor der Zukunft zu erstarren. Sie war launisch, aufbrausend, aber genauso schnell wieder versöhnt. Mit Köhler verband sie auch privat eine enge Freundschaft. Sie wollte sich eigentlich schon lange das Rauchen abgewöhnt haben, kam aber nicht davon los. Leicht fröstelnd stand sie neben Köhler, der sie um fast dreißig Zentimeter überragte. Ihr Blick unterstrich die Frage, die im Raum stand. »Schmidt hat einen blöden Afrikawitz gemacht, da hab ich ihm erklärt, dass er nicht mit seinem Geld umgehen kann.« »Tja.« Grotewohl schmunzelte. »Fang keinen Krieg an, den du nicht gewinnen kannst.« Sie holte eine Zigarette hervor und Köhler zündete sie ihr galant an. »Und? Wie war der Urlaub?«, wiederholte Grotewohl Schmidts Frage. »Was meinst’n?« »Zu lang, schätze ich.« Beide grinsten. Grotewohl zog genüsslich an ihrer Zigarette und blies kurze Zeit später den Rauch wieder aus. »Dann trifft es sich ja prima, dass wir am Nizza eine Leiche gefunden haben.« »Sehr schön, endlich wieder böse Jungs fangen!« »Oder Mädchen.« »Nur ein Viertel aller Straftaten wird von Frauen begangen. Bei Mord noch viel weniger. Deshalb ist es doch eher wahrscheinlich, dass wir einen Mann jagen.« »Das sind Statistiken, Köhler.« Grotewohl runzelte die Stirn. »Ich bin entsetzt, was die freien Tage aus dir gemacht haben. Ich glaube, du bist schon wieder urlaubsreif.« »So?« Köhler runzelte jetzt seinerseits die Stirn. »Was hat denn der Urlaub aus mir gemacht? Da bin ich aber mal neugierig.« »Offenbar einen Mann, der seinem Kollegen bereits am frühen Morgen die Laune verhagelt und sich seit Neuestem von Statistiken beeinflussen lässt.« Mit spitzen Fingern griff sie an sein Revers. »Und …« Sie machte eine theatralische Pause, während der sie einen imaginären Fussel in der Hand zerrieb. »… der scheinbar dem makellosen Kleidungsstil abgeschworen hat.« Köhler war irritiert. Unwillkürlich blickte er an sich herab. Wie gewohnt war er tadellos gekleidet und keine Naht saß am falschen Fleck. Grotewohl grinste. »Na, wie ist es, wenn der Gegner kein Volltrottel ist, der sich im Nullkommanichts hochnehmen lässt?« Köhlers Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. »Du hast mir so gefehlt, Grotte.« »Du mir nicht.« Die beiden fielen sich in die Arme und klopften einander auf den Rücken wie zwei alte Haudegen. »Willkommen zurück!« »Schön, wieder da zu sein.« Grotewohl presste die Lippen aufeinander und sagte: »Dann mal ab zum Nizza!« Der Anblick war kein schöner, aber ein gewohnter. Die Frau lag in einem Gebüsch des Grünstreifens des Nizzaparks am Untermainkai, knapp fünfhundert Meter hinter dem Karmeliterkloster. Ihrer abgetragenen Kleidung, dem ungewaschenen Gesicht und den strähnigen Haaren nach zu urteilen, war sie eine Obdachlose. »Was denkst du?«, fragte Grotewohl, die mit Köhler vor der Leiche stand, das Loch in deren Hinterkopf betrachtete und sich einen ersten Eindruck verschaffte. Köhler hob die Schultern. »Sieht mir nach dem üblichen Pennerklatschen aus.« »Du meinst Besoffene, die Penner verprügeln … aus Spaß?« »So was in der Art. Passiert doch ständig.« Der Tonfall, in dem Köhler das sagte, ließ Grotewohl aufhorchen. »Dann ist es also egal … quasi gesellschaftsfähig, nur weil es ständig passiert?« Köhler sah seine Partnerin verdutzt an. »Was regst du dich denn gleich so auf?« Er konnte seine Verlegenheit nur schwer verbergen. »Ich habe das so nicht gemeint. Das war lediglich eine Feststellung.« »Die Frau da«, erwiderte Grotewohl und deutete auf die Leiche, »hat eine Geschichte.« »Was willst du mir damit sagen?« Köhler war jetzt wirklich eingeschüchtert; was selten vorkam. Grotewohls Blick ließ ihn Habachtstellung annehmen. »Damit will ich sagen, dass wir uns genauso viel Mühe geben müssen, ihren Mörder zu finden, wie in jedem unserer Fälle. Ob es sich nun um den Vorstandsvorsitzenden der EZB oder um diese Obdachlose handelt, beide haben das volle Recht auf unsere Ermittlerkunst.« Köhler wollte gerade zustimmen, als Grotte nachlegte. »Wobei ich mir nicht sicher bin, ob die Frau hier im Gebüsch mehr Dreck am Stecken hat als der EZB-Chef.« Sie sah Köhler herausfordernd an. »Na, schon was rausgefunden?«, unterbrach eine...


Feuerwehrmann, Schriftsteller, ehemaliger Verleger, Radiomoderator, Comedian und Filmemacher, all das ist der Frankfurter Kultautor Meddi Müller. Bereits acht historische Frankfurt-Romane sind aus seiner Feder entstanden. Er gehört zu den meistgelesenen Autoren der Stadt. Durch seine skurrilen Kurzgeschichten schafft er es regelmäßig, sein Publikum zu begeistern. In seiner eigenen Radioshow auf Radio Rüsselsheim, "Meddis Nähkästchen", lädt er einmal im Monat bekannte und weniger bekannte Künstler aus der Region zum Plausch ein.



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