E-Book, Deutsch, 312 Seiten
Reihe: MM-Reisen
Müller Nordportugal Reiseführer Michael Müller Verlag
2. Auflage 2023
ISBN: 978-3-96685-236-4
Verlag: Michael Müller Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps
E-Book, Deutsch, 312 Seiten
Reihe: MM-Reisen
ISBN: 978-3-96685-236-4
Verlag: Michael Müller Verlag
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Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
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Geschichte Keimzelle der Stadt ist eine ibero-keltische Siedlung, die später von den Griechen Kalos (= die Schöne) und dann unter römischer Herrschaft Portus Cale (= schöner Hafen) genannt wurde. Unschwer erkennbar, dass sich daraus später der Landesname Portugal entwickelt hat. Porto selbst fiel um 540 an die Westgoten, die es zum Bischofssitz machten. Zwischen 716 und 868 und dann noch einmal von 997 bis 1050 stand die Stadt unter maurischer Herrschaft. Danach gehörte es als Teil der Grafschaft Portucale für einige Zeit zum Königreich León, einem der Vorläufer des späteren Spanien. Um 1140 errang die Grafschaft die Unabhängigkeit von León, und Porto wurde unter dem ersten portugiesischen König Dom Afonso Henriques zu einem der Stützpunkte der Eroberungsfeldzüge gegen die noch muslimisch beherrschten Gebiete der Iberischen Halbinsel. Am 4. März 1394 wurde in Porto der Infante Dom Henrique de Avis geboren, bei uns besser bekannt unter dem Namen Heinrich der Seefahrer. Heinrich war der vierte Sohn von König João I. und wurde zum Initiator der portugiesischen Entdeckungsreisen in der ersten Hälfte des 15. Jh. Mit den Schiffen Heinrichs wurden u. a. die Azoren entdeckt. In der Zeit der Entdeckungsreisen wurde Porto immer mehr zur weltoffenen Handelsstadt mit einem wohlhabenden und selbstbewussten Bürgertum, das dem Machtanspruch von Klerus und Adel mit einiger Skepsis begegnete. Außerdem bekamen die Bewohner von Porto damals angeblich ihren noch heute geläufigen Spitznamen „Tripeiros“, Kuttelfresser, verpasst: Das Fleisch für die Versorgung der Mannschaften wurde gepökelt auf die Schiffe verladen, die Portuenser selbst mussten mit den leicht verderblichen Innereien vorliebnehmen. 1678 tauchte in Zolldokumenten erstmals offiziell die Bezeichnung „Vinhao do Porto“, also Portwein, auf. Zwar stammten die Weine aus dem mehr als 80 km entfernten Landesinneren, doch weil sie über Porto verschifft wurden, erhielten sie den Namen der Stadt an der Douro-Mündung. Hauptabnehmer war England, entsprechend hatten bereits ab Anfang des 18. Jh. die meisten englischen Exporthändler ihren Sitz in Porto, zeitweise waren etwa 15 % der Einwohner Portos Engländer. Aus Exporteuren und Händlern wurden schnell selbst Produzenten: Der auf den Anbauflächen am Douro gewonnene Wein wurde schon bald nicht mehr auf den dortigen Weingütern ausgebaut, sondern in den Kellereien der Handelsniederlassungen in Vila Nova de Gaia am der Portuenser Ribeira gegenüberliegenden Douro-Ufer. Das ist bis heute so geblieben. Während der napoleonischen Kriege Anfang des 19. Jh. war Porto einige Zeit von französischen Truppen besetzt. 1809 kam es zu einem tragischen Ereignis, das sich tief ins kollektive Gedächtnis der Stadt eingegraben hat: Beim Versuch, sich vor anstürmenden französischen Soldaten über die einzige damals bestehende Brücke über den Douro aufs andere Flussufer zu retten, fanden Schätzungen zufolge bis zu 4000 Menschen den Tod. Die Brücke hatte den nachdrängenden Menschenmassen nicht standhalten können und war zusammengebrochen. In den folgenden Jahrzehnten regte sich in Porto mehrmals der oben bereits angesprochene liberale Bürgergeist: 1820 begann hier mit einem Aufstand einer Gruppe von Offizieren die sogenannte liberale Revolution, die dem Land seine erste Verfassung brachte. Auch im sich anschließenden Bürgerkrieg von 1822 bis 1834 schlugen sich die Portuenser auf die Seite der Konstitutionalisten und ertrugen dabei sogar eine über ein Jahr währende Belagerung der Stadt durch die Gegner der Verfassungsstaatsidee. 1868 protestierte man gegen die von Lissabon verordneten Verbrauchssteuern, 1891 für die Abschaffung der Monarchie und 1926, leider erfolglos, gegen die heraufziehende Diktatur Salazars. Auch das Ende der Diktatur durch die sogenannte Nelkenrevolution 1974 wurde in Porto mindestens ebenso enthusiastisch aufgenommen wie in Lissabon und anderen größeren Städten des Landes. 1996 wurde Portos Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt, 2001 war Porto zusammen mit Rotterdam Europäische Kulturhauptstadt. Blick von der Brücke Luís I hinunter zum Cais da Ribeira Centro Histórico Von der Praça da Liberdade im Stadtteil Baixa, dem alten Geschäftszentrum, über die Rua das Flores hinunter zum Fluss, zum Cais da Ribeira, den „Anlegestellen am Flussufer“ - das ist der touristische Highway der Stadt: eine Fußgängerstraße mit Ausweitungen, die von Cafés und Souvenirshops gesäumt ist. Unten am Fluss angekommen, kann man mit dem Lift oder der Standseilbahn wieder hinauffahren. Oder man überquert auf der Eisengerippebrücke Dom Luís I den Douro, um auf die andere Uferseite zu kommen, wo sich die Portweinstadt Vila Nova de Gaia ausbreitet. Estação de São Bento Vom südlichen Ende der Praça da Liberdade strahlt dem Besucher unten, gleich ums Eck, das Hauptportal des Bahnhofs São Bento entgegen. Ein wahres Azulejo-Kunstwerk ist die gänzlich mit Fliesen ausgeschmückte Vorhalle des Bahnhofs. Die Gemälde erzählen historisch bedeutsame Ereignisse wie die Eroberung von Ceuta, ländliche Szenen vom Weinanbau oder, ganz oben, die Geschichte des Transportwesens, deren ruhmreichen Abschluss der Bau der Eisenbahn markiert. Bahnhof São Bento - reich mit Azulejos ausgekleidet Die neue Bahnstrecke nach Porto und auch der Tunnel zum Stadtteil Baixa waren längst fertig, doch nicht so der Bahnhof São Bento. Der Bau hatte sich verzögert, weil das an dieser Stelle stehende Kloster nicht abgerissen werden konnte, da eine Nonne sich weigerte, es zu verlassen. Erst nachdem sie verstorben war, konnten die Pläne umgesetzt und der Bahnhof 1916 eröffnet werden. Wenn heute in Portugal die Bahn streikt, erinnert man lachend an die Nonne, die wieder zurückgekommen sei. Rua das Flores Die Rua das Flores ist für viele Besucher die eigentliche Hauptachse der Stadt. Ihr Name „Straße der Blumen“ stammt aus einer Zeit, als sie noch durch die Gärten des Bischofs führte. Heute verbindet sie das Geschäftsviertel Baixa mit dem Cais da Ribeira am Douro-Ufer und ist als Fußgängerzone angenehmer als die parallel verlaufende Hauptstraße Rua de Mouzinho da Silveira mit ihrem stauenden Autoverkehr. Statt des Verkehrs floss in der Rua de Mouzinho da Silveira einst ein schmales Bächlein. Noch heute sind in der Rua das Flores traditionell viele Juweliergeschäfte angesiedelt, doch gibt es inzwischen mindestens ebenso viele Souvenirläden und Cafés mit Außenbestuhlung. Museu de Misericórdia do Porto Das kürzlich neu konzipierte Museum von Porto erzählt gut aufbereitet den Werdegang der Stiftung. Einen großen Teil der Ausstellung nehmen die Ölportraits der Stifter ein. Das wertvollste Werk - Fonte da Vida (Quelle des Lebens) - ist eine flämische Auftragsarbeit; sie zeigt König Manuel I., den Mitinitiator der Casa Misercórdia, mit Gemahlin, Prinzen und Prinzessinnen auf dem Kalvarienberg (ca. 1517). Hübsch anzuschauen ist die moderne Überdachung des Innenhofs, eine Konstruktion aus Glas und Eisen aus dem 20. Jh. ? Tägl. 10-17.30 Uhr, Eintritt 5 €. Rua das Flores 15, Tel. 220-906960, www.mmipo.pt. Rooftop Flores Bar 61 ? Karte), vom Dachgarten mit Bestuhlung herrliches Panorama auf die Altstadt mit Kathedrale. Am Fr und Sa (17.30-21.30 Uhr) spielen DJs etwas weich gewaschene Musik. Der Eingang dazu ist allerdings an der Rua da Vitória 177, die Parallelstraße weiter oben am Hang. Instituto dos Vinhos do Douro e Porto (Port and Douro Wines Institute) Das Institut fungiert fast wie eine Behörde, die für den guten Ruf der regionalen Weine zu sorgen hat. Das Douro-Gebiet war die erste Weinbauregion der Welt, die für ihre Erzeugnisse ein Usprungszertifikat einführte. In den Laboren im Haus werden die Qualitätskontrollen der Weine durchgeführt. Mercado Ferreira Borges Die Räume sind nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen, parfümierte Besucher sind dabei nicht erwünscht, weil dies die Sensorik der Prüfer irritiert. In einem überschaubaren öffentlichen Bereich informieren Schautafeln über die Regionen mit ihren unterschiedlichen Qualitäten. Witzig ist ein Zapfautomat, der mit einer an der Rezeption gekauften Guthabenkarte Portweinproben ausgibt. Er bietet acht verschiedene Qualitäten von 2 bis 9 € pro Glas an. ? Anmeldung für eine kostenlose Vintage-Port-Probe über ivdp@ivdp.pt (ab 7 Pers.). Mo-Fr 10-19.30 Uhr. Rua de Ferreira Borges 27, Tel. 222-071600. Mercado Ferreira Borges Die rot gestrichene Halle wurde 1885 aus Stahl und Glas errichtet, aber nie als Markthalle genutzt, obwohl sie so geplant worden war. In den 1970er-Jahren sollte der Bau einem Parkplatz weichen. Zum Glück setzten sich Persönlichkeiten der Stadt dafür ein, dieses Architekturbeispiel der europäischen Glas- und Stahlepoche zu erhalten. Erst später wurde eine Tiefgarage unter dem gepflegten Rasenvorplatz angelegt, auf dem sich heute gerne die Touristen ausruhen. In dem Hallenbau sind Souvenirläden, Cafés und der „Hard Club“ (www.hardclubporto.com) zu finden, in dem regelmäßig Konzerte stattfinden, von Death Metal bis zu brasilianischer Folklore. ? ...