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E-Book, Deutsch, 221 Seiten

Müller Standort und Strategie

Hotellerie und Gastronomie in der Bodenseestadt Konstanz im Wandel
2. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7541-4763-4
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Hotellerie und Gastronomie in der Bodenseestadt Konstanz im Wandel

E-Book, Deutsch, 221 Seiten

ISBN: 978-3-7541-4763-4
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Kaum eine Stadt hat in den letzten Jahren einen ähnlich steilen Anstieg der Tourismusintensität erlebt wie Konstanz, die größte Stadt am Bodensee. Im vorliegenden Studienbuch wird diese Entwicklung nachgezeichnet und die Bedingungen hierfür geklärt. Im Zentrum der Darstellung stehen die Konstanzer Traditions- und Neubetriebe der Hotellerie und der Gastronomie, ohne deren Engagement, ohne deren strategische Entscheidungen und Konzepte dieser Wandel nicht möglich gewesen wäre.

Über viele Jahre hat der Autor den Tourismus am Bodensee begleitet. Beruflich war er im Kongress- und Tagungstourismus, dann im Stadtmarketing und zuletzt für den in der Hotel- und Tourismusbranche zentralen Weiterbildungsträger DHBW Ravensburg als Dozent und Studiengangsleiter tätig.

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1. Tourismusstandort im Wandel
  1.1 Schlaglicht Eins
Will man die gegenwärtige Situation eines Touristenstandorts verstehen, so ist es unabdingbar, den Blick auf die Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit zu werfen. Für die Stadt Konstanz hilft ein Rückblick auf die Zeit seit Mitte der 2000er Jahre. Die damalige Situation des städtischen Tourismus verdeutlicht ein Zustandsbericht, der 2007 im Rahmen des Stadtentwicklungsprogramms „Zukunft Konstanz 2020“ verfasst und von den kommunalen Entscheidungsgremien verabschiedet wurde. Darin wird ein recht ernüchterndes Bild der Infrastruktur, insbesondere der Hotellerie, gezeichnet. Zwar wird dem Standort eine sehr hohe Attraktivität insbesondere für Urlauber und Tagestouristen und der Tourismuswirtschaft eine hohe Bedeutung für die Stadt zugestanden, die Kapazitäten und Betriebsstrukturen der Konstanzer Hotellerie entsprachen aber „nur in geringem Maße den heutigen Anforderungen zur Unterbringung von größeren Tagungs- und Gruppenreisen. Das Marktsegment Großtagungen/ Kongresse kann in Konstanz nicht direkt bedient werden.“{1} Dieses Urteil wird insbesondere mit der Beobachtung begründet, dass in der Stadt nur eine überschaubare Anzahl an klein- und mittelständischen Beherbergungsbetrieben vorhanden waren. Lediglich 13 der vorhandenen 38 Betriebe konnten als Vollhotels bezeichnet werden. Diese verfügten über kaum mehr als 500 Zimmer bzw. nicht einmal 1.000 Betten. Nur drei Häuser verfügten überhaupt über mehr als 50 Zimmer, darunter jeweils ein einziges Hotel der Vier- bzw. Fünf-Sterne-Kategorie. Der Rest bestand aus kleineren, familiengeführten Häusern des Zwei- oder Drei-Sterne-Segments, von denen wiederum einige nicht im Zentrum, sondern in den Vororten der Stadt lagen.{2} Dieser aus touristischer Sicht besorgniserregende Zustand war im Vorjahr den politischen Akteuren der Stadt anschaulich vor Augen geführt worden. 2006 fand mit dem 46. Deutschen Historikertag der größte geisteswissenschaftliche Kongress Europas an der Universität der Bodenseemetropole statt. Dabei handelt es sich um eine Großveranstaltung, die vor allem Fachwissenschaftler, aber auch Geschichtslehrer aus ganz Deutschland sowie interessierte Laien über eine Woche zu Vorträgen und Diskussionen versammelt. Am Konstanzer Kongress nahmen insgesamt 3.150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer teil, die sich zwar auf die Kongresstage verteilten, die aber die städtische Infrastruktur vor enorme Herausforderungen stellten.{3} Hauptveranstaltungsort war der Campus der Universität mit seiner Lage auf dem Gießberg vor den Toren der Stadt. Es gab aber auch eine Reihe von Veranstaltungen im Stadtzentrum und gerade die Unterbringung der vielen Gäste war die entscheidende Herausforderung bei der Planung und Durchführung des Kongresses. Das entsprechende Konzept der Veranstalter sah eine reservierte Kapazität von rund 1.000 Betten vor. Ein Abgleich mit den oben genannten Zahlen macht sehr schnell deutlich, dass dieses Volumen nicht allein von den städtischen Hotels bewältigt werden konnte. Das Konzept war deshalb regional konzipiert und band Beherbergungsbetriebe entlang der S-Bahn-Strecke durch den Landkreis – bis nach Radolfzell und Singen – sowie bis nach Friedrichshafen auf der nördlichen Seeseite ein. Für den Transport der Teilnehmer in und durch die Stadt mussten Sonderkapazitäten der Stadtbusse bereitgestellt werden. Der Kongress war ein voller Erfolg, wie man sowohl der örtlichen Presse als auch der Organisationsberichte zum Konstanzer Historikertag entnehmen kann.{4} Die Organisatoren in den zuständigen Verbänden, der Universität und der Stadt konnten insbesondere mit der logistischen Leistung sehr zufrieden sein. Der Kongress führte aber den Akteuren auch deutlich die Grenzen des touristischen Standorts Konstanz vor Augen. Nur ein außergewöhnlicher Kraftakt und viel, auch idealistisches Sonderengagement der Beteiligten ermöglichten es, dass eine solche Großveranstaltung aus dem Segment Non-Profit in Konstanz über die Bühne gehen konnte.   1.2 Schlaglicht Zwei
Gut zehn Jahre später sieht die Situation am Standort Konstanz grundlegend anders aus. Die touristische Infrastruktur der Stadt hat sich in wenigen Jahren erheblich weiterentwickelt. Insbesondere im Beherbergungsbereich konnten die Kapazitäten deutlich ausgebaut werden. Eine ganze Reihe neuer Hotels eröffnete in zentraler Lage. Lag die Zahl jährlicher Übernachtungen im Jahr des Historikertags in Konstanz noch bei rund 485.000, so kam die Stadt im Jahr 2019 mit rund 953.000 Übernachtungen der Millionen-Schwelle schon recht nahe. Der Anteil der Hotellerie daran ist im gleichen Zeitraum von rund 40 auf deutlich über 70 Prozent angestiegen. Dieses touristische Wachstum wurde von einer stark ausgebauten Hotelinfrastruktur getragen: 2006 verfügte der Konstanzer Tourismus über kaum 1.000 Hotelbetten, 2019 waren es knapp 4.000. Die in der kommunalen Statistik erfassten Schlafgelegenheiten des gesamten Beherbergungswesens der Stadt wuchsen im gleichen Zeitraum von 4.150 auf 5.250. Beide Zahlen zusammen zeigen, dass es sowohl ein klar quantitatives Wachstum gegeben hat, dass aber auch Schlafgelegenheiten einfacher Art zunehmend von Hotelbetrieben höher Qualität ersetzt wurden.   Abbildung 1: Vergleich der Übernachtungszahlen Stadt Konstanz und Deutschland (2006 bis 2019)   Im überregionalen Vergleich zeigt sich eine deutliche Konstanzer Sonderentwicklung. Unbestritten können die Jahre nach Ende der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 als goldene Jahre des gesamten nationalen wie internationalen Tourismus bezeichnet werden. Ein ganzes Jahrzehnt lang war die Branche auf Wachstumszahlen abonniert. Bundesweit stiegen die Übernachtungszahlen von 2006 bis 2019 um etwa 40 Prozent an.{5} Die Konstanzer Übernachtungszahlen hingegen zeigen eine Steigerung um annähernd 100 Prozent (vgl. Abbildung 1).{6} Die verschiedenen Kennzahlen belegen, dass der Tourismusstandort Konstanz innerhalb nur eines Jahrzehnts seinen infrastrukturellen Kern etwa verdoppeln konnte. Es liegt also nahe, den Gründen dieser Sonderentwicklung auf die Spur zu kommen.   1.3 Tourismusentwicklung seit 2007
Hierfür scheint es sinnvoll, die Stadt, ihre Standortlage und ihr touristisches Potential näher zu beschreiben. Konstanz ist die größte Stadt am Bodensee, neben dem Schwarzwald einer der beiden großen, traditionellen Tourismusregionen in Baden-Württemberg. Geographisch ist die Stadt stark durch ihre Wasserlage am westlichen Bodenseeufer geprägt. Sie erstreckt sich entlang der beiden Uferseiten des sogenannten Seerheins, der zentralen Engstelle zwischen Obersee und Untersee. Durch den Seerhein strömt das Seewasser in den Untersee in Richtung der Ausflussstelle bei Stein am Rhein, wo aus dem Bodensee endgültig wieder ein Fluss wird. Linksrheinisch, also auf dem Gebiet südlich des Seerheins, bildet die Stadt eine Art Brückenkopf auf der Schweizer Seite. (vgl. Abbildung 2) Auf diesem engen, dicht bebauten Bereich liegen die historische Altstadt, der gesamte Hafenbereich und der Stadtteil Paradies, der seit der Industrialisierung erschlossen wurde. Der Brückenkopf endet direkt mit der Schweizer Grenze, die das eigentliche Stadtgebiet durchschneidet und den Schweizer „Vorort“ Kreuzlingen von Konstanz abtrennt. Rechtsrheinisch, also am Nordufer des Seerheins, bildet die Stadt die Spitze der Halbinsel Bodanrück zwischen Untersee und Überlinger See. Hier breitet sich das Stadtgebiet weiter aus und erstreckt sich über mehrere Stadtteile. Direkt am Seerhein liegt Petershausen, im westlichen Anschluss ein großes Industriegebiet, im Landesinneren dann die Stadtteile Wollmatingen, Fürstenberg, Königsbau, Allmannsdorf, Staad und Egg, die zusammen das geschlossene Stadtgebiet bilden. Zur Stadt gehören noch weitere, etwas abgekoppelte Vororte, die auf dem Bodanrück oder an seinem Nordufer liegen. Hier befindet sich auch die touristisch sehr wichtige Insel Mainau. Der See und die Lage auf der Halbinsel bieten zum einen sehr viel Seezugang, zum anderen begrenzt diese Geographie stark die meisten Möglichkeiten der Flächenexpansion. Heute leben rund 86.000 Menschen in Konstanz. Mitte der 2000er Jahre waren es mit rund 76.000 noch 10.000 Bewohner weniger.{7} Da die Stadt kaum über Möglichkeiten verfügt, in der Fläche zu expandieren, musste dieses Bevölkerungswachstum vor allem auch durch Verdichtung und neue Lösungen im bestehenden Stadtgebiet realisiert werden. Den traditionellen touristischen Kernraum der Stadt bildet die Altstadt auf dem linksrheinischen Brückenkopf. Dort befinden sich nicht nur wesentliche touristische Ziele, sondern auch wichtige Infrastrukturen, insbesondere der Hotellerie und Gastronomie. Am rechtsrheinischen Ufer, im Stadtteil Petershausen, gibt es ebenfalls touristische Infrastruktur, aber in deutlich geringerem Umfang. Einige der traditionellen, kleineren Hotelbetriebe sind beispielsweise dort verstreut. Die oben für 2007 im Zustandsbericht genannten Hotelbetriebe waren aber vor allem auf dem Gebiet der Altstadt verortet.
Abbildung 2:...



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