Müller | Unterwegs zum Leben | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 140 Seiten

Müller Unterwegs zum Leben

Durch Leid und Tod zur Heimat

E-Book, Deutsch, 140 Seiten

ISBN: 978-3-7431-8459-6
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Wenn das Leben auf der Erde vorbei ist, beginnt die Reise ins Jenseits. Die Medizinstudentin Sophia begegnet auf diesem Weg einem Selbstmord-Attentäter, der sich mit 13 Personen in die Luft sprengte; dazu einer Filmschauspielerin, die Suizid begann und einem jüdischen Rabbi, der einem Attentat zum Opfer fiel. Sie durchlaufen verschiedene Stationen, zur Aufarbeitung ihrer Vergangenheit. Zum Schluss endet ihre Totenreichs-Tour vor einem Lebens-Gericht.

Wird am Ende, aus dem alles offenbarenden Gericht, die Liebe steigen?
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1 Die Krankheit
Sophia war 20 Jahre alt und fröhlich in einem wohlsituierten Elternhaus aufgewachsen. Schon als Kind war sie sehr sozial veranlagt und wollte einmal Krankenschwester oder Ärztin werden. Die Eltern standen diesem Wunsch wohlwollend gegenüber. Der Vater allerdings gab ihr zu verstehen, dass sie mit einem guten Notendurchschnitt ihr Abitur abschließen müsste, wenn sie Medizin studieren wolle. Insgeheim vermutete er, dass sie den hohen Anforderungen nicht gewachsen war. Doch er hatte sich in Sophias Beharrlichkeit und Zielstrebigkeit getäuscht. Nachdem sie ihre Reifeprüfung mit der Note 1,5 abgeschlossen hatte, gestanden die Eltern es ihr zu, in einer entfernten Stadt Medizin zu studieren. Es wurde ein einfaches Studentenzimmer bezogen, und der erste Weg in die Fremde war beschritten. Sie ließ die elterliche Fürsorge und die unbekümmerte Zeit ihrer Kindheit zurück. Ein hartes Studium begann und die Anspannung eifersüchtiger Leistungsstreberei ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Nur die besten wurden auf ihrer Uni gefördert und sie wollte nicht auf der Strecke bleiben. Täglich studierte sie sieben bis acht Stunden und mühte sich ab den komplexen Lehrstoff zu erfassen. Ab dem dritten Semester hatte sie als Dozenten auch den Chef der Hautklinik vom naheliegenden Krankenhaus. Nach einer Vorlesung kam sie etwas verlegen auf ihm zu und fragte ob sie ihn etwas zeigen dürfte. Sie setzten sich auf einer nahegelegenen Bank im Garten. Sophia streifte ihr sommerliches Kleid zurück und zeigte auf ein haselnußgroßes schwarzglänzendes Muttermal über dem rechten Knie. Sie blickte den Arzt fragend an und sagte: „Meinen Sie, ich sollte das wegmachen lassen?“ Im Gesicht des Arztes war ein kurzes Erschrecken festzustellen, dann antwortet er sachlich: „Ja, das sollten wir entfernen lassen. Wir sollten keine Zeit verlieren und klären um was für ein Geschwulst es sich handelt“. Der Hautarzt war in der Tat erschrocken. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelte es sich um ein bösartiges Melanom, das bereits an anderen Stellen den Keim zu Tochtergeschwülsten gelegt hatte. Im jugendlichen Alter gewährt dieser gleichzeitig in die Tiefe und Höhe wachsender Geschwulsttyp, der im Volksmund als schwarzer Krebs bezeichnet wird, eine nur sehr begrenzte Überlebenschance. Gerade vor wenigen Wochen hatte er an einem Lehrgang teilgenommen, wo ähnliche Fälle in ihrer ganzen Dramatik vorgestellt wurden. „Vierzehn bis sechzehn Monate Überlebenszeit“, hörte der Klinikchef noch in seinen Ohren, sind bei beginnender Metastasierung in jungen Jahren zu erwarten. Die Operation wurde gleich für den folgenden Tag angesetzt. Das Melanom wurde entfernt und die tiefe breitklaffende Wunde mit kräftigen Nähten zusammen gezogen. Ein großer Verband deckte zunächst alles gnädig ab, so dass man nichts Böses mehr darunter vermutete. Schließlich lag Sophia auf Zimmer 13 des alten, hochräumigen Klinikgebäudes, zusammen mit einer anderen unglücklichen Melanompatientin. Für den nächsten Tag wurde Sophias Mutter zum Klinikchef gebeten um ihr den Pathologiebefund zu eröffnen. Es war eine schwerwiegende Diagnose. Die Geschwulst war bösartig und aller Wahrscheinlichkeit hatten sich bereits Metastasen gebildet. Es wurde beschlossen weder Chemotherapie noch Bestrahlung einzusetzen. Nach den seinerzeitigen internationalen Statistiken hatte beides, bei diesem gefährlichen Melanomtyp, kaum Erfolg gebracht, sondern nur erhebliche Nebenwirkungen hervorgerufen. Stattdessen sollte durch regelmäßige, hochdosierte Injektionen eines speziellen Mistelpräparates die Immunabwehr des Körpers gesteigert werden, zusammen mit einer geeigneten Diät, mit den für die Tumorabwehr wichtigen Mineralstoffen und Vitaminen. Sophias Mutter, die neben dem Arzt saß weinte still. Sophia hatte sofort verstanden was der Arzt sagen wollte. Sie blieb gefasst, dennoch rannen auch ihre dicken Tränen in das Kissen. Als der Arzt und schließlich auch die Mutter wieder fort waren, überkam sie der Jammer. Sie protestierte innerlich! Sie war verlobt und träumte von einer Familie mit vielen Kindern. Vor allem wollte sie den Menschen als Ärztin dienen. Deswegen hatte sie sich für das Abitur so sehr ins Zeug gelegt und danach ein Medizin-Studium angefangen. Und nun kommt einer daher und sagt, dass sie in die Ziel-Gerade zum Sargempfang einläuft. Innerlich seufzte sie: „Ich dachte ich könnte durchs Leben stürmen und alles erreichen was ich mir vorgenommen habe. Aber als ich zum ersten Mal das Melanom über meinem Knie sah, begann bereits mein Abstieg. Warum? Was hab ich verbrochen, das man ein so hart Urteil über mich hat gesprochen?“ Die Eltern wollten sie wieder nach Hause holen und mit Ihr zusammen den Kampf gegen den Krebs aufnehmen. Sophia aber wollte ihr Studium fortsetzen. Sie argumentierte: hier sei sie in besten Händen. Ein Lehrer sei sogleich Ihr Arzt, der sie betreute, und das Krankenhaus mit den erforderlichen Einrichtungen und Experten sei gleich in der Nähe. Schließlich akzeptierten die Eltern ihren Wunsch. Etwa ein Jahr ging es Sophia noch relativ gut. Sie setzte ihr Medizin Studium fort – allerdings gelassener. Der ehrgeizige Leistungsdruck unter den Besten zu sein war weg. Zu was auch sollte sie sich jetzt noch übermäßig abstrampeln? In den Semesterferien machte sie mit ihrem Verlobten eine Rundreise durch die USA um noch etwas von der Welt sehen. Daheim berichtet sie mit Begeisterung davon. Ihre Angehörigen fingen an wieder Hoffnung zu schöpfen. Doch nach 13 Monaten wurde sie schwächer und es stellten sich Rückenschmerzen ein. Eine Kernspintomografie wurde angeordnet. Reglos wie eine Tote lag sie in dem Scanner, als läge sie schon im Sarg. Ihr Kopf war mit Riemen festgeschnallt, und sie trug Ohrstöpsel, um den Lärm der Apparatur zu dämpfen, die um sie herum stampfte, surrte und klopfte. Während der Spintomograf Schnittbilder von ihrem Gehirn erzeugte, fragte sie sich, ob irgendwo auf der Welt eine Macht existierte, die sie retten konnte. Sophia schloss die Augen. Sie kämpfte gegen die wachsende Furcht an, die in ihr aufstieg. Dann kam die Stunde, wo der Arzt sie bestellte um das Ergebnis der Computertomografie mit ihr zu besprechen. Für einen Bruchteil einer Sekunde hatte sie den Gedanken, dass ihr Dozent in seiner unnachahmlichen Art mitteilen würde, dass sie krebsfrei war. Aber dann gewann die Wirklichkeit wieder die Oberhand und sie setzte ihre Füße fest auf den Boden, um ihre Beine am Zittern zu hindern. Als sie schließlich das Sprechzimmer verließ, war der anfängliche Schock von Erleichterung abgelöst worden. Erleichterung weil sie sich keiner qualvollen Therapie aussetzen musste. Der Arzt hatte ihr erklärt, dass sich Tumore an ihrem Gehirnstamm gebildet hatten, welche die Rückenschmerzen verursachten. Eine Behandlung würde aber die stark belastenden Nebenwirkungen nicht rechtfertigen. Der Kampf war vorüber. Der Krebs hatte gesiegt. Sie hatte nicht mehr lange zu leben; diese Aussicht trug seltsamerweise zu ihrer Erleichterung bei. Es würde keine Angst vor dem Unbekannten mehr geben und keine Zweifel hinsichtlich der Zukunft. Furcht hatte sie lediglich Ihren Eltern die düsteren Aussichten zu eröffnen. Aber es blieb ihr nicht anderes übrig. Sie ließ ihren Vater und ihre Mutter sowie ihren Verlobten zu sich kommen. Als sie vor ihr saßen überlegte sie ob sie mit der guten Nachricht beginnen sollte, dass sie keine Behandlung mehr brauche. Aber das wäre grausam gewesen, so sagte sie: „Ich habe drei Tumore, die sehr schnell wachsen. Die einzige Behandlung die noch in Frage kommt, ist palliativer Art.“ Ein schockiertes Schweigen antwortete. Ihre Mutter wurde kreidebleich und strebte der Toilette zu. Die Augen ihres Verlobten waren von Schrecken geweitet. „Palliativ?“ fragte er. „Sterbebegleitung“ sagte Sophia und nahm seine Hand. „Morphium, speziell ausgebildete Pfleger, Hospiz, all so was.“ „Das war es dann also?“ erwiderte er mit zitternder Stimme. Sophia antwortete: „Es tut mir leid, Frank, aber es ist Zeit ans loslassen zu denken.“ Nach einem viertel Jahr hatte sich der Zustand von Sophia so verschlechtert, dass sie stationär ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Kurz darauf wurde sie auf die Palliativ-Station verlegt. Da lag sie nun und starrte zur weißen Zimmerdecke. War dies nun alles? In Gedanken verfolgte sie ihr Leben zurück. Sie war dankbar, dass sie eine fröhliche Kindheit und relativ unbeschwerte Jugendzeit erleben durfte. Vom Konfirmandenunterricht wusste sie nur noch, dass der Pfarrer eine interessante Rechnung aufmachte. Er sagte: „zur Konfirmation bekommt ihr im Schnitt Geschenke im Wert von 2000 Euro. Bei etwa 40 Besuchen ergibt dies einen Stundenlohn von 50 Euro. Das bekommt sonst kein Handwerker oder Büroangestellter“. Ja, das leuchtete ein. Aber sie bekam dazu noch einen Konfirmationsspruch. Der hängt heute noch in ihrem Zimmer im Elternhaus. Er lautet: „Christus spricht: Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er...


Müller, Eberhard
Der Autor gehört der evangelischen Kirche an und hat sich mit diesem Thema jahrelang befasst und seine Vorstellungen aus den unterschiedlichsten Quellen gebildet. Es entstand dadurch ein Handlungsrahmen, der nach seinem Ermessen, der Wirklichkeit nahe kommt.


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