Nagib | Talking to the Moon | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Nagib Talking to the Moon

College Romance voller Liebe und Musik, erzählt als Own-Voice-Geschichte einer Hidschabi
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-96981-039-2
Verlag: Moon Notes
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

College Romance voller Liebe und Musik, erzählt als Own-Voice-Geschichte einer Hidschabi

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

ISBN: 978-3-96981-039-2
Verlag: Moon Notes
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



'Mit jeder Zeile meines Songs verliere ich mein Herz mehr an dich ...' Judy ist Feuer und Flamme, als an ihrer Uni ein Wettbewerb um einen Vertrag bei einer Plattenfirma ausgeschrieben wird. Eine Karriere als Songwriterin ist schon lange ihr Traum. Noch bevor sie überhaupt zum Wettbewerb zugelassen werden kann, schafft ein rassistischer Dozent es, in ihr Zweifel an ihrem Talent zu wecken. Doch dann trifft sie auf Jaad, der selbst Musiker ist und dem sie sich anvertraut. Auch er steht aufgrund seiner Herkunft vor großen Herausforderungen. Bei Kaffee-Dates unter der kalifornischen Sonne und bei abendlichen Musikproben entsteht zwischen Jaad & Judy mehr als nur berührende Liebeslieder. Doch ist Jaad wirklich da, wenn Judy ihn am meisten braucht?  

Sherin Nagib wurde 1991 geboren und verbrachte ihre frühe Kindheit zwischen Ägypten, Deutschland und den USA. Sie studierte u. a. Amerikanistik und arbeitet neben dem Autorinnendasein als Sensitivity Readerin.
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1 thanks for the french kiss


JUDY –

Wie Zuckerwatte sahen die Wolken aus, die an mir vorbeizogen, während ich die hölzerne Treppe hinunterstieg, die eine Steilklippe entlangführte. Weit unten lag der Strand. Die Luft schmeckte salzig. Wellen brachen sich an den Felsen, die aus dem Meer ragten. Es war Ende März, der Wind war noch frisch, doch wenn die Sonne im Zenit stand, konnte man sich einbilden, es sei schon Sommer.

Am Fuß der Treppe angekommen, schaute ich mich suchend um. Roxy hatte mich heute Nachmittag an dem neuen Coffee-Spot treffen wollen, von dem wir so viel gehört hatten. Doch jetzt war weit und breit keine Spur meiner Freundin und Mitbewohnerin zu sehen. Ich hielt nach dem Café Ausschau, um dort auf sie zu warten. Doch bis auf einen schwarzen Truck, der mitten auf dem Strand parkte und in der Sonne glänzte, war nichts zu sehen. Neben mir am Treppengeländer verkündete ein Schild den Namen des Strandes.

Ich war richtig. Raue Klippen grenzten an den Strand und ragten schroff in die Höhe. Sie waren grün bewachsen und einige majestätisch hohe Bäume wachten auf ihren Plateaus.

Frustriert atmete ich aus und suchte erneut den Strand angestrengt nach meiner Freundin ab. Aus den Augenwinkeln sah ich gerade noch, wie etwas Schwarzes auf mich zuraste, da traf mich auch schon etwas Hartes. Dumpfer Schmerz fuhr in meinen Brustkorb, die Luft blieb mir weg, und ich wurde zu Boden gerissen. Verwirrt setzte ich mich wieder auf, füllte meine Lungen mit Sauerstoff und blinzelte heftig, um die aufgewirbelten Sandkörner aus meinen Augen zu vertreiben.

Ein dunkler Schemen hing über mir, den ich in meiner Panik nicht näher bestimmen konnte.

Erst nach wenigen Schrecksekunden erkannte ich, was mich umgerissen hatte: Aus braunen Kulleraugen blickte mich ein junger schwarzer Hund an. Es musste ein Labrador Retriever sein. Sein kurzes Fell glänzte in der Sonne, der Schwanz wedelte hin und her, während er den Kopf schief legte und mich neugierig musterte. Ganz so, als würde er überlegen, woher er mich noch mal kannte. Dabei sah er dermaßen süß aus, dass ich unfreiwillig loslachte. Als wäre das eine Aufforderung, kam der Hund ein Stück näher, und bevor ich es verhindern konnte, wanderte eine große, warme Zunge über mein amüsiertes Gesicht, die sich anfühlte wie Schleifpapier. Der Hund schleckte und schleckte, und ich schüttelte den Kopf.

Zungenkuss von einem Hund? Check. Das konnte ich definitiv von meiner Bucketlist streichen.

Von Weitem ertönte ein Pfiff. Der Labrador ließ von mir ab, machte einen Hüpfer und wandte den Blick in Richtung des Trucks. Ein Typ kam von dort aus auf uns zugerannt, groß und breitschultrig. Seine welligen, halblangen braunen Haare tanzten auf und ab und wurden vom Wind vor sein Gesicht geweht. Erst als er fast bei mir ankam, konnte ich hinter seiner Mähne mehr erkennen. Markante Züge, helle, leicht gebräunte Haut, graue Augen, glatt rasiert. Er trug eine schwarze Jeans im Used-Look mit zerrissenen Knien und dazu ein verwaschenes graues Shirt, auf dem stand. Unter der Schrift war ein Hai aufgedruckt, der sein Maul aufgerissen hatte. Ihm fehlten nur noch Lederjacke und Motorrad, und der Look eines Möchtegern-Bad-Boys wäre komplett gewesen.

»Oh shit! Sorry, sorry, sorry. Alles okay?« Er fuhr sich durch die Haare, zog die Brauen zusammen. »Mist, das tut mir so leid. Lass mich dir helfen.«

Okay, doch kein Möchtegern-Bad-Boy?

Eine sonnengebräunte Hand erschien in meinem Blickfeld. Ich räusperte mich, griff nach ihr und ließ mich nach oben ziehen. Als ich vor dem Fremden zum Stehen kam, überragte er mich um zwei Köpfe, was aber bei meiner kleinen Statur kein Kunststück war. Er wirkte kaum älter als ich.

Für einige Sekunden bewegten wir uns nicht, starrten einander an und verharrten in peinlicher Stille, die durch das Tosen der Wellen und das Kreischen der Möwen irgendwie noch lauter wirkte. Ich für meinen Teil war vertieft in die Farbe seiner Augen. Sie erinnerten mich an den Mond, wenn ich ihn durch mein Teleskop betrachtete. Kleine Krater, umgeben von silbrigem Licht. Er hingegen blieb mit seinem Blick für meinen Geschmack einen Moment zu lang an meinem Hijab hängen.

Ich fasste mir in den Stoff, ging sicher, dass ich auch die richtige Farbe trug. Ja, ein kräftiges Fuchsia, das einen Kontrast zu meiner restlichen Kleidung bildete. Ein weißes Appa-Shirt und hellblaue Cargojeans. Trotzdem fing mein Herz an, zu pochen. Nicht auf die gute Art und Weise.

Der Hund erlöste mich, indem er bellte und sich zwischen uns drängte. Ich ließ die Hand des Typen fallen, nachdem ich bemerkte, dass ich sie immer noch festhielt.

»Bro, wieso?!«, fragte er seinen Hund und schüttelte dabei den Kopf. Seine Stimme war tief und warm. Schuldbewusst legte sich der Vierbeiner auf den Bauch und schaute sein Herrchen mit dem herzerwärmendsten Hundeblick an, den ich je gesehen hatte. Die Art, wie die beiden miteinander kommunizierten, ließ mich schmunzeln, und das ungute Gefühl von eben trat in den Hintergrund.

»Entschuldige dich, Kingston«, sagte er streng und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Bizepse spannten sich dabei an.

Kingston stupste mit seinem Kopf gegen mein Bein und schaute mich erwartungsvoll an.

»Entschuldigung angenommen«, erklärte ich feierlich, kniete mich nieder und kraulte ihn hinter den Ohren.

»Kaffee?«, fragte der Typ, zog die Brauen zusammen und die Nase kraus, so als würden ihm seine eigenen Worte peinlich sein. »Äh, darf ich dir als Entschädigung einen Kaffee anbieten?«, verbesserte er sich. Seine Gesichtszüge hatten sich entspannt, und erneut überraschte mich der klare Blick seiner grauen Augen.

Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, während ich entschuldigend die Hände hob und mich umschaute.

»Ich bin verabredet. Meine Freundin ist aber offensichtlich zu spät. Wir wollten uns am neuen Café hier am Strand treffen, doch …«

»Du meinst den Coffee-Truck hier?« Er grinste und zeigte mit dem Daumen hinter seine Schulter auf den Wagen, der drüben stand. Dabei grub sich ein tiefes Grübchen auf seine linke Wange.

»Das ist meiner«, erklärte er, und ich konnte nicht verhindern, dass mein Mund ein stummes Oh formte. Erneut streckte er mir seine Hand entgegen.

»Ich bin Jaad.«

»Judy«, gab ich zurück und legte meine noch sandigen Finger in seine.

»Schön, dich kennenzulernen, Judy. Kingston, das DROPOUT und ich laden dich ein, mit uns den besten Kaffee der gesamten Westküste zu trinken.« Bei den Worten strahlte er übers ganze Gesicht.

»Wow, du stapelst wirklich nicht tief.«

»Warum sollte ich?«, fragte er.

»Ich weiß nicht. Es könnte sonst so wirken, als wärst du selbst dein größter Fan.«

»Und wäre das schlecht? Wenn ich mich selbst nicht anfeuere, wer dann?« Er verschränkte erneut die Arme vor der Brust und trat einen Schritt zurück, um mich zu mustern. Dabei bedeckten seine Arme den Aufdruck seines Shirts so, dass nur noch das Wort zu lesen war.

Nein, definitiv kein Bad Boy. Etwas an dieser Feststellung erleichterte mich. War ich doch in der Vergangenheit einmal zu viel auf Typen von diesem Schlag hereingefallen.

Ich imitierte seine Armhaltung, während ich überlegte. Roxy war immer noch nicht da. Jaads lockere, bodenständige Art und seine niedliche Begleitung hatten mein anfänglich ungutes Gefühl längst verpuffen lassen. Es machte nicht den Anschein, als müsste ich mich vor ihm in Acht nehmen. Außerdem war ich nun schon mal hier und hatte für den Tag nichts Besseres zu tun. Das neue Semester startete erst morgen, und vielleicht würde Roxy ja noch auftauchen. Es sah ihr nicht ähnlich, mich einfach zu versetzen. Kurz checkte ich mein Smartphone, um zu sehen, ob sie mir eine Nachricht geschrieben hatte, fand jedoch keine vor.

»Der beste Kaffee der gesamten Westküste also?«, wiederholte ich seine Worte langsam.

Er nickte selbstbewusst.

»Davon würde ich mich tatsächlich gern selbst überzeugen.«

Ein schiefes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Jaad machte eine schwungvolle Bewegung mit dem rechten Arm und deutete Richtung Truck.

»Dann bitte hier entlang.« Er wartete, bis ich mich in Bewegung setzte. Dann gingen wir die paar restlichen Schritte bis zum DROPOUT gemeinsam.

Das DROPOUT war ein Coffee-Truck, der zu einer Seite hin eine Ausgabe hatte, die von einer Markise geschützt war, und der mit bunten Lichterketten geschmückt war. Er stand mittig zwischen Felswand und nicht weit entfernt vom aufgewühlten Meer, nur ein paar Hundert Meter vom Fuß der Treppe entfernt. In der Brandung ragten drei kleine Felsen heraus. Die Sitzgelegenheiten, die zum Café zu gehören schienen, verteilten sich vom Truck bis hin zum Wasser. Flache, schwer aussehende Sitzkissen sowie Liegestühle und sogar ein paar Hängematten verteilten sich über die gesamte Fläche, die ungefähr einen Radius von einhundert Metern einnahm. Inmitten jeder Gruppierung von Sitzmöglichkeiten befanden sich kleine Kaffeetische, manche davon alte Holzkisten, die einen edgy Look hergaben, andere filigran gearbeitete kleine Holzbänke. Strandfackeln, die jetzt nicht entzündet waren, steckten das Gebiet des Cafés ab und bildeten einen Kreis.

Ich konnte mir gut vorstellen, wie atmosphärisch es hier aussehen musste, wenn die Feuer am Abend erleuchtet waren. Hinter dem Truck befanden sich vier große schwarze Kisten, die aussahen, als würden darin Dinge gelagert werden. Direkt vor dem Coffee-Truck steckte ein altes, schwarz lackiertes Surfbrett im Sand. Darauf stand in...


Nagib, Sherin
Sherin Nagib wurde 1991 geboren und verbrachte ihre frühe Kindheit zwischen Ägypten, Deutschland und den USA. Sie studierte u. a. Amerikanistik und arbeitet neben dem Autorinnendasein als Sensitivity Readerin.

Sherin Nagib wurde 1991 geboren und verbrachte ihre frühe Kindheit zwischen Ägypten, Deutschland und den USA. Sie studierte u. a. Amerikanistik und arbeitet neben dem Autorinnendasein als Sensitivity Readerin.



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