E-Book, Deutsch, 444 Seiten
Nolte Unheilbringer
2. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7504-4807-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Zweiter Teil: Die Prophezeiung
E-Book, Deutsch, 444 Seiten
ISBN: 978-3-7504-4807-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Seht die Zeichen. Hört die Prophezeiung. FÜRCHTET DEN UNHEILBRINGER! Grassierende Seuchen. Zerstörte Ernten. Blut in den Flüssen. Mysteriöse Todesfälle. Die Zeichen scheinen eindeutig: Der Rote Stern, jener schicksalhafte Unheilbringer, jenes grausige Omen aus grauer Vorzeit, läutet das Ende der Welt ein. Sollte die uralte Prophezeiung sich tatsächlich erfüllen? Und falls ja, an welche Version der Prophezeiung soll man sich halten? Fragen, die man Cord Tonka eigentlich nicht stellen sollte. Endlich in Cimberia, der Hauptstadt des Erbkaiserreiches, angekommen, steht er einmal mehr vor scheinbar unlösbaren Aufgaben. Neben einem Kongress der Gelehrten, der nichts anderes als die Sicherstellung des Fortbestehens allen Lebens im Angesicht der drohenden Vernichtung zum Gegenstand hat, bekommt er es mit alten Feinden, neuen Freunden und einer perfiden Intrige zu tun, die nicht nur sein Leben bedroht. Doch ein Mann wie Cord gibt nicht so einfach auf. Immerhin hat er seinen Hammer, seinen nordischen Charme und nicht zuletzt einen ebenso mächtigen wie unberechenbaren Nekromanten auf seiner Seite. Was soll da schon schiefgehen? Nun ja: Vermutlich alles, was schiefgehen kann. Ein unheilbringender Komet. Ein überforderter Deichvogt. Ein apokalyptisches Komplott. Ein haarsträubendes Abenteuer! Die Fortsetzung der Kult-Fantasy-Saga aus Deutschland!
Steve Nolte (Jahrgang 1985) heißt eigentlich anders, wollte aber immer schon ein eigenes Pseudonym haben. Das Schreiben begleitet ihn bereits seit vielen Jahren - inzwischen bisweilen sogar beruflich. Er arbeitet als Redakteur, Texter, Lektor und in anderen mehr oder weniger seriösen textbasierten Funktionen und wohnt mit seiner schönen Frau und zwei verfressenen Katzen in Dortmund. Seine erste Romanreihe, von der bis jetzt zwei Bände erschienen sind, wurde bereits von mehreren Personen gelobt. Und das ist doch schon mal etwas.
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Kapitel I – Dicker Mann in großer Stadt Während sie mit all den anderen Reisenden am Osttor gewartet hatten, war Cord tatsächlich über seinen finsteren Gedanken eingepennt. Als er nun schmatzend und sabbernd aufwachte, stellte er verklärt guckend fest, dass es allen anderen bis auf Ingo und Megasthenes (sowie Lona, die mit verschränkten Armen auf Friedels Kopf saß wie eine Art magisches Fahrtlicht) ebenso ergangen zu sein schien. Drescher und Botukall schliefen Arm in Arm und die Katze hatte es sich zwischen ihnen bequem gemacht. Ronny lag lang ausgestreckt auf dem Rücken und schnarchte vernehmlich. Cord nickte müde und selig, die Art von Seligkeit, die es nur in diesem süßen Moment zwischen Schlaf und vollständigem Erwachen gibt. Dann trafen ihn seine Sorgen, diese miesen Scheißer, die sich gegen ihn verbündet hatten, wie ein leichter Jab in die Magengrube. Seine Mission fiel ihm wieder ein. Treffe dich mit Arno und seiner Gesandtschaft an der Kreuzung nahe Grauasch. Reitet zusammen weiter nach Cimberia. Finde dich im Warmen Herd ein, wo euch eure Betten erwarten. Am nächsten Tag findet die Conferenz statt. Einfach genug, Breitarsch. Aber wie viele Teile von Hergers Anweisungen können zum jetzigen Zeitpunkt noch erfüllt werden? Zähl mal nach! Er hatte Megasthenes bereits im Vorfeld mitgeteilt, wo sie erwartet wurden. Falls irgendein Nordler aus irgendeiner der Gesandtschaften es geschafft hatte, würden sie ihn wohl dort finden, und so hatte der Magier ein festes Ziel im Kopf, als er sein Gefährt durch die engen Straßen der Außenbezirke Cimberias steuerte. Wie der Alte sie ohne Aufsehen durch die Stadttore bugsiert hatte, hatte Cord nicht mitbekommen, aber er hatte den Wachen sicherlich eine aberwitzige Geschichte aufgetischt, an die sie sich lange erinnern würden. Cord tat den Gedanken mit einem Schulterzucken ab. Er sollte nicht noch einmal daran denken. Anders als die meisten Neuankömmlinge, die mit ihnen in der Schlange vor dem Tor gewartet hatten, mieden sie die breite Handelsstraße, die direkt ins Zentrum führte, und schlugen einen Weg in die stilleren Gassen ein. Eng waren sie und die Bebauung mutete bereits hier durchaus massiv an (zumindest für jemanden, der auf dem Dorf aufgewachsen war), doch gab es hier draußen immerhin noch zahlreiche größere Plätze, auf denen wohl ansonsten Märkte abgehalten wurden, und immer wieder waren die Bebauungslücken groß genug, dass man ein wenig weiter schauen konnte. Natürlich ragte der weiße Dorn der Warte ohnehin über allen Dächern und Giebeln auf und war im Grunde in der gesamten Stadt zu sehen, aber hier hatten sie noch die Chance, sie und das Collegium selbst zumindest für kurze Augenblicke komplett zu erspähen. Wie Cimberia selbst, war auch der Sitz der geistigen Elite der Dlaerden von drei Mauern umgeben – und natürlich von einer unsäglichen Ansammlung von Bretterbuden, die man bis hierhin riechen konnte. Das Dlaerdenghetto. Cord verzog das Gesicht bei dem Gedanken daran, dass sie morgen da durchmussten. Oh, du armes Schwein. Denk mal lieber an die Spackos, die da jeden Tag wohnen müssen. Dann verfinsterte sich seine Miene noch mehr, als die ersten dicken Regentropfen auf ihn niederprasselten. Es hatte die letzten Stunden über fortwährend gedonnert und offenbar hatte das Unwetter endlich beschlossen, seine langgezogene Drohung wahrzumachen und sich über die Welt zu ergießen. Alle sollten nun scheinbar was von seiner ungezähmten Kraft haben. Entsprechend zuckten ab sofort in einer Tour Blitze über die schiefen Dächer der Fachwerkhäuser, die bis zu drei Stockwerke hoch zu beiden Seiten des Kopfsteinpflasters aufragten. Donner grollte so laut, dass es in Cords Magen vibrierte. Passanten steuerten eilig trockenere Gefilde an – sofern es solcherlei Gefilde für sie gab. Der Regen ließ das Pflaster glänzen und gluckerte alsbald in nicht zu verachtenden Strömen in den Rinnstein. Ja, hier hat’s eine Kanalisation! Die feinen Herren! Flüsse aus Scheiße, aber unter Tage, wo sie keiner sieht. Eine Metapher für den ganzen feinen Laden hier. Mann, Breitarsch, ich freue mich drauf, was wir hier alles erleben werden. Aber, wie du gesagt hast, wir beschränken die Erlebnisse auf ein Minimum. Schnell rein, schnell raus. Wie beim Sex! Hähä! Das Collegium ließen sie alsbald hinter sich – zumindest für den heutigen Tag. Cord wandte sich noch ein letztes Mal um und sah für die Dauer eines Blitzzuckens eine hochgewachsene junge Dlaerdin in einer Seitengasse stehen. Sie trug einen schäbigen Schlechtwetterumhang über einer prächtigen Rüstung, in der sich das grelle Blitzlicht spiegelte, und sah genau in seine Richtung. Eine Sekunde lang erblickte er sie in aller Deutlichkeit, konnte ein jedes Detail ergründen, Entfernung hin oder her. Dann verschluckte die Nacht sie wieder. Cord warf Megasthenes einen Seitenblick zu, doch der alte Mann schien nichts bemerkt zu haben. Wohl bemerkte er Cords Blick und schaute ihn fragend an, doch der Nordler winkte ab. „Fahr einfach.“ Die Bewohner dieser äußeren Bezirke wirkten nicht besser in Schuss als die kleinen Leute, die in ähnlichen Vierteln einer Hansestadt vergleichbarer Größe (nicht, dass Noord oder selbst Grimholm Cimberia in Sachen Größe und Einwohnerzahl das Wasser hätten reichen können) ihr Dasein fristeten. Was hier in den frühen Abendstunden von Gasse zu Gasse zog, hatte sich zum Schutz vor Regen und Kälte die Kapuzen, schäbigen Hüte und sonstigen Kopfbedeckungen tief ins Gesicht gezogen. Cord für seinen Teil war den Menschen dankbar dafür, denn sah man doch mal ein Gesicht zur Gänze, wurde man mit einem wenig erbaulichen Anblick belohnt – wie zum Beispiel, als tatsächlich einmal ein Städter auf die Kutsche zustolperte, um ein paar Gulden bettelte und dabei eine Sammlung an Narben, Warzen, Pocken und Pickeln zur Schau stellte, dass ein Tröll neidisch geworden wäre. Apropos: Friedel schnaubte dem Kerl eine Portion Schleim ins Gesicht, die offenbar nicht so ätzend war wie das Sekret, mit dem er den Tröll im Fleischfresserforst in eine stinkende Pfütze verwandelt hatte, die aber trotzdem Blasen auf seinem Gewand warf und ihn dazu animierte, das Weite zu suchen. Schnabelbären waren nützliche Tiere, so viel musste Cord eingestehen. Sie folgten den verschlungenen Straßen Richtung Stadtkern. Cord hielt Ausschau nach dem Wirtshaus, das sie suchten, musste allerdings feststellen, dass Cimberia anscheinend nicht vorhatte, es ihnen in dieser Hinsicht leicht zu machen. Wenn es in diesem Moloch einen Typus von Lokalität in Hülle und Fülle gab, dann wohl das Wirtshaus und seine Artverwandten. Je näher sie dem Zentrum kamen, desto größer und schöner wurden die Gaststätten. Die meisten waren im Stil der hiesigen Almhütten und Bergbauernhöfe gehalten und für ein Nordlerauge gab es verdächtig wenige Anker, Schiffsabbildungen und Fischwortspiele auf den Schildern über den Pforten und an den Hausfassaden zu sehen. Angesichts der unmittelbaren Nähe Cimberias zum Monhed-Gebirge war die alpine Natur der Namen der meisten Absteigen hier aber durchaus verständlich. So passierten sie den Singenden Steinbock, den Schwammerlsammler, das Haus Enzian, den Kaiserhof, Cimberts Rast, das Rössli, den Blutschink, Mummes Bierstube und sogar den Wolpertinger. Letzteres Lokal warb auf einem besonders prächtig bemalten Schild mit hausgebrautem Bockbier und frischen Schweinshaxen. Die merkwürdig verschnörkelte vereinfachte Kaiserschrift war eine Beleidigung für Cords Augen, aber der Gedanke an ein deftiges Mahl ließ seinen Magen knurren. Mit einem Blick auf das namensgebende Maskottchen des Gasthauses, ein groteskes Mischwesen, das wie ein Hase mit Wolfszähnen, Geweih und Flügeln aussah und das offenbar jemand ausgestopft und über die Eingangspforte genagelt hatte, wo Wind und Wetter nicht sonderlich gnädig zu ihm gewesen waren, seufzte er vernehmlich. „Die Viecher sahen bei uns zu Hause anders aus“, sagte er und dachte an das Exemplar im Keller von Burg Wachmoor. „Das ist ein Drecksladen, da gehen wir nicht rein“, sagte Megasthenes bestimmt. „Mal drin gewesen?“ „Einmal, danach hatte ich zwei Tage lang Scheißerei. Kann an der süßen Plörre gelegen haben, die sie hier Bier nennen! Außerdem haben die doch tatsächlich den letzten lebenden Wolpertinger erlegt und wie eine Trophäe über die Tür gehängt.“ Der Nekromant wirkte gekränkt. „Bier und Haxen gehen immer“, murmelte Cord vor sich hin. Mit einem Blick auf den Magier fügte er etwas lauter hinzu: „Ich hatte dich nich für einen Tierfreund gehalten.“ „Bin ich auch gar nicht so sehr, auch wenn ich meinen Friedel liebe. Aber die wollten mir nicht den Kadaver verkaufen, damit ich ihn studieren konnte. Und als ich dann ihr Bier verunglimpft habe, besaßen sie die Frechheit, mich aus der Stadt zu jagen – mich! Obwohl das auch...