Oetting / Prolibris Verlag | Kalte Liebe in Cuxhaven | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 254 Seiten

Oetting / Prolibris Verlag Kalte Liebe in Cuxhaven

Kriminalroman
Originalausgabe 2020
ISBN: 978-3-95475-214-0
Verlag: Prolibris
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, 254 Seiten

ISBN: 978-3-95475-214-0
Verlag: Prolibris
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Sie will ihre Angst im Zaum halten, keine Verzweiflung aufkeimen lassen. Als die ersten Droh-SMS eintreffen, als sie mehr werden. Als sie merkt, jemand ist in ihrer Abwesenheit in ihrer Wohnung gewesen - in dem Nest, das sie sich nach einer gescheiterten Ehe in Cuxhaven geschaffen hat. Plötzlich erscheinen ihr die Menschen, die sie liebt, in einem anderen Licht. Es bleibt ihr eine alte Tante auf Neuwerk. Wird sie bei ihr Hilfe finden?

Doris Oetting wurde im Mai 1970 in Lübbecke geboren, lebt und arbeitet inzwischen aber seit vielen Jahren in Minden. Sie ist glücklich verheiratet, kinderlos und hauptberuflich in einer Werbeagentur tätig. Im März 2016 veröffentlichte sie ihren ersten Roman, dem eine Sammlung von Kurzgeschichten folgte, einige kriminellen Geschichten erschienen seither in verschiedenen Anthologien. Gerne spielen ihre Romane an der Nordsee: Dem Inselroman 'Haus auf Föhr' (2018) folgt nun dieser Cuxhaven-Krimi.

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Kapitel 1 Sie hörte ihn schon durch die geschlossene Tür nach ihr rufen, als sie am frühen Dienstagnachmittag von einem ihrer geliebten Strandspaziergänge zurückkehrte. Für Anfang September waren die Temperaturen noch sehr mild und sie hatte die Stunden am Meer wie immer genossen. »Grüß Gott! Grüüüß Gott!«
Sie streifte die sandigen Gummistiefel von den Füßen und ließ sie auf der Fußmatte vor ihrer Wohnungstür stehen. Dann betrat sie ihr gemütliches Zuhause im Dachgeschoss eines alten, aber gepflegten kleinen Reihenhäuschens im Wehrbergsweg im Cuxhavener Stadtteil Duhnen. Was für ein Glück, dass sie hier vor vier Monaten eine schöne neue Bleibe für sich und Jeffrey bekommen hatte, vom Balkon aus konnte sie sogar das Meer oder, je nach Tidenkalender, das Wattenmeer sehen. Hier hatte sie ihre Wunden geleckt und war zu sich selbst zurückgekehrt. Hinter ihr lag ein nervenaufreibendes Trennungsjahr, das sie zuerst in einem schäbigen möblierten Zimmer zur Untermiete und eine kurze Zeit auch in ihrem ehemaligen Kinderzimmer ihres Elternhauses verbracht und das seinen Höhepunkt vor ein paar Tagen in einem kurzen, aber anstrengenden Termin vor dem Scheidungsrichter gefunden hatte. Lars hatte dabei mit Beleidigungen nur so um sich geworfen und kein Hehl daraus gemacht, dass er nur noch Hass für sie empfand. Zuvor hatte er die Scheidung mit allen Mitteln zu verhindern versucht. Zuerst mit Charmeoffensiven, Geschenken und Schmeicheleien. Dann irgendwann mit Ansagen, die sie einschüchtern und die Angst vor einer Zukunft als geschiedene Frau in ihr wecken sollten. Er drohte, sie in ganz Bremen zur Persona non grata zu machen, so dass sie dort garantiert nirgends einen Job finden würde. Und er behauptete, dass alle ihre gemeinsamen Freunde ohnehin auf seiner Seite stünden, und prophezeite ihr, dass sie ein sehr einsames Leben erwarte. Aber alle seine düsteren Vorhersagen hatten ihren Entschluss, sich von ihm zu trennen, nicht ins Wanken gebracht. Zu oft hatte er sie belogen und betrogen und damit ihr Selbstwertgefühl Stück für Stück in sich zusammenfallen lassen. Das wollte sie nicht länger ertragen. Und jetzt war sie einunddreißig Jahre und geschieden. Irgendwie hatte sie sich ihr Leben ganz anders vorgestellt. »Grüüüß Gott!«, ertönte schon wieder der schrille Ruf aus dem Raum am Ende des Flurs, das sie als Arbeitszimmer nutzte. Als freiberufliche Übersetzerin von historischen Romanen verbrachte sie hier tagsüber die meiste Zeit, denn zum Glück konnte sie sich über mangelnde Aufträge nicht beklagen. »Hallo, Jeffrey«, rief sie zurück, während sie ihre Jacke auszog und die Schlüssel an den Haken neben der Garderobe hängte. Ihr Blick blieb an ihrem Spiegelbild hängen. Die vergangenen Wochen und Monate hatten Spuren hinterlassen. Sie sah müde und abgekämpft aus, ihre Wangen waren eingefallen und die blonden Haare farb- und glanzlos. Aber mit einem Termin beim Friseur, Spaziergängen am Strand und gutem Essen würde sie bald besser aussehen. Aufmunternd lächelte sie sich zu und betrat kurz darauf das geräumige Erkerzimmer. Ihr erster Weg führte sie zu dem riesengroßen Vogelkäfig am Fenster, in dem Jeffrey, ihr Graupapagei, ungeduldig auf einem der Naturseile hin und her wanderte, die sie quer durch den Käfig gespannt hatte. Jeffreys Voliere war drei Meter breit, zwei Meter hoch und ebenfalls zwei Meter tief. Nina hatte sie exakt für diesen Raum bauen lassen. Für Jeffrey allein war sie fast etwas zu groß, aber er sollte ohnehin möglichst bald wieder die Gesellschaft eines zweiten Vogels genießen dürfen. »Na, mein Kleiner? Alles okay?«
»Okay, okay«, kam die prompte Antwort des gefiederten Mitbewohners. »Sag doch mal moin. Los, sag moin!«
Wie alle Graupapageien war Jeffrey sehr sprachbegabt und wiederholte Wörter, die man ihm vorsagte, meistens schnell. Nur das mit dem Moin wollte nicht klappen, was wohl daran lag, dass Lars als fanatischer Anhänger eines süddeutschen Fußballclubs viel Zeit und Mühe darauf verwendet hatte, ihm den bayerischen Gruß beizubringen. Als ob es nicht schlimm genug war, dass er zu den Fans dieser arroganten und selbstverliebten Truppe gehörte. Wieso hatte er Jeffrey da hineinziehen müssen? »Grüüüß Gott. Okay, okay«, plapperte Jeffrey munter weiter. Sie lächelte und gab ihre Bemühungen, Jeffrey zu einem norddeutschen Papageien umzuerziehen, für heute auf. Sie war froh darüber, dass er gerne und viel sprach, denn so fühlte sie sich in der Wohnung nicht so allein. Die Liebe zu diesen besonderen Vögeln hatte Lars und sie von Anfang an verbunden. Eine der verschwindend wenigen Gemeinsamkeiten, wie sie inzwischen wusste. Dabei hatte vor drei Jahren alles so gut angefangen. Als der gutaussehende Zahnarzt Lars Bergmann die Praxis seines verstorbenen Vaters übernahm und sich zeitgleich ausgerechnet in sie, Nina, verliebte, hing der Himmel voller Geigen. Nur sechs Monate später kaufte er die sündhaft teure Penthouse-Wohnung im Zentrum von Bremen, die er für sie beide und besonders für seinen vermeintlich erlesenen Freundeskreis für angemessen hielt. Kurz nach ihrem Einzug heirateten sie. Nina hatte sich nach dem Tod ihrer Mutter, die ein Jahr zuvor an Krebs gestorben war, nach dem Halt und der Geborgenheit einer eigenen Familie gesehnt. Als sie erfuhr, dass sie keine Kinder bekommen konnte, hatte Lars geglaubt, sie mit zwei Graupapagei-Männchen trösten zu können. Jeffrey verdankte seinen Namen der Tatsache, dass sie den englischen Autor Jeffrey Archer verehrte. Lars hatte dem zweiten Papageienmännchen daraufhin den Namen Stephen gegeben, in Anlehnung an Stephen King, denn er liebte Horrorgeschichten über alles. Der Züchter hatte sie darauf hingewiesen, dass ein gegengeschlechtliches Paar die bessere Alternative wäre, aber da hatten Nina und Lars sich bereits für Jeffrey und Stephen entschieden. Als sie nach anderthalb Jahren aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen war, hatte Lars darauf bestanden, Stephen zu behalten, obwohl er wusste, dass man Papageien nicht einzeln halten durfte. Seit 2005 war das aus Gründen des Tierschutzes ausdrücklich verboten, doch Lars war wie immer davon überzeugt gewesen, dass Regeln und Anordnungen nur für die anderen galten, aber nicht für ihn. Leider war Stephen prompt nach nicht einmal zwei Monaten, in denen er das Fressen eingestellt und sich die Federn ausgerupft hatte und zusehends schwächer geworden war, qualvoll gestorben. Jeffrey dagegen hatte den Umzug in die neue Umgebung und die Trennung von seinem Kumpel Stephen zum Glück gut überstanden, vielleicht weil sie viel mit ihm zusammen war. Er erfreute sich bester Gesundheit und quasselte buchstäblich, wie ihm der Schnabel gewachsen war. Trotzdem hatte sie vor einigen Wochen eine Anzeige auf der Homepage der Papageienfreunde Niedersachsen geschaltet, damit Jeffrey einen neuen Gefährten bekam. Leider hatte sich bisher niemand auf ihre Annonce gemeldet. Sie ging in die Küche und schaltete den Wasserkocher ein. Sie freute sich auf einen heißen Tee und eine Ruhepause auf ihrem kuscheligen Sofa. Am Abend wollte sie noch ein paar Stunden arbeiten, denn dann hatte sie ihre produktivste Zeit und kam meistens super voran. Im Wohnzimmer trank sie ihren Tee und zappte sich durch das Nachmittagsprogramm im Fernsehen. Im Ersten lief die neueste Folge einer Telenovela, die es schätzungsweise seit hundert Jahren gab. Bei Sat. 1 begleitete ein Kamerateam ein paar Polizisten durch ihren beruflichen Alltag. Und bei Vox stritten zwei Frauen über den besten Erziehungsstil für ihre Sprösslinge. Nichts davon konnte ihr Interesse wecken. In diesem Moment klingelte das Telefon. »Nina Bergmann«, meldete sie sich und schaltete gleichzeitig den Fernseher aus. »Hallo, Sternchen.«
»Peter, wie schön, dass du dich meldest.« Sie freute sich wie immer über den Anruf ihres Stiefvaters, obwohl die beiden fast täglich miteinander telefonierten. Den Kosenamen, den er ihr als kleines Kind gegeben hatte, weil sie seiner Erklärung nach auch im Dunkeln leuchtete, durfte er auch heute noch benutzen, es störte sie nicht im Geringsten. Ihre Mutter hatte Peter geheiratet, als Nina drei Jahre war, und zusammen hatten sie ihr eine heitere und behütete Kindheit beschert. An ihren leiblichen Vater, der kurz nach ihrer Geburt bei einem Autounfall ums Leben gekommen war, hatte sie keinerlei Erinnerungen. Und da sie ihre Mutter nicht hatte quälen wollen, hatte sie auch nicht oft nach ihm gefragt. Sie hatten Peter, er machte sie beide glücklich, und nur das zählte. In den Ferien waren sie fast immer hierher nach Cuxhaven gefahren. Selbst als Nina längst erwachsen war, hatte sie noch oft Zeit zusammen mit ihren Eltern in Duhnen verbracht. Nicht zuletzt wegen der vielen Erinnerungen an sorglose Sommer am Strand hatte sie sich für diesen Ort als neues Zuhause entschieden. Wenn ihre verletzte Seele irgendwo heilen würde, dann hier. An dem Ort, an dem sie auf Schritt und Tritt schöne Gedanken an Sandburgen, Wattwanderungen und Minigolf begleiteten, und das Gefühl, dass nichts Schlimmes geschehen konnte. »… acht Uhr,...


Doris Oetting wurde im Mai 1970 in Lübbecke geboren, lebt und arbeitet inzwischen aber seit vielen Jahren in Minden. Sie ist glücklich verheiratet, kinderlos und hauptberuflich in einer Werbeagentur tätig. Im März 2016 veröffentlichte sie ihren ersten Roman, dem eine Sammlung von Kurzgeschichten folgte, einige kriminellen Geschichten erschienen seither in verschiedenen Anthologien. Gerne spielen ihre Romane an der Nordsee: Dem Inselroman "Haus auf Föhr" (2018) folgt nun dieser Cuxhaven-Krimi.



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