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E-Book, Deutsch, Band 6445, 240 Seiten

Reihe: Beck Paperback

Partsch Wer klaute die Mona Lisa?

Die berühmtesten Kunstdiebstähle der Welt

E-Book, Deutsch, Band 6445, 240 Seiten

Reihe: Beck Paperback

ISBN: 978-3-406-77686-1
Verlag: C.H.Beck
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Vom Diebstahl der Mona Lisa 1911 bis zum Juwelenraub im Grünen Gewölbe 2019 – dieses Buch steckt voller fesselnder und unglaublicher Geschichten: es erzählt von gewieften Mafia-Clans, als Polizisten verkleideten Tätern, findigen Kunstdetektiven, zerschnittenen Gemälden, besessenen Kunstliebhabern und Lösegeldforderungen in Millionenhöhe – Fälle wie aus einem Kriminalroman, die aber das Leben schrieb.

Weltberühmt wurde die Mona Lisa erst durch ihren Raub. Als sie im August 1911 verschwand, bemerkte das zunächst niemand. Aber als die Museumsbesucher in Scharen zu der leeren Wand pilgerten und davor Blumen ablegten, war sie bald in aller Munde. Glücklich in den Louvre zurückgekehrt, ist sie heute eins der bekanntesten und bestbewachten Kunstwerke überhaupt. Wie konnte ein solcher Diebstahl ausgeführt werden, wie wurde er aufgedeckt und was waren die Beweggründe des Täters? Susanna Partsch geht diesen Fragen in ihrem Buch nach und stellt neben der Mona Lisa noch viele weitere spektakuläre Fälle vor – darunter ein Rembrandt, der viermal hintereinander geklaut wurde, ein Fluchtwagen voller van Goghs, der wegen einer Reifenpanne auf der Strecke blieb, oder ein Picasso, der von der Yacht eines saudischen Scheichs gestohlen und als Scheck im Drogendealer- und Waffenhändlermilieu verwendet wurde. Eine spannende und zugleich unterhaltsame Lektüre für jeden Kunstliebhaber!
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I. Einleitung
Die nackte Wand
«Als ich dann in die im obersten Stock gelegenen Ausstellungsräume kam, hatte ich plötzlich die nackte Wand mit zwei schmerzlich weißen Flecken vor mir, daneben eine kleinere leere Stelle, von der Caspar David Friedrichs Nebelschwaden gestohlen worden waren. Diese Wände wirkten furchtbar nackt und kahl, wie Ausrufezeichen, und sie verrieten nichts darüber, wer dort gewesen war und warum. Dieses Bild hat sich für immer in mein Gedächtnis eingegraben.»[1] So beschreibt Sandy Nairne in seinem Buch über den Diebstahl der beiden Turner-Bilder aus der Frankfurter Schirn-Kunsthalle am 28. Juli 1994 seine Gefühle, als er tags drauf in Frankfurt eintraf. Ähnliches beobachtete auch Franz Kafka, als er gemeinsam mit Max Brod am 9. September 1911 den Louvre besuchte und damit neunzehn Tage, nachdem die Mona Lisa gestohlen worden war. Hanns Zischler fasst dies folgendermaßen zusammen: «Der Reiz und die Erregung verdanken sich der abwesenden, der gestohlenen Mona Lisa. […] Als wäre der Tatort noch ‹aktiv› (wie ein Vulkan) stehen die Besucher vor dem Loch. Die Bilderreise gerät hier ins Stocken. Die Schar der Touristen erstarrt für einen langen Augenblick zur Gestalt der Jünger vor dem leeren Grab. Für Brod ist dieser Augenblick keiner Notiz würdig, weil sie fehlt, für Kafka gilt es, ihn festzuhalten, weil die Sehenswürdige fehlt.»[2] Die leere Wand, die den Verlust vor Augen führt, macht häufig den Wert eines Werkes erst schmerzlich bewusst und kann wie im Fall der Mona Lisa oder der Saliera bei der Wiederauffindung eine enorme Wertsteigerung erfahren, die Kultcharakter annehmen kann. Wäre die Mona Lisa ohne den Diebstahl jemals zum größten Kunstwerk aller Zeiten hochstilisiert worden? Würde die Saliera ohne ihr zeitweises Verschwinden heute das Highlight des Kunsthistorischen Museums in Wien darstellen? Vergleichbar ist dies mit den Verhüllungsaktionen des Künstlerpaares Christo und Jeanne-Claude: Durch das Verbergen erhielten die Monumente eine neue Sichtbarkeit, wurden sie anders wahrgenommen. Das heißt natürlich nicht, dass wir für Kunstdiebstähle dankbar sein müssen, weil sie uns eine neue Sicht auf das Kunstwerk vermitteln. Außerdem erhalten die wenigsten wiedergefundenen Werke dieselbe Aufmerksamkeit wie Mona Lisa und Saliera. Doch es gibt sie, ebenso wie es zahlreiche Legenden gibt, die sich allerdings weniger um die Diebstähle ranken als um die Diebe, die Täter. Im Isabella Stewart Gardner Museum in Boston erinnern bis heute die leeren Rahmen an den schrecklichen Raub von 1990, bei dem dreizehn Werke verschwanden, darunter Das Konzert von Jan Vermeer, Der Sturm auf dem See Genezareth von Rembrandt und Chez Tortoni von Edouard Manet (Abb. S. 17). Auch nach über dreißig Jahren hofft man in Boston, dass die Bilder wieder auftauchen, zumal die Tat längst verjährt ist. Im Isabella Stewart Gardner Museum in Boston erinnern die leeren Rahmen an die gestohlenen Bilder Keine große Hoffnung mehr macht man sich in Palermo. 1969 wurde das großformatige Altarbild Die Geburt Christi, das Caravaggio 1609 wohl im Auftrag der Franziskaner für das dem Heiligen Laurentius geweihte Oratorium gemalt hatte, aus seinem Rahmen geschnitten und entwendet. Es hatte seit seiner Entstehung seinen Platz über dem Altar von San Lorenzo nicht verlassen. Schon länger weiß man, dass die Cosa Nostra, die sizilianische Mafia, in den Raub involviert war. Doch das anschließende Schicksal des Bildes ist alles andere als klar. Blieb es auf Sizilien? Wurde es beim Einrollen so zerstört, dass es unwiederbringlich verloren war? Haben es die Mäuse und Ratten in einem Schweinestall auf dem Gewissen? Wurde es in die Schweiz gebracht? Hat es dort ein Kunsthändler zerschnitten, um die einzelnen Teile besser verkaufen zu können? Oder befindet es sich immer noch in den Händen der Mafia und wird eines Tages doch wieder auftauchen? Viele Jahre hatte man den Rahmen an der leeren Wand hängen lassen, später verdeckte eine hochvergrößerte Farbfotografie des Gemäldes die leere Wand. Doch seit dem 12. Dezember 2015 scheint alles wieder gut. Das Gemälde befindet sich wieder an Ort und Stelle. So jedenfalls suggeriert es das dort befindliche Bild, kein Foto, sondern gemalt und mit dem bloßen Auge aus einiger Entfernung betrachtet eindeutig ein Caravaggio (Abb. S. 18). Doch handelt es sich um eine Kopie, hergestellt von der Firma Factum Arte, die sich darauf spezialisiert hat, Kunstwerke mit Hilfe von Computerprogrammen und einem 3-D-Druckverfahren so zu rekonstruieren, dass sie vom Original nicht zu unterscheiden sind, bis hin zum charakteristischen Pinselstrich der Künstler. Diese Lösung ist umstritten, weil sie der leeren Wand nur scheinbar ihre Daseinsberechtigung wiedergibt. Die offizielle Enthüllung der durch Factum Arte erstellten Nachbildung von Caravaggios Geburt Christi (1609) in der Kapelle San Lorenzo in Palermo am 12. Dezember 2015 Genauso wie man in Boston immer noch hofft, dass die Werke zurückkehren, ist das in Dresden der Fall. Auch hier sind die Vitrinen, aus denen die Juwelen geraubt wurden, erst einmal leer geblieben. Vielleicht können eines Tages die alten Schätze in den seit April 2021 wieder lückenhaft gefüllten Vitrinen präsentiert werden. Doch vielleicht werden auch sie ersetzt – durch Reproduktionen, die von einem 3-D-Drucker «erschaffen» wurden. «Der größte Kunstraub aller Zeiten»
In der Nacht des 18. Septembers 2020 wurde eine Arbeit von Sarah Metz und Janosch Feiertag, die sich an der Außenfassade des Kasseler Kunstvereins im Museum Fridericianum befunden hatte, entwendet. Am 26. August 2020 wurde das Gemälde von Frans Hals Zwei lachende Jungen mit einem Bierkrug von 1626 aus dem Museum Het Hofje van Mevrouw van Aerden in Leerdam bei Utrecht geklaut. Am 30. März 2020 wurde aus dem Singer Laren Museum das Gemälde Frühlingsgarten. Der Pfarrgarten von Nuenen von Vincent van Gogh geraubt. Drei Fälle von Kunstdiebstahl aus dem Jahr 2020, die es bis in die Presse geschafft haben. Und auch wenn es um Millionenwerte geht, so blieb die Resonanz eher gering. Doch als im November 2019 aus dem Grünen Gewölbe in Dresden Diamant- und Brillant-Schmuck von unschätzbarem Wert gestohlen wurde, war dieser Raub in aller Munde und wurde durch die Presse weltweit verbreitet. Das Entsetzen darüber, wie so etwas passieren konnte, trotz aller Alarmanlagen und Sicherheitsvorkehrungen, war groß. Und es war – laut Medienberichten – «der größte Kunstraub in der Nachkriegsgeschichte»[3]. Ob nun in Deutschland, in Europa oder in der ganzen Welt sei dahingestellt. Größte oder spektakulärste Diebstähle gab es schon viele, angefangen bei der Mona Lisa, die 1911 aus dem Louvre in Paris verschwand und erst zwei Jahre später wieder auftauchte. Einige von ihnen werden hier ausführlich behandelt, andere nur kurz erwähnt. Diese «großen» Diebstähle wurden häufig aufgeklärt – wenn auch nicht immer in befriedigendem Maße. In einigen Fällen kehrten zwar die Kunstwerke zurück, die Täter konnten aber nicht gefasst werden. Auch das Umgekehrte ist möglich: Die Täter werden gefasst, von den Kunstwerken fehlt jede Spur. Ob sie zerstört sind oder lediglich gut versteckt wurden, bleibt häufig Spekulation. Prominentes Beispiel ist der Genter Altar. Dann wiederum legen Täter ein Geständnis ab, das kaum glaubwürdig klingt, doch aus Mangel an Beweisen akzeptiert werden muss wie bei der Saliera. Anders verhält es sich bei nicht ganz so prominenten Werken. Da stochern die Ermittler häufig im Dunklen. Erschreckend viele Diebstähle werden nie aufgeklärt. 1964 fahndete die Polizei in Westdeutschland nach 10.000 gestohlenen Objekten, ohne große Hoffnung zu haben, viele davon wiederzufinden. 1975 berichtete der «Spiegel», dass höchstens zwanzig Prozent der Delikte aufgeklärt werden könnten. Durch weltweit vernetzte Datenbanken wie das Art-Loss-Register (s.S. 24) ist es heute sehr viel effektiver möglich, auf dem Kunstmarkt angebotene Werke auf ihre Herkunft zu überprüfen und damit Hehlerware zu entdecken. Das heißt aber nicht, dass deshalb die Dunkelziffer gestohlener Kunstwerke gesunken ist. Denn nicht immer werden das Art-Loss-Register oder andere...


Susanna Partsch ist promovierte Kunsthistorikerin und lebt als freie Autorin in München.


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