Petermann | Lehrbuch der Klinischen Kinderpsychologie | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 905 Seiten

Petermann Lehrbuch der Klinischen Kinderpsychologie

E-Book, Deutsch, 905 Seiten

ISBN: 978-3-8409-2447-7
Verlag: Hogrefe Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Die überarbeitete und erweiterte Auflage des bewährten Lehrbuches liefert in 45 Kapiteln eine Übersicht über Grundlagen und wichtige Anwendungsbereiche der Klinischen Kinderpsychologie. Im Mittelpunkt stehen zentrale Ansätze zur Erklärung und Behandlung psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter. Zunächst beschäftigt sich das Lehrbuch mit den Konzepten der Klinischen Kinderpsychologie, informiert über Klassifikation, Ursachen, Entwicklung und Verlauf psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter und geht insbesondere auf altersspezifische Entwicklungsrisiken und -abweichungen ein. Großen Raum nimmt anschließend die Darstellung von Entwicklungsstörungen, von emotionalen und Verhaltensstörungen, von Suchterkrankungen, Persönlichkeits- und somatoformen Störungen sowie der psychosozialen Auswirkungen körperlicher Erkrankungen ein. Im letzten Teil des Lehrbuches werden wichtige Anwendungsbereiche und Therapieansätze erörtert. Unter anderem wird hier auf die Prävention psychischer Störungen, die Frühförderung, die Kinder- und Jugendhilfe, die forensische Kinderpsychologie sowie auf die Familien- und Psychopharmakotherapie eingegangen. Ergänzt wurde das Lehrbuch u.a. mit Kapiteln zu motorischen Entwicklungsstörungen, zu Kindesmissbrauch sowie zu Kindern psychisch kranker Eltern. Die Verständnisfragen am Ende der jeweiligen Kapitel orientieren sich an den Vorgaben der Approbationsprüfung im Bereich Kinder- und Jugendpsychotherapie. Lösungshinweise werden online zur Verfügung gestellt.
Petermann Lehrbuch der Klinischen Kinderpsychologie jetzt bestellen!

Zielgruppe


Studierende und Lehrende der Klinischen Psychologie, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, Kinder- und Jugendpsychiater, Kinder- und Jugendmediziner, Pädagogen sowie Mitarbeiter in pädagogischen Einrichtungen und Familienberatungsstellen, Psychologen in der Aus- und Weiterbildung zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten.


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;Vorwort/Inhaltsverzeichnis;7
2;I. Grundlagen: Kapitel 1 Grundbegriffe und Konzepte der Klinischen Kinderpsychologie;15
3;Kapitel 2 Klassifikation und Epidemiologie psychischer Störungen;33
4;Kapitel 3 Entwicklungspsychopathologie;59
5;Kapitel 4 Von Null bis Drei: Entwicklungsrisiken und Entwicklungsabweichungen;79
6;Kapitel 5 Kindergarten- und Grundschulalter: Entwicklungsrisiken und Entwicklungsabweichungen;103
7;Kapitel 6 Jugendalter: Entwicklungsrisiken und Entwicklungsabweichungen;121
8;II. Entwicklungsstörungen: Kapitel 7 Tiefgreifende Entwicklungsstörungen;137
9;Kapitel 8 Umschriebene Lese-Rechtschreibstörung;167
10;Kapitel 9 Rechenstörung;183
11;Kapitel 10 Umschriebene Entwicklungsstörungen der motorischen Funktionen;209
12;Kapitel 11 Sprech- und Sprachentwicklungsstörungen;231
13;Kapitel 12 Enuresis und funktionelle Harninkontinenz;247
14;Kapitel 13 Enkopresis;261
15;III. Verhaltens- und emotionale Störungen: Kapitel 14 Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS);271
16;Kapitel 15 Störungen des Sozialverhaltens;293
17;Kapitel 16 Tic-Störungen;321
18;Kapitel 17 Spezifische Phobien;339
19;Kapitel 18 Trennungsangst;355
20;Kapitel 19 Soziale Phobie;371
21;Kapitel 20 Panikstörung und Agoraphobie;389
22;Kapitel 21 Posttraumatische Belastungsstörung;407
23;Kapitel 22 Zwangsstörungen;425
24;Kapitel 23 Depressive Störungen;441
25;Kapitel 24 Suizidales Verhalten;461
26;Kapitel 25 Selbstverletzendes Verhalten;479
27;Kapitel 26 Interaktionsstörungen;497
28;Kapitel 27 Persönlichkeitsstörungen;515
29;IV. Körperliche Krankheiten, Suchterkrankungen und andere Beeinträchtigungen der kindlichen Entwicklung: Kapitel 28 Chronisch-körperliche Erkrankungen;535
30;Kapitel 29 Adipositas;555
31;Kapitel 30 Anorexia nervosa und Bulimia nervosa;571
32;Kapitel 31 Substanzmissbrauch und -abhängigkeit bei illegalen Drogen;591
33;Kapitel 32 Substanzmissbrauch und -abhängigkeit bei Tabak, Alkohol, Medikamenten und Schnu?ffelstoffen;609
34;Kapitel 33 Schlafstörungen;623
35;Kapitel 34 Funktionelle und somatoforme Störungen;641
36;Kapitel 35 Kindesmisshandlung und Kinderschutz;663
37;Kapitel 36 Kinder psychisch erkrankter Eltern;703
38;V. Förder- und Therapieansätze: Kapitel 37 Prävention psychischer Störungen;721
39;Kapitel 38 Fru?hförderung;741
40;Kapitel 39 Sonderpädagogische Förderung;757
41;Kapitel 40 Kinder- und Jugendhilfe;773
42;Kapitel 41 Forensische Kinderpsychologie;791
43;Kapitel 42 Neuropsychologische Therapie;809
44;Kapitel 43 Psychotherapie;825
45;Kapitel 44 Familientherapie;843
46;Kapitel 45 Psychopharmakotherapie;859
47;Anhang;881
47.1;Die Autorinnen und Autoren des Bandes;883
47.2;Sachregister;889


1.3 Grundlagen und klinische Praxis

Die Klinische Kinderpsychologie liefert wesentliche Grundlagen zur Planung und Durchführung von kindund familienorientierten Interventionen; aus ihren Befunden lassen sich wirksame Präventionsund Psychotherapiekonzepte entwickeln (vgl. Fonagy et al., 2005) und neue Akzente für die klinische Praxis setzen. Wesentliche Grundlagen der Klinischen Kinderpsychologie stammen aus der Entwicklungspsychologie, wobei entwicklungspsychologische Befunde allein schon durch die differenzierte Beschäftigung mit Entwicklungsabweichungen in der klinischen Praxis eine besondere oder neue Bedeutung erhalten (Schore, 2007). So veränderten wichtige Erkenntnisse der modernen Säuglingsund Kleinkindforschung die Vorstellungen zur frühen Entwicklung und damit zentrale Konzepte der Klinischen Kinderpsychologie (vgl. Kullik & Petermann, 2012; vgl. Kapitel 4 in diesem Band). Die detaillierte Analyse der frühen Mutter-Kind-Interaktion, das Wissen um die Temperamentsentwicklung und die Gedächtnisleistung von Säuglingen und Kleinkindern führt zu einem neuen Verständnis darüber, wie Entwicklungsabweichungen und psychische Störungen entstehen und therapeutisch beeinflusst werden können.

Die Bindungsforschung widmete sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend frühen Beziehungsund Bindungserfahrungen des Kindes sowie deren Auswirkungen auf die weitere Entwicklung und die Gestaltung zukünftiger Beziehungen (Fonagy & Target, 2006). Seit einigen Jahren rückt neben der frühen Mutter-KindBindung auch zunehmend der Einfluss des Vaters oder der Beziehungen zu den Geschwistern, Großeltern, Gleichaltrigen etc. in den Mittelpunkt des Interesses (Rutter, 1998). Vor allem bei jungen Kindern, aber auch im Entwicklungsverlauf ist die Qualität der Beziehung des Kindes zu primären Bezugspersonen entscheidend für die psychische Entwicklung (vgl. Eyberg et al., 1998). In diesem Zusammenhang kommt Interaktionsstörungen eine zentrale Bedeutung zu, die von Schmidt in diesem Buch (vgl. Kapitel 26) dargestellt werden.

Darüber hinaus prägen natürlich auch noch andere Faktoren, wie etwa die sozialen und ökonomischen Bedingungen einer Familie und die Qualität der schulischen Förderung, die Entwicklung eines Kindes. Diese Erkenntnisse haben dazu geführt, dass die Kinderpsychotherapie, aber auch Präventionsprogramme in den letzten Jahrzehnten immer stärker die Familie und Schule, in die Planung und Umsetzung von Interventionen einbezogen haben. Heute existiert eine Vielzahl von kindergarten-, schulund familienbasierten Präventionsund Behandlungsansätzen, die dieser Sichtweise gerecht werden wollen (vgl. Barrett & Ollendick, 2004).

Das Ausmaß und die Form, in dem das soziale Bezugsfeld berücksichtigt wird, hängt vor allem vom Alter der betroffenen Kinder ab; in diesem Kontext ist eine entwicklungsund familienorientierte Intervention gefordert (vgl. Eyberg et al., 1998; Mattejat & Ihle, 2011). Vor allem die familienorientierte Intervention bildet eine wichtige und traditionsreiche Vorgehensweise, die Cierpka in diesem Buch ausführlich behandelt (vgl. Kapitel 44).

Die Entwicklungsprognose eines Kindes hängt vor allem von den Ressourcen des Kindes, den Fördermöglichkeiten der sozialen Umgebung, dem Entwicklungsstand und dem sozialen Kontext ab. Dies verdeutlicht, dass ohne fundierte entwicklungspsychologische und entwicklungspsychopathologische Kenntnisse kaum aussagekräftige klinische Urteile möglich sind. Ein wesentliches Merkmal der Klinischen Kinderpsychologie bildet somit ihre Entwicklungsorientiertheit.

Diese Sichtweise bezieht sich vor allem auf die
• Entstehung und den Verlauf psychischer Störungen (= Entwicklungspsychopathologie),
• Diagnosestellung (= entwicklungsorientierte Diagnostik) und
• Therapie des Kindes und seiner Familie (= entwicklungsorientierte Interven tion).

Selbstverständlich sollten sich diese Sichtweisen in der klinischen Fallarbeit widerspiegeln (vgl. Petermann, 2009).

Franz Petermann
2 Entwicklungspsychopathologie

Wichtige Fortschritte der Klinischen Kinderpsychologie wurden in den letzten Jahren vor allem durch die Modellvorstellungen der Entwicklungspsychopathologie initiiert. Mit diesem Zugang wird es möglich, nicht nur Störungen zu beschreiben und zu klassifizieren, sondern darüber hinaus die Wege von Entwicklungsabweichungen und psychischen Störungen vom frühen Kindesbis zum Erwachsenenalter nachzuzeichnen (Blanz et al., 2006). Die Entwicklungspsychopathologie unterstreicht die Bedeutung von Längsschnittstudien und die daraus ableitbaren Entwicklungsund Prognosemodelle.

Selbstverständlich ist der allgemeine Anspruch der Entwicklungspsychopathologie, die Entstehung und den Verlauf psychischer Störungen zu beschreiben und zu analysieren, nicht neu. Jeder Kinderpsychotherapeut erklärt den Familienmitgliedern, „woher“ eine Störung des Kindes kommen könnte; in der Regel fragen die Eltern auch besorgt, welche negativen Folgen aus der aktuellen Problematik noch erwachsen können. Aus einer differenzierten Elternexploration und Familienanamnese lässt sich in der Regel ein „fallbezogenes Entwicklungsund Erklärungskonzept“ einer psychischen Störung ableiten. Klinisches Handeln basiert demnach auf plausiblen, aber vielfach ungeprüften Annahmen über die Entstehung und den Verlauf psychischer Störungen. Solche Annahmen werden von der Entwicklungspsychopathologie seit gut 25 Jahren intensiv systematisiert und wissenschaftlich überprüft. Darüber hinaus vergleicht man in der Entwicklungspsychopathologie die Entstehung und den Verlauf pathologischer Phänomene mit der normalen Entwicklung (vgl. Kapitel 3 in diesem Band). Viele entwicklungspsychologische Theorien betonen Teilaspekte der kindlichen Entwicklung so einseitig, dass sie den komplexen klinischen Störungsbildern nicht gerecht werden. Neue Theorien versuchen hingegen, die kindliche Entwicklung durch die Interaktion biopsychosozialer Faktoren auf unterschiedlichen Ebenen zu beschreiben und damit dieser Komplexität gerecht zu werden (Fonagy & Target, 2006). Hierbei erweist sich die emotionale Entwicklung und der Erwerb von sozial-emotionalen Kompetenzen als besonders bedeutsam für die ersten sechs Lebensjahre (Petermann & Wiedebusch, 2008).

Die Entwicklungspsychopathologie beschäftigte sich besonders intensiv mit der Schnittstelle zwischen Biologie und Psychologie. Sie integriert dabei Ergebnisse aus der Entwicklungsneurobiologie, Humangenetik, Klinischen Psychologie, Psychoanalyse und aus sozialwissenschaftlichen Ansätzen. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse und empirischen Erträge aus diesen Disziplinen fließen in Modelle ein, mit deren Hilfe man die Entwicklung psychischer Störungen und ihrer Symptome besser beschreiben und erklären kann.


Prof. Dr. Franz Petermann ist Leiter des Zentrums für Rehabilitationsforschung an der Universität Bremen.


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.