Ranstrom | Ein Lord, ein Kuss, ein Mistelzweig | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 130 Seiten

Reihe: Digital Edition

Ranstrom Ein Lord, ein Kuss, ein Mistelzweig


1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7337-2844-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 130 Seiten

Reihe: Digital Edition

ISBN: 978-3-7337-2844-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Eigentlich wollte Lord Selwick das Christfest in aller Stille begehen. Doch unversehens findet er sich in einer großen Familie wieder - und trifft die verführerische Sophia Pettibone unterm Mistelzweig!



Geboren und aufgewachsen ist Gail Ranstrom im Nordwesten der USA, in den Weiten von Montana. Schon damals hörte sie gerne Geschichten über vergangene Epochen und weit entfernte Länder, und dabei durfte natürlich auch Abenteuer, Spannung und Romantik nicht zu kurz kommen! Bevor sie jedoch selbst mit dem Schreiben anfing, machte sie alle möglichen und unmöglichen Jobs, einmal nähte sie sogar die Kellneruniformen für einen deutschen Biergarten. Erst als ihr jüngstes Kind zur Schule ging und sie etwas Zeit für sich fand, erfüllte sie sich ihren Traum, spannende Liebesromane zu schreiben, die zur Zeit des englischen Regency spielen. Zum Glück wohnt einer ihrer Brüder in London, sodass sie immer wieder zu Recherchezwecken nach England fahren kann. Und die langen Winter in Montana sind geradezu geschaffen, um ihre preisgekrönten Romane zu verfassen. Gail Ranstrom hört immer gerne von ihren Lesern und Leserinnen, sie freut sich über jede E-Mail an gail@gailranstrom.com.

Ranstrom Ein Lord, ein Kuss, ein Mistelzweig jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


1. KAPITEL

Nahe Greystoke, Cumberland

17. Dezember 1818

Die Geier sammeln sich, Mylord“, sagte der Butler, ein steifer, betagter Mann mit vollem silbergrauem Haar, und reichte ihm ein gefülltes Punschglas.

„Dann sind sie nun alle hier, Potter?“ Viscount Sebastian Selwick stand am Kamin in der Bibliothek von Windsong Hall und wärmte sich die Hände. Er schien die Kälte einfach nicht aus seinen Knochen vertreiben zu können, was aber nur zum Teil dem kühlen Raum geschuldet war. Eher hatte es mit der Aufgabe zu tun, die vor ihm lag. Zum Teufel damit!

„Mr. und Mrs. Evans sind mit ihren Bediensteten gekommen. Ich habe sie im Ostflügel untergebracht. Mr. Jonathan Arbuthnot traf am frühen Vormittag ein und ist im Südflügel. Und erst vor Kurzem dann Mrs. Emma Grant mit ihrem kleinen Sohn, Master George, ebenfalls im Ostflügel.“

Sebastian fragte sich, ob Potter bestimmte Gründe für die Zuteilung der Räume gehabt hatte. Streit unter den Verwandten und daher besser Trennung voneinander? Er wünschte nicht zum ersten Mal, dass er mehr über die Familie wüsste. „Und wie viele fehlen noch?“

„Ich glaube, nur Miss Sophia Pettibone. Für sie habe ich ein Zimmer im Südflügel herrichten lassen.“

„Ah, ja. Die unverheiratete Nichte.“ Er sah sich zum Fenster um, hinter dem trotz der Mittagsstunde Dämmerlicht herrschte. Anscheinend braute sich ein Unwetter zusammen. „Sollten wir jemanden nachsehen lassen, ob sie irgendwo auf der Straße feststeckt?“

Potter zuckte mit den Schultern. „Gewiss dauert es nicht mehr lange. Wir können jemanden ausschicken, wenn sie bis zum Supper nicht hier ist, Mylord.“

Supper. Sebastian seufzte. Zuerst würde er den Lunch hinter sich bringen müssen. Es behagte ihm nicht, sich mit Fremden zum Essen an den Tisch zu setzen. Viel lieber hätte er in London in seiner Bibliothek vor dem warmen Feuer gehockt und wäre dem Feiern und den guten Wünschen zum Fest aus dem Wege gegangen.

Zumindest um das Feiern musste er sich hier keine Gedanken machen. Was hier von ihm verlangt wurde, war nur, Mr. Oliver Pettibones persönlichen Besitz zu inventarisieren, Pettibones Bestattung zu überwachen und den versammelten Erben das Testament zu verlesen, ehe er danach sein gesegnet ruhiges Leben in London wieder aufnahm. Nur eins bekümmerte ihn.

„Warum bestand Mr. Pettibone darauf, diesen speziellen Teil des Testaments auf Windsong Hall abzuwickeln? Hätte es London nicht auch getan?“

„Es war sein letzter Wunsch, Mylord. Er hatte immer vorgehabt, nach England zurückzukehren, wenn er erst in den Ruhestand träte, und deshalb erwarb er Windsong Hall.“ Potter räusperte sich heftig, ehe er weitersprach, und Sebastian fragte sich, ob der Mann noch um seinen Brotherrn trauerte. „Und so, als er erfuhr, dass er bald … äh … sterben und Windsong Hall nie bewohnen würde, brachte er den Wunsch zum Ausdruck, dass die Beisetzung und die Verlesung des Testaments hier stattfinden solle, und zwar so bald nach seinem Ableben wie möglich.“

So sehr das einzusehen war, ärgerte Sebastian sich doch immer noch, dass er die lästige Reise nach Cumberland hatte machen müssen, nur weil er der älteste Sohn von Oliver Pettibones ebenfalls schon verstorbenem Partner war und in Cambridge Jura studiert hatte. Und weil ihm womöglich das Gewissen schlug, wenn er dem Andenken an seinen Vater nicht Respekt zollte. Er seufzte. „Familien …“

„Sie machen eine Menge Schwierigkeiten, Mylord. Meistens, denke ich“, stimmte Potter sinnierend zu.

Jedenfalls für Sebastian. Nachdem sein Vater, verwitwet, erneut geheiratet hatte – dieses Mal eine Frau mit drei Töchtern – gab es nie wieder auch nur einen Augenblick Frieden im Hause. Und nach dem Tode seines Vaters war es noch ärger geworden. Lieber wäre er Napoleons Armee gegenübergetreten als seiner Stiefmutter und seinen Stiefschwestern in ihrer Wut.

Er schlürfte seinen Punsch und entspannte sich langsam, als das heiße Gebräu die Verkrampfung in seinem Magen löste. „Und die sterblichen Überreste?“, fragte er seufzend.

„Sollten morgen eintreffen. Oder übermorgen. Das Londoner Fuhrunternehmen versicherte mir, es werde mit gehöriger Schnelligkeit vorgehen.“

Verflucht! Er hing hier auf Windsong Hall fest, bis Mr. Pettibones sterbliche Hülle eintraf. Noch gab es nichts auf dem hartgefrorenen Friedhof oberhalb des Tals zu bestatten, und das Testament durfte vorher nicht verlesen werden. Wenigstens konnte er die Zeit bis dahin nutzen, Pettibones persönliche Habe durchzusehen.

Die Glocke rief zum Lunch, und er trank in einem langen Schluck sein Glas leer – zur moralischen Stärkung. Es war so weit. Er musste sich seiner Aufgabe stellen. Musste der versammelten Familie begegnen. Er straffte die Schultern und marschierte zum Speisesalon.

Gott behüte mich vor Familien.

Nachdem die allgemeine Vorstellung vorüber war, nahmen alle Platz, und die Suppe wurde serviert, eine hervorragende Geflügelcremesuppe. Bald wandte sich die anfangs noch ein wenig steife Unterhaltung dem einzigen abwesenden Gast zu.

„Es überrascht mich nicht, Mylord, dass sie nicht pünktlich eingetroffen ist. Also, ich wäre überrascht, wenn sie überhaupt kommt“, verkündete Mrs. Marjory Evans über ihrer Suppentasse.

Unberechenbar, schloss Sebastian für sich.

„Ein ungewöhnliches Mädel“, fiel ihr Gatte Thomas ein. „Nie gefügig – hat einem Duke den Laufpass gegeben, wissen Sie – und sie zieht Katastrophen förmlich an.“

Auch zu Skandalen neigend?

Mr. Arbuthnot, ein gut aussehender schneidiger junger Londoner, der so ziemlich alles lästig zu finden schien, schnaubte abfällig. „Wirklich, Thomas? Ich glaube kaum, dass du unparteiisch bist. Wenn ich mich recht entsinne, war der Duke nicht der einziger Verehrer, den sie abwies.“

„Deutest du an, dass ich für Thomas die zweite Wahl war?“, fragte Mrs. Evans, die Brauen hebend.

„Ich deute an, Marjory, dass Thomas vielleicht nicht der unbefangenste Kritiker ist. Was Laufpässe betrifft ist mir, als wäre da die Rede von ‚nicht gegängelt werden wollen‘ gewesen.“

Sebastian biss die Zähne zusammen und stählte sich für ein oder zwei weitere Wochen Gezänk. Da die Familie hinsichtlich einer unbefangenen Beschreibung der Dame kein verlässlicher Quell war, versuchte er, sich zu erinnern, was man ihm über Miss Sophia Pettibone erzählt hatte.

Als das einzige noch lebende Kind von Oliver Pettibones älterem Bruder war Miss Sophia in noch zartem Alter der mütterlichen Linie der Familie übergeben worden. Später war da in London ein Skandal gewesen – wahrscheinlich jene Sache mit dem Duke, die Mr. Evans eben erwähnt hatte. Die Worte „ungewöhnlich“, „eigensinnig“ und „wunderlich“ waren gefallen. Das zusammen mit „nicht gefügig“, „unpünktlich“, und „Hang zu Katastrophen“ und er konnte sich ein solches Geschöpf nicht einmal vorstellen. Das verhieß zwangsläufig Schwierigkeiten, und er konnte schwierige Frauen nicht ausstehen. Er fragte sich, ob die Stallknechte, die er ausgeschickt hatte, sie schon gefunden hatten.

„Ich wollte nur anmerken, dass wir von ihr nicht das übliche Verhalten erwarten können“, äußerte Mrs. Evans. „Ich garantiere, wenn sie kommt, wird sie keine Anstandsdame dabeihaben.“

„Sie werden schon sehen, Mylord, und ich beneide Sie nicht darum, sich mit ihr abgeben zu müssen“, ergänzte die ansonsten recht schüchterne Mrs. Emma Grant.

„Hmmm“, war Sebastians einzige Antwort, wobei er sich erhob und die Serviette auf seinen Stuhl warf. Mit leichtem Nicken in Richtung der Damen ging er hinaus. Wenn das Frauenzimmer solche Unannehmlichkeiten versprach, sollte er vielleicht die Stallknechte bei ihrer Suche nach ihr unterstützen. Dem ungebärdigen Ding sollte nichts zustoßen, während er hier auf Windsong Hall verantwortlich war.

Sophia Pettibone rieb mit ihrer behandschuhten Hand über die zugefrorene Scheibe des Wagenfensters, um in die Winterlandschaft hinausspähen zu können. Sie wurde zusehends aufgeregter. Wie schön es sein würde, die Verwandten väterlicherseits wieder einmal zu sehen! Ja, das war zweifellos die Gelegenheit, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Zu selten sahen sie einander, um sagen zu können, dass sie sonderlich vertraut miteinander wären, doch nach eben dem Gefühl solcher Nähe sehnte sie sich. Sehnte sich danach, einem größeren Ganzen zuzugehören. Sie seufzte und verscheuchte die melancholischen Gedanken.

„Ich hörte, der Lake District sei die schönste Gegend von ganz England“, sagte sie zu ihrem Kammermädchen. „Ich habe meine Wasserfarben eingepackt. Wenn schon sonst nichts, kann ich wenigstens ein paar Skizzen machen. Fertigstellen kann ich sie später immer noch.“

„Aye, Miss. Bestimmt bleibt Ihnen reichlich Zeit dazu, aber was könnten Sie denn malen, wo die Bäume kahl sind und alles ist so kalt und öde?“

„Öde? Siehst du nicht die Schönheit des Winterhimmels? Das Muster, das der Frost zeichnet, und die jungfräulich weiße Schneedecke? Ich finde es faszinierend, wie sich die nackten Zweige der Bäume gegen den grauen Himmel abheben.“ Sophia griff nach der ledernen Halteschlaufe, da der Wagen über eine Furche rumpelte und heftig schwankte. „Guter Gott! Halt dich fest, Janie! Hoffentlich ist der Rest der Fahrt nicht so ungemütlich.“

„Wir müssten so gut wie da sein, Miss. Der Stallbursche beim letzten Gasthof sagte, es...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.