E-Book, Deutsch, Band 34, 185 Seiten
Reihe: Schriften zu MANAGEMENT, ORGANISATION UND INFORMATION
Rappold Macht von Vorstandsvorsitzenden
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-86618-759-7
Verlag: Hampp Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Eine Survival-Analyse der Determinanten erzwungener Entlassungen in deutschen Aktiengesellschaften
E-Book, Deutsch, Band 34, 185 Seiten
Reihe: Schriften zu MANAGEMENT, ORGANISATION UND INFORMATION
ISBN: 978-3-86618-759-7
Verlag: Hampp Verlag
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Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Sowohl in der wirtschaftswissenschaftlichen Fachpresse als auch in der akademischen Literatur mehren sich Publikationen, welche die Ineffizienz des deutschen Corporate-Governance-Systems im Hinblick auf die Macht von Vorstandsvorsitzenden aufzeigen. Es wird beklagt, dass Vorstandsvorsitzende Handlungsspielräume zu ihrem persönlichen Vorteil und damit auf Kosten der Eigentümer nutzen können. Ziel der Arbeit ist es, das abstrakte und mehrdeutige Konzept der Macht des Vorstandsvorsitzenden im deutschen Corporate-Governance-System methodisch zu fundieren. Zudem werden auf Basis einer empirischen Analyse Erkenntnisse darüber gewonnen, welche Wirkungsmechanismen die Macht im Bezug auf erzwungene Entlassungen von Vorstandsvorsitzenden determinieren.
Die Arbeit leistet in drei Bereichen einen Beitrag für die Corporate-Governance-Forschung: Erstens erfolgt die Entwicklung eines strukturierten Modells zur Beschreibung der Macht durch den Transfer der US-amerikanischen Managerial-Power-Theorie auf das deutsche System. Zweitens wird die empirische Überprüfung der Hypothesen auf Basis multivariater Regressionsmodelle der Survival-Analyse durchgeführt, die explizit die Berücksichtigung der zeitlichen Struktur der Daten ermöglichen. Drittens liegt der Dissertation eine für deutsche Studien außerordentlich umfangreiche Datenbasis zugrunde, welche die Amtszeiten von insgesamt 520 Vorstandsvorsitzmandaten in den Unternehmen des Prime-Standard-Segments zwischen 2002 und 2007 (inklusive einer Vielzahl von Kontrollvariablen) umfasst.
Das Konzept der Macht wird über die Wirkungsmechanismen Autorität, Ähnlichkeit und Reziprozität instrumentalisiert. Im Ergebnis zeigt sich der Einfluss von Autorität wie erwartet: Interne und externe Vernetzung sowie starke Eigenkapitalbeteiligung verzögern erzwungene Entlassungen. Individuelle Ähnlichkeit zwischen dem Vorstand und dessen Vorsitzenden kann eine Entlassung verzögern. Dies gilt jedoch nicht für die Ähnlichkeit zwischen dem Vorstandsvorsitzenden und den Aufsichtsräten. Starke Ähnlichkeit der Aufsichtsräte untereinander führt sogar zu einer beschleunigten Entlassung des Vorstandsvorsitzenden. Positive Auswirkungen reziproken Verhaltens von Vorständen oder Aufsichtsräten gegenüber dem Vorstandsvorsitzenden können nicht nachgewiesen werden. Es zeigt sich sogar der entgegengesetzte Effekt: Vorstände und Aufsichtsräte handeln nach ihrer Berufung unabhängig bzw. emanzipiert.
Autoren/Hrsg.
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Weitere Infos & Material
1;Vorwort;6
2;Inhaltsverzeichnis;7
3;Abbildungsverzeichnis;9
4;Tabellenverzeichnis;10
5;Abkürzungsverzeichnis;11
6;A Einleitung;12
6.1;1 Hintergrund und Motivation der Untersuchung;12
6.2;2 Zielsetzung, Forschungsfragen und Vorgehen;15
6.3;3 Aufbau der Arbeit;17
7;B Grundlagen des Untersuchungszusammenhangs;20
7.1;1 Theoretische Grundlagen;20
7.2;2 Stand der Forschung;31
7.3;3 Ableitung der Hypothesen;51
8;C Konzeption der empirischen Untersuchung;71
8.1;1 Ableitung der Stichprobe;71
8.2;2 Methodische Grundlagen;73
8.3;3 Variablendefinition;88
9;D Ergebnisse;103
9.1;1 Deskriptive Analyse;103
9.2;2 Multivariate Analyse;125
9.3;3 Zusammenfassung der Hypothesenprüfung;158
10;E Abschließende Überlegungen;160
10.1;1 Synopsis und Zielerreichung;103
10.2;2 Limitation und Ausblick;166
11;F Anhang;168
11.1;1 Erläuternde Abbildungen und Tabellen;103
11.2;2 Literaturverzeichnis;171
C Konzeption der empirischen Untersuchung (S. 60-61)
Der folgende Abschnitt legt das methodische und inhaltliche Fundament für die empirischen Analysen. Kapitel 1 erläutert die Ableitung der zugrundeliegenden Stichprobe. Kapitel 2 gibt eine Einführung in die Verwendung von Survival-Analysen. Der Abschnitt schließt mit der Definition der operationalisierenden Variablen in Kapitel 3.
1 Ableitung der Stichprobe
Die empirischen Analysen der vorliegenden Arbeit basieren auf einer Stichprobe deutscher Aktiengesellschaften. Deutschland stellt nach China315 die zweitgrößte Volkswirtschaft dar, die nicht durch ein monoistisches Corporate-Governance- System geprägt ist und bietet somit die Möglichkeit, die Ergebnisse auf eine repräsentative Basis zu stellen.
Als Grundlage der Untersuchung dienen die Amtszeiten aller Vorstandsvorsitzenden, deren Unternehmen zwischen 2002 und 2007 im Prime All Share Index der Frankfurter Wertpapierbörse317 notiert waren. Dieser Index umfasst die Unternehmen des sog. Prime-Standard-Segments, das ein Teilsegment des regulierten Markts darstellt. Das Prime-Standard-Segment zeichnet sich durch besondere Transparenzanforderungen an die gelisteten Unternehmen aus. Diese gehen über die Grundanforderungen des sog. General-Standard-Segments hinaus.
Dazu gehören neben den Zulassungsfolgepflichten des regulierten Markts beispielsweise die Quartalsberichterstattung in deutscher und englischer Sprache sowie die Durchführung mindestens einer Analystenkonferenz pro Jahr. Die Auswahl des Prime-Standard-Segments eignet sich besonders gut für die Untersuchung, da die empirische Auswertung auf die Veröffentlichung von Unternehmensdaten angewiesen ist. Das Prime-Standard-Segment umfasst zwischen 2002 und 2007 durchschnittlich 394 Wertpapiere, darunter auch die der wichtigsten deutschen Aktienindizes DAX, MDAX, SDAX und TexDAX.
Das Prime-Standard-Segment stellt keine spezifischen Anforderungen an die Art des Corporate-Governance-Systems (monoistisch, dualistisch) der notierten Unternehmen. Da die Untersuchung auf Firmen mit einem dualistischen Corporate- Governance-System abzielt, jedoch im Prime Standard auch ausländische Unternehmen mit möglicherweise anderen Corporate Governance Eigenschaften enthalten sind, erfolgt in einem ersten Schritt eine Bereinigung der Stichprobe um alle Aktien mit ausländischer ISIN.
Der Prime All Share Index kann sowohl Stamm- als auch Vorzugsaktien der gelisteten Unternehmen enthalten. Da Vorzugsaktien zwar ein bevorzugtes Recht auf Dividendenausschüttung beinhalten, jedoch dem Inhaber kein Stimmrecht auf der Hauptversammlung gewähren, werden diese Aktien, wie in der Corporate Governance Forschung üblich, in einem weiteren Schritt aus der Stichprobe ausgeschlossen. Durch diesen Bereinigungsschritt werden zusätzlich Doppelzählungen von Unternehmen vermieden, die aufgrund der gleichzeitigen Notation von Stamm- und Vorzugsaktien auftreten können.