Reitemeier / Tewes | Mies gezockt | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 19, 408 Seiten

Reihe: Regionalkrimis aus Lippe / Jupp Schulte ermittelt

Reitemeier / Tewes Mies gezockt

Jupp Schulte ermittelt, Band 19
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-86532-750-5
Verlag: Pendragon
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Jupp Schulte ermittelt, Band 19

E-Book, Deutsch, Band 19, 408 Seiten

Reihe: Regionalkrimis aus Lippe / Jupp Schulte ermittelt

ISBN: 978-3-86532-750-5
Verlag: Pendragon
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Direkt vor der Dienststelle von Jupp Schulte fallen Schüsse. Er kennt den Mann, der gerade zu Boden ging: Günther Sauer, ein kleiner Gauner, mit dem er schon oft zu tun hatte.
Eigentlich ist das ein Fall für die Kreispolizeibehörde in Detmold, doch Schulte pfeift darauf und will auf eigene Faust ermitteln. Dummerweise zwingt eine neue Dienstanweisung Schultes Team dazu, mit der Kreispolizeibehörde zusammenzuarbeiten. Ausgerechnet unter der Leitung seiner Ex-Freundin und Oberkommissarin Maren Köster.
Nach und nach enthüllen sie einen groß angelegten Wettbetrug im Profifußball, bei dem es um sehr viel Geld geht. Und plötzlich tauchen auch noch finstere Ganoven auf dem Hof von Bauer Fritzmeier auf - dem Zuhause von Schulte und seiner Familie …

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1 „Knapp daneben ist auch vorbei!“ Jupp Schulte, von Beruf Polizist und in seiner Freizeit Fußballfan, schrie seine Erleichterung heraus und klatschte vor Begeisterung seinen Enkel Linus ab. Wieder kein Tor für die Arminia aus Bielefeld, wieder hatten die Amateurkicker des DJK Heidental das Glück auf ihrer Seite. Eine Laune der Auslosung hatte den Dorffußballern aus Heidental die Profis von Arminia Bielefeld im DFB-Pokal beschert. Dass die Heidentaler überhaupt so weit gekommen waren, hatten sie jenem Zufall zu verdanken, dass vor vier Jahren etliche Flüchtlinge im Dorf untergebracht worden waren. Schnell hatte sich herausgestellt, dass drei von den jungen Männern hervorragende Fußballer waren. Der Vereinsvorsitzende, ein Bauunternehmer aus dem Ort, hatte sofort die Gelegenheit beim Schopf gepackt und die drei sowohl in seine Firma als auch in die örtliche Fußballmannschaft integriert. Seitdem war es mit dem DJK Heidental stetig bergauf gegangen. Erst ein Durchmarsch von der dritten in die erste Kreisklasse, dann entwickelten sie sich zum Pokalschreck für etliche höherklassige Mannschaften. Mit Arminia Bielefeld war nun ein Höhepunkt erreicht, das Spiel des Jahrhunderts für die Heidentaler. Da es im Dorf keinen Fußballplatz gab, der diesen Namen wirklich verdient hätte, war man nach Detmold umgezogen. Auf den Platz, auf dem normalerweise Post Detmold in der Bezirksklasse kickte und auf dem nun viele Detmolder neidvoll zuschauen mussten, wie sich das kleine Nachbardorf gegen den übermächtigen Gegner erstaunlich wacker schlug. Schulte, der in Heidental wohnte, wollte sich dieses Event natürlich nicht entgehen lassen und stand nun mit seinem Enkel Linus im Fanbereich der Heidentaler. Fast das ganze Dorf war gekommen, jeder wollte bei dieser patriotischen Angelegenheit dabei sein. Selbst Anton Fritzmeier, ein zweiundachtzigjähriger Landwirt, auf dessen Hof Schulte zur Miete wohnte und der sich im normalen Leben nicht die Bohne für Fußball interessierte, fieberte mit. Das hier war nicht das normale Leben, das hier war klein gegen groß, David gegen Goliath, Dorf gegen Großstadt. Da zählte jeder Mann, jede Frau und jedes Kind. Schulte blickte schadenfroh zum Trainer der Bielefelder, der nicht weit von ihm entfernt am Spielfeldrand stand und einigermaßen ratlos wirkte. Das Pokalspiel hatte für den Mann aus der Stadt denkbar schlecht begonnen, seine Profikicker taten sich schwer gegen die absoluten Underdogs aus der lippischen Kreisklasse. Nach einem von den Bielefeldern verkrampft und unmotiviert geführten Spiel hatte es lange kein Tor gegeben. Dies hatte sich in der 43. Spielminute beinahe geändert, als die Heimmannschaft durch einen dummen Zufall oder auch durch eine krasse Fehlentscheidung des Schiedsrichters, das war eine Frage der Perspektive, an einen Freistoß gekommen war, der um ein Haar den Bielefelder Abwehrspielern durch die Beine geflutscht wäre. Welch eine Demütigung für die Profis, wenn dieses Spiel verloren gehen sollte. Ganz Deutschland würde über die Bielefelder lachen, kein Fernsehsender, keine Zeitung würde auf einen höhnischen Kommentar verzichten. Wahrscheinlich war der Trainer froh, als Frank Holzer, der Schiedsrichter, endlich zur Halbzeitpause pfiff, dachte Schulte. Wenn Schulte der Trainer wäre, dann würde er seinen verwöhnten Jungs nun eine Predigt halten, die sie so schnell nicht vergessen würden. Rote Ohren würden sie kriegen, sich in Grund und Boden schämen. Da er aber nicht der Trainer war, und auch sonst hier keinerlei Pflichten zu erfüllen hatte, holte er für alle drei je eine Bratwurst und für sich und Fritzmeier ein Halbzeitpausen-Bier. Offenbar hatte die übliche Halbzeitansprache des Bielefelder Trainers wenig genutzt, denn die zweite Halbzeit begann, wie die erste geendet hatte. Die Profis schoben sich mutlos den Ball zu, niemand traute sich, die Initiative zu ergreifen. Der Trainer rannte an die Seitenlinie, schrie seine Spieler an, gestikulierte, als müsse er Fliegen vertreiben. Und endlich kam Schwung ins Spiel. Langsam, aber unaufhaltsam übernahmen die Bielefelder die Herrschaft über den Platz. Die Dorfkicker versuchten tapfer, ihnen hinterherzulaufen. Aber sie waren platt, sie kamen kaum noch an den Ball. Die deutlich stärkere Physis der Profis setzte sich durch und das Spiel begann einseitig zu werden. Nur ein Tor wollte nicht fallen. Das weiße Viereck war wie vernagelt. Bis zu der Sekunde im letzten Drittel der zweiten Halbzeit, als der Ball von der rechten Seitenlinie hoch in den Strafraum der Amateure geflogen kam. Der bullige Mittelstürmer der Bielefelder bündelte all seine Energie, schraubte sich hoch, höher als alle Heidentaler jemals in ihrem Leben gesprungen waren und nickte den Ball ins Netz. 0:1. Der Bielefelder Trainer wirkte schlagartig etwas ruhiger. Der Drops ist gelutscht, dachte Schulte. Jetzt drehen die Profis auf und machen unsere Jungs platt. Aber was war das? Was zum Teufel machte denn dieser Schiedsrichter da? Holzer ging nicht etwa zur Mittellinie, wie zu erwarten gewesen wäre. Nein, er wedelte wie eine Windmühle mit den Armen und schüttelte den Kopf. Die Bielefelder Spieler liefen zu ihm, bildeten einen dichten Pulk um ihn herum und schrien auf ihn ein. Doch der Mann in Schwarz war unnachgiebig. Selbst der Linienrichter fasste sich an den Kopf, als der Schiedsrichter auf Abseits entschied. Einen Videobeweis konnte man natürlich bei diesem Spiel nicht abrufen und so konnten die Bielefelder schimpfen, sie konnten Gift und Galle spucken – die Schiedsrichterentscheidung war bindend. Es gab Abstoß vom Tor der Heidentaler und das Spiel war plötzlich nicht wiederzuerkennen. Die Profis spielten nun nicht nur ihre überlegene Kondition aus, nun lenkte pure Wut ihre Aktionen. Ein Heidentaler Spieler nach dem anderen wurde nun Opfer der körperlichen Unterlegenheit. Die Pfeife des Schiedsrichters bleib nicht mehr still. Jede Aktion der Bielefelder wurde abgepfiffen, es kam kein zusammenhängender Spielzug mehr zustande. Schultes Nerven wurden böse strapaziert. Linus, der neben ihm mehr zappelte als stand, war überhaupt nicht mehr zu beruhigen. Nur Fritzmeier schien das alles nicht zu berühren. Er schaute vielmehr, für den alten Landwirt ein lebenslänglich eingeübter Reflex, in den Himmel und studierte die Wolken. „Chibt chleich ’n Schauer“, brummte er und nahm den letzten Schluck aus der Bierflasche. In diesem Moment zückte der Schiedsrichter zum ersten Mal die rote Karte gegen einen Bielefelder. Ein Mann weniger, aber auch das nützte den Heidentalern nichts. Sie gingen immer stärker in die Knie und hätte der Schiedsrichter nicht alles getan, um den Spielfluss zu bremsen, das Ergebnis wäre bereits zweistellig. Im gleichen Maße, wie die Kraft der Amateurfußballer schwand, wuchs die Wut der Profis. Fünf Minuten später flog der nächste Bielefelder vom Platz. Linus, durch sein zartes Alter noch unverdorben und als aktiver Jugendfußballer auch ein ausgewiesener Fachmann, sagte empört: „Aber das war doch gar kein Foul. Der hat den doch sauber vom Ball getrennt.“ „Bist du wohl ruhig!“, schimpfte Schulte. „Ist doch gut für uns.“ Sein Enkel schaute ihn prüfend an. Wahrscheinlich hatte er gerade die letzten kindlichen Illusionen über die Erwachsenen im Allgemeinen und über seinen Opa im Besonderen verloren. Nur noch wenige Minuten zu spielen. Eine Verlängerung würden die Heidentaler nicht überleben, schon rein körperlich nicht. Der Bielefelder Trainer machte den Eindruck, jeden Moment auf den Platz rennen und den Schiedsrichter vom Feld prügeln zu wollen. Dann donnerte ein Bielefelder den Ball mit brachialer Gewalt nach vorn. Der Ball prallte einem bedauernswerten Heidentaler gegen die Brust, der ging zu Boden, während der Ball wieder in Richtung des Bielefelder Tores kullerte. Ein Heidentaler Spieler bekam das Leder direkt vor seine Füße, nahm seine letzte Energie zusammen und lief mit dem Ball in Richtung Tor. Aber so schnell er auch lief, zwei Bielefelder Abwehrspieler waren schneller und kurz vor der Strafraumgrenze lernte der Heidentaler den bitteren Geschmack des Rasens kennen. Eine saubere Abwehraktion fanden die Bielefelder Fans und klatschten Beifall. Doch …, was denn jetzt? Es gab einen Pfiff und der Schiedsrichter zeigte auf den Elfmeterpunkt. Wieder Rudelbildung, wieder ließ Frank Holzer keinen Einwand gelten. Ein Heidentaler trat an – der Bielefelder Torwart hielt. Doch wieder pfiff der Schiedsrichter und zeigte erneut auf den Punkt. Wiederholung. Angeblich habe sich der Torwart zu früh bewegt. Nun herrschte Lynchstimmung bei den Bielefelder Spielern und den mitgereisten Fans. „Das pfeift doch heute kein Mensch mehr!“, schrie der Bielefelder Trainer sich die Kehle wund. Wieder lief der Heidentaler Spieler an, trat mit aller noch verbliebenen Kraft hinter den Ball – und der zappelte im Netz. Sekunden später pfiff der Schiedsrichter ab und rannte um sein Leben, er erreichte die Kabine nur knapp. Zwanzig Minuten später waren Jupp Schulte, Linus und Anton Fritzmeier auf dem Weg zu Schultes Auto, um wieder zurück ins Dorf zu fahren. Sie beeilten sich, denn die Wolken wurden immer dichter und dunkler. Jeden Moment konnte der Regen herunterprasseln. Immer wieder trafen sie auf feiernde, johlende, ihr Glück kaum fassen könnende Heidentaler Bürger, denen der drohende Regen völlig gleich war. Jung und Alt, männlich wie weiblich, alle trunken vor Siegestaumel. Auf dem Parkplatz angekommen, wollte gerade eine kleine Gruppe niedergeschlagener Bielefelder Fans neben Schultes Auto einen Kleinbus besteigen. „Na Jungs“, begrüßte Anton Fritzmeier den traurigen Haufen. „Pech chehabt, was?“ „Pech?“, ein Mann in Schultes Alter...


Jürgen Reitemeier und Wolfram Tewes: Den ersten gemeinsamen Krimi schrieb das erfolgreiche Autoren-Duo im Jahre 2000. Es folgten bislang 18 weitere Bücher in dieser Reihe, die alle in ihrer lippischen Wahlheimat spielen.



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