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E-Book

E-Book, Deutsch, 105 Seiten

Richter Patricias Geheimnis

E-Book, Deutsch, 105 Seiten

ISBN: 978-3-7487-2147-5
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Zwei Kurzkrimis aus Hamburg in einem Band:
 
In Endstation Brook wirft ein erschlagener Mann im Duvenstedter Brook viele Fragen auf. Auch die Neugier des tief gefallenen Journalisten Lothar Bergmann ist geweckt. Als Bergmann sich auf die Suche nach Antworten macht, ahnt er nicht, dass er sich in höchste Gefahr begibt.
 
In Patricias Geheimnis verschwindet ein kleines Mädchen wie von Geisterhand während einer Karussellfahrt. Als sie sechs Jahre später wieder auftaucht, scheint sie keinen Tag älter geworden zu sein. Lothar Bergmann will wissen, wie das möglich ist - und stößt auf einen verstörenden Abgrund.
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Endstation Brook


Alle Personen, Begebenheiten und Orte dieser Geschichte könnten frei erfunden sein – doch wer weiß das schon mit Sicherheit.

Duvenstedt, 12. März
Na, das ist ja traumhaft«, murmelt Polizeiobermeister Jörg Krull und verzieht das Gesicht. Er steht alleine am Einsatzwagen. Sein junger Kollege ist erst vor wenigen Sekunden in der Bäckerei unweit des Kreisels im Herzen des Hamburger Stadtteils Duvenstedt verschwunden, um sich etwas gegen den plötzlichen Hunger zu kaufen. Lothar Bergmann kommt geradewegs auf Krull zu, die Hände in den Taschen des Kurzmantels. Die strähnigen grauen Haare, die für gewöhnlich zurückgekämmt die kahle Stelle auf dem Hinterkopf bedecken, tanzen im Wind. In Bergmanns müdem Gesicht sprießen die Bartstoppeln und in seinem Mundwinkel hängt die unverzichtbare Zigarette. »Moin Krull«, murmelt er und reicht dem Beamten die Hand. Dann blickt er kurz in den wolkenverhangenen Himmel und sagt: »Verdammt ungemütliches Wetter, heute. Es wird Zeit, dass der Frühling endlich kommt. Meine alten Knochen vertragen diese nasse Kälte nicht mehr. Neunundsechzig ist ein Mistalter, das einst leichte Ziehen und Ziepen der vergangenen Jahre nimmt jetzt so richtig Fahrt auf. Muss so eine Art Übergangsphase sein von alt zu steinalt. Fühlt sich nicht gerade gut an, Krull, das sage ich Ihnen.« Krull drückt Bergmanns Hand. »Haben Sie mich gerochen oder gesucht? Kommen Sie mir bloß nicht damit, dass Sie mir zufällig über den Weg laufen. An Zufälle glaube ich bei Ihnen nämlich nicht.« Bergmann zieht an der Zigarette. »Ich hörte was von einem Leichnam. Lag am Rande des Brooks und wurde gestern Nachmittag von zwei spielenden Jungen gefunden. Erzählen Sie mir davon, Krull!« »Woher wissen Sie davon?«, fragt Krull. »Wir haben es geheim gehalten.« »Geheim gehalten …« Bergmann schmunzelt und streicht sich die Haare aus dem Gesicht. »Hören Sie, Krull: Ich frage Sie oder ich frage andere Leute. Das eine geht schneller und das andere dauert etwas länger, doch am Ende erhalte ich so oder so meine Informationen. Ersparen Sie uns beiden den Stress, mein Junge. Also: ich höre?« Krull überlegt nicht lange. Er kennt Bergmann gut genug um zu wissen, dass dieser keine Hemmungen haben wird, den Leichenfund umgehend an die große Glocke zu hängen und somit die Ermittlungen gezielt zu stören. Bekommt Bergmann seinen Willen nicht, reagiert er häufig wie ein trotziges Kind. Krull seufzt, dann sagt er mit gedämpfter Stimme: »Männlich. Identität noch ungeklärt. Anfang bis Mitte Zwanzig. Erschlagen. Seit wann er tot ist, untersucht die Rechtsmedizin noch. Mehr habe ich aktuell nicht. Die Kollegen von der Kripo haben übernommen und heute früh die Fundstelle untersucht. Ich habe keine frischeren Informationen als diese. Das ist mein Kenntnisstand, glauben Sie es oder glauben es nicht.« Mit einem langen Zug raucht Bergmann die Zigarette bis auf den Filter runter. Dann lässt er sie den Fußweg fallen und tritt sie mit der Hacke seiner abgewetzten schwarzen Schnürschuhe aus. »Es wird nicht oft gemordet im feinen Duvenstedt«, sagt er dann. »Der Leichenfund dürfte in der Gegend für reichlich Unruhe sorgen. Und soll ich Ihnen was verraten, Krull? Je vornehmer das Getue der Menschen in ihrer Gegend, desto düsterer ihre Geheimnisse. Seien wir also gespannt, welch' tiefe Abgründe sich hier bei uns auftun. Rufen Sie mich an, wenn Bewegung in die Sache kommt.« Krull verzieht missmutig das Gesicht. »Haben Sie mir nicht zugehört? Die Kripo hat die Ermittlungen übernommen. Halten Sie sich raus und hören Sie endlich auf, überall Ihre Nase rein zu stecken, das bringt nur Ärger. Weshalb gehen Sie nicht nach Hause und kümmern sich um Ihre Katzen?« In aller Ruhe zündet Bergmann sich die nächste Zigarette an und sagt dann: »Ihr Vater, Krull – Gott hab' ihm selig –, war nicht nur ein verflucht netter Kerl, sondern auch ein verdammt guter Polizist gewesen. Wissen Sie, weshalb er so gut war? Weil er stets das Gegenteil von dem getan hat, was Sie gerade von mir gefordert haben. Er hat sich nämlich nicht rausgehalten, sondern seine Nase umso tiefer in die Dinge reingesteckt, desto mehr es zum Himmel stank. Er hat sich nicht hinter Dienstvorschriften versteckt, sondern sich auf sein Bauchgefühl verlassen. Anstatt in Akten zu blättern, hat er in den Gesichtern von Menschen gelesen. Ihr Alter hat sich nichts vormachen lassen und ließ sich nicht einschüchtern. Zu schade, dass Sie so anderes sind.« Mit diesen Worten dreht Bergmann sich um und geht in die Richtung davon, aus der er gekommen war. »Was ist denn das für ein Vogel?«, fragt der andere Polizist und beißt in ein Rosinenbrötchen. Krull erschrickt leicht. Er hatte nicht mitbekommen, dass sein Kollege bereits wieder neben ihm steht. »Man merkt, dass du noch nicht lange bei uns hier oben bist«, grummelt Krull. »Fast jeder in Duvenstedt und Umgebung kennt den spleenigen Bergmann.« »Hm, für mich sieht er aus wie ein gewöhnlicher älterer Herr. Etwas ungepflegt, vielleicht, aber ansonsten macht er auf mich einen ziemlich normalen Eindruck.« »Früher war er vielleicht normal, doch das ist lange her. Heute ist Bergmann einsam, verbittert und geht allen auf den Geist.« Der junge Polizeimeisteranwärter schiebt sich den Rest des Rosinenbrötchens in den Mund. »Wieso, was ist denn mit ihm geschehen?« »Bergmann hat als freier Journalist für verschiedene Zeitungen gearbeitet. Er war in der halben Welt unterwegs. Vor etwa acht Jahren erhielt er für eine von ihm aufgedeckte Machenschaft einen renommierten Reporterpreis. Plötzlich war Bergmann eine Art Starjournalist. Doch dann kam heraus, dass er sich die Geschichte von A bis Z ausgedacht hatte. Alles eine einzige Lüge. Das war natürlich ziemlich peinlich, vor allem für die Fachjury und erst recht für Bergmann selbst. Es brachte ihm eine saftige Anzeige ein, und als Journalist war er erledigt. Bergmann hat nie darüber gesprochen, weshalb er sich auf diese Dummheit eingelassen hat. Zu allem Unglück erwischte es kurz darauf seine Frau. Sie stürzte zu Hause die Kellertreppe herunter und erlag wenig später ihren Kopfverletzungen. Bergmann behauptete, es sei Mord gewesen, doch es gab keine Anzeichen von Fremdverschulden, und außerdem nahm ihn nach der aufgeflogenen Schummelei sowieso niemand mehr ernst. Seit dem Tod seiner Frau wittert der alte Narr hinter jedem vom Tierarzt eingeschläferten Hund eine Weltverschwörung. Bergmann ist durch und durch misstrauisch.« »Tja, das ist bitter für ihn«, sagt der junge Polizist emotionslos. »Arbeitet er denn noch?« »Gelegentlich berichtet er für eines dieser Anzeigen-blätter, die kostenlos an die regionalen Haushalte verteilt werden. Das ist mit seinen früheren Jobs natürlich überhaupt nicht zu vergleichen. Miniartikel über Adventssingen im Seniorenheim um die Ecke anstelle der großen Weltpolitik Vielleicht steckt Bergmann auch deshalb seine Nase überall rein, weil er auf diese eine besondere Geschichte hofft, mit der er seine Journalistenehre wieder-herstellen kann.« Die beiden Polizisten sehen Bergmann hinterher, der gelegentlich mit erhobener Hand Passanten grüßt, ohne jedoch stehen zu bleiben oder einige Worte zu wechseln. »Für die eine besondere Geschichte ist dies definitiv die verkehrte Gegend«, sagt der junge Polizist vor sich hin, öffnet die Fahrertür des Einsatzwagens und steigt ein. »Da bin ich mir leider nicht so sicher«, murmelt Krull, doch das hört sein Kollege nicht.
Duvenstedt 13. März
Robert Schwarz wurde sechsundzwanzig Jahre alt und stammte aus einem kleinen Ort in Brandenburg. Ledig, keine Kinder, technischer Mitarbeiter eines mittleren Unternehmens in der Spezialdiagnostik. Weshalb sein Leichnam ausgerechnet im Duvenstedter Brook gefunden worden war und ob er einen Bezugspunkt zu den Walddörfern gehabt hatte, wissen die Ermittler bislang noch nicht. Die gerichtsmedizinische Obduktion hatte ergeben, dass Schwarz von hinten durch einen Schlag mit einem Spaten getötet worden war, dessen Kante einen tiefen Spalt in die Schädeldecke getrieben hatte. Brüche von Zungenbein und Kehlkopf sowie Male am Hals verrieten, dass Schwarz nach dem Hieb gewürgt worden war; aller Wahrscheinlichkeit nach um sicherzustellen, dass er auch tatsächlich tot war. Die Spurensicherung hatte festgestellt, dass Schwarz' Leichnam von nur einer Person von der Straße zu der rund fünfzig Meter entfernt gelegenen Fundstelle getragen worden war – eine stolze Leistung, denn Schwarz hatte bei einer Körperlänge von knapp einen Meter neunzig stolze fünfundneunzig Kilogramm gewogen. Auf dem Weg zurück zur Straße, wo vermutlich ein PKW abgestellt worden war, waren die auf dem Hinweg hinterlassenen...


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