E-Book, Deutsch, Band 34, 416 Seiten
Reihe: Argeneau
Sands Der Vampir gehört zu mir
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7363-1759-8
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 34, 416 Seiten
Reihe: Argeneau
ISBN: 978-3-7363-1759-8
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Eine Serie so unsterblich wie ihre Vampire!
Stephanie McGill wurde gegen ihren Willen in eine Unsterbliche verwandelt. Da sie immerzu die Gedanken der Menschen um sich herum hören kann, führt sie ein zurückgezogenes Leben auf dem Land. Doch dann zieht Thorne nebenan ein. Er ist ebenfalls einzigartig - das Ergebnis eines genetischen Experiments. Bei Stephanie kann er endlich er selbst sein, und schon bald entstehen zarte Gefühle zwischen den beiden. Aber um ihr gemeinsames Glück zu finden, müssen sie sich einer Bedrohung aus Thornes Vergangenheit stellen - denn der wahnsinnige Wissenschaftler, der ihn erschaffen hat, ist nun auch hinter Stephanie her.
'Macht euch bereit für ein Abenteuer voller Romantik, Gefühl und Spannung.' ADDICTED TO ROMANCE
Band 34 der erfolgreichen Vampirserie um die liebenswerte ARGENEAU-Familie
Die kanadische Autorin Lynsay Sands hat viele zeitgenössische und historische Romane verfasst. Sie liest gerne Horror- und Liebesromane und findet, dass ein wenig Humor "in allen Lebenslagen hilft".
Weitere Infos & Material
Prolog
»Wie viele sind es?«
Diese Frage von Lucian Argeneau veranlasste Stephanie, die Augen aufzumachen. Sie hatte sie zugekniffen, um sich ganz auf die zahlreichen Stimmen zu konzentrieren, die in ihrem Kopf widerhallten. Nun drehte sie sich aber zu Lucian und der Gruppe Abtrünnigenjäger um, die alle auf ihre Antwort warteten. Es war kurz vor Sonnenaufgang an einem warmen Herbstmorgen, die Sonne sandte ihre orangefarbenen und zinnoberroten Strahlen aus, um dem Nachthimmel ihr Herannahen anzukündigen. Doch in dem Hain aus Ahornbäumen, in dem sie sich versammelt hatten, war es immer noch stockfinster. Dennoch hatte Stephanie keine Mühe, die zwölf Leute zu erkennen, die vor ihr standen. Und genauso deutlich sah sie jenseits der Bäume den etwas heruntergekommenen Bungalow im Siebzigerjahre-Stil sowie den überwucherten Garten.
Die Vorzüge der Nachtsicht, dachte Stephanie grimmig und biss die Zähne zusammen, während sie versuchte, den Strom aus Gedanken und Erinnerungen auszublenden, der von den Männern und Frauen um sie herum auf sie einstürmte, aber auch von den Leuten in diesem Haus und von so ziemlich jedem, der sich in einem Radius von einer Meile aufhielt. Dabei war sie sich nicht mal sicher, ob eine Meile die Grenze war. Es war durchaus denkbar, dass die Gedanken und Erinnerungen von Leuten stammten, die zwei oder zehn oder noch mehr Meilen entfernt waren. Es waren so viele Stimmen in ihrem Kopf …
»Stephanie. Wie viele?«, wiederholte Lucian und klang jetzt ungeduldig.
»Im Haus sind zweiunddreißig Abtrünnige«, antwortete sie ruhig, ohne sich von der Gereiztheit des mürrischen Mannes einschüchtern zu lassen. »Und noch ein weiterer irgendwo hinter dem Haus.«
»Hinter dem Haus? Auf dem Hof dahinter oder wo?«, erkundigte sich Mirabeau und kam zu ihr.
Stephanie betrachtete die große Frau, deren Haarspitzen fuchsiarot waren, und schüttelte den Kopf. »Nein, weiter entfernt. Hinter dem Wald am anderen Ende des Hofs.«
»Vermutlich nur ein Nachbar in der nächsten Straße«, meinte Lucian beiläufig und wandte sich ab, um den anderen seine Befehle zu geben.
Stephanie warf ihm einen finsteren Blick zu, während er mit dem Rücken zu ihr stand, wartete aber dennoch ab, bis er fertig war, ehe sie sagte: »Ich glaube nicht, dass es nur ein Nachbar ist, Lucian. Das Gefühl, das ich bei dieser Person habe …«
»Deine Gefühle sind nicht wichtig. Wer immer es auch ist, wir haben es mit niemandem zu tun, der uns jetzt Sorgen machen müsste«, unterbrach Lucian sie. »Um ihn werden wir uns kümmern, wenn wir das Nest ausgehoben haben.«
»Aber …«, wollte Stephanie protestieren, doch er schnitt ihr abermals das Wort ab.
»Du bleibst hier, bis wir mit dem Haus fertig sind.«
Stephanie drehte sich dorthin um, wo eben noch Mirabeau gestanden hatte, um sie um Unterstützung zu bitten, auf Lucian einzuwirken, damit der ihr zuhörte. Doch die andere Frau war verschwunden. Sie war bereits in die Dunkelheit zwischen den Bäumen eingetaucht, um an dem Punkt in Stellung zu gehen, wo sie sich aufhalten sollte, ehe die Gruppe sich dem Haus näherte.
Alle waren sie nun weg, wie Stephanie feststellen musste, als sie sich wieder dorthin umdrehte, wo vor wenigen Sekunden Lucian gestanden hatte. Sie war jetzt ganz allein im Wald.
Stephanie riss aufgebracht schnaubend die Hände in die Höhe und stemmte dann die Fäuste in die Hüften, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Trotz der Dunkelheit und der vielen Bäume konnte sie etliche Jäger entdecken, die sich durch den Wald rund um das Haus bewegten, um ihre Positionen einzunehmen. Da sie schon seit Jahren mit ihnen zusammenarbeitete, wusste sie, wie das ablief. Im Wesentlichen umstellten sie ein Anwesen, dann rückten sie auf ein Signal von Lucian hin vor, als würde sich ein Netz um das Haus schließen. Jeder Einzelne von ihnen hatte seine eigenen Anweisungen. Einige bewachten Fenster oder Schiebetüren, während andere durch die Vorder- und die Hintertür nach drinnen stürmten. Sinn der Sache war der, dass niemandem die Flucht gelingen sollte, sobald der Einsatz begonnen hatte.
Stephanie beobachtete zwar, wie die Jäger sich dem Anwesen näherten, doch mit ihren Gedanken war sie ganz woanders. Sie konnte wieder diese eine Stimme hören, die jenseits des Waldes hinter dem Haus ihren Ursprung hatte. Der, dem diese Stimme gehörte, reagierte auf eine Art Warnton und betrat einen kleinen Raum, um einen Blick auf die …
»Kameras!« Stephanie brüllte die Warnung in der Sekunde, als ihr klar wurde, dass der Unbekannte einen Blick auf die Überwachungsmonitore warf. Sie selbst konnte nirgends Kameras entdecken, doch sie wusste, dass sie dort waren.
Zum Glück war Lucian in der Lage, sie zu sehen, oder zumindest vertraute er ihrer Warnung, denn im gleichen Moment brüllte er einen Befehl. Aus dem langsamen Vorrücken würde gleich darauf ein deutlich schnellerer Angriff.
Stephanie sah zu, wie Lucian mit den Vollstreckern Decker und Bricker durch die Vordertür ins Gebäude eindrang. Aus dem Haus drangen weder Entsetzensschreie noch Geräusche, die auf ausbrechendes Chaos hindeuteten. Die Abtrünnigen dort drinnen schliefen entweder bereits, oder aber sie waren um diese Uhrzeit im Begriff, sich schlafen zu legen. Das war auch der Grund, warum solche Einsätze bei Anbruch der Dämmerung erfolgten, da man dann das gesamte Nest ausheben konnte und nicht etwa ein paar Abtrünnige verpasste, die während der Nacht unterwegs waren.
Außerdem war es immer leichter, wenn man sie überrumpelte, überlegte sie, dann schloss sie die Augen und konzentrierte sich wieder ganz auf diese einzelne Stimme. Von den Kameras hatte sie gewusst, weil der Unbekannte auf den Monitoren gesehen hatte, wie sich die Vollstrecker dem Haus näherten. Er war nicht bloß ein Nachbar. Er hatte irgendetwas mit diesem Haus zu tun. Dieses Gefühl hatte sie schon zuvor gehabt, doch da war sie sich nicht sicher gewesen, welche Verbindung zwischen ihm und den Leuten in diesem Haus hier bestand. Nun versuchte sie die Gedanken dieser Person nach einer Antwort darauf zu durchforsten.
Stephanie bahnte sich einen Weg durch die Vielzahl an Stimmen in ihrem Kopf, bis sie die gesuchte wiedergefunden hatte. Das Individuum befand sich jetzt in einer Art kontrollierter Panik, falls es so etwas überhaupt gab. Die Gedanken dieses Unbekannten schienen sich zu überschlagen, doch er hatte für den Fall einer solchen Attacke vorgesorgt. Er wusste genau, was er zu tun hatte, und genau das tat er nun auch. Er nahm die Dinge an sich, die ihm wichtig waren, und machte sich bereit, die Flucht zu ergreifen. Er würde sich woanders niederlassen müssen. Das war zwar lästig, aber es kam nicht überraschend. Es war immer gut, wenn man über seine Feinde Bescheid wusste, und er hatte Pläne bereitliegen. Dazu gehörten …
»Bomben!«, schrie Stephanie und riss die Augen auf, um loszulaufen. Sie rannte in Richtung des Hauses und brüllte aus Leibeskräften: »Bomben! Raus da! Alles raus da! Raus, raus, raus!«
Sie entdeckte Mirabeau vor einem der seitlichen Fenster, Tiny stand vor dem Fenster daneben. Für einen winzigen Moment verspürte sie Erleichterung, da die beiden und alle anderen, die nicht nach drinnen gegangen waren, nun zögerlich zurückwichen. Diese Erleichterung hielt jedoch nicht lange vor. Denn drei Männer waren zur Vordertür reingegangen, drei weitere zweifellos durch die Hintertür. Vor allem aber dachte sie an Decker, ihren Schwager, der einer der drei war, die die vordere Haustür benutzt hatten. Wenn ihm etwas zustoßen sollte, dann wäre ihre Schwester Dani …
Ein erleichterter Seufzer kam ihr über die Lippen, als sie Decker aus dem Haus kommen sah, dicht gefolgt von Bricker. Ihr Schwager sah sie verständnislos und fragend an. Es war klar, dass sie im Haus ihre Warnung gehört hatten, sie schienen sich aber im Unklaren zu sein, was sie davon halten sollten.
Stephanie wollte ihm und allen anderen zurufen, dass das Haus jeden Moment in die Luft fliegen würde, doch dazu reichte die Zeit nicht mehr. So wie von einem Blitz unmittelbar vor einem Donnerschlag wurde sie von der Druckwelle erfasst. Stephanie erlebte in dem Moment einen fast körperlichen Schlag, wie es ihr noch nie zuvor in ihrem Leben widerfahren war. Vermutlich fühlte es sich ganz ähnlich an, wenn man von einem Güterzug in voller Fahrt erfasst wurde.
Da es eine Wand aus Luft war, von der sie erfasst und nach hinten geschleudert wurde, empfand sie es als ein bisschen verwirrend, dass auf einmal kein Sauerstoff für ihre Lungen mehr vorhanden war. Aber Stephanie blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, denn sie wirbelte durch die Luft, noch bevor sie die Detonation der Bomben hörte.
Rücklings landete sie auf dem überwucherten Gras und starrte einen Moment einfach in den heller werdenden Nachthimmel, ehe sie sich wieder in der Lage fühlte, sich zu bewegen. Dann aber riss Stephanie sich zusammen und zwang sich aufzustehen. Nur beiläufig nahm sie wahr, dass sie leicht hin und her schwankte, als sie sich auf das konzentrierte, was sie von der Umgebung des Hauses ausmachen konnte. Die meisten Vollstrecker, die sie sehen konnte, schienen nur leicht verletzt zu sein. Sie hörte Stöhnen und Schmerzenslaute von denen, die Knochenbrüche oder Kopfwunden erlitten hatten, aber diejenigen, die auf den Beinen waren und nach den Verletzten sahen, waren zahlenmäßig mehr als die, die zu Boden gegangen waren.
Mirabeau und Tiny gehörten zu jenen, die unterwegs waren, um anderen zu helfen. Sie konnte Decker erkennen, der sich über Lucian gebeugt hingekauert hatte. Offenbar war es dem Chef des nordamerikanischen Rats der...