Scarrow | Kampf um Londinium | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 22, 528 Seiten

Reihe: Rom-Serie

Scarrow Kampf um Londinium

Roman
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-641-30243-6
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 22, 528 Seiten

Reihe: Rom-Serie

ISBN: 978-3-641-30243-6
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In der hart umkämpften Provinz Britannien entscheidet sich das Schicksal des römischen Imperiums: Die unerschrockene Rebellenführerin Boudica weiß immer mehr Stammeskrieger hinter sich und macht sich auf, Londinium zu erobern. Präfekt Cato wird mit der Mission betraut, die Stadt um jeden Preis zu verteidigen. Während er die Legionen um sich schart, muss er ausgerechnet auf seinen besten Mann Macro verzichten. Er gilt seit der blutigen Schlacht um Camulodunum als vermisst. In seiner schwersten Stunde muss sich Cato die Frage stellen: Wem kann er noch vertrauen und wer ist bereit, bis zum bitteren Ende an seiner Seite zu kämpfen?

Simon Scarrow wurde in Nigeria geboren und wuchs in England auf. Nach seinem Studium arbeitete er viele Jahre als Dozent für Geschichte an der Universität von Norfolk, eine Tätigkeit, die er aufgrund des großen Erfolgs seiner Romane nur widerwillig und aus Zeitgründen einstellen musste.
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KAPITEL 1

Römische Provinz Britannien, im Sommer 61 n. Chr.

Die Kolonne war in ernsten Schwierigkeiten. Centurio Bernardicus, Kommandant der Ersten Kohorte der Neunten Legion, spürte es in dem Augenblick, als er den Feind sichtete. Er schirmte die Augen gegen das grelle Sonnenlicht ab und blickte zu der Linie von Reitern, die sich eine halbe Meile voraus auf einem niedrigen Hügelkamm formiert hatten und die anrückenden Römer beobachteten. Zuerst hatte der Centurio sie für Kundschafter der Legion gehalten, die den Vormarsch von Legat Cerialis und seiner Soldaten absicherten. Doch irgendetwas an dem Reitertrupp stimmte nicht; es dauerte einen Augenblick, bis es ihm bewusst wurde: keine Standarte, kein Federbusch auf dem Helm eines Offiziers.

Wie zum Hades war es diesen Rebellen gelungen, durch die Linie der Kundschafter hindurchzuschlüpfen? Der befehlshabende Offizier der Einheit konnte sich auf ein Donnerwetter des Legaten gefasst machen, wenn die Kolonne heute Abend ihr Lager aufschlug. Vorausgesetzt, der Feind machte ihnen nicht vorher Ärger. Bernardicus blickte mit zusammengekniffenen Augen zum Himmel und schätzte, dass sie noch drei Stunden marschieren würden, bis der Legat den Befehl zum Errichten des Marschlagers gab. Vielleicht auch etwas länger; schließlich hatten sie auch am Vortag erst spät ihr Lager aufgeschlagen. Sie hatten nur noch Zeit gehabt, eine Palisade aus zugespitzten Pfählen zu errichten, um das Lager abzusichern. Auf einen Graben und einen Erdwall hatten sie verzichtet.

Bernardicus war alles andere als glücklich über die Entscheidung des Legaten gewesen, die üblichen Sicherheitsmaßnahmen zu ignorieren, die beim Marsch durch feindliches Territorium zu treffen waren. Der Centurio war sich der Bedrohung bewusst, zumal noch am Abend ihres Aufbruchs vom Stützpunkt der Legion in Lindum eine Botschaft vom obersten Magistrat der Veteranenkolonie in Camulodunum eingetroffen war. Darin war von einem Aufstand des Stammes der Icener und ihrer Verbündeten, der Trinovanten, die Rede gewesen. Der Magistrat hatte erfahren, dass die Rebellen auf Camulodunum marschierten, und die Neunte Legion gebeten, den Veteranen zu Hilfe zu kommen.

Als ranghöchster Centurio der Legion hatte Bernardicus seine Bedenken dem Legaten mitgeteilt, doch Cerialis hatte nur abschätzig den Kopf geschüttelt.

»Wir haben es hier mit einer bunt zusammengewürfelten Horde von bewaffneten Bauern zu tun«, hatte der Legat gespöttelt. »Angeführt von den paar Kriegern, die unseren Eroberungsfeldzug überlebt haben. Von diesem Pöbel haben wir nichts zu befürchten. Wenn die auch nur die Vorhut der Neunten Legion sehen, werden sie Reißaus nehmen und sich in die Wälder flüchten, aus denen sie gekommen sind.«

»Ich hoffe, du hast recht, Herr«, hatte Bernardicus diplomatisch gemeint. »Aber was ist, wenn sie sich nicht zurückziehen, sondern kämpfen?«

Ein kaltes Lächeln umspielte Cerialis’ Lippen. »Dann werden wir sie vernichten, die Überlebenden in die Flucht schlagen und die Rädelsführer kreuzigen. Ich bezweifle stark, dass irgendeiner der Stämme unter römischer Herrschaft noch einmal die Eier haben wird, sich gegen uns zu erheben.«

Als Bernardicus die abfällige Bemerkung seines Vorgesetzten hörte, musste er sich ein bitteres Grinsen verbeißen. An »Eiern« fehlte es dem Feind wahrlich nicht, auch wenn er von einer Frau angeführt wurde. Er hatte Königin Boudica vor einigen Monaten in Londinium gesehen, als die Stammesführer vor dem Statthalter der Provinz ihren Treueeid gegenüber Rom hatten erneuern müssen. Die hochgewachsene, stolze Frau mit dem kupferroten Haar war nicht zu übersehen gewesen. Schon damals hatte Bernardicus sich gedacht, dass man diese Frau nicht unterschätzen durfte – und er hatte recht behalten. Unter Boudicas Führung würden die Stammesleute – ob Mann oder Frau, alt oder jung – nicht zögern, sich gegen Rom und dessen Herrscher, Kaiser Nero, zu erheben.

Rom hatte es schon öfter mit mächtigen Frauen zu tun bekommen und sie zum Glück immer besiegen können. Dennoch blickte der Centurio mit Sorge auf das, was sich in Britannien zusammenbraute. Unter anderen Umständen hätte er die Zuversicht des Legaten geteilt. Das Problem war, dass ein großer Teil der römischen Armee sich weit im Westen der Insel befand, um gegen die dortigen Bergstämme vorzugehen. Statthalter Paulinus hatte seine Streitmacht mit den besten Soldaten aus der ganzen Provinz aufgefüllt, darunter vier Kohorten der Neunten Legion. Für die Abwehr der icenischen Rebellen standen nur die sechs verbliebenen Kohorten der Neunten Legion in Lindum, eine Handvoll schlecht ausgebildeter Hilfssoldaten und die jungen Rekruten zur Verfügung, die in der Festung der Zweiten Legion in Isca Dumnoniorum ausgebildet wurden.

Bernardicus war stolz auf seine Legion, doch er wusste nur zu gut, dass die Kohorten, die hinter ihm marschierten, unterbesetzt waren und dass seine besten Männer nun unter Statthalter Paulinus dienten. Ebenso bewusst waren ihm die Schwächen seines Vorgesetzten. Legat Cerialis war erst kürzlich zum Kommandanten der Neunten ernannt worden und trat mit der Arroganz und dem Ehrgeiz auf, die fast allen Angehörigen seines Standes zu eigen waren. Seine Kampferfahrung beschränkte sich auf eine kurze Strafexpedition über den Rhein in seiner Zeit als Tribun. Er musste noch einige Erfahrung sammeln, um ein guter Legat und Befehlshaber zu werden.

Das alles ging dem kampferprobten Centurio durch den Kopf, ehe er tief Atem holte und den Befehl gab. »Erste Kohorte, halt!«

Leicht gebeugt unter dem Gewicht ihrer Ausrüstung machten die Männer noch anderthalb Schritte, ehe sie zum Stehen kamen. Einige sahen ihn überrascht an. Sie hatten erst eine Meile zuvor Rast gemacht, und es war viel zu früh, um das Nachtlager aufzuschlagen. Bernardicus ignorierte ihre fragenden Blicke und ging zwanzig Schritte voraus, ehe er innehielt und die Reiter auf dem Hügel musterte.

Dumpfes Hufgetrappel kündigte das Herannahen von Legat Cerialis und seiner kleinen Gruppe von Stabsoffizieren an, jungen Tribunen ohne jede Gefechtserfahrung. Das würde sich vielleicht bald ändern, dachte Bernardicus bei sich.

»Verdammt, was soll das?«, fragte Cerialis gereizt. »Wer hat der Kolonne den Befehl zum Anhalten gegeben?«

Der Centurio drehte sich zu ihm um und salutierte. »Das war ich, Herr.«

Cerialis runzelte die Stirn. »Warum?«

Bernardicus deutete zum Hügelkamm. Der Legat richtete sich im Sattel auf und kniff die Augen zusammen. »Und?«

»Der Feind, Herr.«

»Unsinn. Das sind unsere Kundschafter.«

»Schau genau hin. Wenn das Römer sind, bin ich ein Druide, Herr.«

Cerialis und seine Tribunen spähten zum Hügelkamm, bis einer von ihnen sich zu Wort meldete. »Der Centurio hat recht, Herr.«

»Wo sind dann unsere Kundschafter? Sie sollten uns den Weg frei machen.«

Bernardicus holte tief Atem, ehe er antwortete. »Ich würde sagen, unsere Jungs sind entweder tot, in Gefangenschaft geraten oder in die Flucht geschlagen worden. Vielleicht schaffen es einige zu uns zurück, aber ihre Aufgabe können sie nicht mehr erfüllen.«

»Das ist unmöglich!« Der Legat sah den Centurio an, als hätte er es mit einem Verrückten zu tun.

Bernardicus zuckte mit den Schultern und alle warteten in angespanntem Schweigen auf den Befehl des Legaten. Die Legionäre standen in Bereitschaft, ihre Tragejoche immer noch auf den Schultern. Schließlich trieb der ranghöchste Tribun sein Pferd an und brachte es neben seinem Vorgesetzten zum Stehen.

»Wenn du den Befehl gibst, Herr, dann führe ich den Rest unseres berittenen Kontingents zum Hügel und vertreibe die Rebellen.«

Cerialis kaute einen Moment lang auf der Unterlippe und schüttelte dann den Kopf. »Wenn die mit unseren Kundschaftern fertiggeworden sind, werde ich nicht riskieren, noch mehr Männer zu verlieren. Nein … wir marschieren weiter. Die Rebellen werden es nicht wagen, die Kolonne anzugreifen. Außerdem müssen wir so schnell wie möglich nach Camulodunum, um unsere Kameraden zu retten.«

Und den Ruhm dafür einzuheimsen, fügte Bernardicus in Gedanken hinzu. Wie die meisten seines Schlages war Cerialis versessen auf militärische Auszeichnungen, die ihm und seiner Familie zur Ehre gereichen würden.

»Wir marschieren weiter«, entschied der Legat. »Das berittene Kontingent soll die Nachhut bilden.«

»Ja, Herr.«

Während der Tribun sein Pferd wenden und zu den Reihen der Legionäre traben ließ, stapfte Bernardicus auf dem Weg zurück, legte die Hand trichterförmig an den Mund und rief: »Centurionen der Ersten Kohorte zu mir!«

Als er außer Hörweite des Legaten war, blieb er stehen, und die anderen Centurionen versammelten sich um ihn.

»Wir müssen davon ausgehen, dass wir unsere Kundschafter nicht wiedersehen werden. Cerialis ist trotzdem fest entschlossen, nach Camulodunum zu marschieren. Er geht davon aus, dass wir die Rebellen zurückschlagen können, falls sie angreifen. Wir bleiben in dichter Formation und halten die Augen offen. Wir sind die Speerspitze der Neunten, also müssen wir den anderen ein Vorbild sein. Ich will kein Murren hören, verstanden? Wenn die Rebellen sich uns in den Weg stellen, durchbrechen wir ihre Linien, bevor sie wissen, wie ihnen geschieht.« Er blickte in die Gesichter seiner Untergebenen und fand darin ruhige Entschlossenheit. »Unsere Kameraden in Camulodunum zählen auf uns. Das sind gute Männer. Mit dem obersten Magistraten habe ich in der Zweiten Legion gedient. Macro ist ein hervorragender...


Scarrow, Simon
Simon Scarrow wurde in Nigeria geboren und wuchs in England auf. Nach seinem Studium arbeitete er viele Jahre als Dozent für Geschichte an der Universität von Norfolk, eine Tätigkeit, die er aufgrund des großen Erfolgs seiner Romane nur widerwillig und aus Zeitgründen einstellen musste.



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