Scheffler | Kaltes Lager | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 226 Seiten

Scheffler Kaltes Lager

Schwein sein lohnt sich nicht
3. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7557-5039-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Schwein sein lohnt sich nicht

E-Book, Deutsch, 226 Seiten

ISBN: 978-3-7557-5039-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In 12 spannenden Kurzkrimis passieren an ungewöhnlichen und schaurigen Orte dramatische sowie blutige Verbrechen mit unerwarteter Auflösung. Dabei geht nicht immer alles glatt, und so kommen die Geschichten auch schon mal mit einem Augenzwinkern daher.

Ethel Scheffler Schreibt Krimikurzgeschichten, über wahre Fälle und Regionalliteratur www.scheffler-stories.de Instagram: EthelScheffler

Scheffler Kaltes Lager jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Phantom der Oper
»Kommst du nun endlich!«, rief Robert die Treppe hinauf in Richtung von Monikas Zimmer. »Dass Frauen nie pünktlich fertig sind«, murrte er leiser und nahm wartend in dem Sessel im Eingangsbereich Platz. Eigens zu diesem Zweck hatte er ihn sich in die Diele gestellt. Er wäre lieber zu Hause geblieben. Doch Monika hatte ihm anlässlich seiner Beförderung zum Chefarzt etwas ganz Besonderes versprochen – den Leipziger Opernball. Mit ihren Vorbereitungen auf dieses gesellschaftliche Ereignis strapazierte sie allerdings seine Nerven. Der Gedanke an ein rauschendes Bankett mit einem 3-Gänge-Menü vom Feinsten, Tanz und Unterhaltung hatte Monika regelrecht elektrisiert. Sie erzählte jedem, auch ungefragt, dass sie nicht nur zum Vergnügen dort hingehen würden. Es sei schließlich eine Benefizveranstaltung. Sie hätten eine Aufgabe zu erfüllen. Bereits Wochen vorher war Monika durch die Kaufhäuser und Boutiquen gehastet. Die Auswahl war nicht einfach. Dabei interessierte sie nicht der Preis, wenn ihr der Schuh oder das Kleid gefiel. Nur etwas Besonderes musste es sein. Schließlich wollte sie unter den fast 2000 prominenten Gästen aus Wirtschaft, Kultur und Sport sowie Film und TV nicht wie Alma Mumsickel aussehen. »Jetzt gehören wir schließlich dazu«, lag sie Robert ständig in den Ohren. Was bedeutete das schon? Er dachte an die Probleme auf seiner Station. Das Klappen der Tür riss Robert aus seinen Gedanken. Monika rauschte in einem enganliegenden Seidenkleid die Treppe herunter, funkelte und strahlte wie ein Blautopas. Der bezaubernde Anblick seiner Frau verscheuchte die sorgenvollen Gedanken. Ganz Gentleman, öffnete er ihr die Tür und der Taxifahrer beendete rasch seine unfreiwillige Pause. Monikas Augen glänzten, als sich das Auto dem Augustusplatz näherte. Laserstrahlen tauchten die Oper in zarte Pastelltöne. Majestätisch und festlich zugleich hob sich das im klassizistischen Stil errichtete Gebäude von den umliegenden ab. Mit einem roten Teppich und gleißendem Scheinwerferlicht empfing das Opernhaus gebührend seine Gäste. »Das ist hier wie in Hollywood«, hauchte Monika beeindruckt und begutachtete die anderen Abendkleider. »Ich denke, Leipzig wird als Klein-Paris bezeichnet?« Robert musste über Monika lächeln. Sie folgten ganz einfach den Gästen, die schon in das Hauptfoyer strömten. Riesige Kronleuchter, deren Form Tausende von Blüten nachahmte, hingen an der Decke wie kristallene Blumensträuße und verbreiteten ein angenehmes feierliches Licht. Über eine der zwei geschwungenen Haupttreppen gelangten sie in das Parkett. Eingehüllt von verführerischen Duftnoten flanierten die Damen zu den festlich eingedeckten Tafeln. Die an den Rückenlehnen angebrachten cremefarbenen Schleifen gaben dem würdevollen Rahmen etwas Beschwingtes, so als wirke die Leichtigkeit des Sommers nach. Monika warf ihre blonden Locken in den Nacken und genoss die bewundernden Blicke einiger Herren auf dem Weg zu ihrem Platz. In bester Laune neigte sie sich mit einem Sektglas zu Robert und flüsterte: »Auf einen schönen Abend. Wir wollen heute richtig feiern. Du hast ja sonst immer so wenig Zeit für mich.« Robert runzelte die Stirn. Was sollte das jetzt? Schließlich legte er sich krumm für sie und seine kleine Tochter Marie. Das Haus konnte ja nicht groß genug sein, und sein alter Opel hätte ihn auch noch eine Weile zum Dienst gefahren. Die Gläser gaben einen feinen Klang. Aber Robert war verstimmt. Während alle dem Opernchor bei der feierlichen Eröffnung lauschten, schweiften Roberts Gedanken zu Helen. Seine erste Frau hatte ihm nie Vorwürfe gemacht oder Ansprüche gestellt. Das Leben mit ihr und seinem Sohn Martin war so leicht. Bis zu jenem Tag. Bitterkeit stieg in ihm auf. Das war nun gut fünf Jahre her und eigentlich müsste Robert glücklich sein. Nach Helens Weggang fand er in dieser bezaubernden Messestadt einen neuen Anfang und hatte Karriere gemacht. »Robert, wo bist du mit deinen Gedanken? An was zum Teufel denkst du an so einem Abend?« Monika zog einen Schmollmund und schmachtete ihn an. Verlegen rückte er seine perfekt sitzende Brille zurecht. Wegen diesem Blick hatte er ihr so manchen teuren Schuh- oder Taschenkauf verziehen. Er legte den Arm um ihre Schulter. Sie hatte ja recht. Jeder amüsierte sich, nur er hing der Vergangenheit nach. Dabei konnte er stolz auf sich sein. Er gab sich einen Ruck. Nach dem vorzüglichen Essen führte er sie zur Bar und schwebte auch eng umschlungen mit ihr über die Tanzfläche. »Jetzt brauche ich etwas Kühles«, lächelte Monika ihren Gatten verführerisch an. Vorbei an aufgestellten Bühnendekorationen schritten sie erneut zur Bar. »Robert?«, mit dunkler Stimme rief jemand den frischgebackenen Chefarzt. Robert drehte sich um und erkannte Christian aus seiner alten Heimatstadt Marburg. Dieser stürzte mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu, der eher verblüfft als freudig überrascht zu sein schien. Er machte seinen früheren Freund mit Monika bekannt. Sie musterte ihn eingehend und hoffte, dass dieser Bierbauchträger in Nadelstreifen sich bald wieder verabschieden möge. »Ich bin mit zwei Geschäftspartnerinnen in Leipzig. Wir fahren in zwei Tagen zurück. Wollen wir uns mal treffen und über die alten Zeiten plaudern?« »Ich habe kaum Zeit. Im Moment ist es schwierig. Aber ich bin im Rahmen eines wichtigen Ärztekongresses nächste Woche in Marburg. Vielleicht rufe ich dich an, wenn es zeitlich passt.« »Alles klar. Du, ich muss. Gerade Geschäftspartnerinnen sollte man nicht so lang allein lassen.« Er verabschiedete sich und klopfte Robert vertraut auf die Schulter. Robert und Monika setzten ihren Weg zur Bar fort. »Von dem Kongress hast du mir noch nichts gesagt.« In ihrer Stimme schwank Unmut mit. »Das hätte ich schon noch.« Er bestellte zwei Manhattan, als der Barkeeper gerade in seine Richtung schaute. Robert griff nach den Drinks und gab ihr ein Glas. »Du siehst wunderschön aus in diesem Kleid«, flüsterte er ihr ins Ohr und legte einen Arm um ihre Taille. Vorhin hätte sie sich noch gefreut über dieses Kompliment. Jetzt ließ sie sich davon nicht ablenken. »Soll ich dich begleiten? Deine Mutter freut sich bestimmt, Marie wieder einmal zu sehen.« »Das ist nicht nötig. Es sind nur drei Tage. Ich halte meine Fachvorträge und komme am dritten Tag zurück. Meine Eltern sind noch im Italienurlaub. Die würdest du nicht antreffen« Robert bestellte sich noch ein Glas. Er konnte ihr nicht sagen, dass er die Gelegenheit nutzen wollte, um das Grab von seinem Sohn Martin zu besuchen. Ihn zernagte fast die Sehnsucht, einfach mal allein eine Stunde bei ihm zu sitzen. Mit Monika ging dies nicht. Sie reagierte darauf immer sehr abweisend. Die Wunden müssten doch nun mal verheilt sein, meinte sie erst kürzlich. Außerdem hätte er jetzt seine kleine Marie. Vielleicht wäre Robert eher darüber hinweggekommen, wenn damals der Fahrer des roten Golfs gefunden worden wäre. Dies und der Schmerz über den Verlust ließen die Beziehung zu Helen scheitern. Aber er dachte oft an sie. Immer wenn es Streit mit Monika gab. »Ich könnte Marie bei meinen Eltern unterbringen, dann hätten wir die Abende für uns«, riss sie Robert aus seinen Gedanken. Sie musste einen Weg finden, damit er nicht allein fahren würde. Immer, wenn sie seine Eltern in Marburg besuchten, ließ sie ihn keinen Augenblick aus den Augen. Robert wunderte sich, wie sie um diese drei Tage rang. Sonst war sie nie begeistert, wenn es um einen Besuch in Marburg ging. »Das ist toll, Schatz, dass du mich so liebst, dass du keine Nacht ohne mich sein willst. Aber ich fahre diesmal definitiv allein.« Die Wut stieg in Monika hoch. Sie ließ sich jedoch nichts anmerken, lächelte ihm zu und stellte das leere Glas zurück. Sie setzten sich wieder an ihren Tisch. Monika hatte plötzlich keinen Blick mehr für ihre Tischnachbarn. Robert war froh, dass er wieder sitzen konnte. Tanzen gehörte nicht zu seinen Stärken. Er wunderte sich, dass Monikas Heiterkeit verflogen war, wie bei einem Kind, das sein Eis nicht bekam. Vielleicht ist sie bloß zu viel allein, dachte Robert. Nur mit dem Kind, so ohne Arbeit und Haushalt, da konzentriert sie sich bestimmt zu sehr auf mich. »Aber, wir können meine Eltern mal wieder zu uns einladen«, nahm er das Gespräch wieder auf. »Ich werde meine Mutter gleich morgen anrufen, dass sie gleich nach dem Urlaub zu uns kommen. Die Gästezimmer sind jetzt eingerichtet. Sie könnten eine Weile bei uns bleiben.« Robert hoffte auf ihre Zustimmung. »Tolle Idee«, heuchelte Monika. Sie begriff, dass sie im Moment nichts ändern konnte. Mit Erleichterung nahm Robert ihre Zustimmung auf. Für ihn war damit der Disput erledigt. Ganz Gentlemen ließ er den Rest aus der Flasche in ihr Glas sprudeln. »Da...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.