Fürsorge gilt insbesondere wegen des paternalistischen Beigeschmacks als überholter Begriff. In jüngeren Standardwerken der theologischen Ethik finden sich keine Eintragungen dazu. Der Impuls zur Auseinandersetzung mit der Kategorie der Fürsorge kommt heute aus der feministischen Ethik. Dort wurde Fürsorge/Care zu einem geflügelten Wort und bezeichnet einen eigenen Ansatz, der in der Regel als Gegen- oder Ergänzungsmodell zur Gerechtigkeitsethik konzipiert wird. Vor dem Hintergrund dieser Debatte wird in diesem Band der Versuch unternommen, wichtige Ergebnisse dieser Diskussion aufzugreifen und im Blick auf die theologische Ethik zu reflektieren. Den Ausgangspunkt dieser Reformulierungen von Fürsorge bildet die Tatsache, dass Fürsorge als Wert und als Arbeitsform eine zentrale sozial-gesellschaftliche Ressource bildet, die jedoch weitgehend unsichtbar bleibt. Die hier vorliegende Untersuchung setzt bei der Geschichte des Begriffs an, beleuchtet die ethischen und politischen sowie die theologisch-ethischen Anschlussstellen und arbeitet schließlich Elemente für eine sozialethische Theorie der Fürsorge aus. Paradigmatisch lässt sich zeigen, wie der Dialog zwischen Care-Ethik, Gender-Ethik und theologischer Ethik zu einer produktiven Weiterentwicklung sowohl der theologischen Sozialethik wie auch der feministischen Ethik beiträgt.
Schnabl
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Christa Schnabl, Dr. theol., ao.Univ.-Prof. am Institut für Sozialethik an der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien.