Schulz | Ein Grab im Oberharz | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 293 Seiten

Reihe: Kramer und Niebuhr ermitteln

Schulz Ein Grab im Oberharz

Kramer und Niebuhr ermitteln, Band 2 | Packende Regio-Spannung mit einem taffen Ermittler-Team
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-98690-898-0
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Kramer und Niebuhr ermitteln, Band 2 | Packende Regio-Spannung mit einem taffen Ermittler-Team

E-Book, Deutsch, Band 2, 293 Seiten

Reihe: Kramer und Niebuhr ermitteln

ISBN: 978-3-98690-898-0
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Was lauert in den Schatten ... Der spannende Regio-Krimi »Ein Grab im Oberharz« von Mick Schulz jetzt als eBook bei dotbooks. Nur wenige Tage, nachdem die Leiche eines jungen Mannes in einem Waldstück aufgefunden wird, erschüttert ein zweiter Tod den Oberharz: Helmut Hauke, Ratsherr von Goslar, wird mit gebrochenem Genick in den Wallanlagen der Stadt gefunden. Oberkommissarin Sina Kramer und Jens Niehbur stehen vor einem Rätsel: Gibt es einen Zusammenhang zwischen den beiden Morden? Doch während Hauke weit und breit als korrupter Schürzenjäger bekannt war, scheint niemand den anderen Toten überhaupt zu kennen ... Kramer und Niebuhr graben weiter - und stoßen schon bald auf ein Netz aus Lügen und Gewalt, das sich weit über den Harz hinaus zu erstrecken scheint ... Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der Kriminalroman »Ein Grab im Oberharz« von Mick Schulz wird alle Fans von Andreas Gruber und Wolfgang Burger begeistern. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Mick Schulz, geboren in Bonn, begeisterte sich schon früh für Musik und Literatur. Nach einem Musikstudium am »Mozarteum« in Salzburg ging er zunächst als Kapellmeister zur Bühne, bis ihn schließlich das Schreiben packte. Seine Wahlheimat, der Oberharz bei Goslar, inspirierte ihn zu seinen unverwechselbaren Krimis, die in der Region spielen. Die Website des Autors: www.mickschulz.de Bei dotbooks veröffentlichte der Autor seine Kriminalromane »Ein Mord im Oberharz« und »Ein Grab im Oberharz«.
Schulz Ein Grab im Oberharz jetzt bestellen!

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Kapitel 1


Der Fundort der Leiche befand sich etwa zwanzig Schritte von einem Waldpfad entfernt, der unmittelbar hinter der Stadtausfahrt über die Hänge oberhalb der B?241 führt, der Ausfallstraße von Goslar in den Oberharz. Daran schließen sich auf derselben Seite Pferdewiesen an, gefolgt vom Campingplatz »Sennhütte«, der an dem friedlich wirkenden Flüsschen Gose liegt, von dem die Stadt ihren Namen hat. In lang anhaltenden Regenperioden und während der Schneeschmelze verliert die idyllische Gose allerdings ihre Harmlosigkeit und ist imstande, das ganze Tal zu überfluten.

Kriminalhauptkommissarin Sina Kramer und ihr Kollege Kriminaloberkommissar Jens Niebuhr von der Kripo Goslar standen vor dem schätzungsweise fünfzehn mal zehn Meter großen rot-weiß markierten Areal. Sie taten nichts weiter, als neugierige Blicke auszusenden, um die Truppe von Kriminaltechnik und Spurensicherung nicht dabei zu behindern, Zentimeter für Zentimeter den unübersichtlichen, buckligen Waldboden abzusuchen. Überall zwischen den tief hängenden Buchenzweigen krochen Männer in weißen Schutzanzügen herum und stellten in transparenten Plastiktüten sicher, was ihnen in die Hände fiel: Stoffreste, einen rechten Schuh und immer wieder über die ganze Fläche verstreute Knochen und Skelettteile. Ein mit dunkler Erde verschmierter, aber ansonsten unversehrter Schädel ohne Unterkiefer und Beckenknochen waren als Erstes gefunden worden. Zwischendurch schnalzte der Auslöser des Fotoapparates.

»Die Natur hat gründliche Arbeit geleistet«, wandte sich einer der Männer von der KT den beiden Ermittlern zu. »Jedenfalls hat sie von dem hier nicht viel übrig gelassen, wer immer es gewesen ist.«

»Mann oder Frau?«, fragte Niebuhr.

»Wenn der Schuh sein Schuh war, dann war es ein Mann. Aber das werden die Untersuchungen noch genauer ergeben. Auf die Identität gibt es leider noch keine Hinweise.«

»Gibt es offensichtliche Anzeichen für einen Mord?«, fragte Sina. Zunächst einmal ging es darum, zu klären, ob ein natürlicher oder ein gewaltsamer Tod vorlag. Davon hing ab, in welche Richtung weitere Ermittlungen folgen würden.

»Bisher konnten wir nichts feststellen. Der Schädel ist bis auf Kratzspuren unversehrt. Eine mögliche Tatwaffe ist auch nicht aufgetaucht.«

»Und wie sieht es mit Kampfspuren aus?«, wollte Niebuhr wissen.

»Wie lange die Leiche hier gelegen hat, lässt sich aus der hohlen Hand nicht sagen. Kann drei Wochen, kann aber auch drei Monate sein«, gab der Kollege Auskunft. »Und wenn hier ein Kampf stattgefunden hat, lässt sich das nur noch äußerst schwer rekonstruieren. Zwischendurch hat es geregnet, und wer weiß, was sich hier alles herumgetrieben hat. Aber wir tun, was wir können.«

Es war Anfang Juni, also war der Mann frühestens Anfang März und spätestens im Mai zu Tode gekommen, dachte Sina.

»Wissen wir doch«, sagte sie zu dem Techniker. »Danke!«

»Dafür nicht«, antwortete der Mann und ging wieder seiner Arbeit nach.

Der Tote war nicht eingegraben worden, jedenfalls ließ sich keine Mulde oder Vertiefung im Waldboden erkennen, aus der die Leiche herausgezogen worden war. Das konnte ein Anzeichen für einen natürlichen Tod sein: Der Mann hatte einen Anfall, Herzinfarkt oder Schock erlitten, war zusammengebrochen, ins Koma gefallen und – weil keine Hilfe kam – gestorben. Aber warum hatte er den Weg verlassen und war in den Wald gekrochen? Pilzsaison war im September, und es war erst Juni. Vielleicht hatte er schlichtweg nur pinkeln müssen, als es ihn erwischte.

Ebenso gut aber konnte er ermordet und ins Gebüsch gezerrt worden sein, und der Täter hatte ihn einfach liegen lassen oder nur flüchtig mit Grünzeug bedeckt. Abgerissene und vertrocknete Äste lagen jedenfalls genug herum. Möglich war auch, dass der Mord woanders stattgefunden hatte und der Tote hier nur abgelegt worden war.

Abgesehen von den Fliegenmaden und Käfern hatte sich vermutlich anderes Getier vom Duft des faulenden Fleisches anlocken lassen. Alle waren sie schließlich auch Aasfresser: Füchse, Dachse, Marder und vor allem die vielen Wildschweine. Wie sich eine Rotte Schweine gierig schmatzend über den ungeschützten Körper hermachte, wollte sich Sina lieber nicht vorstellen.

Sie warf Niebuhr einen eindeutigen Blick zu. Vorerst waren sie hier fertig. Die Antworten auf alle weiteren Fragen mussten sie den Berichten der Kriminaltechnik und der Gerichtsmedizin entnehmen.

Sie kehrten zum Parkplatz an der B?241 zurück, wo ihr Dienstwagen stand. Die beiden Beamten von der Streife, die sich dort im Gespräch mit einem Mittfünfziger befanden, der ziemlich verschreckt aussah, hatten offenbar schon auf sie gewartet.

»Das ist Herr Mayrinck«, stellte einer der Streifenbeamten den Mann vor.

Mayrinck nickte, zog seinen verstaubten Filzhut und gab Sina und Niebuhr die Hand.

»Herr Mayrinck hat den Toten gefunden …«

»Beziehungsweise Liese hat ihn gefunden«, verbesserte Mayrinck mit dünner, hoher Stimme und wies auf die graubraune Promenadenmischung zu seinen Füßen. »Liese lief plötzlich ins Gebüsch – sonst macht sie das nicht, bleibt immer auf dem Weg – und kam mit diesem Stock, wie ich zuerst dachte, wieder heraus. Aber es war kein Stock. Es war ein Knochen, ein ziemlich langer Knochen. Liese wollte ihn zuerst nicht hergeben. Ich musste mit ihr schimpfen und bin hinter ihr her in den Wald, und da habe ich die Stelle gefunden, wo …«

Mayrinck stockte, anscheinend immer noch schockiert von dem, was er gesehen hatte.

»Und dann haben Sie die Polizei gerufen …«, brachte ihn Niebuhr wieder in die Spur.

»Ja, ich bin sofort nach Hause gelaufen. Ich wohne seit fünfundzwanzig Jahren hier unten an der Straße. Ich hab mich sofort ans Telefon gehängt und die Polizei verständigt.«

Er blickte unsicher zu den Uniformierten hinüber, offenbar im Zweifel, ob er alles richtig gemacht hatte.

»Gehen Sie mit Ihrem Hund immer diese Strecke?«, fragte Sina.

»Ja, jeden Morgen. Wieso?«

»Ich frage mich, warum der Hund den Toten erst heute entdeckt hat. Der liegt nämlich schon einige Zeit hier.«

»Ich war vier Wochen weg. Zwei Wochen bei meiner Schwester in Kassel und danach zwei Wochen im Spreewald bei einem ehemaligen Klassenkamerad. Ich hab mich auf zu Hause gefreut, aber jetzt hab ich schon wieder die Nase voll.«

»Gehen Sie nach Hause.« Sina lächelte Mayrinck verständnisvoll zu. »Und trinken Sie einen guten Tee, das beruhigt. – Und wir tun, was wir müssen«, wandte sie sich an Niebuhr, der mit einem Klack die Wagentür entriegelte.

***

Der Tag war heiß gewesen. Obwohl Sinas Büro im Polizeipräsidium nach hinten heraus lag, nachmittags unerreichbar für die stechende Sonne, hatte sie gegen drei Sehnsucht nach einem Sprung ins kühle Nass bekommen. Doch mittlerweile war es nach Dienstschluss, und bevor sie mit Chao im Oberharz sein würde, hätte das Waldbad in Wildemann schon längst geschlossen.

Sie stellte den gelben Honda vor ihrem kleinen Reihenhaus im Goslarer Siemensviertel ab. Heute hatte sie nicht viel erreicht. Der Anwalt des Verdächtigen, der eine alte Frau wegen dreihundertfünfzig Euro umgebracht haben sollte, dem sie die Tat aber nicht eindeutig nachweisen konnten, hatte erfolgreich verhindert, dass sein Mandant auspackte. Und bei dem Skelettfund an der B?241 ließen die Untersuchungsergebnisse auf sich warten. Was allerdings nicht verwunderte, denn die Techniker hatten einen unüberschaubaren Haufen von Einzelspuren zu prüfen, während die Gerichtsmedizin im Gegenteil verdammt wenig hatte, was sie untersuchen konnte.

Niebuhrs Computer hatte die Namen einer Handvoll vermisster Männer ausgespuckt, darunter den eines Asylanten Mitte dreißig, der schon seit zwei Jahren vermisst wurde, den eines Rentners aus Goslar, der um elf Uhr abends nur frische Luft schnappen wollte, und den eines Touristen aus Hamburg, der während einer Wanderung am Polsterberg seiner Gruppe abhandenkam und trotz Einsatz von Suchhunden nie aufgespürt werden konnte. Aber ohne Rahmendaten nützten die Informationen nur wenig.

Sina kramte in ihrer Jacke nach dem Schlüssel, bevor sie wie jeden Abend einen Blick in den Postkasten warf. Darauf stand jetzt: »Kramer/Köglsperger« – eine der Kleinigkeiten, die sich geändert hatten, seit Chao, Sohn einer Chinesin und eines waschechten Bayern, bei ihr eingezogen war.

Sie fragte sich, was er jetzt wohl gerade machte. In letzter Zeit fragte sie sich das mehrmals am Tag. Obwohl sie es ziemlich krank fand, konnte sie es nicht abstellen. War das Liebe, oder war es Angst, er könnte etwas tun, was sie zutiefst verletzte? Zum Beispiel das, was Bernie, ihr Ex, getan hatte, wenn sie glaubte, er machte Überstunden.

Wahrscheinlich war es der große Altersunterschied – er achtundzwanzig und sie schließlich schon sechsundvierzig –, der sie immer wieder verunsicherte. Auch wenn sie nicht die Absicht hatte, die nächsten Jahre mit der Angst zu leben, Chao könnte sie von heute auf morgen nicht mehr begehren, nur weil sie fast zwanzig Jahre älter war als er. Es gab auch keinen Grund anzunehmen, dass Chao nicht zufrieden war, denn sie hatten reichlich Sex, und er beteuerte immer, wie unwiderstehlich er ihre Speckröllchen fand.

Sie schloss die Haustür auf.

Es roch jetzt anders im Haus. Chao hatte neben seinen Büchern den Restbestand an Tee, den er nach der Pleite seines Ladens »Tee aus aller Welt« im Oberharz nicht mehr losgeworden war, in Sinas Bügel- und Wäschezimmer gelagert, und der Duft der aromatischen Blätter durchdrang allmählich das ganze Haus.

Bevor Chao seinen...



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