Buch, Deutsch, 221 Seiten, Format (B × H): 122 mm x 192 mm, Gewicht: 292 g
Buch, Deutsch, 221 Seiten, Format (B × H): 122 mm x 192 mm, Gewicht: 292 g
ISBN: 978-3-945370-48-3
Verlag: Guggolz Verlag
Ásta Sigurðardóttir (1930–1971) war eine Ausnahmeerscheinung. Schon ihre erste Erzählung 1951, »Sonntagabend bis Montagmorgen«, sorgte fu¨r Aufsehen, da sie nicht in die beschauliche isländische Gesellschaft passte. In ihrem Leben, das geprägt war von Liebschaften, Schwangerschaften und Kindern, von Unmengen an Alkohol und unbändigem Schaffensdrang, fand Ásta weder Ruhe noch Frieden. Umso erstaunlicher sind Präzision und Radikalität ihrer Geschichten sowie der sprachliche Glanz ihres Schreibens. Jede der 13 Geschichten, die sie bis zu ihrem fru¨hen Tod verfasst hat, steht wie ein Solitär fu¨r sich, strahlt fast unheimliche Souveränität aus. Ihre Figuren zählen nicht zum klassischen Literaturrepertoire, es sind Tagediebinnen, junge Frauen, die sich nicht fu¨r ihr sexuelles Begehren schämen, verschu¨chterte Kinder, einsame gealterte Damen: beschädigte und u¨berforderte Existenzen, getrieben von unstillbarer Sehnsucht.
Ásta Sigurðardóttirs Erzählungen ermöglichen einen Blick in alltägliche Abgru¨nde, in Verhärtungen und Vergeblichkeiten sowie in die Brutalität der Verhältnisse. Ihre lauernde Bedrohlichkeit beziehen sie daraus, dass sie Allgegenwärtiges beschreiben, das u¨blicherweise verdrängt und in seiner Zerstörungskraft unterschätzt wird. Tina Fleckens Übersetzung gelingt es auf eindrucksvolle Weise, die Unmittelbarkeit zu bewahren. Die Erzählungen u¨berwinden sprachliche und zeitliche Distanzen spielend, haben keinerlei Kraft verloren und bohren sich so direkt in uns, wie sie es im Island der 1950er und 1960er Jahre getan haben. »Streichhölzer« ermöglicht endlich die verspätete Entdeckung einer großen isländischen Autorin.