Stevens | Der perfekte Mord? | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Stevens Der perfekte Mord?

Lebenslänglich ungesühnt – wahre Fälle eines Strafverteidigers

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

ISBN: 978-3-492-60055-2
Verlag: Piper ebooks
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Denn die Wahrheit stirbt mit
Zwei verschwundene Frauen, aber weit und breit keine Leichen – dennoch wird ein Mann wegen Mordes verurteilt.Ein Doppelmord, bei dem alle Verdächtigen ein wasserdichtes Alibi haben, einer aber trotzdem hinter Gittern landet – kann das richtig sein?Ein regelrechtes Gemetzel, für das jemand gänzlich ohne Beweise verhaftet und verurteilt wird. Zu Recht? Oder ist der wahre Täter noch auf freiem Fuß?
Strafverteidiger Dr. Alexander Stevens wird immer wieder mit dem Problem konfrontiert, ob die Richtigen auf der Anklagebank sitzen. Anhand aktueller und wahrer Fälle geht er der spannenden Frage nach: Gibt es den perfekten Mord? Oder anders: Kann es ihn trotz modernster Forensik und Kriminaltechnik heute überhaupt noch geben?
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Der Ehrenmann
Zweite Mordkommission K 11, 5.58 Uhr: Der Beschuldigte wird aus der Haftanstalt zur Vernehmung gebracht. Da die Bekleidung des Beschuldigten sichergestellt wurde, trägt er einen Papieranzug und Badeschuhe. Neben ihm sitzt ein Dolmetscher für die arabische Sprache. »Wie geht es Ihnen jetzt?« »Ich bin in keiner so guten Verfassung.« »Warum nicht?« »Ich fühle mich nicht wohl wegen dieses Ereignisses.« »Was war heute Nacht?« »Ich hatte mitbekommen, dass meine Frau jeden Samstag ausgegangen war, obwohl sie zu mir immer sagte, sie geht zu ihrer Schwester und schläft dort. Dabei schminkte sie sich immer sehr auffällig, und am nächsten Morgen, wenn sie dann gegen 9 Uhr wieder heimkehrte, konnte man die Spuren von Schminke unter ihren Augen noch sehen. Ich versuchte, ihr zu erklären, dass das, was sie macht, unfair und unsittlich ist. Denn ich wusste, dass sie die Nacht mit einem anderen Mann verbringt.«   Der Beschuldigte will wissen, ob seine Frau noch lebt. Es wird ihm mitgeteilt, dass seine Frau im Krankenhaus verstorben ist. Antwort des Beschuldigten: »Gott möge ihr ihre Sünden vergeben, aber sie hat mir unrecht getan. Ich weiß nicht, was ein anderer Mensch in meiner Lage getan hätte, wenn ihn seine Frau ständig betrogen hätte.« »Wie oft haben Sie auf Ihre Frau eingestochen?« »Ich kann mich leider nicht daran erinnern.« »War es einmal oder öfter?« »Es war mehr als einmal, aber ich habe nicht mitgezählt.« »Wo haben Sie mit dem Messer auf Ihre Frau eingestochen?« »Ich habe sie von vorne attackiert. Der Koran sagte mir, dass das der richtige Weg ist für diese Schande.« »War dies Ihr Gedanke beim Zustechen, oder haben Sie sich vorher mit dem Koran beschäftigt?« »Ich bin kurz vorher in die Wohnung und nahm den Koran in die Hände. Ich hab nachgeschlagen, was richtig ist, was ich machen soll. Dabei bekam ich die Antwort, dass meine Absicht in Ordnung ist.« »Was stand im Koran? Stand dort, dass man seine Frau umbringen darf, wenn sie fremdgeht?« »Ich habe nur in Erinnerung, dass der Vers, den ich gelesen habe, gut war. Dann habe ich auch das Messer mitgenommen.« »Was meinen Sie mit gut?« »Ich habe die Stelle so verstanden, dass ich vom Koran bzw. von Gott eine Erlaubnis erhalten habe.« »Eine Erlaubnis für was?« »Bevor ich den Koran aufschlug, war ich nicht sicher, ob ich sie töten soll oder nicht, aber als ich dann nachschlug und einen guten Vers las, war die Sache klar, und es ging ganz schnell. Im Koran steht allgemein, dass wenn eine verheiratete Frau fremdgeht, sie getötet werden darf.« »Sie haben sich also, nachdem Sie den guten Vers gelesen haben, sofort entschieden, Ihre Frau zu töten?« »Ja. Meine Frau hat sich nämlich sonst nie geschminkt.« »Fiel dann der Entschluss, das Messer mitzunehmen, um Ihre Frau umzubringen? »Ja. Denn immer, wenn Sie den anderen Mann getroffen hat, hat sie sich geschminkt. An diesem Abend war es genauso, und der Mann hatte unten vorm Haus sogar schon gewartet. Der göttliche Befehl sagte zu mir, wenn meine Frau nicht auf mich hört, dann kann ich nicht weiter zusehen, wie sie mit fremden Männern schläft.« »Was wollten Sie mit den Messerstichen bezwecken?« »Mein Gewissen erleichtern und die familiäre Ehre wiederherstellen. Ich konnte diese Demütigung und Beschmutzung nicht länger ertragen.« »Wollten Sie das Leben Ihrer Frau beenden mit diesem Angriff?« »Ja.« »Mit welcher Hand haben Sie zugestochen?« »Mit der rechten Hand.« »Wissen Sie noch, wie fest Sie zugestochen haben?« »Nein.« »Wissen Sie noch, wo Sie Ihrer Frau den ersten Stich verpasst haben?« »Im Hausflur.« »Stand Ihre Frau Ihnen gegenüber oder mit dem Rücken zu Ihnen?« »Wir standen uns gegenüber. Es war vielleicht ein wenig schräg, aber wir standen uns gegenüber.« »Wie weit standen Sie voneinander weg, als Sie zustachen?« »Ich schätze circa einen halben Meter.« »Haben Sie unmittelbar vor dem ersten Stich noch etwas zu Ihrer Frau gesagt?« »Ich habe zu ihr gesagt: ›Komm, es ist nicht gut, dass du jetzt zu ihm gehst. Bleib bei mir zu Hause. Das will auch Gott nicht, dass du so was machst.‹ Sie sagte: ›Geh weg, dafür braucht man keinen Gott.‹ Was soll ich sagen: Das waren dann ihre letzten Worte.« »Wo hatten Sie das Messer, als Sie Ihre Frau aufforderten, zu Hause zu bleiben?« »Ich hatte das Messer zwar in der Hand, aber versteckt in der rechten Hosentasche.« »Wann haben Sie dann das Messer rausgezogen und auf Ihre Frau eingestochen?« »In diesem Moment, in dem sie auch noch Gott verschmähte und sagte, ›hierzu braucht man keinen Gott‹, habe ich zugestochen.« »Haben Sie Ihre Frau geliebt?« »Ja, ich habe meine Frau sehr geliebt. Ich habe mich nicht nur bemüht, ihre Wünsche zu erfüllen, in dem ich sie nächtelang massiert habe, bis sie einschlief, sondern auch im Alltag habe ich mich bemüht, damit sie weniger Arbeit hat. Ich habe zum Beispiel Kuchen gebacken und abgespült.« »Haben Sie Ihre Frau vorhin, als Sie sie getötet haben, auch noch geliebt?« »Ja.« »Sie haben gesagt, dass Sie das Messer in der Hose, in der rechten Hosentasche, gehabt haben, sodass es Ihre Frau nicht sehen konnte. Es ist ein sehr großes Messer, wie haben Sie es verstecken können?« »Ich hatte zunächst das Messer in meinem Ärmel versteckt, damit sie nicht Angst hat vor mir.«   Der Beschuldigte wird aufgefordert, mit einem Plastikmesser zu zeigen, wie er das Messer in der Hosentasche hatte. Er nimmt das Plastikmesser in die rechte Hand und umfasst die Klinge, sodass sie von der Hand verdeckt wird. Der Griff des Messers zeigt am Unterarm entlang nach oben, unter seinem langärmeligen Papieranzug. »Sie haben gerade gesagt, dass Sie mehr als einmal auf Ihre Frau eingestochen, aber nicht mitgezählt haben. Der Rechtsmediziner hat jetzt über zwanzig Verletzungen, großteils Stichverletzungen, festgestellt. Wie können Sie dies erklären?« »Ich hatte die Kontrolle über mich verloren.« »Ihre Frau hatte auch Stichverletzungen am Rücken, wie kamen diese zustande?« »Ich kann mich nicht erinnern.« »Sie haben gesagt, dass Sie ihr die ersten Stiche im Hausflur zugefügt haben. Ihre Frau wurde aber im Eingangsbereich der Wohnung der Nachbarin gefunden. Ist demnach Ihre Frau von Ihnen weggelaufen?« »Ich kann den Vorgang jetzt nicht mehr beschreiben. Ich weiß, dass ich meine Frau im Gang, ganz in der Nähe von der Wohnung der Nachbarin, angetroffen habe und die Haustür schon offen war. Nach den ersten Stichen ging sie zur Wohnung der Nachbarin, und ich hinterher. Ich hab die Kontrolle verloren.« »Wissen Sie noch, ob Ihre Frau auch am Boden gelegen hat, als Sie auf sie eingestochen haben?« »Ich weiß nichts mehr, ich war so durchgedreht. Kann sein, kann auch nicht sein. Ich kann es jetzt nicht genau sagen.« »Was denken Sie darüber, dass Ihre Frau nun tot ist?« »Ich fühle in meinem Inneren den Frieden und die Ehre.« »Geben Sie zu, dass Sie Ihre Frau heute Nacht mit...


Stevens, Alexander

Dr. Alexander Stevens gehört zu Deutschlands bekanntesten Strafverteidigern. Sein Podcast „True Crime“ erreichte bisher über 33 Millionen Menschen und gehört zu den erfolgreichsten Podcasts der ARD.

Zuletzt erschienen von ihm bei Piper der Spiegel-Bestseller »9 ½ perfekte Morde«, »Verhängnisvolle Affären«, »Aussage gegen Aussage« und »Der perfekte Mord?«.

Dr. Alexander Stevens ist Fachanwalt für Strafrecht und einem breiten Publikum als Buchautor und Anwalt in verschiedenen TV-Formaten bekannt (u.a. »Die spektakulärsten Kriminalfälle der Geschichte«, »Richter Alexander Hold« und »Paragraphen-Schlupflöcher«). Zuletzt erschien von ihm bei Piper der Spiegel-Bestseller »9 ½ perfekte Morde«, »Verhängnisvolle Affären« und »Aussage gegen Aussage«.


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