Stökl Ben Ezra | Qumran | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 480 Seiten

Reihe: Jüdische Studien

Stökl Ben Ezra Qumran

Die Texte vom Toten Meer und das antike Judentum
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-8463-4681-5
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die Texte vom Toten Meer und das antike Judentum

E-Book, Deutsch, 480 Seiten

Reihe: Jüdische Studien

ISBN: 978-3-8463-4681-5
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das antike Judentum in zeitgenössischen Texten Kaum eine archäologische Entdeckung hat unser Verständnis des antiken Judentums und der Entstehung der Hebräischen Bibel so revolutioniert wie die Rollen vom Toten Meer. Wer waren die Besitzer der Schriftrollen, wie lebten und dachten sie? Daniel Stökl Ben Ezra diskutiert in diesem Lehrbuch auf anschauliche Weise die wichtigsten Theorien zu den Qumranrollen in ihrem archäologischen Kontext.

Geboren 1970; Studium der Religionswissenschaften, Judaistik und Theologie; 2002 Promotion; 2011 Habilitation; derzeit Forschungsprofessor an der École pratique des hautes études in Paris auf dem Lehrstuhl für Sprache, Literatur, Paläographie und Epigraphie des Hebräischen und Aramäischen vom vierten Jahrhundert v. Chr. bis zum vierten Jahrhundert n. Chr.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Vorwort VII
Transkriptionsregeln XIII
Teil 1: Historische und philologische Einleitung 1
Teil 2: Steine, Rollen, Krüge: Archäologie der Texte von Qumran und ihrer Umgebung 87
Teil 3: Die Geburt der ältesten Buchreligion: Die Rollen von Qumran und die Hebräische Bibel 171
Teil 4: Der Jachad: Quellen, Organisation und Religion der Bibliotheksbesitzer 237
Teil 5: Schlüsselloch Qumran: Neue Einblicke ins antike Judentum 317


|27|2 Wie liest man ein Fragment? Anatomie der ältesten jüdischen Bücher


S. auch Literatur zu Kapitel 3

Cross, Frank, The Development of the Jewish Script. In: Wright, George Ernest (Hg.), , Garden City 1961 133202.

Cross, Frank, Palaeography and the Dead Sea Scrolls. In: Flint, Peter/VanderKam, James (Hgg.), , Leiden 1998, Bd. 1, 379402.

Doudna, Greg, Dating the Scrolls on the Basis of Radiocarbon Analysis. In: Flint, Peter/VanderKam, James (Hgg.), , Leiden 1998, Bd. 1, 430471.

Johnson, William, , Toronto 2004.

Jull, Timothy/Donahue, Douglas/Broshi, Magen/Tov, Emanuel, „Radiocarbon dating of scrolls and linen fragments from the Judean desert“, 37 (1995) 1119.

Leach, Bridget/Tait, John, Papyrus. In: Nicholson, Paul/Shaw, Ian (Hgg.), , Cambridge 2000, 233253.

McLean, Mark, (unpubl. Ph.D. diss., Cambridge, Mass: Harvard University, 1982).

Nir-El, Yoram/Broshi, Magen. „The Red Ink of the Dead Sea Scrolls“, 38 (1996) 97102.

Nir-El, Yoram/Broshi, Magen. „The Black Ink of the Qumran Scrolls“, 3 (1996) 157167.

Poole, John/Reed, Ronald, „The Preparation of Leather and Parchment by the Dead Sea Scrolls Community“, 3 (1962) 126.

van Strydonck, Mark/Nelson, D. Erle/Crombé, Philippe/ Bronk Ramsey, Christopher./Scott, E. Marian/van der Plicht, Johannes/Hedges, Robert, Les limites de méthode du Carbone 14 appliquée à l’archéologie. In: Evin, Jacques/Oberlin, Christine/Daugas, Jean-Pierre/Salles, Jean-François (Hgg.), , Paris 1999, 433448.

Tov, Emanuel, , Leiden 2004.

Yardeni, Ada, , Jerusalem 2000.

Wer liest, dass in Qumran Reste von etwa 1000 Schriftrollen gefunden worden sind, ist sich vielfach nicht im Klaren darüber, dass davon nur fünfzehn Texte wirklich noch wie aussehen. Fast alle anderen „Rollen“ sind in Wirklichkeit aus kleinen Fragmenten (ca. 15000 allein für Höhle 4) von der Größe einer Linse bis zu |28|einer DIN A4-Seite rekonstruiert und manche würden sogar sagen (Tigchelaar).

Die ca. 15 wirkliche Qumranrollen15 wirklichen Qumranrollen sind die beiden Jesajarollen (1QIsaa und 1QIsab), das (1QGenAp), der (1QpHab), die (1QS), die (1QM) und die (1QHa) aus Höhle 1, die (3Q15) aus Höhle 3 und die (11Q1 = 11QpaleoLev), eine (ungeöffnete) Ezechielrolle (11Q4), die Psalmenrolle (11Q5 = 11QPsa), die (11Q11), die (11Q17), das (11Q18), die (11Q19) aus Höhle 11. Dazu kommen einige wenige Einzelblätter wie 4Q175.

Jedes noch so kleine Detail, das man über den ursprünglichen Aufbau einer Schriftrolle in Erfahrung bringen kann, hilft bei der Editionsarbeit. Zunächst wusste man nur relativ wenig über den Aufbau von jüdischen Schriftrollen aus dieser Zeit. Einiges konnte man im rabbinischen Traktat Sopherim und aus dem Talmud lernen (doch sind diese viel jünger), anderes aus den griechischen Papyri aus Ägypten übertragen (doch gab es dort kaum Pergamente). Heute, nach Vollendung der Arbeit und dank der hervorragenden Studie von Emanuel Tov haben wir es leichter. Gutes Verständnis der hier nur sehr skizzenhaft erwähnten Grundlagen der Buchkunde der Rollen vom Toten Meer ist unabdinglich dafür, Fallstricke der Arbeit an höchst fragmentarischen Texten zu umgehen.

Eine ParabelParabel, um die unvorstellbare Schwierigkeit der Edition der Qumranrollen greifbar zu machen: eine Prinzessin schenkt ihrem Verehrer 1000 Puzzles (die 1000 Schriftrollen). Jedes Puzzle hat zwischen zehn und 10000 Teile (die Fragmente). Einige Puzzles zeigen das gleiche Bild wie ein anderes, aber nicht das gleiche Format oder nicht die gleiche Pappe (verschiedene Manuskripte der gleichen Komposition). Sie schüttet jedes vollständige Puzzle in eines von elf großen Fässern (die elf Höhlen), allein in Fass 4 sind zwei Drittel aller Puzzles. Dann wirbelt sie die Puzzleteile in jedem Fass durcheinander. Schließlich wirft sie 95 % der Puzzleteile aus jedem Fass weg (Verlust durch Ratten, Insekten, Feuchtigkeit, Wind und Plünderer)! In Fass 4 bleiben so fünfzehntausend Puzzleteile von ca. 600 Puzzles. Nun verlangt sie von ihrem Verehrer, ihr zu sagen, welche Teile einmal zu welchem Puzzle gehört haben und was auf den Puzzles für Motive und Details dargestellt waren.

|29|2.1 Buchform und Layout (Kodikologie)


Für Texte ein überzeugendes Layout zu erstellen ist eine hohe Kunst und beeinflusst nachhaltig unsere Rezeption des Inhaltes. Eine schön gesetzte Buchseite und ein gekritzeltes Notizblatt mögen exakt dieselben Worte enthalten, doch die Präsentationsform entscheidet, wie wir sie aufnehmen. In einer textorientierten Gesellschaft hat jeder Text „sein“ Format. Ein wissenschaftliches Buch sieht anders aus als ein Roman, eine Bedienungsanleitung ist anders aufgebaut als ein Comic.

Seit der Spätantike werden Bücher als Kodex veröffentlicht. Das wissenschaftliche Studium der Buchformen heißt Kodikologie. Vor der allmählichen Verbreitung des Kodex ab dem zweiten Jahrhundert n. Chr. war die klassische Buchform der Antike überall die Schriftrolle, lat. (Johnson), so auch in Qumran. Daneben gab es für sehr kurze Texte noch das Einzelblatt. Dies ist jedoch selten (z.B. 4Q175).

Eine RolleRolle besteht aus einem oder mehreren Bögen aus Papyrus, Pergament oder Leder. Anstelle von Seiten wie in einem Kodex muss der Text einer Rolle in Spalten oder Kolumnen (engl. columns) aufgeteilt werden. Zunächst berechnet der Schreiber daher, wie viel Bögen (engl. sheets) er benötigen wird, und kauft die entsprechende Menge präparierten Beschreibmaterials. Dann markiert er Kolumnen, so dass Kolumnen und Zwischenraum möglichst gleichmäßig breit sind und das Auge die Textblöcke gut trennen kann. Bei Pergamentrollen werden zumeist auch die Zeilen mit einem scharfen Knochen o.ä. in den Beschreibstoff eingeritzt (s. KhQ 2393 in DJD 6, 25). Oft sind Bruchkanten von Fragmenten an exakt diesen Linien! Bei Papyrusrollen ist dieser Arbeitsgang nicht nötig, denn die Fasern auf der meist verwendeten Vorderseite () verlaufen in Schreibrichtung. Als dritter Schritt wird die Rolle beschrieben. Zuletzt werden die Bögen miteinander verklebt (Papyrus) oder mit Flachs oder Sehnen vernäht (Pergament). Manchmal geschieht dies auch schon vor der Beschreibung.

Das FormatFormat steht in engem Verhältnis zur Textmenge, zur Qualität und zum Sitz im Leben. Lange Texte benötigen großformatigere und längere Rolle als kurze. Wertvolle Texte haben einen breiteren Rand und engere Spalten. Desweiteren hängt die Höhe stark von der Länge ab. Damit die Rolle eine Rolle bleibt, durfte sie nach dem Aufrollen nicht zu dick im Verhältnis zu ihrer Höhe sein. Aber auch für die Handlichkeit war es wichtig, die Proportionen zu wahren. Liturgische Rollen waren weniger hoch (Tov 90).

Oben und unten wird Freiraum gelassen, die sogenannten MargenMargen, da hier die größten Chancen bestehen, dass die Rolle beschädigt |30|wird und Text verloren geht. Aus dem gleichen Grund haben Rollen oft vorne und hinten eine oder...


Stökl Ben Ezra, Daniel
Geboren 1970; Studium der Religionswissenschaften, Judaistik und Theologie; 2002 Promotion; 2011 Habilitation; derzeit Forschungsprofessor an der École pratique des hautes études in Paris auf dem Lehrstuhl für Sprache, Literatur, Paläographie und Epigraphie des Hebräischen und Aramäischen vom vierten Jahrhundert v. Chr. bis zum vierten Jahrhundert n. Chr.



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