Sudhoff Die blaue Schlange
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-7802-1806-3
Verlag: Karl-May-Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
und andere Karl-May-Geschichten
E-Book, Deutsch, 609 Seiten
ISBN: 978-3-7802-1806-3
Verlag: Karl-May-Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
"Karl May gilt als der erfolgreichste deutsche Schriftsteller aller Zeiten. Freilich sind Bekanntheitsgrad und Auflagenhöhe nur eine Seite literarischen Erfolges. Wenigstens ebenso aussagekräftig für den Erfolg eines Autors wie das Interesse der Leser, Kritiker und Forscher ist die Frage, inwieweit seine Fantasien, seine Figuren und vielleicht sogar seine eigene Person andere dazu anregten, diese zum Vorwurf weiterer literarischer Erfindungen zu machen. Wie die vorliegende Sammlung von ´Karl-May-Geschichten´ unterschiedlichster Art und sehr verschiedener Autoren nachdrücklich zeigt, ist auch dies bei Karl May in ungewöhnlichem Ausmaß und auf sehr vielfältige Weise geschehen.
Es ist kein Zufall, dass die Anthologie mit drei eindeutigen Parodien beginnt. Tatsächlich stehen Parodien auf Mays Stil und seine Motive am Beginn der literarischen Rezeption seiner Werke. Die Texte des Jugend-Redakteurs Fritz von Ostini (Die blaue Schlange, 1901), eines Anonymus aus Aachen (Ich in Aachen, 1902) und des unerbittlichen May-Gegners Rudolf Lebius (Die Löwenjagd, 1905) aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts sind die hervorragendsten Beispiele dafür.
Die umfangreichste Gruppe der ´Karl-May-Geschichten´ bilden aber jene Romane, Erzählungen und Autobiografien, in denen Schriftsteller sich an ihre jugendliche Karl-May-Lektüre erinnern und diese zum Thema eigener Fiktionen machen.
Danach folgen die Romanbiografien über May, in denen sich der Versuch, dieses vielfach gebrochene Leben nachzuerzählen, oft mit Fiktion und dichterischer Freiheit vermischt.
Bedürfte es überhaupt noch eines Beweises dafür, dass Karl May inzwischen von seinen nachgeborenen Schriftstellerkollegen als beachtlicher, wenn auch höchst eigentümlicher Mensch und Autor wahrgenommen wird, so könnten ihn jene Erzählungen und Romane der letzten Jahre liefern, in denen sich ´Karl May´ als Kunstfigur selbstständig macht und in nur noch lockerer Bindung an seine authentische Biografie die merkwürdigsten Begegnungen und Abenteuer erfährt.
Inhalt:
- Fritz von Ostini: Die blaue Schlange - Indianer-Roman von Karl May. (Schluß.)
- Anonym: Ich in Aachen - Reiseroman von Karl May. (11. Fortsetzung.)
- Rudolf Lebius: Die Löwenjagd. Reiseerlebnisse von Karl May
- Leonhard Frank: Die Räuberbande - Roman [Auszug]
- Wilhelm Matthießen: Karl Mays wunderbare Himmelfahrt - Ein Märchen
- Paul Keller: Hero und Leander
- Hans Reimann: Joe und Charlie - Nach Karl May
- Hellmuth Unger: Mein Freund Winnetou
- Heinrich Lhotzky: Ein unerwünschter Gast
- Franz Kandolf: Spuk in der Villa Shatterhand
- Otto Soyka: Old Shatterhand - Eine Erzählung
- Otto Flake: Karl May bei den Mädchen
- Harry Schreck: Ein Man denkt an Karl May
- Gustav Renker: Der große Winnetou - Eine Schülergeschichte
- Karl Heinz Dworczak: Das Leben Old Shatterhands - Der Roman Karl Mays, [Auszug]
- Franz-Josef Weiszt: Karl May - Der Roman seines Lebens [Auszug]
- Veit Bürkle: Frühe Liebesgeschichte um Karl May
- Fritz Barthel: Letzte Abenteuer um Karl May [Auszug]
- Hansotto Hatzig: An einem Tag in Riva
- Eugen Oker: Winnetou in Bayern - Ein Roman für erwachsene Kinder [Auszüge]
- Erich Heinemann: Gut gemacht, Winnetou
- Erich Loest: Karl-May-Novelle
- Albrecht Peter Kann: Karl May - So war sein Leben [Auszug]
- Burghard Bartos: ""Old Shatterhand, das bin ich."" - Karl May [Auszug]
- Peter Henisch: Vom Wunsch, Indianer zu werden - Wie Franz Kafka Karl May traf und trotzdem nicht in Amerika landete [Auszug]
- Walter Püschel: Old Shatterhand in Moabit - Ein Karl-May-Roman [Auszug]
- Lothar Reichel: Winnetou darf nicht sterben - Ein Jugendroman [Auszug]
- Otto Kreiner: Abendsonne - Roman über Karl May [Auszug]
- Juergen Heinzerling: Karl May und der Wettermacher - Roman [Auszug]
- Otto Emersleben: In den Schründen der Arktik - Reiseerzählung [Auszug]
- Hans Christoph Buch: Empor ins Reich der Edelmenschen oder: Wie Karl May Adolf Hitler traf
- Cornelia Panzacchi: Im Tal der Bücher - Ein Roman phantastischer Reisen - Teil 1: Die Auen [Auszug]
mit einem umfangreichen biobibliografischen Anhang zu den Texten und Verfassern."
Weitere Infos & Material
1;INHALT;4
2;Vorwort;10
3;Die blaue Schlange;28
3.1;Indianer-Roman von Karl May. (Schluß.);28
4;Ich in Aachen;35
4.1;Reiseroman von Karl May. (11. Fortsetzung.);35
5;Die Löwenjagd;44
5.1;Reiseerlebnisse von Karl May;44
6;Die Räuberbande;53
6.1;Roman [Auszug];53
7;Karl Mays wunderbare Himmelfahrt;75
7.1;Ein Märchen;75
8;Hero und Leander;82
9;Joe und Charlie;99
9.1;Nach Karl May;99
10;Mein Freund Winnetou;105
11;Ein unerwünschter Gast;109
12;Spuk in der Villa Shatterhand;117
13;Old Shatterhand;137
13.1;Eine Erzählung;137
14;Karl May bei den Mädchen;147
15;Ein Mann denkt an Karl May...;151
16;Der große Winnetou;156
16.1;Eine Schülergeschichte;156
17;Das Leben Old Shatterhands;175
17.1;Der Roman Karl Mays [Auszug];175
18;Karl May;187
18.1;Der Roman seines Lebens [Auszug];187
19;Frühe Liebesgeschichte um Karl May;202
20;Letzte Abenteuer um Karl May;220
20.1;[Auszug];220
21;An einem Tag in Riva;232
22;Winnetou in Bayern;237
22.1;Ein Roman für erwachsene Kinder [Auszüge];237
23;Gut gemacht, Winnetou;247
24;Karl-May-Novelle;263
25;Karl May – So war sein Leben;294
25.1;[Auszug];294
26;„Old Shatterhand, das bin ich.“;307
26.1;Karl May [Auszug];307
27;Vom Wunsch, Indianer zu werden;315
27.1;Wie Franz Kafka Karl May traf und trotzdem nicht in Amerika landete [Auszug];315
28;Old Shatterhand in Moabit;335
28.1;Ein Karl-May-Roman [Auszug];335
29;Winnetou darf nicht sterben;348
29.1;Ein Jugendroman [Auszug];348
30;Abendsonne;367
30.1;Roman über Karl May [Auszug];367
31;Karl May und der Wettermacher;420
31.1;Roman [Auszug];420
32;In den Schründen der Arktik;459
32.1;Reiseerzählung [Auszug];459
33;Empor ins Reich der Edelmenschen oder: Wie Karl May Adolf Hitler traf;479
34;Im Tal der Bücher;505
34.1;Ein Roman phantastischer Reisen Teil 1: Die Auen [Auszug];505
35;Textnachweise und Biogramme;540
- Fritz von Ostini: Die blaue Schlange - Indianer-Roman von Karl May. (Schluß.)
- Anonym: Ich in Aachen - Reiseroman von Karl May. (11. Fortsetzung.)
- Rudolf Lebius: Die Löwenjagd. Reiseerlebnisse von Karl May
- Leonhard Frank: Die Räuberbande - Roman [Auszug]
- Wilhelm Matthießen: Karl Mays wunderbare Himmelfahrt - Ein Märchen
- Paul Keller: Hero und Leander
- Hans Reimann: Joe und Charlie - Nach Karl May
- Hellmuth Unger: Mein Freund Winnetou
- Heinrich Lhotzky: Ein unerwünschter Gast
- Franz Kandolf: Spuk in der Villa Shatterhand
- Otto Soyka: Old Shatterhand - Eine Erzählung
- Otto Flake: Karl May bei den Mädchen
- Harry Schreck: Ein Man denkt an Karl May
- Gustav Renker: Der große Winnetou - Eine Schülergeschichte
- Karl Heinz Dworczak: Das Leben Old Shatterhands - Der Roman Karl Mays, [Auszug]
- Franz-Josef Weiszt: Karl May - Der Roman seines Lebens [Auszug]
- Veit Bürkle: Frühe Liebesgeschichte um Karl May
- Fritz Barthel: Letzte Abenteuer um Karl May [Auszug]
- Hansotto Hatzig: An einem Tag in Riva
- Eugen Oker: Winnetou in Bayern - Ein Roman für erwachsene Kinder [Auszüge]
- Erich Heinemann: Gut gemacht, Winnetou
- Erich Loest: Karl-May-Novelle
- Albrecht Peter Kann: Karl May - So war sein Leben [Auszug]
- Burghard Bartos: "Old Shatterhand, das bin ich." - Karl May [Auszug]
- Peter Henisch: Vom Wunsch, Indianer zu werden - Wie Franz Kafka Karl May traf und trotzdem nicht in Amerika landete [Auszug]
- Walter Püschel: Old Shatterhand in Moabit - Ein Karl-May-Roman [Auszug]
- Lothar Reichel: Winnetou darf nicht sterben - Ein Jugendroman [Auszug]
- Otto Kreiner: Abendsonne - Roman über Karl May [Auszug]
- Juergen Heinzerling: Karl May und der Wettermacher - Roman [Auszug]
- Otto Emersleben: In den Schründen der Arktik - Reiseerzählung [Auszug]
- Hans Christoph Buch: Empor ins Reich der Edelmenschen oder: Wie Karl May Adolf Hitler traf
- Cornelia Panzacchi: Im Tal der Bücher - Ein Roman phantastischer Reisen - Teil 1: Die Auen [Auszug]
Karl May bei den Mädchen (S. 146-147)
Otto Flake
Die Kleine hat Karl May entdeckt. Aber sie ist durchaus nicht klein und bestreitet, mit ihren zehn Jahren noch ein Kind zu sein. „Was bist du denn?“ wird sie gefragt. – „Eine Jugendliche“, lautet die unerwartete Antwort. – „Wer hat dir das gesagt?“ erkundige ich mich; ich weiß schon, alle Umstellungen gehen auf Einflüsse zurück. „Der neue Lehrer hat es gesagt.“
Es klingt ein wenig nach dem Gerichtssaal. Meine Jugendliche also liest Karl May. Das ist wie eine Krankheit, ein Dauerzustand mit gleichmäßig hohem Fieber. Soll man den Arzt holen? Ich glaube nicht; für die Familie und das Haus ist es eine angenehme Krankheit, die Tagesordnung läuft nun wie am Schnürchen, ganz im Gegensatz zu normalen Zeiten, wo sie ein Hindernisrennen mit vielen Stürzen und großem Geschrei ist. Man hat das Kind in der Hand, es gehorcht, kommt pünktlich heim, wendet an die Aufgaben Energie – alles aus Angst, ich könnte eine Strafe verhängen und ihm für eine Stunde oder gar – entsetzlicher Gedanke – für einen Tag den Band „Winnetou“ entziehen. „Winnetou“ ist wie ein Brotkorb an der Schnur; ein Ruck und er steigt in die Höhe – mit langem Gesicht schaut ihm einer nach, ein Jugendlicher. Eine Woche liest sie daran.
Vierzig Bände nach den einen, sechzig nach den anderen hat der seltsame Sachse geschrieben; es besteht Aussicht auf ein volles Friedensjahr. Wenn man es den Völkern so leicht verschaffen könnte. Man müßte den Staatsmännern Karl May zu lesen geben. Am Ende brächte zu den vielen Wundern, auf die er sich berufen kann, der Mann aus Radebeul auch dieses fertig.Ist es nicht ein Wunder, daß Generation nach Generation zu ihm steht? Und noch ein größeres, daß es den Mädchen ebenso wie den Knaben geht?
„Guten Morgen“, sage ich, wenn ich herunterkomme. „Weißt du, Old Shatterhand hätte den Tangua töten können, er schoß ihn aber nur zweimal ins Knie, guten Morgen, Pa, guten Morgen“, erwidert die junge Dame, die neuerdings auf der Eisenbahn den vollen Preis zahlt, so groß ist sie schon. „Hat nach Winnetous Tod sein Sohn regiert?“ eröffnet sie mittags das Tischgespräch. Ich werde dem Lehrer, der die Jugendliche unter sich hat, einen Brief schreiben und den Wunsch ausdrücken, daß im Geschichtsunterricht die Apachen und Kiowas etwas gründlicher behandelt werden.
Falkenauge und Großer Adler sind, wie ich versichern kann, Figuren der Weltgeschichte. Man sagt, der Mann, der diese Welt und diese Geschichten ersann, sei niemals drüben gewesen oder doch erst, nachdem schon alles geschrieben war. Kein Wunder, daß er nach acht Tagen heimfuhr – er brauchte eine Wirklichkeit nicht, mit der er allein fertig geworden war. Unter großer Vorsicht zuerst, immer rücksichtsloser dann weihte ich das Kind in die Tatsache ein, daß es diesen roten Gentleman, diesen bekehrten Christen und Musterknaben von Pazifisten nie gegeben habe. Meine perfiden Pfeile prallten ab. Ideale im Inkubationsstadium sind unzerstörbar, die Seele ist immun gegen die Impfungen mit Skepsis.