Theiner | Robert Bosch | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 505 Seiten

Theiner Robert Bosch

Unternehmer im Zeitalter der Extreme
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-406-70554-0
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Unternehmer im Zeitalter der Extreme

E-Book, Deutsch, 505 Seiten

ISBN: 978-3-406-70554-0
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Robert Bosch (1861 - 1942) war einer der erfolgreichsten deutschen Unternehmer des 20. Jahrhunderts und gleichzeitig ein Pionier der sozialen Marktwirtschaft. Mit diesem Buch liegt die umfassende Biographie eines Visionärs vor, der wie kaum ein anderer über seine Zeit hinaus gedacht hat.
Robert Bosch eröffnete1886 in einem Stuttgarter Hinterhaus die Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik, die heutige Robert Bosch GmbH. Hier entwickelte er bahnbrechende Innovationen für das Kraftfahrzeug und konnte als industrieller Unternehmer schon bald international große Erfolge verzeichnen. Sein Name steht heute exemplarisch für die Motorisierung des Verkehrs und die Elektrifizierung des Haushalts. Darüber hinaus wirkte er mit ausgeprägtem politischem Profil als sozial verantwortungsbewusster Stifter und Mäzen. In einer Zeit der Kriege und Umbrüche, in einem Zeitalter der Extreme, positionierte sich Bosch als überzeugter Demokrat, der die deutsche Geschichte gegen den Strich bürstete. Peter Theiner begibt sich in seiner eindrucksvollen Biographie auf die Spurensuche dieser faszinierenden Persönlichkeit - eines Wegbereiters der Moderne, der eines der ersten Weltunternehmen gründete.

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Weitere Infos & Material


1;Cover;1
2;Titel;3
3;Über das Buch;505
4;Über den Autor;505
5;Impressum;4
6;Inhalt;5
7;Vorwort;9
8;Zitat;11
9;I Herkunft und Aufstieg;13
9.1;Württemberg vor der Industrialisierung;13
9.2;Familienleben und politische Kultur;15
9.3;Lernen und Lebenswelt;20
9.4;Reisen und Reformen;29
9.5;Take off, Firmengründung und «Gewürge»;39
9.6;Erfolge, Expansion und Internationalisierung;46
9.7;Modernisierung und Gesellschaftspolitik;56
9.8;Sozialpolitik bei Bosch;64
9.9;Bürgerstolz und Mäzenatentum;69
9.10;Reformstau, Taylorismus und ein Streik;76
9.11;Keine politische Konversion und eine liberale Enzyklopädie;82
10;II Der große Krieg;92
10.1;Mobilmachung und Augusterlebnis;92
10.2;Wut und Mäßigung;97
10.3;Die große Not und das Stiften;106
10.4;Der Sinn und die Ziele des Krieges;127
10.5;Der Deutsche Nationalausschuss;138
10.6;«Mitteleuropa»;141
10.7;Friedensresolution und Kanzlersturz;147
10.8;Eine Denkschrift vor der letzten Offensive;154
10.9;Über den Krieg hinausdenken: Die Deutsche Hochschule für Politik;155
10.10;Das Platzen der «Seifenblase»;158
11;III In der Weimarer Republik;164
11.1;Kein Systemwechsel ohne freie Wahlen;165
11.2;Der Demokratische Volksbund;169
11.3;Räte, Sozialisierung und Betriebsverfassung;173
11.4;Das Unternehmen und die Kriegsfolgen;187
11.5;Weichenstellungen für die Unternehmensverfassung;190
11.6;Neuansatz in der Unternehmenskommunikation;193
11.7;Sozialpolitik in der Firma;200
11.8;Auf der Suche nach dem Frieden;203
11.9;Wandel durch Annäherung und europäische Integration;212
11.10;Für ein Ende des «Dauerfranzosen»;224
11.11;Krise, Erneuerung und Zukunftssicherung im Unternehmen;230
11.12;Für die Republik und die Völkerverständigung;240
12;IV Diktatur und Widerstand;257
12.1;Die Machtübertragung;257
12.2;Ein «Schutzwall» vor dem Unternehmen;263
12.3;«Gleichschaltung» und Illusionen;269
12.4;Rüstungsboom und Vorbehalte;277
12.5;Motive für den Widerstand;292
12.6;Das Ende der freien Erwachsenenbildung und der freien Medien;293
12.7;Das Unternehmen und die «Nazi-Welle», ein Jubiläum und der Bosch-Zünder;297
12.8;Eine neue Klinik;307
12.9;Bosch und die jüdischen Mitbürger;310
12.10;Im Strudel der Kriegsökonomie;321
12.11;Noch immer für Frieden und Zusammenarbeit;334
12.12;Die Verbindung Bosch – Goerdeler;343
12.13;Getarnte Geschäftsreisen, Anläufe und Paradoxien des Widerstandes;354
12.14;Ein Staatsbegräbnis für den Unternehmer;391
13;Epilog;395
13.1;Zwangsarbeit bei Bosch und späte Entschädigung der Opfer;395
13.2;Verschwörung, Scheitern und späte Ehrung;402
13.3;Entscheidung für die Robert Bosch Stiftung;410
14;Anhang;413
14.1;Dank;415
14.2;Anmerkungen;416
14.3;Abkürzungsverzeichnis;473
14.4;Archive;475
14.5;Zeitungen und Zeitschriften;476
14.6;Gedruckte Quellen und Literatur;477
14.7;Personenregister;500


Kapitel 2 Der Große Krieg
Der bayerische Militärbevollmächtigte in der Hauptstadt, Karl Ritter von Wenninger, sah «überall strahlende Gesichter», als er sich am 31. Juli 1914 ins preußische Kriegsministerium begab, und notierte weiter: «Händeschütteln auf den Gängen; man gratuliert sich, daß man über den Graben ist.»[1] Was der Generalleutnant hier beobachtete, war die Erleichterung der Militärs über die Generalmobilmachung des Deutschen Reiches, die der Kaiser als Antwort auf die am gleichen Tage in Berlin eingetroffene Nachricht von der russischen Generalmobilmachung verkündet hatte. Damit war die Phase quälenden Wartens für die Offiziere beendet, der Erste Weltkrieg hatte begonnen. Und der Grund für die Erleichterung der Militärs war wohl weniger frivole Vorfreude auf einen Angriffskrieg. Erleichterung machte sich vielmehr breit, weil das Räderwerk der militärischen Planungen für den kommenden Zweifrontenkrieg gerade noch rechtzeitig in Gang gesetzt werden konnte, den die Militärs jetzt ohnehin für unabwendbar hielten. Mobilmachung und Augusterlebnis
Robert Bosch, zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Bilde über die russische Generalmobilmachung, kommentierte das dramatische Geschehen auf der internationalen Bühne in einem Brief an seine Frau: «Ich gebe an und für sich die Hoffnung noch nicht auf, dass es nicht zum Kriege kommt, wenngleich ich auch nicht verstehen kann, dass es nicht möglich gewesen sein soll, innerhalb der verflossenen 8 Tage Klarheit darüber zu schaffen, ob Österreich sich verpflichtet hat, keine Gebietserweiterung vorzunehmen, und Russland dazu zu bringen zu erklären, dass es nicht eingreife, wenn Ö. die Selbständigkeit Serbiens nicht vernichtet. Dass das nicht möglich war, ist gewiss bedenklich, und man kann wohl annehmen, d.h. es ist nicht ausgeschlossen, dass weder Ö. noch R. bestimmte Erklärungen abgeben, was natürlich ein bedenkliches Zeichen ist. Wenn Russland immer weiter mobilisiert, so muss sich Deutschland im eigenen Interesse schliesslich auf den Standpunkt stellen zu sagen, entweder ihr stellt ein oder wir fangen an.»[2] Das war eine bis heute gültige Analyse der Lage und der verhängnisvollerweise unterlassenen Schritte zu einer Entspannung der explosiven Situation – und sie klang alles andere als kriegsbegeistert. Die vage Hoffnung, Österreich-Ungarn würde nach dem Attentat von Sarajevo allenfalls gegenüber Serbien, wo der Ursprung des Mordplans gesehen wurde, ein militärisches Exempel ohne weitergehende territoriale Ansprüche statuieren und damit ein militärisches Eingreifen Russlands vermeiden, diese Wunschvorstellung von einem «Halt in Belgrad» war bis hinauf zum Kaiser durchaus verbreitet. Selbst der österreichische Botschafter in London durchschaute die Absichten seiner Regierung nicht, die auf erhebliche territoriale Veränderungen auf dem Balkan nach einem Sieg über Serbien hinausliefen – zwar nicht direkt zugunsten der Doppelmonarchie selbst, wohl aber durch die Überlassung serbischer Gebiete an die südosteuropäischen Rivalen, um damit großserbischen Ambitionen den Garaus zu machen.[3] Dieses Kalkül ignorierte, dass Russland als Schutzmacht Serbiens ebenso wenig wie sein französischer Bündnispartner eine wie auch immer geartete «Zermalmung» des Balkanstaates zulassen würde. Damit würde ein großer Krieg unabwendbar, eine Entwicklung, die Robert Bosch sehr klar voraussah, ebenso wie die Möglichkeit, dass England dann in den Konflikt eingreifen und Deutschland sich folglich im Krieg gegen drei Großmächte befinden würde. Ihm blieb allerdings verborgen, dass die Reichsregierung das Vorgehen der Doppelmonarchie von Anfang an begünstigte, ja sogar beflügelte und erst im denkbar spätesten Abschnitt der Julikrise eher halbherzig zu dämpfen versuchte. Dahinter stand das ebenso machiavellistische wie von Fatalismus geprägte Kalkül, die neuerliche Balkankrise gleichsam als regionale Angelegenheit zu behandeln, sie zu «lokalisieren», dabei den letzten verbliebenen Bündnispartner zu stützen, den russischen Kriegswillen zu testen und im optimalen Falle die gegnerische Bündniskonstellation aufzusprengen. Diese Überlegungen der politischen Führung in Berlin, durch ein diplomatisches Spiel mit höchstem Risiko eine Neuformierung der europäischen Mächtekonstellation zu erzwingen – oder aber bei diesem «Sprung ins Dunkle» die militärische Konfrontation in Kauf zu nehmen – ist für die Zeitgenossen weithin hinter einem Schleier aus Desinformation verborgen geblieben. Auf alle Fälle hätte Robert Bosch eine deutsche «Strategie des kalkulierten Risikos»[4] in der Julikrise 1914 nicht befürwortet, dazu dachte er zu ausgeprägt in Kategorien der grenzüberschreitenden Interessenverflechtung – wenngleich flüchtige Spuren der in den Führungsschichten tief verankerten Bedrohungsängste wegen der ungebremsten russischen Rüstungsanstrengungen auch in seinen Überlegungen nicht zu übersehen sind. Wer Meinungsklima und Mentalitäten in Robert Boschs Lebenswelt im Europa der Vorkriegsjahre beschreiben will, stößt auf ein höchst ambivalentes Bild. Viele Militärs, insbesondere in den oberen Rängen der deutschen Streitkräfte, hielten einen kommenden Krieg nicht nur für unvermeidlich, sondern zum Teil auch für wünschenswert im Sinne einer «Reinigung» vermeintlich unübersichtlicher Verhältnisse, sodann zur Konservierung der bestehenden Ordnung, zur Mehrung des eigenen Prestiges und, gestützt auf sozialdarwinistische Ideen, zur moralischen und physischen Ertüchtigung der Nation. Doch diese Sicht war gemischt mit der Angst, dass ein großer europäischer Krieg alle Schrecken bisheriger Konfrontationen in den Schatten stellen und das Ende der monarchischen Ordnung herbeiführen würde. Stimmen aus dem Lager der Militärs erkannten jedoch hellsichtig und auch mit gewisser Enttäuschung, dass Bankiers und Unternehmer aus Vernunftgründen und rationalem Geschäftsgeist sich kaum für einen Krieg würden gewinnen lassen. Damit waren auch weltmarktorientierte Unternehmer wie Robert Bosch gemeint.[5] Außenpolitische Fragen von existentieller Bedeutung, die Frage «Krieg oder Frieden?», hatten ihn bisher nur am Rande berührt. Aber seine Grundhaltung war unzweideutig. Im Dezember 1912, vor dem Hintergrund einer neuerlichen Balkankrise, als Kriegsgerüchte in der Luft lagen, antwortete er einem Freund auf die Frage «Dann sind Sie also nicht für einen Krieg?»: «Ich bezahle lieber 10 Millionen Mark, wenn ich dadurch einen Krieg vermeiden kann.» Im Rückblick ging er noch weiter: «In Wirklichkeit schätze ich das, was ich durch den Krieg verloren, Absatz- und Entwicklungsmöglichkeiten, für mich wertvoller, als mein ganzes Vermögen betrug.»[6] Das entsprach mentalitätsgeschichtlich den Grundhaltungen, wie sie der exzellent redigierte linksliberale «März» propagierte, eine politisch-literarische Wochenschrift, die der Unternehmer förderte, in deren Haltungen zu Fragen der inneren und äußeren Politik er sich wiedererkennen konnte. Conrad Haußmann, der führende, analytisch und rhetorisch überaus begabte linksliberale Reichstagsabgeordnete aus Stuttgart, hatte den jungen Theodor Heuss zum Redakteur des «März» gemacht. Der «März» war dem für seine Karikaturen bekannten «Simplicissimus» verwandt, sollte aber zurückhaltender, sachlicher auftreten. Ursprünglich sollte das Blatt unter dem Titel «Süddeutschland» herauskommen, eine deutliche Spitze zugunsten einer eigenständigen, nicht preußisch geprägten politischen Kultur. 1906 hatte Ludwig Thoma das Programm des «März» skizziert: «Wir haben keine kleinen Ziele und Absichten. Wir wollen in Politik, Literatur, Kunst und Wissenschaft alles sammeln, was in Süddeutschland etwas weiß und kann. Süddeutschland – nicht so wie man es in Berlin abgrenzt, sondern die alten süddeutschen Kulturländer, also Österreich und Schweiz […] wieder in Deutschland einbegriffen. Tendenz: Nur Positives bringen und freiheitlich sein. Politisch keiner Partei dienen, aber ungefähr die Stimmung der guten 48er halten […] Wir wollen alle süddeutschen Kräfte sammeln und zeigen, dass wir Kerle sind.»[7] Eine Anzeige im «Simplicissimus» warb für den «März», der mit seinem Namen an die Revolution von 1848 erinnern sollte. Die Zeitschrift sollte darlegen, «was Deutschland nottut in dieser Zeit des Übergangs vom persönlichen Regiment zu gesicherten politischen Zuständen»[8]. Der «März» schrieb gegen alles an, was im Innern und nach außen konfliktverschärfend erschien. Als Förderer befand sich Robert Bosch im Schulterschluss mit dem Verband für internationale...


Peter Theiner ist promovierter Historiker und Direktor für den Bereich "Geschichte der Philanthropie" der Robert Bosch Stiftung.



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