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E-Book, Deutsch, 346 Seiten

Theis Naves Plenis Velis Euntes

Die römischen Schiffsdarstellungen in Italien und Nordafrika

E-Book, Deutsch, 346 Seiten

ISBN: 978-3-534-27278-5
Verlag: wbg Academic in Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Frederic Theis untersucht die römischen Schiffsdarstellungen Italiens und des zentralen Nordafrika von der mittleren Republik und den Kriegen gegen Karthago bis in die Umbruchszeit der Völkerwanderung und Spätantike. Erfasst werden knapp 500 freiplastische Skulpturen und Reliefs, Mosaikbilder, Wandgemälde sowie graphische Zeichnungen von Schiffen, Booten, Flößen und anderen Wasserfahrzeugen in ihrem räumlichen Umfeld; von öffentlichen Monumenten, aus Thermen und Theatern sowie aus Wohnhäusern und Gräbern. Theis legt damit die erste umfassende ikonologisch-topographische Untersuchung dieser Bildwerke aus dem Kerngebiet des Imperium Romanum vor. Es zeigt sich in den Abbildern eine Mentalität, die überraschend stark auf das Maritime und die Seefahrt schlechthin ausgerichtet war, und eine Geisteshaltung, in der das Schiff nicht bloßes Vehikel war für Handel oder Krieg, sondern darüber hinaus mannigfaltige neue Bedeutungszuweisungen erfuhr.
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II. Forschungsgeschichte, Forschungsfragen und methodischer Zugriff
II. A Forschungsgeschichte
Die bisherige Forschung zu römischen Schiffen, Schiffsdarstellungen und ihren Kontexten lässt drei inhaltliche Schwerpunkte erkennen. Da ist zunächst der umfangreiche Literaturbestand zur römischen Schifffahrt als solcher, der sich teilweise auf Bilddarstellungen, vielfach aber auch auf archäologische Überreste und die literarische Überlieferung stützt. Dieser kann hier nur auszugsweise einbezogen werden, wobei der Fokus auf Schlüsselwerken zum maritimen Leben in der römischen Antike liegen soll. Ein zweiter wesentlicher Forschungsschwerpunkt umfasst diejenigen Arbeiten, in denen Schiffsbilder in ihren spezifischen Kontexten betrachtet werden, meist einzeln oder in kleineren Gruppen. Da in jüngerer Zeit eine intensive Auseinandersetzung mit der Struktur römischer Wohnhäuser und mit den dort vorhandenen Wand- und Bodendekorationen stattgefunden hat, soll die hierzu bislang erschienene Literatur als dritter Aspekt ebenfalls durchleuchtet werden. Es finden sich in diesen Arbeiten wichtige Aspekte für die Kontextanalyse maritimer Bilder. Eine der wichtigsten zeitgenössischen Schriftquellen für die spätantike Seefahrt, die im 4. Jh. n.Chr. entstandene Abhandlung ‚Epitoma rei militaris‘ des Flavius Vegetius Renatus, die zahlreiche Anweisungen für das militärische Flottenwesen enthält, haben D. Baatz und R. Bockius im Hinblick auf die seinerzeit verwendeten Schiffsklassen und -typen analysiert1. Diese Arbeit von 1997 stellt noch immer einen der wichtigsten Beiträge zum Verständnis des römischen Flottenwesens dar und ermöglicht insbesondere die funktionelle Unterscheidung verschiedenster Bautypen gemäß ihrem Einsatzzweck. Bilddarstellungen stehen hier freilich nicht im Fokus. Eine Reihe von jüngeren Arbeiten demonstriert ein wachsendes Interesse an der Auseinandersetzung mit sozialgeschichtlichen Aspekten des Lebens am und auf dem Meer. Im Hinblick auf Ostia hat C. Liedtke in einer 1999 erschienenen Abhandlung insbesondere die durch den Hafen geprägte Wohnkultur der Stadt am Tibermund beispielhaft untersucht und die hier vorgefundenen Verhältnisse denjenigen in Rom gegenübergestellt2. Wenngleich das spezifische Verhältnis Roms zu seinem Hafen Ostia in dieser Konstellation für die Antike einzigartig ist, enthält die Arbeit wesentliche Erkenntnisse darüber, wie eine vormals abhängige Hafenstadt als auf das Meer bezogener Lebensraum durch das Meer geprägt und gestaltet wird. Mit der Frage, wie das Leben am Meer Gesellschaften formte, beschäftigte sich auch F. Lätsch in ihrer 2005 gedruckten Dissertation ‚Insularität und Gesellschaft in der Antike‘. Hier wird die Eigenart des Meeres als Landmassen und Menschen gleichermaßen trennendes wie verbindendes Element sorgfältig herausgearbeitet3. Die Kollegien der Schiffsbauer in den Hafenstädten Ostia und Portus Romae und deren öffentliches Erscheinungsbild stehen im Mittelpunkt einer knappen, 2001 publizierten Untersuchung von H. Konen4, die insbesondere die divergente Entwicklung der Schiffbauerkollegien beider Städte hervorhebt, welche sich ungeachtet ihrer räumlichen Nähe zu eigenständigen, selbstbewussten Organisationen herausgebildet hatten. Schon früher hatten sakrale Aspekte des Lebens am und auf dem Meer das Interesse der Forschung gefunden. Bereits 1967 hatte D. Wachsmuth mit seinem Werk ‚??µp?µ?? ? da?µ??. Untersuchungen zu den antiken Sakralhandlungen bei Seereisen‘ die römische Seefahrt aus religiöser Perspektive in den Fokus genommen, wenngleich diese Abhandlung in der Folgezeit zunächst wenig rezipiert wurde5. Erst 1992 ging A. Göttlicher mit seiner Arbeit ‚Kultschiffe und Schiffskulte‘ derselben Problematik nach, indem er die sakralen Handlungen von Seeleuten an Bord sowie im Hafen anhand schriftlicher und archäologischer Quellen nachzuvollziehen versuchte6. Es zeigt sich, dass das Leben auf den Schiffen und Erträge aus dem Meer schon in republikanischer Zeit starken Niederschlag in den Siedlungen an Land gefunden hat, und zwar im öffentlich-sakralen Umfeld ebenso wie im Privaten. Darüber hinaus ist vor allem die 2004 von D. Steuernagel vorgelegte Habilitationsschrift ‚Kult und Alltag in römischen Hafenstädten‘ zu nennen, welche den Fokus erneut auf die religiöse Komponente römischer Seefahrt legt, wobei ein wichtiger Aspekt dieser Untersuchung auf der Funktion des Hafens als Einfallstor und Sammelbecken für fremde Kulte liegt7. Es war mithin die römische Schifffahrt lange im Fokus einer an technischen und sozialgeschichtlichen Aspekten antiker Lebenswirklichkeit interessierten Forschergemeinschaft, wobei sich ein auch gegenwärtig unverändert großes Interesse an diesem Themenfeld in einer Reihe eigens etablierter Zeitschriften und Tagungsreihen im In- und Ausland offenbart8. Eine umfassende Auswertung der im Mittelmeerraum vorhandenen Schiffsdarstellungen liegt aus jüngerer Zeit nicht vor. Bezeichnenderweise ist die 1929 abgeschlossene Schrift ‚Das Schiff in der Bildenden Kunst‘ von F. Moll die bis heute letzte Untersuchung, die sich über die Grenzen einzelner Denkmälergattungen hinweg übergreifend mit der Rolle des Schiffs als Bildmotiv auseinandersetzt9. Seither sind der Forschung zahlreiche neue Denkmäler bekannt geworden, die jedoch jeweils nur in Einzeluntersuchungen in ihrem regionalräumlichen Umfeld behandelt oder ohne tiefere Kontextanalyse katalogartig erfasst wurden. Einen solchen umfangreichen Katalog der römischen Schiffsdarstellungen Europas, Afrikas und Vorderasiens hat I. Pekáry in langjähriger Arbeit zusammengetragen und 1999 publiziert, wobei die Autorin auf eine Auswertung dieser Bilder verständlicherweise verzichtet hat10. Nachdem bereits 1954 J. Le Gall die damals bekannten Schiffsgraffiti Roms und Pompejis publiziert hatte11, liegt seit 2001 eine neuere Sammlung aller Schiffsgraffiti im Mittelmeerraum in der von M. Langner verfassten Dissertation ‚Antike Graffitizeichnungen. Motive, Gestaltung und Bedeutung‘ vor12. Hier sind die Zeichnungen nach formalen Kriterien wie der Fahrzeuggröße oder dem Antrieb geordnet, während eine Einordnung nach Funktionen und Fundkontexten wiederum nicht angestrebt wird. Die 2011 von Z. Friedman in Oxford publizierte Arbeit ‚Ship iconography in mosaics‘ behandelt neben anderen die Tessellate mit Schiffsdarstellungen, legt den Fokus aber nicht ausschließlich auf römisches Fundmaterial. Hier treten die Kontexte der Mosaikbilder zugunsten einer verstärkt inhaltlich-konstruktiven Ausdeutung in den Hintergrund13. Es liegt auf der Hand, im Rahmen dieser Untersuchung auch solche Literatur zu berücksichtigen, die nicht spezifisch auf Schiffsdarstellungen fokussiert, sondern auf römische Wohnkultur und die Nutzungsgewohnheiten der Bewohner bestimmter Raumtypen. Eine ausführliche Untersuchung der nordafrikanischen Mosaiken mit Meeresthemen hat C. Belz mit ihrer 1981 fertiggestellten Dissertation ‚Marine Genre Mosaic Pavements of Roman North Africa‘ vorgelegt14, die hinsichtlich der hier angestrebte Analyse von Bodenbildern in Wohnhäusern eine gute Wissensbasis vermittelt. Die in Belz’ Arbeit vorgenommene Eingrenzung auf diejenigen Darstellungen, die Menschen in einer realen Umwelt zeigen, lässt solche Abbildungen außen vor, die ausschließlich die marine Fauna und Flora thematisieren sowie mehrheitlich auch die Bilder mythologischen Inhalts. Belz hat die fraglichen Mosaikszenen mit Meeresthematik bezüglich ihrer Komplexität in vier Sektionen klassifiziert. Sie seien vor allem in ausgedehnten Villen und Domus15 anzutreffen und dort besonders zahlreich in den größeren Räumen. So soll das Atrium häufigster Anbringungsort maritimer Genreszenen sein. Danach folgten Exedren und Brunnenbecken, welche gleichwohl keine eigenständigen Räume bildeten, sondern oftmals anderen Räumen angegliedert seien. Ferner fänden sich Schiffsmosaiken auch häufig in den von Belz zur Gruppe der Repräsentationsräume zusammengefassten Oeci, Tablina und Triklinia16, wohingegen lediglich drei Exemplare privaten Thermen innerhalb von Wohngebäuden zugeordnet werden. Ob und inwieweit sich diese früheren Beobachtungen auch in den Schiffsmosaiken konkreter fassen lassen, soll unten geprüft werden. Wirkungsgeschichtlich besonders folgenreich waren A. Wallace-Hadrills Arbeiten zur römischen Wohnkultur. Im seinem 1988 innerhalb der BSRSerie erschienenen Aufsatz ‚The social structure of the Roman house‘, der die Verhältnisse ab der späten Republik thematisiert, wurden zunächst die einzelnen Räume im Wohnhaus nach ihrer Zugänglichkeit für Gäste von außen unterschieden. Diesbezüglich sah Wallace-Hadrill zwei Typengruppen, nämlich einerseits...


Theis, Frederic
Frederic Theis studierte Klassische Archäologie und Vor- und Frühgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und ist seit 2018 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven.

Frederic Theis studierte Klassische Archäologie und Vor- und Frühgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und ist seit 2018 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven.


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