E-Book, Deutsch, Band 3151, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
Thurner Perry Rhodan 3151: Unter dem Neutronenstern
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-8453-6151-2
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Chaotarchen-Zyklus
E-Book, Deutsch, Band 3151, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
ISBN: 978-3-8453-6151-2
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
In der Milchstraße schreibt man das Jahr 2071 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Dies entspricht dem Jahr 5658 nach Christus. Über dreitausend Jahre sind vergangen, seit Perry Rhodan seiner Menschheit den Weg zu den Sternen geöffnet hat. Noch vor Kurzem wirkte es, als würde sich der alte Traum von Partnerschaft und Frieden aller Völker der Milchstraße und der umliegenden Galaxien endlich erfüllen. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmtheit ein, man arbeitet intensiv zusammen. Nun aber übernehmen die sogenannten Kastellane wichtige Machtpositionen - es sind relativ Unsterbliche unterschiedlicher Völker, die als spezielle Eingreiftruppe von ES gelten. Und mitten in der Galaxis entsteht mittlerweile eine Yodor-Sphäre, die ein geheimes Bauprojekt der Kosmokraten enthält. Was es damit auf sich hat, versucht Atlan in Erfahrung zu bringen. Die größte aktuelle Bedrohung geht allerdings von dem Chaoporter FENERIK aus: Nachdem das kosmokratische Raumschiff LEUCHTKRAFT aus dessen Klammergriff gelöst werden konnte, stürzt FENERIK nun direkt auf die Milchstraße zu, in der er einen »Attraktor« spürt. Perry Rhodan und Alaska Saedelaere folgen ihm mit der RAS TSCHUBAI, auf der es sich einer der Quintarchen FENERIKS bequem gemacht hat. Weiter geht es für sie UNTER DEM NEUTRONENSTERN ...
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2.
Alles läuft bestens
Kumrath Quoise stieg aus der Schleuse der Tunnelbahn. Er atmete erleichtert durch. Endlich wieder daheim in Wemp!
Er verscheuchte einige Interviewsonden, die ihm lästige Fragen stellen wollten.
»Heute nicht«, sagte er unaufgeregt in Richtung der winzigen Flugkameras. »Es ist zu früh, über Ergebnisse unserer schwierigen Verhandlungen zu reden. Zuerst muss ich mich mit den hiesigen Gremien besprechen. Aber ich kann bereits jetzt sagen, dass es Annäherungen gegeben hat. Das war's, mehr kann ich derzeit wirklich nicht sagen. Ich bitte um Verständnis.«
Quoise winkte, die Sonden flogen tatsächlich und – wie erhofft – allesamt davon. Die hiesigen Medien liebten ihn.
Er atmete die Luft Wemps. Sie schmeckte anders, ohne dass Quoise zu sagen gewusst hätte, wie sich dieses Anderssein äußerte.
Er mochte keinen anderen Atmosphärekessel. Nur in Wemp fühlte er sich so richtig zu Hause.
Seine beiden Leibwächter gesellten sich augenblicklich an seine Seite und schützten ihn. Ihre Blicke wanderten umher, sie hielten die Hände stets an den Waffen.
Es war während der vergangenen Wochen immer wieder zu bösen Drohungen gegen Quoise gekommen. Einige Prudhonen teilten seine Werthaltungen nicht. Es hatte diese Quertreiber immer gegeben und würde sie weiterhin geben. Damit musste er leben. Auch wenn er nur das Beste für die Angehörigen seines Volkes im Kopf hatte, mochte ihn nicht jedermann.
Ingar Coust empfing ihn erfreut. Quoise wusste ganz genau, was sie für ihn empfand. Doch er durfte sich durch Banalitäten wie Liebe und Leidenschaft nicht von seinen Zielen ablenken lassen.
»Was gibt es Neues, Ingar?«, fragte er, ohne eine Antwort zu erwarten, und ließ sich von seiner Assistentin einen Infokitt auf den Unterarm klatschen. Der feuchte Klumpen wurde von seiner Schutzhaut auf Viren überprüft und anschließend freigegeben, um seine empfindliche Paradrüse mit Informationen zu tränken.
Quoise war ziemlich stolz auf seine Fähigkeiten der Wissensaufnahme. Bei kaum einem Prudhonen sickerte der Infokitt so gut und so rasch ein wie bei ihm. Binnen weniger Sekunden wurde sein Kopf mit Bildern und Eindrücken überschwemmt, von der mechanisch gereizten und optimierten Paradrüse perfekt auf ihn zugeschnitten.
Quoise sichtete die Ereignisse der vergangenen Tage. Die Meinung in den beiden wichtigen Atmosphärekesseln Dombin und Klafat kippte zugunsten der Bunkerleute. Und damit zu seinen Gunsten. In einem bedeutungslosen Kessel auf der anderen Seite Prudhs waren hingegen seit Neuestem die Aufbrecher in der Mehrheit. Dieser Verlust war verschmerzbar. Dort lebten lediglich ein paar Tausend Prudhonen. Der Verlust eines Kessels war im Kampf um Mehrheiten bedeutungslos.
»Es sieht gut aus, nicht wahr?«, fragte Ingar Coust und schenkte ihm ein Zahnweiß-Lächeln.
»Ja, ausgezeichnet. Das habt ihr gut gemacht.«
Das Lächeln Cousts vertiefte sich, Quoise nahm es mit Befriedigung zur Kenntnis. Ein Kompliment zur richtigen Zeit war das günstigste Mittel, um Freunde und Anhänger um sich zu scharen. Man konnte gar nicht genug loben, wenn es darum ging, die Angehörigen seines inneren Kreises zu noch mehr Arbeit und noch mehr Leistung zu bewegen.
Quoise fühlte, wie ein letzter Nachrichtenstrahl einsickerte und von der Paradrüse in Gedanken umgesetzt wurde. Es handelte sich um eine Information, die ihm ganz und gar nicht gefiel.
»Die Anderen machen schon wieder Probleme?«, fragte er. »Sie wollen das Soliden-Programm weiter beschleunigen?«
»Ja, Kumrath.« Ingars Lächeln verschwand, sie senkte den Kopf. »So, wie es aussieht, haben sie gute Chancen, mit ihren Forderungen durchzukommen. Du kennt die Paritätsgesetze ...«
»Nur zu gut. Sobald ich das Sagen habe, werde ich die Krusten unserer Vorschriften und Gesetze aufbrechen und sie durch etwas Neueres, etwas Besseres ersetzen. Zudem werde ich das Programm mit den Soliden endlich einstellen.« Quoise schob die Gedanken an das Was-wäre-Wenn beiseite. Sie waren verlockend schön, sie sahen ihn an der Spitze eines absolut herrschenden Klüngels.
Mit Ingar und den Leibwächtern an der Seite verließ er den Bahnhof und trat hinaus in das Kunterbunt der eigentlichen Stadt. Auf den Straßen herrschte das übliche morgendliche Durcheinander. Viele Prudhonen hielten den Blick gesenkt. Der Anblick der mehrfach gestaffelten Schutzschirme über ihnen drückte aufs Gemüt. Zumal immer wieder hässliche Geräusche zu hören und – scheinbare – Dellen in den Schirmen zu erkennen waren.
Druck und Wucht des Neutronensterns Giat erforderten eine stetige Nachjustierung der Schirme, um die mehr als 200 Habitate absichern zu können.
Wie zur Bestätigung ertönte ein Rumpeln in der Höhe. Kaum ein Bürger Wemps blickte nach oben, die Bewohner des Atmosphärekessels gingen wie selbstverständlich ihren Aufgaben und Pflichten nach. Erst als Sirenen gellten und einen Alarm dritter Ordnung verkündeten, wirkten einige von ihnen irritiert.
Quoise beobachtete die Stadtbewohner. Sie funktionierten so, wie es sein sollte. Sie suchten nach jenen virtuellen Signalen, die überall auftauchten und Hinweise auf den nächstgelegenen Schutzbunker gaben.
Quoise wusste, dass in diesen Augenblicken weitere Notfallpläne anliefen. Neben der Verstärkung der Schutzschirme wurden die Steuerungselemente einer allumfassenden Betonverkleidung hochgefahren. Binnen weniger Minuten konnte Wemp vollends abgeschottet und hinter einer massiven Wand verborgen werden, die ihnen allen ein Überleben für mindestens sechs Planetenmonate garantierte.
Coust drängte sich eng an ihn. Sie war ein wenig überängstlich – und nutzte den Vorwand, um ihm näher zu kommen. Sie hoffte nicht nur, an seiner Seite eine tragende politische Rolle spielen zu dürfen. Sie wollte darüber hinaus auch etwas von ihm. Etwas, das er ihr ganz gewiss nicht geben würde.
Die gellenden Sirenen schwiegen mit einem Mal, die virtuellen Anzeigen erloschen, Coust ging auf Distanz. Alles war wieder in Ordnung, die Belastung durch die Emissionen des Neutronensterns sank auf das übliche – handhabbare – Maß ab.
Quoises Gedanken schweiften ab. Wie oft hatte er schon einen Alarm dritter Ordnung erlebt? Tausendmal? Öfter? – Er wusste es nicht zu sagen. Er kannte kein anderes Leben.
Er musste an die Ambitionen seiner Jugend denken. Sie waren so lächerlich und kleingeistig gewesen ... Er hatte ein Studium begonnen, nach dessen Abschluss er den gut dotierten Beruf eines Justierungstechnikers an der Schirmsteuerung hätte antreten können. Doch die vielen Hypnoschulungen mithilfe von Infokitt hatten nicht sonderlich gut angeschlagen. Ganz einfach deswegen, weil er kein Interesse an derlei Arbeit gehabt hatte. Stattdessen hatte er während der Studentenzeit sein ganz besonderes Talent entdeckt und weiterentwickelt.
Er gefiel den Leuten.
Sie mochten, was er sagte und wie er es sagte. Rasch lernte er, Überzeugungen zu verkaufen. Nicht seine eigenen Überzeugungen, denn er verfügte über keine. In der Politik war dies auch nicht sonderlich opportun.
Ein Furchenwagen hielt unmittelbar vor ihnen an, Quoise stieg ein. Die beiden Leibwächter warteten einige Sekunden, bevor sie sich zu ihm gesellten und ihm dabei unangenehm nahe kamen. Er mochte Berührungen nicht. Sie waren zu persönlich.
Ingar ließ sich ihm gegenüber nieder, während sich der Furchenwagen in Bewegung setzte und durch eine der Fahrfurchen dem Ziel am anderen Ende des Atmosphärekessels entgegenglitt.
Quoise überflog routiniert die Werte der Schutzschirme, die wie in jedem Fahrzeug gegen das Dach projiziert wurden. Von Kindesbeinen an lernte man, diese Messdaten zu kontrollieren. Alle paar Minuten. Sie entschieden womöglich über Leben oder Tod. So wie auch die Bunkerbauten. Von jedem Punkt im Kessel musste eine der Notunterkünfte binnen maximal fünf Minuten erreichbar sein.
Etwas stimmte mit Ingar nicht. Sie strich sich immer wieder Teile des mehrfach geschlitzten Rockes glatt und nestelte an ihrer metallisch klimpernden Haartolle.
Zeichen ihrer Anspannung und Nervosität, machte sich Quoise bewusst. So hat sie sich auch verhalten, als sie mir ein eindeutig zweideutiges Angebot gemacht hat.
»Was liegt dir auf dem Herzen, Ingar?«, fragte er mit möglichst freundlicher Stimme.
»Wir haben ein Problem, das wir nicht lösen können.«
»Wir?«
»Dein Team und ich, Kumrath. Ich weiß, dass wir das Tagesgeschäft möglichst weit weg von dir halten sollen. Aber es geht um Entscheidungen, für die wir deine Mithilfe benötigen.«
»Natürlich.« Quoise lächelte weiterhin, obwohl ihm speiübel war. Er wollte sich mit den Niederungen herkömmlicher Politik nicht beschäftigen. Er war dafür geschaffen, Visionen vorzustellen und umzusetzen.
»Die Anderen wollen verhandeln«, sagte Ingar zögernd und reichte ihm einen weiteren, deutlich kleineren Batzen an Infokitt.
Quoise nahm ihn und rieb ihn ein. Wiederum strömte Wissen ohne merkliche Verzögerung auf ihn über. Er sah mehrere der Anderen vor sich. Sie argumentierten kühl und logisch wie immer. Sie äußerten Wünsche zu einer verstärkten Zusammenarbeit.
»Kommt nicht infrage!«, sagte Quoise. »Nicht in Wemp.« Und erst recht nicht in anderen Biosphären Plodhs, sobald ich zum Kesselwärter aller Habitate ernannt worden bin.
»Ich habe mir die Vorschläge der Anderen genauer angesehen, Kumrath«, sagte Ingar zögernd. »Sie sind gut. Sie würden die Energieeffizienz in allen Bereichen steigern und die...




