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E-Book

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Title Die Angst spielt mit


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-95576-126-4
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

ISBN: 978-3-95576-126-4
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Drohbriefe, anonyme Anrufe, Kulissen, die in Flammen aufgehen: Seit Maggie zusammen mit ihrem Jugendfreund Kevin Peyne ein Theaterstück in Thornhill inszeniert, reißt die Serie gefährlicher Vorfälle nicht ab. Wer will verhindern, dass ihr Stück aufgeführt wird, das auf einem nie geklärten Entführungsfall basiert?



Fünfzehn Jahre lang arbeitete Elise Title als Psychotherapeutin in einem Gefängnis in Massachusetts, bevor sie 1985 ihren ersten Liebesroman schrieb - als Ausgleich. Über vierzig weitere folgten. Der internationale Durchbruch kam für sie, als sie sich wieder der dunklen, gefährlichen Seite von Gefühlen zuwandte und einen Thriller verfasste. Elise Title lebt mit ihrem Mann, einem Psychiater, in Neu England.

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PROLOG


Der stille, gebrechliche Parker Anderson war nervös, erregt und besorgt zur gleichen Zeit. Er fragte sich, ob das ein Rekord war, und lachte leise vor sich hin.

“Zeit für unser Säftchen, Mr. A.”

Parker blickte von dem Stapel Blätter auf seinem Schreibpult hoch und schenkte der kecken blonden Pflegerin in der offenen Tür ein bedauerndes Lächeln. “Dieses Zeug schmeckt wie Gift, Kelly.” Er schob die Papiere in einen braunen Umschlag, bevor er seinen Rollstuhl in ihre Richtung drehte.

“Oh, so schlimm ist es nicht”, erwiderte Kelly fröhlich und wusste, dass Mr. Anderson nicht allzu viel Theater machen würde. Von allen Bewohnern des Thornhill-Cove-Altenheims, die medizinische Betreuung brauchten, war der zweiundachtzigjährige Parker Anderson einer der kooperativsten. Obwohl sie in den letzten Wochen festgestellt hatte, dass er irgendwie erregt und übervorsichtig war. Wie er zum Beispiel jetzt hastig diese zerknitterten Papiere wegsteckte, als fürchtete er, sie könne tatsächlich so interessiert sein, dass sie einen Blick darauf warf.

Kelly ging über den pfirsichfarbenen Teppich des Einbettzimmers zu der Klimaanlage unter dem Fenster und stellte sie eine Stufe tiefer. Danach regelte sie die hellblauen Jalousien so, dass die Sonne nicht in den Raum brennen und die farbenfrohe Einrichtung ausbleichen konnte. Sie warf einen Blick auf den üppigen, gepflegten Rasen hinaus, der einem smaragdgrünen Teppich ähnelte, ausgenommen an der Stelle, wo der Schatten des Uhrturms des Dorchester Colleges auf die Wiese fiel.

Sie drehte sich um und warf ihrem Pflegebefohlenen einen unnachgiebigen Blick zu. “Wir dürfen nicht mit der Klimaanlage herumspielen, Mr. A. Wir wollen uns doch keine Erkältung einfangen. Es sind draußen jetzt schon fast dreißig Grad, und Willard Scott sagt, es wird am Nachmittag noch heißer. Sie wollen doch nicht von Eiseskälte in Gluthitze kommen, wenn Bertie Sanborn Sie nach dem Mittagessen zum Spaziergang abholt.”

“Bertie Sanborn?”

“Ach, haben Sie die neue Helferin noch nicht kennengelernt? Bertie kam gestern an Bord. Eine ganz süße Lady, Mr. A. Sie werden sie mögen. Alle unsere Bewohner sind von ihr begeistert.”

Parker, der seine goldene Taschenuhr aus seiner Weste hervorgeholt hatte, hörte nur halb zu. “Sagen Sie, Kelly, es ist schon fast zehn. War die Post noch nicht da?”

“Also … ja, Mr. A. Ich fürchte, heute war nichts für Sie dabei. Vielleicht morgen”, fügte sie hinzu und zwang einen hoffnungsvollen Ton in ihre Stimme, als sie die Enttäuschung auf dem Gesicht des alten Mannes sah.

Mr. A. tat ihr leid. Seit sie hier vor drei Jahren zu arbeiten begonnen hatte, hatte Mr. A. Hunderte von Briefen geschrieben, aber nur selten eine Antwort bekommen. Und was er per Post erhielt, war ein Rätsel. Zeitungen aus allen Ecken des Landes. Nicht einmal Großstadtzeitungen, sondern Lokalzeitungen in der Art wie der von Thornhill, volkstümliche Zeitungen, die hauptsächlich über Kleinstadtleben berichteten. Kelly vermutete, dass Mr. A. einmal an allen diesen Orten gelebt hatte und sich auf dem Laufenden halten wollte. Ohne nennenswerte Besucher und mit nur ein paar Freunden in Thornhill Cove, waren seine Briefe und die Zeitungen alles, womit Parker Anderson die Zeit totschlagen konnte.

Kelly holte die fast neue Flasche Eisensirup aus dem Nachtschränkchen des alten Mannes. Bis vor Kurzem hatte man es ihm überlassen, täglich zweimal seine Dosis zu nehmen, doch ein routinemäßiger Bluttest vor ein paar Wochen hatte einen niedrigen Eisengehalt ergeben. Dr. Bright vermutete, dass Mr. Anderson seinen Saft vergaß, und schlug vor, eine Schwester solle das Einnehmen überwachen.

“Ich verstehe nicht, wieso die Pharmafirmen nichts gegen den schlechten Geschmack von diesem Zeug machen können”, klagte Parker, während er zusah, wie sie mit dem Verschluss kämpfte. “Muss ich …?”

“Aber, aber, Mr. A., haben wir nicht das ganze Wochenende darüber geklagt, dass wir ein wenig unter dem Wetter leiden?”

Parker lächelte. “Haben Sie auch unter dem Wetter gelitten, Schwester Brown?”, neckte er sie.

“Verzögerungstaktik, Mr. A. Außerdem sehen Sie heute Vormittag noch immer ein wenig leidend aus.”

“Ich habe nicht gut geschlafen”, gab er zu.

“Möchten Sie, dass der Doktor später nach Ihnen sieht, wenn er seine Runde macht? Dr. Bright hat heute Schicht, und Sie kommen doch gut mit ihm aus.”

“Nein, nein, mir geht es gut.” Parker beobachtete mit Widerwillen, wie sie einen Löffel mit der schlammbraunen Flüssigkeit füllte und dafür sorgte, dass er jeden Tropfen schluckte.

“Es wäre trotzdem gut, wenn er Sie untersucht”, sagte Kelly, als sie das Zittern der Hand des alten Mannes bemerkte, während er sich die Lippen mit seinem Taschentuch abwischte. Für sein fortgeschrittenes Alter hielt sie Mr. A. grundsätzlich für bemerkenswert gesund, aber im Verlauf des Wochenendes hatte Kelly eine leichte Abwärtsentwicklung festgestellt. Nun ja, dachte sie betrübt, aber mit professioneller Resignation, so ist das oft in diesem Alter.

Nachdem Schwester Brown gegangen war, griff Parker nach dem braunen Umschlag auf seinem Schreibtisch und rollte sich zu der geschnitzten Zederntruhe vor seinem Bett. Auch er bemerkte das Zittern seiner Hände, als er mit dem Kombinationsschloss herumspielte. Er runzelte die Stirn. Am Wochenende hatte er sich wirklich immer schlechter gefühlt. Vielleicht war es keine so dumme Idee, wenn Bright ihn untersuchte.

Sorgfältig legte er den braunen Umschlag in seine Zederntruhe, schloss sie und ließ den Riegel einschnappen. Diese ganze Aufregung – die war schuld. Nur davon fühlte er sich schlecht. Sobald der Brief kam – sobald er von hörte, würde seine Energie zurückkehren. Endlich würde er die Befriedigung und die Vergeltung verspüren, die ihm so viele Jahre entgangen waren.

Er schloss die Augen, und ein schwaches Lächeln huschte über sein Gesicht. Er hätte den Vormittag verschlafen, hätte Mildred Mead nicht an seine Tür geklopft.

“Ach du liebe Zeit, habe ich Sie geweckt, Mr. Anderson?”

Es dauerte ein paar Sekunden, bis Parkers Kopf sich klärte.

“Ich wollte gerade meine Schwiegermutter auf die Sonnenterrasse bringen, und ich dachte, Sie wollten sich uns anschließen”, erklärte Mildred entschuldigend. “Es wird wohl ein unerträglich heißer Nachmittag, aber auf der Terrasse gibt es noch einen Lufthauch.”

Parker runzelte die Stirn. Sein Kopf schien verwirrter zu sein als vor dem Nickerchen. “Ihre Mutter?”

Mildred, eine muntere, vorzeitig ergraute Frau von dreiundfünfzig, betrachtete Parker Anderson besorgt über ihre kleine Brille hinweg. “Helen Mead, meine Schwiegermutter, Mr. Anderson. Ihre Freundin Helen von gegenüber.”

Das Durcheinander in seinem Kopf klärte sich plötzlich. Parker lachte leise. “Ach Sie sind es, Milly. Die stets wache Lokalreporterin vom Sind Sie hier, um den alten Leutchen Gerüchte zu entlocken, Milly?”

Mildred lachte erleichtert. Einen Moment hatte sie schon gedacht, der arme alte Knabe könnte einen Schlaganfall gehabt haben. “Gerüchte sind für mich die Luft zum Atmen”, scherzte sie.

Parker warf ihr einen verschlagenen Blick zu. “Sie denken wahrscheinlich, dass mit uns Oldtimern nichts Aufregendes mehr passiert, Milly. Aber man kann nie wissen. Demnächst könnte einer von uns Sie so überraschen, dass es Ihnen die Schlupfhose auszieht.”

“Also wirklich, Parker”, kam eine hoheitsvolle Stimme von der offenen Tür. “Wir nennen das schon lange nicht mehr Schlupfhose.”

Parker errötete, als sein Blick zur Tür zuckte und er dort die ehrfurchtgebietende und noch immer die Blicke auf sich ziehende Helen Mead entdeckte.

Helen, Mildreds hoch gewachsene, würdevolle, weißhaarige, sechsundsiebzigjährige Schwiegermutter, klopfte mit ihrem Stock. “Nun, begeben wir uns jetzt auf die Terrasse oder nicht? Alte Leute können nicht den ganzen Tag herumsitzen, um etwas zu entscheiden. Wir haben nicht mehr so viele Tage übrig.”

Mildred schenkte ihrer Schwiegermutter ein geduldiges Lächeln. “Aber, aber, Mutter, von Ungeduld bekommst du bloß Verdauungsstörungen.”

Helen blickte von Mildred zu Parker. “Da wir von Verdauungsstörungen sprechen – fühlen Sie sich heute besser?”

“Oh ja, viel besser”, versicherte Parker.

Sobald sie auf der Terrasse Platz genommen hatten, holte Mildred eine Strickarbeit aus ihrer Tasche. “Ein Pullover für meinen Enkel Leif. Er wird nächsten Monat acht, und wie ich meiner Tochter Maggie sagte, sollte er wenigstens einen guten, dicken Pullover für den Winter haben. Sobald ich damit fertig bin, stricke ich eine Weste für ihren älteren Jungen, Michael. Maggie ist schon so lange da unten in Virginia gewesen, dass sie vergessen hat, wie die Winter in New Hampshire sind. Ich fürchte noch immer, dass sie beim ersten Schnee zurück in den Süden zieht.”

“Zu diesem nichtsnutzigen Ehemann?”, murmelte Helen.

“Er ist nicht mehr ihr Ehemann, Mutter. Du weißt genau, dass ihre Scheidung im März rechtskräftig wurde, kurz bevor sie wieder hierher zog”, sagte Mildred.

“Nun ja, das Mädchen sieht schlimm aus, mehr kann ich nicht sagen”, erklärte Helen, aber wie immer, wenn es um ihr einziges Enkelkind ging, mischte sich Sorge in ihre Stimme. “Warum nimmt sie sich nicht zusammen, Mildred? Sie ist noch jung, und mit etwas...



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