Watson / Müntefering | Eine Liebe auf Guernsey | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Watson / Müntefering Eine Liebe auf Guernsey

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

ISBN: 978-3-7517-2784-6
Verlag: beHEARTBEAT
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Ein Roman über Freundschaft, die Kunst loszulassen und die Liebe.
Kate ist Touristenführerin auf der Kanalinsel Guernsey und mit ihrem beschaulichen Leben eigentlich recht zufrieden. Doch plötzlich steht alles kopf: Ihr Exfreund heiratet und bittet sie, seine Trauzeugin zu werden, sie muss im Souvenir-Shop ihrer Stiefmutter aushelfen und sich zudem um Amy, die Golden-Retriever-Hündin ihrer verstorbenen Nachbarin, kümmern. Und dann kreuzen auch noch der sympathische Matthew und sein blinder Sohn ihren Weg. Während Kate versucht, die Fäden ihres Lebens irgendwie wieder unter Kontrolle zu bringen, merkt sie, dass sie durch all diese Veränderungen beginnt, die Welt mehr und mehr mit anderen Augen zu sehen ...
Mirjam Müntefering, Autorin der Kalle und Kasimir-Reihe, schreibt als Pippa Watson feinfühlige Liebesgeschichten mit Hund und Herz.
beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.
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Kate
Mittwoch, 26. April Das eigene Zuhause sollte für jeden Menschen der schönste Ort der Welt sein. Und natürlich könnte niemand mich davon überzeugen, dass es irgendwo anders schöner ist als auf den englischen Kanalinseln. Wie jeden Morgen machte ich auch heute, an einem Tag Ende April, auf meiner Joggingstrecke kurz Halt an den Klippen hinter Bluebell Wood. Von hier aus konnte ich bis hinüber zur Nachbarinsel Sark sehen, wo ich aufgewachsen war. Das Meer rund um Guernsey hat so viele Gesichter. Wenn ich nun hinausblickte, in Richtung Frankreich, dessen Küste die englischen Kanalinseln vorgelagert sind, wirkte es eisig grau. Ich mochte diese klare, fast silbrige Farbe. Mein liebster und bester Freund Brian aus Kindertagen behauptete stets, dass meine Augen genau denselben Ton hätten. Brian war viel zu ernsthaft für Schmeicheleien, daher musste etwas daran sein. Ich griff nach dem kleinen Fernglas in meiner Bauchtasche, das mein ständiger Begleiter war, und konnte draußen ein paar Meeresvögel erkennen, die auf der weiß schäumenden Gischt der Wellen wild auf und ab schaukelten. Doch in der Bucht, die gut zweihundert Meter tiefer direkt unter mir lag, plätscherte das Wasser sanft jadegrün auf den Sandstrand, geschützt durch die hohen, mit gelb blühendem Ginster, Schlehen und anderen Wildsträuchern bewachsenen Felsenhänge. Bei dem Gedanken, dass ich schon in einer Woche meine erste Touristengruppe der Saison an dieser Stelle vorbeiführen würde, musste ich unwillkürlich lächeln. Die Guernsey-Reisenden wussten selten, welche Schönheiten sie auf unseren herrlichen Wanderungen erwarteten. Dieser Blick entlockte ihnen stets begeisterte Ausrufe. Ich würde ihnen Raum für ihren Enthusiasmus und unzählige Fotos lassen. Und wenn wir dann weitergehen würden, landeinwärts, hinein in den Wald der uralten, mit Moos bewachsenen Bäume, würden sie still werden. Denn auf dem Boden würden ihnen Trillionen von blauen Schlüsselblumen entgegenleuchten, die diesem Waldabschnitt seinen Namen gegeben hatten: Bluebell Wood. So zart und zugleich so wild ergoss sich die Flut der blauen Blüten über die Hänge unter dem Blätterdach, dass von Menschen, die diesen Anblick zum ersten Mal genossen, meist nur ein tiefes Seufzen zu hören war. Hier, so empfand ich es selbst, konnte die Seele Frieden finden. In diesem Augenblick würde sich für jeden Einzelnen von ihnen die Anreise mit dem Flugzeug oder der Fähre bereits gelohnt haben. Ein unvergesslicher Moment, eine Urlaubserinnerung, die blieb. Voller Vorfreude drehte ich mich um und lief federnd weiter den schmalen Pfad entlang. Mein hellblonder Pferdeschwanz, der mir bis auf den Rücken hinabfiel, wippte dabei und kitzelte mich zwischen den Schulterblättern. Im Wald bog ich an der nächsten Kreuzung ab und machte mich an den Anstieg, der über viele kleine, aus Erde und Stein geformte Stufen hinaufführte – das beste Training überhaupt. Zwar war ich fit, seit ich vor zwei Jahren wieder mit dem Joggen begonnen hatte, trotzdem keuchte ich wie eine Dampflok, als ich oben ankam. Der Pfad führte aus dem Wald hinaus über eine Wiese mit ein paar Aussichtsbänken, auf denen einige Guernseyer Gedenkplaketten für ihre Liebsten hatten anbringen lassen. Von dort aus mündete der Weg in eine der Green Lanes, die es in diesem Teil der Insel gibt: schmale, sehr ruhige Straßen, in denen nur Anliegerverkehr erlaubt ist. Ich trabte über den Asphalt zwischen Hecken und Natursteinmauern hindurch. Noch eine Kurve, dann kamen die beiden Cottages in Sicht, die hier lagen. Das eine, ursprünglich ein Bauernhof, gehörte Sarah und Alan. Die beiden hatten den Hof von Alans Eltern übernommen und daraus ein prächtig laufendes Bed & Breakfast gemacht. Ich selbst bewohnte einen Teil des ausgebauten Dachgeschosses zur Miete. Auch wenn ich bereits dreiundvierzig Jahre alt war und mit meinem eigenen kleinen Touristikunternehmen gut verdiente, reichte es nicht, um die horrenden Immobilienpreise auf Guernsey stemmen zu können. Doch ich war mit meinen zwei Zimmern unterm Dach bei Sarah und Alan mehr als glücklich. Der Ausblick über den tiefer liegenden Wald bis zum Meer machte diesen Ort zu etwas ganz Besonderem. Nun steuerte ich jedoch das winzige Häuschen neben dem großen Hof an. Ich öffnete das hölzerne Gartentor, dessen Scharniere in den Angeln leicht quietschten, und durchquerte den idyllisch in Rosa, Weiß und Blau blühenden Vorgarten. Als ich auf die Klingel drückte, konnte ich drinnen im Haus ein kurzes Bellen hören. Das war Amy, die hübsche Golden-Retriever-Hündin, die meiner alten Nachbarin Mrs. Owens als Blindenführhund durch den Alltag half. Es dauerte eine Weile, bis mir die Tür geöffnet wurde. »Kate«, sagte die alte Dame, die eine Hand an der Wand im Flur, die andere auf Amys Rücken. »Hab ich mir doch gedacht, dass du es bist.« Ich hatte es irgendwann aufgegeben, mich zu fragen, wie um alles in der Welt sie so sicher wissen konnte, wer vor ihr stand. »Guten Morgen«, begrüßte ich sie lächelnd. Amy tat einen Schritt vor und wedelte mich freundlich an. Ich streckte die Hand aus, um ihr kurz über den Kopf zu streicheln und die weichen Ohren zu zausen. Das liebte sie. Sie öffnete ihre Schnauze, als würde sie lächeln. »Du strahlst ja«, stellte Mrs. Owens an mich gewandt ganz richtig fest, die blinden Augen vage in Richtung meines Gesichts gerichtet. »Woher …?«, begann ich verblüfft, aber sie tippte sich bereits ans Ohr. »Kann ich hören, mein Kind, kann ich hören. Und joggen warst du bestimmt auch«, setzte sie hinzu. »Komm herein, damit du dich hier in der Zugluft nicht verkühlst.« »Würde ich sehr gern, Mrs. Owens, aber ich bin schon spät dran. Ich müsste eigentlich jetzt schon im Büro sein. Ich wollte nur schnell nachfragen, wie es Ihnen geht und ob ich Ihnen etwas aus der Stadt mitbringen kann?« Die einzige größere Stadt auf Guernsey, wenn man es überhaupt so nennen konnte, war St. Peter Port. So klein sie auch war, alle Inselbewohner sprachen von ihr nur als »the town«, »die Stadt«. Dank ihres Hundes war Mrs. Owens trotz ihres hohen Alters noch sehr agil und nicht auf Nachbarschaftshilfe angewiesen, doch vor ein paar Tagen hatte sie sich einen Infekt zugezogen. Auch jetzt sah sie schwächer aus als sonst. Und hatte sie nicht auch sichtbar abgenommen? »Mein liebes Kind«, sagte Mrs. Owens mit dem Recht der über Neunzigjährigen, die zu einer Frau mit dreiundvierzig sprach. Sie streckte mir die Hände entgegen, und ich nahm sie. Amy hüpfte mit den Vorderpfoten ein paar Mal auf und ab, als sei sie über unsere freundschaftliche Geste ganz aus dem Häuschen. »Das ist sehr lieb von dir! Ich habe vorhin bei Green Food angerufen. Die bringen mir frisches Gemüse und Käse. Aber wenn du so lieb wärst und mir ein paar Flaschen Wasser mitbringen könntest?« »Na klar, das mach ich gern!«, versprach ich. »Noch etwas?« Ich hatte gemerkt, dass sie zögerte. »Ach, nur eine Kleinigkeit. Wenn du bei Rose vorbeikommst, könntest du mir ein Fläschchen von dem wunderbaren Fliederwasser mitbringen? Das duftet so herrlich.« »Aber sicher!«, versprach ich ihr. Rose war meine Stiefmutter, hatte diesen grässlichen Titel jedoch nie und nimmer verdient. Sie führte in St. Peter Port einen zentral gelegenen und gut gehenden Souvenirshop, in dem sie allerdings keinen Ramsch »made in China« verkaufte, sondern Produkte, die auf Guernsey, Sark und Jersey hergestellt wurden. So auch die beliebten Wässerchen, deren Blütengrundlagen in ihrem großen Garten auf Sark wuchsen und aus denen Dad die Düfte zusammenbraute, so wie andere alte Männer heimlich Whisky brannten. »Und jetzt raus in diesen schönen Tag!« Mrs. Owens lächelte und wedelte mit einer Hand. Ich strich ihr kurz über den Arm, tätschelte Amy noch einmal den rotblonden Kopf und war schon auf dem schmalen Gartenweg unterwegs, der schnurrgerade zu meinem Zuhause führte. Blitzdusche. Schnell in meine Jeans, T-Shirt und – das musste sein – einen guernseytypischen Pulli mit Zopfmuster geschlüpft. Und schon war ich auf dem Weg zu meinem Büro in der Stadt. Weil ich spät dran war, ließ ich mich dazu verleiten, statt des Busses meinen kleinen Wagen zu nehmen. Aber schon als ich mich die Fort Georg Road Stoßstange an Stoßstange hinunterquälte, bereute ich es bitter. Guernsey hatte so viel Schönes zu bieten. Als Touristikfachfrau und Tourenführerin wusste ich nur zu gut, wie einzigartig diese Insel war, und immer mehr Menschen kamen auf den Geschmack. Als Urlaubsziel waren die Kanalinseln in den letzten zwanzig Jahren immer beliebter geworden. Aber leider hatte sich auch der Autoverkehr auf der Insel entsprechend entwickelt. Mit dem Ergebnis, dass das hübsche St. Peter Port zur Rushhour regelmäßig im Blechlawinenchaos kollabierte. Als ich endlich in der schmalen Seitenstraße ankam, in der mein kleiner Bürokomplex lag, und meinen Wagen auf den winzigen Parkplatz quetschte, war ich bereits eine halbe Stunde hinter meinem Zeitplan. Verflixt. Nur noch zehn Minuten bis zum Termin mit Professor Torres, dem Vorsitzenden eines Wissenschaftlerausschusses an der Londoner Uni. Er interessierte sich für eine Inselführung mit botanischem Schwerpunkt, und eigentlich hatte ich vorgehabt, mir die Unterlagen vorher noch in aller Ruhe anzusehen. Ich riss meine Tasche vom Beifahrersitz und stürmte die eiserne Außentreppe hinauf in die zwei Büroräume, die meinem Touristikunternehmen als Basis dienten. Aus dem größeren Besprechungsraum waren Stimmen zu hören. War Professor Torres etwa zu früh? Ich eilte hinüber und blieb in der offenen Tür stehen. Doch es war nicht mein erwarteter...


Watson, Pippa
Pippa Watson, Jahrgang 1969, lebt in Nordrhein-Westfalen auf dem Land, ist aber seit ihrer Kindheit innig mit Großbritannien verbunden. So oft wie möglich streift sie mit ihren Hunden durch die Landschaft der romantisch rauen Küsten und traumhaften Gärten. Besonders die Herzlichkeit und die große Tierliebe der Briten nehmen die Autorin immer wieder für die Menschen dort ein. Und so liebt sie es, die Welt zwischen Cream Tea und Linksverkehr auch in ihren Romanen lebendig werden zu lassen.

Pippa Watson, Jahrgang 1969, lebt in Nordrhein-Westfalen auf dem Land, ist aber seit ihrer Kindheit innig mit Großbritannien verbunden. So oft wie möglich streift sie mit ihren Hunden durch die Landschaft der romantisch rauen Küsten und traumhaften Gärten. Besonders die Herzlichkeit und die große Tierliebe der Briten nehmen die Autorin immer wieder für die Menschen dort ein. Und so liebt sie es, die Welt zwischen Cream Tea und Linksverkehr auch in ihren Romanen lebendig werden zu lassen.

Pippa Watson, Jahrgang 1969, lebt in Nordrhein-Westfalen auf dem Land, ist aber seit ihrer Kindheit innig mit Großbritannien verbunden. So oft wie möglich streift sie mit ihren Hunden durch die Landschaft der romantisch rauen Küsten und traumhaften Gärten. Besonders die Herzlichkeit und die große Tierliebe der Briten nehmen die Autorin immer wieder für die Menschen dort ein. Und so liebt sie es, die Welt zwischen Cream Tea und Linksverkehr auch in ihren Romanen lebendig werden zu lassen.


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