Weitze | Der Turm des Blutes | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 4, 504 Seiten

Reihe: Sturmfels-Akademie

Weitze Der Turm des Blutes

Sturmfels-Akademie - Band 4
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98896-054-2
Verlag: Torsten Weitze
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Sturmfels-Akademie - Band 4

E-Book, Deutsch, Band 4, 504 Seiten

Reihe: Sturmfels-Akademie

ISBN: 978-3-98896-054-2
Verlag: Torsten Weitze
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Niris viertes Jahr an der Sturmfels-Akademie beginnt turbulent. Bei ihrer Rückkehr findet sie sich inmitten von Konflikten wieder: Ihre Gemeinschaft ist zerrüttet, und sie selbst wird in den Turm des Blutes berufen. Die Suche nach den Ankersteinen drängt, doch liebgewonnene Freundschaften und einst sichere Bande drohen zu zerbrechen. Während nicht nur Niri mit den Grenzen ihrer magischen Fähigkeiten ringt, gerät die Welt um sie herum in Aufruhr, denn unerklärliche Morde erschüttern die Akademie. Niri und ihre Gefährten stehen vor einer der schwersten Herausforderungen ihres bisherigen Lebens: Gelingt es ihnen, ihre Kräfte zu vereinen, um das drohende Chaos aufzuhalten, oder wird jeder für sich allein untergehen?

Torsten Weitze wurde in Krefeld geboren, wo er noch heute zusammen mit seiner Frau wohnt. Nach langer Erfahrung als Leiter einer Pen & Paper-Gruppe begann er, sich selbst ganze Welten auszudenken und sie, nun als Autor, zu Papier zu bringen. Nach dem Erfolg seiner High-Fantasy-Debutreihe 'Der 13. Paladin'folgt, neben der Fortführung der 'Nebula Convicto'-Reihe, sein nächstes großes Projekt: Die Romane über die Streitenden Götter, deren Auftakt die 'Sturmfels-Akademie' darstellt. Entspannung sucht Torsten Weitze im Praktizieren des Jiu-Jitsu und in der Handhabung traditioneller japanischer Waffen wie dem Katana oder dem Bo.
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Kapitel 1

Niris Dasein war erfüllt von rauschender Kühle. Der Fluss der Zeit glitt über sie hinweg, während sie auf dem Boden seines Flussbettes festsaß. Sich dort festkrallte. Um ihr Überleben rang.

Niemals hätte sie sich diese kostbaren Momente borgen dürfen, die ihr nach der Beendigung des Auftauchens nicht zugestanden hatten, das wusste sie jetzt. Doch auf anderem Wege hätte sie Kommandant Aschenmoor in jenem ungleichen Zweikampf nicht besiegen können, dessen Siegestrophäe die Erstürmung oder eben Verschonung der Sturmfels-Akademie gewesen war. Niri hatte ein Blutbad verhindert, sich dadurch jedoch selbst an den Grund des Flusses der Zeit verbannt. Hätte sie im Vorfeld von jenem Preis gewusst, den sie würde zahlen müssen … wäre sie mutig genug gewesen, ihn zu entrichten?

Diese eine Frage hatte sie unzählige Male gewälzt, seit ihr Bewusstsein wieder zu zusammenhängenden Gedanken fähig war. Egegmon, der oberste Daekhan des Turms des Blutes, hatte es Niri in ihrem Zustand der Starre erträglich gemacht, indem er ihrem Verstand wieder und wieder befohlen hatte, zu schlafen. Doch anscheinend nutzte sich seine Magie an ihrem Geist ab. Anders konnte sich Niri die Tatsache nicht erklären, dass der ledergesichtige Zwerg ihr nun bereits mehrfach den Befehl gegeben hatte, einzuschlafen, nur um dann mit einem Kopfschütteln und einem leisen Brummen den Raum zu verlassen, während Niri höchstens eine leichte, geistige Trägheit verspürte.

Ihr selbst wäre es nur allzu recht gewesen, unwissend in tiefem Schlaf zu verweilen, denn langsam wurde ihr Verstand sich des grausamen Kerkers gewahr, in dem ihr Körper gefangen gehalten wurde. Niri glich einer Statue, aufgestellt in einem dunklen Raum, der nur dann von Fackeln erleuchtet wurde, wenn sie Besuch bekam. Jeder ihrer Freunde sprach ab und an zu ihr, doch ergaben ihre Worte wenig Sinn. Es war, als würden sie voraussetzen, dass Niri bestimmte Dinge wusste. Dinge, die sie ihr während ihrer Starre erzählt hatten. Niri war sich unsicher, was ihren Geist schneller zerrütten würde: dass sie in ihrem Körper gefangen saß oder dass sie in mühsamer Gedankenarbeit die wenigen Gesprächsfetzen zusammenfügen musste, an die sie sich noch erinnern konnte.

Sie wusste, dass irgendetwas mit dem Ankerstein in ihrer Hand passiert sein musste. Nachdem sie Aschenmoor besiegt hatte, hatte sie besagtes Amulett von seiner Brust gerissen, doch nun waren ihre Finger zwar gekrümmt, als sollten sie etwas halten, doch wann immer Licht in den Raum schien, erkannte Niri, dass ihr kostbares Beutestück fort war. Ein nagendes Gefühl plagte sie, dass sie wissen müsste, wer es genommen hatte, aber sie konnte sich einfach nicht erinnern. Der Fluss der Zeit schien sie gleich einem Felsen, der im Flussbett ruht, langsam, aber sicher abzutragen. Erst wurden die Kanten runder, dann verschwanden sie ganz. Danach schrumpfte der Stein, wurde immer weniger, bis er vollends zu Sand zerrieben war …

Niri.

Sie hörte ihren Namen, jedoch nicht mit den Ohren. Der Ruf war mehr ein Echo in ihrem Kopf.

Niri.

Erleichterung durchflutete sie. Das war der Junge! Der Junge im Zimmer!

Ich höre dich! Sie dachte die Worte so intensiv sie nur konnte.

Das ist schön, aber kein Grund, gleich so zu schreien. Ein gewisses Amüsement lag in der Stimme des jungen Aeldae und nahm Niri ein Stück der Panik, die in ihr aufzukommen drohte.

Kannst du mir helfen?

Das versuche ich seit … Er brach ab.

Niri lachte bitter in den Tiefen ihres Verstandes auf. Der Junge im Zimmer erlebte die Zeit auf eine andere Weise als sie. Er beobachtete die Zukunft mit all ihren Möglichkeiten und sprach oft von ihr, als läge sie in seiner Vergangenheit.

Und was haben deine Versuche ergeben?, fragte Niri den Jungen. Plötzlich verspürte sie nichts mehr als den Wunsch, den Brustkorb heben und senken zu können. Sie musste in ihrem Zustand offenkundig nicht atmen, aber diese einfache Tätigkeit hätte ihr zumindest das Gefühl gegeben, noch zu den Lebenden zu gehören.

Nun … Er zögerte wieder. Dies ist das erste Mal, dass du auf mich reagierst, seit der Fluss der Zeit seinen Griff um dich gelockert hat.

Gelockert? Niri horchte auf. Für mich rauscht er genauso wild und wütend um mich herum wie seit dem Moment, als ich mir zwei Herzschläge borgte.

Du bist sehr tief eingetaucht. Dort unten hat ein lebendes Wesen nichts verloren.

Ich bin nicht eingetaucht, korrigierte Niri verschnupft. Ich bin versunken. Darin liegt ein großer Unterschied.

Niri … warum streitest du mit mir? Der Junge klang äußerst verwirrt.

Gerne hätte sie sich auf die Zunge gebissen. Mein Verstand ist wach, mein Körper jedoch gelähmt, erwiderte sie deutlich zurückhaltender. Ich fürchte, dass eine gewisse Gereiztheit erst der Anfang von Schlimmerem darstellt, was mir widerfährt, wenn ich noch länger hier gefangen bin.

Ich verstehe … glaube ich.

Der Junge schwieg, und in Niri stieg die Furcht auf, dass er fort war, und sie wieder allein mit dem Rauschen der Strömung, die mehr und mehr von ihr abtrug …

Bist du noch da?, flehte sie regelrecht.

Ich bin hier. Und ich glaube, es wäre am besten, wenn du es auch wärst. Aber dafür musst du loslassen.

Niri verstand nicht. Loslassen?

Du krallst dich im Flussbett fest, so wie ich es dir geraten habe. Aber nun musst du wieder loslassen.

Sie konzentrierte sich auf jenen Teil ihres Verstandes, der mit dem Fluss der Zeit verbunden war und entdeckte einen kleinen … Ball … aus erhärteter Willenskraft, der sich am Grund des Flusses festkrallte. Es fühlte sich für Niri an, als hätte sie eine Leitersprosse so lange und krampfhaft umschlossen, dass ihre Finger sich jeglichen Versuchen widersetzten, ihren Griff auch nur einen Hauch zu lockern. Ich glaube, ich hänge fest …

Hm. Verständlich. Wieder schwieg der Junge eine quälend lange Zeit. Dann änderte sich plötzlich das Rauschen des Flusses. Es wurde unruhiger.

Wütender.

Niris Verstand watete regelrecht durch einen Morast aus Furcht, und sie festigte ihren Griff um das Flussbett instinktiv.

Niri. Die Stimme des Jungen klang nun näher, hatte einen Teil seines fernen Echos verloren. Niri, du musst meine Hand packen.

Verwirrt spürte sie in sich hinein, konzentrierte sich vollends auf den Fluss, der ihr so viel Angst einjagte. Da war etwas, weit voraus. Gleich einem Stofffetzen, der an einem Felsen inmitten wilder Stromschnellen hängen geblieben war. Die Präsenz schien sich zu strecken, ihr ein Stück weit entgegenzukommen.

Bist … bist du das etwa?

Mach schnell, drängte er. Ich lehne mich bereits so weit aus meinem Zimmer, wie ich nur kann. Wenn der Fluss mich gänzlich zu packen bekommt …

Er musste nicht weiterreden. Niri wollte sich bewegen, sich ihm in irgendeiner Form nähern, doch die Angst vor dem Fluss hielt sie an Ort und Stelle.

Ich kann nicht!, rief sie voller Verzweiflung.

Du musst! Wenn du deiner Furcht nachgibst, wirst du die Macht des Flusses nie mehr zu nutzen wagen – und schlimmstenfalls seinen Tiefen nie wieder entkommen.

Niri wusste, dass er recht hatte. Schon jetzt betrachtete sie den Fluss der Zeit mehr als eine Bedrohung denn eine Naturgewalt. Wenn sie diese Sichtweise nicht änderte, würde er sie zerreiben. Zu einem Nichts pulverisieren. Alles auslöschen, was sie in ihrem Leben noch hätte erreichen können.

Niri dachte an ihre Freunde. An die Aeleven aus dem Turm der Bettler, die in ihr eine ungekrönte Königin sahen. An die verschmähte Sigille im versiegelten Palast Aelderheyms, die nach einem neuen Träger rief, um mit seiner Hilfe höchstwahrscheinlich den Grundstein für eine neue Inkarnation des Ewigen Biestes zu erschaffen.

Sie wurde gebraucht. Und sie wusste, sie wurde vermisst … Von Apllut, Jonah, Tullpa, Tarikh.

Und von Harduul.

Als hätte sich eine Tür in ihrem Inneren geöffnet, erstrahlte das Gesicht des immer so ernsten Wildlings in ihrem Verstand. Seine treuen Augen, die geerdete Art, mit der er ein Problem nach dem anderen aus dem Weg räumte, das zwischen ihm und seinen Zielen stand. Seine Hände auf ihrem Rücken, als er sie das letzte Mal umarmt hatte. Wann war das gewesen? Sie erinnerte sich nicht. Und wenn der Fluss die Oberhand gewann, würde es auch keine weitere Umarmung mehr geben. Nicht einmal mehr die Erinnerung an den Fahamehr, der damals in einer regnerischen Nacht einer Halb-Aeldae Schutz vor einem Haufen Schläger gewährt hatte …

Niri! Verzweiflung durchdrang den Schrei des Jungen im Zimmer.

In einem Akt purer Willenskraft zwang sie sich, ihren Verstand vom Flussbett zu lösen, der Furcht in ihrem Inneren ebenso zu trotzen wie der reißenden Strömung, die sie umgehend um ihre Kontrolle ringen ließ. Mit einem Ruck kam sie frei, und sofort wurde Niri fortgespült, sie trudelte, wusste nicht, wo oben und unten, Vergangenheit und Zukunft lag! Der Fluss war wie ein vielklauiges Monster, das sie zu zerreißen drohte. Panik stieg in Niri auf, ließ sie hilflos mit den Armen um sich greifen, in der...



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