Westermann | Eine andere Realität oder Die Zerstörung der Welt | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Westermann Eine andere Realität oder Die Zerstörung der Welt


1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-86287-208-4
Verlag: Fuego
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

ISBN: 978-3-86287-208-4
Verlag: Fuego
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Zwei Frauen und ein Mädchen auf dem Weg zum Orakel, um Informationen über eine schreckliche Bedrohung zu erhalten ... Zwei Menschen und ein Nicht-Mensch, die wissen wollen, warum Kontakte zu anderen Lebensgemeinschaften kaum noch möglich sind ... Ein Mann, der nicht begreift, weshalb sich alles um ihn herum verändert, aber niemand etwas davon bemerkt ... Was ist das für eine Gefahr, die sie spüren? Und was können sie dagegen unternehmen?

Frank Westermann wurde 1952 in Bremen geboren. Nach einem abgebrochenen Lehramtsstudium schrieb er zwischen 1978 und 1986 die fünfbändige Serie 'Andere Welten', die sozialpolitische Utopie mit Science Fiction und Fantasy verbindet. Nach dem erfolgreichen Abschluss seines Psychologiestudiums zog er 1998 nach Cuxhaven, wo er bis heute mit seiner Frau lebt (und manchmal auch arbeitet). Seine Fantasie-Serie wurde Anfang der 80er in mehreren Auflagen gedruckt und zählt zu einer der ersten und erfolgreichen Veröffentlichungen der heutzutage so genannten Selfpublisher-Szene.

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1. Kapitel: Die Gesandten (I)
Sikrit war sich der Ehre bewusst, die ihr mit der Erlaubnis, das Flügelpferd reiten zu dürfen, zuteil wurde. Nur in ihren kühnsten Phantasien hatte sie sich diesen Wunschtraum erfüllt. Nun war er Wirklichkeit geworden. Firlin hatte den Antrag im Außenrat eingebracht und hatte sich über ihre Verblüffung sichtlich amüsiert. »Für diesen Auftrag ist das Beste gerade gut genug,« hatte Firlin argumentiert und war damit bei allen durchgedrungen - trotz Sheitas vehementer Einrede (aber es war zur Genüge bekannt, dass diese nur aus persönlichen Gründen erfolgt war). Nach der Sitzung war Sikrit ihrer Freundin um den Hals gefallen und hatte sie mit Zärtlichkeiten überhäuft. Firlin hatte auch das genossen. Sikrit lächelte in der Erinnerung an die Szene. Jetzt stand sie also vor dem weiß-rot gescheckten Pferd und streichelte vorsichtig seine Nüstern, beruhigende Worte murmelnd. Es war ihr, als ob das Flügelpferd sie misstrauisch ansah, vielleicht barg es ebenso viel Unsicherheit in seinem robusten Körper wie sie. Nach einer Weile schnaubte es leise, als wollte es damit seine Zustimmung ausdrücken. »Ich weiß nicht, welche Namen dir andere, die dich geritten haben, gaben. Ich werde dich Khanur nennen nach der Göttin der Tapferkeit. Sie ist zwar nicht mehr besonders populär, aber der Name hat mir schon immer gefallen.« Flügelpferde waren selten zu finden. Niemand wusste, wie viele Exemplare ihre Zahl ausmachte, aber es waren sicher nicht mehr als einige hundert. An einigen Orten wurden sie als heilige Tiere verehrt und überall nur in seltenen Fällen geritten. Soweit ihr bekannt war, war es nie gelungen, ein Flügelpferd einzufangen. In manchen Fällen entschieden sie aus unerfindlichen Gründen selbst, bei dem Menschen, der sie aufgespürt hatte zu bleiben und sich in die Obhut seiner Lebensgemeinschaft zu begeben. Aus ebenso unergründlichen Motiven verließen sie dieses Terrain wieder. Sie liefen immer frei herum, jederzeit bereit zu kommen oder zu gehen. Unzählige Geschichten über sie machten die Runde, manche voller Bewunderung und Ehrfurcht, andere verhießen Vorsicht und Zurückhaltung.   Khanur weidete seit jeher auf einer der ausgedehnten Wiesen am Nordende des Dorfes abseits der anderen Pferde. Das erweckte den Anschein, als schreckten sie vor ihm zurück oder sie wiesen es aus irgendwelchen Gründen ab. Ein einsames Tier, das aber auch die Gesellschaft der anderen nicht suchte. Sikrit befestigte den Rucksack auf ihrem Rücken und schob die Thermopistole zurecht. Die Waffe war ihr vom Techno-Rat zugebilligt worden. Die Bewegung erinnerte sie schmerzhaft an die Gefahren, die ihr aller Wahrscheinlichkeit nach bevorstanden. Wie fast alle Bewohnerinnen und Bewohner der matrilinen Dorfgemeinschaften verabscheute sie Gewalt - körperliche noch mehr als psychische. Als eine von wenigen war sie im Gebrauch von Waffen ausgebildet, aber sie hatte auf ihren Reisen erst einmal davon Gebrauch gemacht. Es war ihr nicht leicht gefallen, aber sie hatte nicht gezögert und kein schlechtes Gewissen quälte sie. Es hatte ihren Ruf als Pragmatikerin gefestigt. Sie schätzte es allerdings weitaus mehr, wenn ihr normales Durchsetzungsvermögen ausreichte, gerade deshalb wurde sie so oft auf Botschaftsritte geschickt. Außerdem hatte sie damals ein Messer benutzt. Sie konnte sich an keinen Fall erinnern, an dem Hochenergiewaffen ausgeteilt worden waren. Khanur war ein kleines Exemplar seiner Rasse, so dass sie sich ohne Mühe auf seinen Rücken schwingen konnte. Klein, aber kräftig. Wahrscheinlich konnte es ohne Anstrengung eine weitere Person ihres Gewichtes tragen. Es war früher Morgen, die Sonne hatte sich gerade erst über den Horizont geschoben, aber einige dunkle Wolken kündigten schon an, dass sich ihre Wärme nicht lange halten würde. Sikrit sah kurz zurück auf die ersten Häuser des Dorfes, das noch in friedlicher Stille ruhte. Vielleicht würde dieser Friede nicht mehr von langer Dauer sein, wenn sich Firlins Vermutungen bewahrheiteten oder die umlaufenden Gerüchte zu Tatsachen wurden. Eine Gestalt löste sich aus dem Schatten der Bäume, die die Wiese von allen Seiten umschlossen, und kam auf sie zu. Mit Erstaunen erkannte sie Sheita. Eher noch hätte sie Firlin erwartet, von der sie sich allerdings schon in der letzten Nacht liebevoll verabschiedet hatte. Ihr wurde etwas ungemütlich, als die junge Frau, die in gewisser Weise eine Rivalin Firlins war, näher trat. »Ich möchte dir viel Glück auf deiner Reise wünschen, Sikrit,« begrüßte sie die hoch gewachsene, weißhaarige Techno-Expertin. »Ich möchte dir außerdem zu verstehen geben, dass ich weder aus Bosheit noch aus einer üblen Laune heraus gegen deine und Firlins Ideen opponiert habe. Meine Gründe, die ich in den Räten ausführlich dargelegt habe, entsprechen meiner Überzeugung und haben nichts mit meiner Beziehung zu euch zu tun. Ein anderes Motiv allerdings, das ich nur zu gut vor mir selbst versteckt hatte, ist mir erst vor kurzem offenbar geworden. Ich gebe zu, es fällt mir schwer, so offen gerade mit dir zu reden, aber du sollst nicht aufbrechen, ohne darüber Bescheid zu wissen. Ein wesentliches Merkmal, das mein Verhalten bestimmte, war einfach Angst.« Sikrits Augen weiteten sich und ihre rechte Hand krallte sich in die Mähne Khanurs. Angst? Wie konnte gerade Sheita Angst haben und wovor? Die Frau hatte für sie immer den Inbegriff des Mutes und der Furchtlosigkeit dargestellt. »Ich sehe Ungläubigkeit in deinen Augen,« fuhr Sheita fort, »aber du hast dich nicht verhört. Meine Angst beruht auf dem Bemühen, unsere Dörfer nicht in Gefahr zu bringen und ein neues Aufbäumen patriarchaler Gewaltstrukturen wie zuletzt in den paratechnischen Jahrzehnten von uns abzuwenden. Diesem Bestreben ordne ich alles andere unter. Und sollte sich diese Gefahr, von der ihr redet, als real erweisen, so fürchte ich um unsere Gemeinschaften. Denn was könnte uns stärker bedrohen als ein Zusammenschluss barbarischer, patriarchaler Horden, die zum wiederholten Mal ein finsteres Zeitalter für uns heraufbeschwören wollen?« »Ich weiss nicht,« meinte Sikrit stockend. Sheitas pathetische Wortwahl hatte sie schon immer unangenehm berührt. »Ich habe mir über die Natur dieser Gefahr keine weitergehenden Gedanken gemacht, da uns jeglicher Anhaltspunkt fehlt. Warum nimmst du an, die Struktur unserer Lebensgemeinschaft könnte bedroht sein?« »Darauf kann ich dir keine Antwort geben. Meine Angst manifestiert sich lediglich aus dumpfen Ahnungen heraus, doch darauf wirst du nichts geben, weil du zu sehr Realistin bist. Ich hoffe bei den Göttinnen, dass ich Unrecht habe und dass deine Mission negativ verläuft.« Sie nahm Sikrits Hand, drückte sie fest und entfernte sich dann mit schnellen Schritten. Bei Ceris, sie ist ja richtig aufgewühlt, dachte Sikrit und sah ihr nach, bis ihre Silhouette in der Morgendämmerung mit den Schatten der Häuser verschmolzen war. Dann schüttelte sie heftig den Kopf und straffte ihre schlanke Gestalt, als wollte sie düstere Gedanken vertreiben. »Auf gehts, Khanur,« trieb sie das Flügelpferd an, das daraufhin in einen leichten Trab verfiel. Als das Dorf nicht mehr zu sehen war, steigerte Khanur seine Geschwindigkeit zu einem schnellen Galopp, entfaltete seine weissen Flügel, ein kurzer Ruck durchfuhr Pferd und Reiterin, dann berührten die Hufe den Boden nicht mehr und sie gewannen langsam aber stetig an Höhe. Die Momente der ersten Panik, in denen Sikrit ihre Hände in der Mähne Khanurs verkrallte, vergingen rascher, als sie es sich vorgestellt hatte. Es war, als ginge ein beruhigender Einfluss von dem Pferd aus. Sie fühlte Erleichterung. Und bald bewunderte Sikrit, unsicher aber voller Zuversicht und Staunen, wie die gesprenkelten Landschaften unter ihnen vorbei glitten.   In den folgenden Tagen hatte sich ein nie gekanntes Hochgefühl eingestellt. Der Traum vom Fliegen war wahr geworden und sie konnte nicht genug davon bekommen. Das Gefühl des Losgelöstseins von der Welt, die ihr als verkleinertes Abbild zu Füßen lag, ergriff sie mit jeder Flugphase von neuem. Alles schien an Bedeutung zu verlieren, nur Khanur und sie gehörten der Wirklichkeit an. Bisher war die Reise ohne Mühe verlaufen, es hatte keinerlei Schwierigkeiten mit den Gemeinschaften gegeben, deren Obhut sie sich nachts anvertraut hatten und die sie wieder auf den »Boden« der Realität zurückbrachten. Sie machte kaum Gebrauch von den zahllosen GesprächsangeGesandten und ließ nichts über den Zweck ihrer Reise verlauten. Sie bemerkte allerdings auch nichts von einer unbestimmten Gefahr. Die Gerüchte, die ihr in der Heimat zu Ohren gekommen waren, schienen aus der Luft gegriffen. Das Wetter hatte kaum Anlass zur Klage gegeben. Es wurde zwar kühler, je weiter sie nach Norden vordrangen, und einige starke Regenschauer zwangen Khanur zur Landung, aber im allgemeinen kamen sie zügig voran und lagen durchaus innerhalb der Zeitplanung. Von nun an erstreckte sich unbekanntes Terrain vor ihnen, doch wenn sie nicht einen weiten Umweg in Kauf nehmen wollten, mussten sie dieses Gebiet überqueren. Es handelte sich um einen sogenannten Magischen Bereich. Länder, in denen bevorzugt magische Kräfte gebräuchlich waren, stellten keine Ausnahmeerscheinung auf der Erde dar. Sie waren meist im östlichen Teil der Welt zu finden und weitgehend isoliert geblieben. Aus Erzählungen wusste Sikrit, dass sich die Sitten und Gebräuche der Lebensgemeinschaften der östlichen Hemisphäre derart von denen der westlichen unterschieden, dass sie kaum verständlich waren. Es handelte sich eben um Kulturen, die auf einer völlig anderen Basis aufgebaut waren. Sie...



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