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Whyte | Marchfield Square | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 461 Seiten

Whyte Marchfield Square

Freunde. Nachbarn. Verdächtige? Originell, humorvoll und spannend: für alle Fans von Richard Osman und Only Murders in the Building
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7517-6126-0
Verlag: Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Freunde. Nachbarn. Verdächtige? Originell, humorvoll und spannend: für alle Fans von Richard Osman und Only Murders in the Building

E-Book, Deutsch, 461 Seiten

ISBN: 978-3-7517-6126-0
Verlag: Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Als im vornehmen Marchfield Square die Leiche von Richard Glead gefunden wird, sind dessen Nachbarn nur mäßig erschüttert, war das Opfer zu Lebzeiten doch alles andere als beliebt. Allein die Vermieterin des eleganten Wohngebäudes ist besorgt und möchte das Verbrechen lieber heute als morgen aufgeklärt wissen. Da sie der Polizei nicht allzu viel zutraut, beauftragt sie zwei Mieter mit diskreten Nachforschungen: ihre temperamentvolle Putzfrau Audrey und den introvertierten Schriftsteller Lewis. Gemeinsam begibt sich das ungleiche Duo auf Spurensuche in der illustren Nachbarschaft und stellt schon bald fest: In Marchfield Square gibt es jede Menge pikanter Geheimnisse - und noch mehr Verdächtige ...



Nicola Whyte studierte Theaterwissenschaft an der Universität Aberystwyth und verbrachte anschließend viele glückliche Jahre als Buchhändlerin, bevor sie schließlich Webentwicklerin wurde. Heute ist sie Mitinhaberin einer Digitalagentur im West Country. Ihrer Liebe zu Büchern ist sie treu geblieben. Mit Marchfield Square hat sie ihr Krimidebüt vorgelegt, das beim Daily Mail First Novel Award den ersten Platz belegte. Nicola Whyte lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Stonehenge in Wiltshire.

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4


Audrey


Audrey saß neben Linda Glead auf der Bank des Captains. Mrs. Hildebrandt hatte eine Tasse mit starkem gesüßtem Tee gebracht, an der Linda nur dann nippte, wenn Audrey sie daran erinnerte. Hin und wieder schüttelte sie leicht den Kopf, als falle es ihr schwer, das Geschehene zu verarbeiten. Rafik Jones, der Hausmeister, saß schweigend zu ihrer Linken, das Gesicht still und verschlossen.

Mittlerweile war es dunkel, und die viktorianischen Straßenlaternen erhellten den Innenhof mit ihren goldgelben Lichtkegeln. Der Captain stand am Seiteneingang und unterhielt sich mit einem Polizisten, der dort postiert war, während zwei weitere Uniformierte am Haupttor standen und die eintreffenden Einsatzkräfte dirigierten. Der Mieter aus Nr. 5 stand derweil vor Lindas Wohnung herum. Sie sah den Mann heute zum ersten Mal aus der Nähe, und er benahm sich eindeutig merkwürdig. Er war überdurchschnittlich groß, hatte dunkles lockiges Haar und braune Augen. Sie schätzte ihn auf Mitte dreißig, aber er führte sich auf wie ein Kind in einem Freizeitpark. Er schien höchst interessiert an allem, was vorging, hielt die ganze Zeit aufgeregt sein Telefon in der Hand und tippte wie wild, sobald die Polizisten nicht hinsahen. Wahrscheinlich postete er alles auf Social Media oder markierte den dicken Max in irgendeinem Jungs-Gruppenchat. So sah er jedenfalls aus, mit seinem Börsenmakler-Anzug und den auf Hochglanz polierten Schuhen.

Neben der Bank stand eine uniformierte Polizistin. Gelegentlich blickte sie zu Linda hinüber und lächelte beruhigend, aber Audrey sah, dass ihr Blick an dem blauvioletten Hämatom unter Lindas rechtem Auge hängenblieb, das sie nicht ganz hatte überschminken können, und an den blauen Flecken an ihren Handgelenken. Audrey konnte sich vorstellen, was die Polizistin dachte, und musste dem Drang widerstehen, Linda zu sagen, sie solle ihre Ärmel weiter herunterziehen.

Es war unmöglich, am Marchfield Square zu leben und nicht zu wissen, was bei den Gleads vorging. Einmal war die Polizei gekommen, aber das hatte nichts geändert, und jedes Mal, wenn Richards Freunde auf dem Weg zu Nr. 10 über den Square schlichen, murmelten die übrigen Anwohner in sich hinein und tauschten wissende Blicke. Audrey wäre die Letzte, die Linda einen Vorwurf machen würde, wenn sie die Sache endlich in die eigenen Hände genommen hatte.

Wenn Linda nur so tat, als wäre der Tod ihres Mannes ein großer Schock für sie, machte sie ihre Sache jedenfalls sehr gut.

»Audrey, hallo«, sagte Mei, die aus der Dunkelheit aufgetaucht war, und Audrey fuhr zusammen. Mei trug ihre Aktentasche, und das maßgeschneiderte Kostüm war kaum zerknittert trotz des Neun-Stunden-Tags, den sie hinter sich hatte. »Ich bin losgefahren, sobald ich deine Nachricht abgehört habe. Was ist passiert?«

Audrey warf einen raschen Blick auf Linda, stand auf und zog Mei etwas zur Seite. »Richard Glead ist tot. Erschossen.«

Mei hob die Augenbrauen und schaute um Audrey herum zu Linda.

»Hat sie es getan?«, flüsterte sie.

»Ich glaube nicht. Sie macht den Eindruck, als wäre es ein richtiger Schock für sie.«

»Aber traurig ist sie nicht«, bemerkte Mei.

»Wärest du das an ihrer Stelle?«

Sie standen schweigend da und sahen zu, wie Mrs. Hildebrandt Linda mit zitternden Händen eine Decke um die Schultern legte. Mei schaute sich um, bemerkte die Polizisten oben auf dem Laubengang und blickte dann zum Tor.

»Oh, Mist«, sagte sie und wandte sich unvermittelt ab. Als Audrey aufblickte, sah sie einen Mann und eine Frau auf sich zukommen. Sie gaben ein seltsames Paar ab. Der Mann war eher klein, mittleren Alters und grobschlächtig trotz des Anzugs, dessen Knöpfe über einem kleinen Bauchansatz spannten, während die Frau jünger war – etwa Anfang dreißig, groß und gertenschlank mit blondgewellten Haaren –, und ihr Hosenanzug wirkte wie Haute Couture.

»Was ist?«

»Sofia«, murmelte Mei.

»Wer?«

»Sofia Larssen. Wir hatten letztes Jahr ein Date.«

»Die von der Kriminalpolizei, die Strafverteidiger und Phil Collins hasste?«

»Genau die. Wie könnte ich mit jemandem zusammen sein, der Phil Collins nicht mag?«

Die beiden Detectives hatten die Bank erreicht und schauten auf Linda hinunter.

»Mrs. Glead?«, fragte der Mann, der ein kleines Notizbuch in der Hand hielt. »Ich bin Detective Inspector Banham, und das ist Detective Sergeant Larssen. Wie geht es Ihnen?«

Linda hob den Kopf, schwieg aber.

»Was glauben Sie wohl, wie es ihr geht?«, fragte Rafik scharf, und Audrey sah ihn überrascht an. Sie hatte ihn noch nie in diesem Ton sprechen hören.

DS Larssen setzte sich neben Linda.

»Linda, nicht wahr?«, fragte sie sanft. Linda nickte. »Können Sie uns sagen, wann Sie Ihren Mann gefunden haben?«

»Als ich nach Hause kam«, sagte Linda leise. Es waren die ersten Worte, die sie von sich gab, seit Audrey hier war.

»Und wann war das?«

»Ich weiß es nicht.« Linda blickte sich um, als hoffe sie, irgendwo eine Uhr zu entdecken.

»Ich habe sie gegen Viertel vor fünf schreien hören«, meldete sich Audrey zu Wort. DS Larssen drehte sich zu ihr um, und als Mei sich neben Audrey stellte, sah sie in den Augen der Kriminalpolizistin Erkennen aufblitzen. Sie nickte kurz, ob als Antwort auf Audreys Bemerkung oder um Mei zu begrüßen, ließ sich unmöglich sagen. Banham blieb ganz auf Linda konzentriert.

»Gingen Sie sofort nach Betreten der Wohnung in die Küche?«

Linda nickte.

»Und was haben Sie getan, als Sie die Leiche Ihres Mannes fanden?«

»Gar nichts.«

»DI Banham meint«, warf DS Larssen ein, »ob Sie Ihren Mann vielleicht berührt haben? Um festzustellen, ob er noch atmet, oder beim Versuch, ihn wiederzubeleben?«

Linda runzelte die Stirn und wirkte ein wenig wacher.

»Er war tot«, sagte sie entschieden. »Alles war voller Blut. Ich habe ihn nicht angefasst, das war nicht nötig.«

Die beiden Detectives wechselten einen kurzen Blick, dann wandte sich DI Banham an Audrey.

»Und Sie? Sind Sie die Frau, die nach Aussage von Mr. McLennon als Nächste nach Mrs. Glead die Wohnung betrat?«

»McLennon?«

DI Banham zog sein Notizbuch zu Rate.

»Lewis McLennon, Nr. 5. Wie heißen Sie, bitte?«

»Audrey Brooks«, antwortete Audrey. Er notierte den Namen. »Ich wohne in Nr. 7. Ich hörte den Schrei und lief hinüber. Wie Linda bereits sagte, es war offensichtlich, dass er tot war. Ich habe auch nichts angerührt.«

Mei ergriff ihre Hand und drückte sie. Die Freundin machte sich Sorgen um sie, das wusste Audrey, aber sie fühlte sich seltsam unbeteiligt.

»Und was haben Sie dann getan?«

»Der Mann aus Nr. 5 sagte, er würde die Polizei rufen, also verließ ich die Wohnung wieder und brachte Linda hier runter.«

DI Banhan nickte und wandte sich wieder an Linda.

»Mrs. Glead, ich glaube, es wäre am besten, wenn Sie mit uns aufs Revier kommen. Wir haben noch einige Fragen, und hier ist nicht der richtige Ort, um das alles zu besprechen. Gibt es jemanden, der Sie begleiten kann, oder würden Sie gern jemanden anrufen? Gibt es jemanden, bei dem Sie heute übernachten können?«

»Meine Schwester Jane.« Linda tastete automatisch an ihre Seite. »Mein Handy! Es ist in meiner Tasche. Ich habe sie liegenlassen …« Sie blickte hilflos hoch zu ihrer offenen Wohnungstür. Drinnen brannte Licht, das schwach in der Dunkelheit leuchtete.

DI Banham wandte sich an DS Larssen.

»Würden Sie Mrs. Glead in ihre Wohnung begleiten und ihr helfen, ihre Handtasche zu finden und ein paar Sachen zusammenzupacken?«

»Natürlich.« DS Larssen legte die Hand unter Lindas Ellbogen, und sie erhoben sich gemeinsam von der Bank.

Mei löste sich von Audreys Seite und eilte zu Linda hinüber.

»Linda, ich weiß nicht, ob Sie einen Anwalt haben«, setzte sie mit einem raschen Seitenblick auf DS Larssen an, »und vielleicht werden Sie auch gar keinen brauchen, aber hier ist meine Karte, nur für alle Fälle.« Sie drückte Linda ihre Visitenkarte in die Hand. »Sie können mich jederzeit anrufen.«

Linda wirkte verwirrt, nickte aber und steckte die Karte ein. Audrey schaute ihr hinterher, als DS Larssen sie wegführte.

»Sie können jetzt nach Hause gehen, Ms. Brooks«, sagte DI Banham. »Ihre Freundin wird jetzt sicher für Sie da sein wollen. Sowas kann ein ziemlicher Schock sein, wenn man eine Leiche findet. Wir melden uns bei Ihnen, falls wir noch weitere Informationen benötigen. Das gilt auch für Sie, Mr. Jones.«

Der Hausmeister beachtete ihn nicht, sondern starrte weiter Linda hinterher. Audrey wollte protestieren, aber Mei nahm ihren Arm.

»Danke«, sagte sie zu dem Detective und zog Audrey weg. »Komm, wir gehen rein. Wir haben so einiges zu bereden.«

Während Mei die Wohnungstür aufschloss, schaute Audrey zum gegenüberliegenden Laubengang hinüber, wo Lewis McLennon mit dem uniformierten Polizisten plauderte, der vor der Wohnung der Gleads Wache hielt. Sie konnte nicht umhin zu bemerken, dass sie weggeschickt worden war, während seine Anwesenheit offenbar toleriert wurde. Morgen würde sie sich bei Celeste nach ihm erkundigen, um herauszufinden, was da los war.

Celeste. Sie musste das ganze Spektakel...


Whyte, Nicola
Nicola Whyte studierte Theaterwissenschaft an der Universität Aberystwyth und verbrachte anschließend viele glückliche Jahre als Buchhändlerin, bevor sie schließlich Webentwicklerin wurde. Heute ist sie Mitinhaberin einer Digitalagentur im West Country. Ihrer Liebe zu Büchern ist sie treu geblieben. Mit Marchfield Square hat sie ihr Krimidebüt vorgelegt, das beim Daily Mail First Novel Award den ersten Platz belegte. Nicola Whyte lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Stonehenge in Wiltshire.



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