Winter | Lore-Roman 111 | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 111, 64 Seiten

Reihe: Lore-Roman

Winter Lore-Roman 111

Ist meine Liebe Illusion?
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7517-1886-8
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ist meine Liebe Illusion?

E-Book, Deutsch, Band 111, 64 Seiten

Reihe: Lore-Roman

ISBN: 978-3-7517-1886-8
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Swantje Brandhoff ist die älteste von drei Schwestern. Sie hat die Dolmetscherschule besucht, ist tüchtig, pflichtbewusst und anspruchslos. Während sich die Schwestern vor Verehrern kaum retten können und ständig ausgehen, sitzt Swantje lieber zu Hause und liest ein gutes Buch. Die eher unscheinbare junge Frau hat bisher keinerlei Erfahrung mit dem anderen Geschlecht.
Das ändert sich an dem Tag, als sie Nikolas Nestler begegnet. Der Geschäftsmann verwöhnt sie mit schicken Kostümen, führt sie in Bars aus, und Swantje fühlt sich zum ersten Mal in ihrem Leben schön und begehrenswert. Bald erliegt sie seinem Charme völlig, und sie verdrängt die letzte kleine Furcht, dass er es vielleicht nicht ernst mit ihr meinen könnte und ihr Glück nur ein Traum ist ...

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Ist meine Liebe Illusion?

Ein ergreifender Schicksalsroman, der zu Herzen geht

Von Helga Winter

Swantje Brandhoff ist die älteste von drei Schwestern. Sie hat die Dolmetscherschule besucht, ist tüchtig, pflichtbewusst und anspruchslos. Während sich die Schwestern vor Verehrern kaum retten können und ständig ausgehen, sitzt Swantje lieber zu Hause und liest ein gutes Buch. Die eher unscheinbare junge Frau hat bisher keinerlei Erfahrung mit dem anderen Geschlecht.

Das ändert sich an dem Tag, als sie Nikolas Nestler begegnet. Der Geschäftsmann verwöhnt sie mit schicken Kostümen, führt sie in Bars aus, und Swantje fühlt sich zum ersten Mal in ihrem Leben schön und begehrenswert. Bald erliegt sie seinem Charme völlig, und sie verdrängt die letzte kleine Furcht, dass er es vielleicht nicht ernst mit ihr meinen könnte und ihr Glück nur ein Traum ist ...

»Guten Abend«, wünschte Judith Brandhoff vergnügt, als sie die Haustür mit dem Schuhabsatz ins Schloss geworfen hatte. Der Knall war im ganzen Haus zu hören, aber Judith störte das nicht.

Ihre Mutter kam aus dem Wohnzimmer und runzelte die Stirn.

»Kannst du die Tür nicht ordentlich schließen?«

»Kann ich schon, aber dazu brauche ich wenigstens eine Hand, und wie du siehst, sind beide Hände nicht frei. Ach, Mutti, ich habe heute ein wahnsinniges Glück gehabt. Mach doch nicht solch ein Gesicht! Die Kleider waren unglaublich billig, fast wie geschenkt, und sie passten, wie für mich gemacht, ich musste sie einfach mitnehmen.«

»Aber du hast doch genug anzuziehen.« Elfriede Brandhoff seufzte. »Dass du dir immerzu was Neues kaufen musst! Wann willst du deine Sachen eigentlich einmal tragen?«

»Sei nicht so, Mutsch! Fast reine Seide! Und nur hundertdreißig Mark. Die Farbe ist nicht mehr modern, deshalb ...« Freudig erregt riss Judith das Paket auf und zerrte das Kleid heraus. Als sie es sich vorhielt und ihre Mutter anstrahlte, konnte diese nicht länger böse sein. Man war schließlich nur einmal jung, und die Jugend verging so rasch. Sollte die Kleine die Jahre ruhig genießen, der Ernst des Lebens begann auch für sie noch früh genug. »Ja, wirklich hübsch ...«

»Hübsch? Ein Traum, Mutsch! Und für den Preis doch wirklich wie geschenkt. Hättest du da nicht auch zugegriffen? – Und dann hatten sie noch eine wunderbare Bluse, die genau zu meinem Rock passt. Die war allerdings nicht im Preis herabgesetzt. Aber als ich sie sah ...«

Wie viele Blusen hat die Kleine eigentlich, dachte die Mutter und viel fehlte nicht, und sie hätte wieder geseufzt.

»Wenn du einmal heiratest, dann bitte nur einen reichen Mann, Judith. Einen anderen würdest du im Handumdrehen ruinieren.«

»Was dachtest du denn? Für mich kommt nur ein Millionär infrage, das ist doch ganz klar. Dann spiele ich die gnädige Frau, lasse mir das Frühstück ans Bett bringen, lese französische Romane, was immer man sich darunter vorstellen mag, und schikaniere das Personal. Minna, wie haben Sie mein Kleid nur wieder gebügelt! Nennen Sie das bügeln?«, sagte sie mit verstellter, hoher Stimme. »Und dann schwimme ich ein paar Runden in unserem überdachten Swimming-Pool, während mein Angetrauter eifrig damit beschäftigt ist, ein paar weitere Millionen zu verdienen. Zwischendurch telefoniere ich mit dem Hausfreund, denn ein bisschen was fürs Herz brauche ich ja auch ...«

»Hör auf, Judith, du Kindskopf!«

»Du, das meine ich alles im Ernst«, beteuerte Judith vergnügt. »Ich muss mich jetzt beeilen, bin verabredet. Aber soll er ruhig ein bisschen auf mich warten, kann ihm gar nichts schaden.«

»Du willst schon wieder ...?«

»Dem häuslichen Frieden entfliehen. Mit deinem unübertrefflichen Scharfsinn hast du es erraten. Gerhard ist ganz verrückt nach mir. Schade, dass er kein Geld hat. Er könnte mir sonst schon gefallen. Aber so als kleiner Angestellter ...«

»Aber gut genug, sein Geld für dich auszugeben, ist er«, stellte Elfriede Brandhoff fest. »Du müsstest dich eigentlich schämen, Judith.«

»Das hast du mir nicht beigebracht, Mutsch. Du bist wirklich ein Schatz. Hängst du das Kleid nachher weg? Ich muss noch duschen und mich ein bisschen zurechtmachen ... Legst du mir das grüne Kleid raus? Und suchst du die Schuhe dazu? Du weißt ja immer, wo alles ist.«

»Weil ich dir immer alles nachräumen muss«, stellte ihre Mutter fest. »Du hast recht, ich habe dich nicht gut erzogen.«

»Die Herren der Schöpfung halten mich trotzdem für ein Sahnestück«, sagte Judith lachend. »Sei zufrieden mit mir, Mutsch, es können nicht alle so tüchtig und brav sein wie unsere gute Swantje. Wo ist sie überhaupt? Lass mich raten: noch nicht zu Hause, weil sie Überstunden machen muss, freudig und gern, weil es nötig ist. Und ihr lieber Chef hat dafür nicht einmal ein Dankeschön, weil er es bei ihr für selbstverständlich hält. Swantje ist ganz schön dumm.«

»Sie ist eben pflichtbewusst – im Gegensatz zu dir, Judith. Ich wünschte ...«

»Lass mich so, wie ich bin, ändern kannst du mich doch nicht mehr. Hoffentlich habe ich noch ein paar gute Strümpfe ... Kümmerst du dich darum? Ach, wenn ich dich nicht hätte ...«

Sie gab ihrer Mutter rasch einen Kuss, drückte ihr das neue Kleid und die Bluse in die Hand und lief nach oben. Dort befanden sich die Schlafräume und die beiden Bäder. Es war für Judith selbstverständlich, dass sie ihr Zimmer sauber und aufgeräumt vorfand. Wenn sie es morgens verließ, sah es immer ganz anders aus. Sie schlief gern bis zur letzten Minute und hatte dann einfach keine Zeit mehr, ihre Sachen wegzuräumen.

Und wozu auch, die Mutter machte es ja, und die machte es viel besser, als sie es gekonnt hätte. Dass sie ab und zu einmal schimpfte, nun ja, das gehörte eben mit dazu. Judith achtete einfach nicht darauf. Sie riss sich ihre Kleider herunter und warf sie achtlos aufs Bett, jedoch um einiges zu kurz, so dass sie vor ihr Bett fielen. Dann betrachtete sie sich verliebt in dem großen, bis zum Boden reichenden Spiegel. Sie war sehr gut gewachsen und brauchte nicht so sehr auf ihre Figur zu achten. Ich bin wirklich verdammt gut dran, dachte sie, und es fiel ihr schwer, sich von ihrem Anblick loszureißen.

Als sie auf die Uhr schaute, lächelte sie. Jetzt wartete Gerhard schon auf sie. Sollte er! Je länger er wartete, desto größer wurde seine Ungeduld, sie zu sehen, und wenn sie dann kam, war sein Zorn bestimmt wieder verschwunden. Er wusste ja, dass sie im Grunde genommen viel zu gut für ihn war.

***

Mit den neuen Sachen auf dem Arm ging Elfriede Brandhoff nach oben. Auf ihrem noch immer hübschen Gesicht lag allerdings ein Schatten. Was soll nur einmal aus Judith werden?, fragte sie sich besorgt. Ihre Tochter lebte in den Tag hinein, genoss das Leben in vollen Zügen, ohne einen einzigen Gedanken an die Zukunft zu verschwenden. Sie hatte mit Ach und Krach die Mittlere Reife gemacht, weil sie einfach zu faul gewesen war, sich in der Schule Mühe zu geben. Den Verstand fürs Abitur hätte sie gehabt, nur nicht den Fleiß, den man brauchte, wenn man es zu etwas bringen wollte.

Sie verlässt sich immer nur auf andere, dachte Elfriede Brandhoff, als sie die Tür zum Zimmer ihrer Tochter öffnete und dann den Kopf schüttelte, als sie das Chaos sah, das Judith hier schon wieder angerichtet hatte. Ob sie jemals einen Mann finden würde, der Geld genug besaß, um Personal für sie zu halten? Heutzutage musste man schon viel Geld haben, um Leute bezahlen zu können, und reiche Männer waren dünn gesät. Und ob die nun gerade wild darauf waren, solch ein verzogenes Mädchen wie Judith zu heiraten, wagte ihre Mutter zu bezweifeln.

Sie liebte Judith, selbstverständlich, aber deshalb war sie nicht blind für die vielen Schwächen ihrer Tochter. Sie suchte die getragene Unterwäsche zusammen, um sie morgen mit anderen Sachen zusammen in die Waschmaschine zu stecken, hängte das neue Kleid sorgsam auf einen Bügel in den Schrank und nahm das grüne heraus. Jede Mark, die Judith verdiente, steckte sie in ihre Kleidung. Sie besaß einen ausgezeichneten Geschmack, das musste die Mutter zugeben, und sie hatte einen sechsten Sinn für Gelegenheiten. Ich müsste von ihr Kostgeld verlangen, dachte Elfriede Brandhoff.

Sie hatte es nicht fertiggebracht, und das ließ sich jetzt schlecht korrigieren. Anfangs hatte Judith ja nicht viel verdient, aber sie hatte schon immer viele Wünsche gehabt.

Ein paar Minuten später kam Judith aus dem Badezimmer zurück. Sie strahlte ihre Mutter an – ein Mädchen, das immer gut gelaunt war.

»Sag mal, habe ich da auf dem Rücken einen Mückenstich?« Sie warf ihr Handtuch achtlos auf den Boden und drehte sich halb zur Mutter herum. »Guck mal.«

»Ja ...«

»Tupfst du etwas Gel auf?«

»Wenn es sein muss ...«

»Es muss sein! Und bleib heute nicht auf, bis ich...



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