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Wyndham Das versteckte Volk

Roman
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-641-19167-2
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

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ISBN: 978-3-641-19167-2
Verlag: Heyne
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Die Wüste lebt!
Es ist das ehrgeizigste Projekt, das je unternommen wurde: Die Verwandlung der Sahara in ein künstliches Meer. Doch niemand ahnt, dass ein Volk von Pygmäen in den riesigen Höhlensystemen unter der Wüste lebt. Es hat sich vor Jahrtausenden dorthin zurückgezogen, um der Dürre zu entfliehen. Als Mark Sunnet und seine Freundin mit dem Flugzeug notlanden müssen, entdecken sie durch puren Zufall dieses versteckte Volk. Doch das steht den Neuankömmlingen, die ihre Welt zu zerstören drohen, nicht freundlich gegenüber ...

John Wyndham Parkes Lucas Beynon Harris wurde am 10. Juli 1903 in der Nähe von Birmingham, England, geboren und besucht im Laufe seiner Schulzeit verschiedene Internate. Nach seinem Abschluss arbeitete er unter anderem als Landwirt, Grafiker und Werbefachmann, bevor er sich ab 1931 dem Schreiben widmete. Er ist einer der wichtigsten Science-Fiction-Autoren Englands und benutzte eine Reihe von Pseudonymen, darunter auch Lucas Parkes und John Beynon. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er als Verschlüsselungsexperte für das Royal Corps of Signals und nahm an der Landung in der Normandie teil. Nach dem Krieg wandte er sich, inspiriert und angespornt vom Erfolg seines Bruders Vivian Beynon Harris, erneut dem Schreiben zu. 1951 landete er mit Die Triffids einen Bestseller, dem sechs weitere Romane folgten. Zahlreiche seiner Werke wurden verfilmt, darunter auch Die Triffids und Das Dorf der Verdammten. John Wyndham starb am 11.3.1969 im Alter von 65 Jahren in London.
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1. TEIL


Kapitel 1


Eines Nachmittags im September 1964 wurden die Bewohner von Algier durch einen höchst ungewöhnlichen Lärm aufgeschreckt. Es war weder das Dröhnen der großen Passagierflugzeuge noch das Geknatter der kleinen Maschinen der Wüstenpatrouille, das die Gäste der Straßencafés aus dem kühlen Schatten der gestreiften Markisen auf die Straße stürzen ließ, und sogar die feilschenden Händler im Basar für einige Sekunden bei ihren Geschäften unterbrach.

Die Ursache dieser Aufregung war eine silberglänzende Flugmaschine, die mit atemberaubender Geschwindigkeit von Norden durch den blauen Mittelmeerhimmel geschossen kam, einen langen Feuerschweif hinter sich herziehend. Je näher sie der Stadt kam, um so ohrenbetäubender wurde das Kreischen ihres Antriebs für die Bürger von Algier, die sich den Hals nach der Quelle dieses Lärms ausrenkten und sich wunderten, dass eine so kleine Maschine einen derartigen Radau machen konnte. Dann senkte sich das Ding in weitem Bogen herunter, um auf dem Flughafen der Stadt zu landen. Das Kreischen erstarb, und nach ein paar wenig freundlichen Bemerkungen über den Rüpel von Piloten vergaßen die Leute das Ereignis wieder.

Mark Sunnet ließ die Maschine ausrollen und kletterte hinaus, um den verdatterten Flugplatzbeamten gegenüberzutreten. Er war der Sensation, die sein Erscheinen unweigerlich überall auslöste, nachgerade müde, und hatte keine Lust, auch hier zahllose neugierige Fragen beantworten zu müssen. So schützte er Müdigkeit vor, sagte, er sei im Nonstopflug von Paris gekommen und wollte nur eine Nacht in Algier verbringen, bevor er nach Süden weiterfliege. Ob ihm jemand ein passables Hotel empfehlen könne? Einer der Flughafenangestellten meinte, das Hôtel de Londres habe Zimmer mit Bad, bequeme Betten, und eine ausgezeichnete Küche. Mark dankte ihm, gab Anweisungen für die Wartung seiner Flugmaschine und entzog sich der Schar neugieriger Piloten und Techniker, die herumstanden und ihn nur zu gerne ausgefragt hätten. Rasch ging er über den hitzeflimmernden Beton zum Zollgebäude und stieg zehn Minuten später aufatmend mit abgestempelten Papieren in ein Taxi.

»Zum Hôtel de Londres.«

Der Taxifahrer drückte beredt seine Überraschung aus.

»Hôtel de Londres, Monsieur?«, wiederholte er zweifelnd.

»Genau«, meinte Mark. »Und warum nicht?«

»Alors, Monsieur. Das Londres, es ist ein gutes Hotel, ohne Zweifel, mais … un peu bourgeois. Monsieur sollte lieber dem Hôtel de l'Etoile die Ehre geben. Ein sehr modernes Haus, mit jedem Komfort, ja, mit …«

»In Ordnung. Sehen wir's uns an«, schnitt Mark die Lobeshymne ab.

Das Schicksal geht manchmal recht verschlungene Pfade. So hingen Marks zukünftige Erlebnisse, ja, sein Leben von der unbedeutenden Tatsache ab, dass ein algerischer Taxifahrer Bruder des Oberkellners in einem bestimmten Hotel Algiers war.

Fünf Tage später war Mark immer noch Gast eben dieses Hotels und döste faul auf dem breiten Balkon dieses zugegebenermaßen sehr modernen Hauses. Er hatte den Kopf auf die Seite gelegt, was ihm gestattete, seine Augen auf der Insassin des nächsten Liegestuhls ruhen zu lassen. Der belebte Hafen von Algier, der sich von der Sonne glitzernd vor dem tintenblauen Hintergrund des Mittelmeers dehnte, war ein weit weniger interessanter Anblick für ihn als Margaret. Fast hoffte er, sie würde nicht erwachen und die beschauliche Ruhe unterbrechen.

Seit langer Zeit hatte er sich keine solche Ruhepause mehr gönnen dürfen, seit sechs Jahren war es das erste Mal, dass er sich erlaubte, wirklich zu faulenzen. Jede Minute seiner Zeit hatte er in den vergangenen Jahren der wenig unterhaltsamen Beschäftigung gewidmet, die müde dahinstolpernde Schuhproduktion der Firma Sunnet wieder auf die Beine zu stellen. Seit einem guten Jahrhundert war Sunnet für die gediegene Qualität seiner Produkte bekannt, und der im rechten Augenblick das Zeitliche segnende Besitzer, Marks Onkel, hatte diese Lorbeeren immer als Ruheplatz betrachtet.

Als Mark die Firma erbte, waren die Aussichten mehr als trübe, aber gerade das war es wohl, was Marks Ehrgeiz weckte und ihn veranlasste, in die Hände zu spucken und die Firma Sunnet zu retten.

Als ihm die Arbeit endlich wieder ein wenig Luft ließ, war Sunnet ein stetig wachsender Konzern und Mark selbst nicht nur erfolgreich, sondern auch wohlhabend. Und dann war es ihm an der Zeit erschienen, einmal Urlaub zu machen und andere sich die Managerkrankheit holen zu lassen. Er hatte seinen Direktoren freie Hand gelassen und unmissverständlich erklärt, sie müssten jetzt eine Zeitlang ohne ihn auskommen.

Sein nächster Schritt in die Freiheit war, das neueste aus den USA importierte Fortbewegungsmittel zu erwerben. Dessen Hersteller, höchst nüchterne Leute, hatten ihre Maschine ›Stratokreuzer‹ genannt, aber Mark taufte sie nach seinem ersten Flug in die sonnendurchfluteten Höhen über den Wolken in Sun Bird um, und bei Sonnenvogel blieb es.

Die ersten drei Wochen war er kreuz und quer durch Europa geflogen, Paris, Kopenhagen, Stockholm, Prag, Wien und wieder Paris, hin und her mit einem gewissen kindlichen Entzücken an seinem neuen Spielzeug, bis er der Geschwindigkeit um ihrer selbst willen müde wurde. Schließlich stand ihm durch den Sun Bird die ganze Welt offen. Er begann mit dem Gedanken an entferntere, interessantere Ziele zu spielen, und als ihm ein Freund einfiel, der in der Kap-Provinz eine Farm besaß, wendete er seinen Sun Bird nach Süden.

Aber nun hatte sich seine Zwischenlandung in Algier ziemlich unvermutet ausgedehnt, und es sah auch nicht danach aus, dass seine Reise so bald fortgesetzt würde. Der Grund für die Änderung seiner Pläne schlummerte im benachbarten Liegestuhl.

Ihr Kopf ruhte inmitten tiefroter Lockenkringel auf einem Polster, ihre sonnengebräunten Finger lagen ineinander verschlungen in ihrem Schoß. Auch ihr Gesicht hatte eine sanft goldbraune Tönung angenommen; um die Nase herum hatte die afrikanische Sonne schwache Sprenkel hingetupft, kaum dunkel genug, um als Sommersprossen bezeichnet zu werden. Marks kritisches Urteil fiel wieder einmal positiv aus. Bei den meisten Rothaarigen, dachte er, waren die Augen der schwächste Punkt – blasse, ausgebleichte oder ziemlich schwach gefärbte Wimpern. Margarets nussfarbene Augen waren jetzt geschlossen, aber ihre Lider waren von natürlich dunklen Wimpern gesäumt. Ihr Mund zeigte ein leises Lächeln, das sich unter seinem Blick vertiefte. Ihre Lider hoben sich.

»Gefall' ich dir?«

Mark lachte. »Ich dachte, du schläfst.«

»Die meisten Frauen spüren es, wenn man sie begutachtet.«

»Du musst auch viel Übung darin haben.«

»Danke.«

Sie lächelte ihm zu und reckte sich. Mark schwang seine Beine vom Liegestuhl und setzte sich auf. Heißes Sonnenlicht glitzerte auf dem Wasser, und beide hatten das Gefühl, dass es eine Schande wäre, nichts zu unternehmen, aber die Temperatur wirkte dämpfend auf jeglichen Unternehmungsgeist.

»Was wollen wir tun?«, fragte er.

»Weiß nicht. Schlag du was vor.«

Mark überlegte. Der Tennisplatz war nicht weit, aber es ist der geeignete Ort, sich jetzt einen Sonnenstich zu holen, sagte er sich. Dann gibt's den Swimmingpool des Hotels; man könnte aber auch ein Stückchen weiter unten an der Küste baden gehen, oder …

»Wie wär's mit dem Neuen Meer? Das haben wir beide noch nicht gesehen.«

Überrascht wandte sie den Kopf.

»Aber das ist doch furchtbar weit – hinter den Bergen! Fünf-, sechshundert Kilometer. Selbst mit einem Flugzeug …«

»Mit einem normalen Flugzeug würde es lange dauern«, stimmte er zu, »aber nicht mit einem Sun Bird. Du wirst schon sehen. Mit einem Raketenflugzeug ist das ein Nachmittagsausflug.«

»Raketenflugzeug? Wie die neuen Postmaschinen in den USA?«

»Nun ja, ein Stückchen kleiner als die ist er schon, aber auf jeden Fall eine Rakete. Es gibt noch nicht viele Privatmaschinen dieser Art, aber das wird sich sicher bald ändern.«

Margaret sah ihn zweifelnd an.

»Aber sind die Dinger denn sicher?«

»Der Sun Bird hat mich sicher kreuz und quer über den Kontinent getragen. Außerdem – wenn er nicht ganz sicher wäre, würde ich dich bestimmt nicht einladen. Komm, zieh dich um, damit wir bald starten können.«

Folgsam begab sich Margaret Lawn zum Lift. Das Umziehen erledigte sie ziemlich automatisch, und ihr Blick in den Spiegel war ungewöhnlich flüchtig. Ihr Urlaub entwickelte sich eigentlich ganz in vorhergesehener Weise, und doch war an der Situation etwas Neues. Mark zum Beispiel war ein erwarteter Faktor – nicht, dass sie ihm schon einmal begegnet wäre, aber das Auftauchen eines Ferienflirts, eines Tom, eines Harry, oder eben eines Mark, war sozusagen eingeplant; diesmal hatte Margaret jedoch das Gefühl, am Steuer eines Autos zu sitzen, dessen Lenkung zuviel Spiel hatte, ein Gefühl der Unsicherheit, der Atemlosigkeit … Weitaus irritierender fand sie die wachsende Erkenntnis, dass ihr gar nicht länger etwas daran lag, am Steuer zu sitzen, dass es sie nicht mehr amüsierte, jene Manövrierkünste anzuwenden, die ihr bei früheren Gelegenheiten so dienlich gewesen waren. Und das Sonderbare war, dass an Mark eigentlich nichts war, das solche Gefühle gerechtfertigt hätte. Er war ein ganz gewöhnlicher junger Mann, und Margaret hatte wie so viele andere immer die Überzeugung gehegt, dass sie nicht dazu bestimmt war, sich in einen ganz gewöhnlichen Mann zu verlieben … und trotzdem geschah genau das – war schon geschehen. Margaret war unzufrieden mit sich: weil eine...


Wyndham, John
John Wyndham Parkes Lucas Beynon Harris wurde am 10. Juli 1903 in der Nähe von Birmingham, England, geboren und besucht im Laufe seiner Schulzeit verschiedene Internate. Nach seinem Abschluss arbeitete er unter anderem als Landwirt, Grafiker und Werbefachmann, bevor er sich ab 1931 dem Schreiben widmete. Er ist einer der wichtigsten Science-Fiction-Autoren Englands und benutzte eine Reihe von Pseudonymen, darunter auch Lucas Parkes und John Beynon. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er als Verschlüsselungsexperte für das Royal Corps of Signals und nahm an der Landung in der Normandie teil. Nach dem Krieg wandte er sich, inspiriert und angespornt vom Erfolg seines Bruders Vivian Beynon Harris, erneut dem Schreiben zu. 1951 landete er mit Die Triffids einen Bestseller, dem sechs weitere Romane folgten. Zahlreiche seiner Werke wurden verfilmt, darunter auch Die Triffids und Das Dorf der Verdammten. John Wyndham starb am 11.3.1969 im Alter von 65 Jahren in London.



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