E-Book, Deutsch, 400 Seiten
Young Experienced. Die Liebe bietet unbegrenzte Möglichkeiten
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7499-0663-5
Verlag: HarperCollins eBook
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman | Herrlich englisch, queer und unerwartet
E-Book, Deutsch, 400 Seiten
ISBN: 978-3-7499-0663-5
Verlag: HarperCollins eBook
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Jung, lustig und sexy - ein Buch voller Zeitgeist: Kate Young schreibt den Roman des Jahres über Dating(-katastrophen), die Liebe und den Mut, zu sich selbst zu stehen
Die dreißigjährige Bette muss erstmal verarbeiten, was gerade passiert ist: Mei, die Frau, die sie eigentlich gern als feste Freundin behalten würde, drängt ihr drei Monate Beziehungspause auf, damit Bette »sich auch einmal richtig ausleben kann«. Dass die daran überhaupt kein Interesse hat, ist erst einmal egal - und Bette war noch nie gut darin, zu sagen, was sie will. So landet sie schneller, als ihr lieb ist, auf diversen Dating-Apps und hat desaströse und nicht ganz so desaströse Begegnungen mit Menschen, die ihr dabei helfen sollen, mehr zu sich selbst und ihrer Queerness zu finden. Bald ereilt sie eine völlig unerwartete Erkenntnis: Ist ihre Vielleicht-bald-wieder-Freundin möglicherweise doch nicht ihre große Liebe, jetzt, da sich unbegrenzte Möglichkeiten bieten?
Kate Young ist eine preisgekrönte Food-Autorin, Köchin und ein Bücherwurm. Ihre Little Library Cookbooks enthalten Rezepte, die von berühmten Werken der Weltliteratur inspiriert wurden. Sie schreibt über Essen, Bücher, Sexualität und Latzhosen für diverse Medien, unter Anderem für und das . Wenn sie nicht gerade schreibt, kümmert Kate sich um das Catering für Hochzeiten sowie private Feiern und arbeitet in ihrer örtlichen Buchhandlung. Sie lebt auf dem Land im Südwesten Englands.
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Die Pause
Das Gespräch begann in Meis Bett, was sehr gut passte. An dem heißen Sommermorgen Mitte Juli fiel das Licht klischeehaft durch die dünnen Vorhänge und wärmte Bettes Haut. Es hatte etwas unleugbar Luxuriöses, im Sommer so zusammen im Bett zu liegen, am Abend zuvor hatten sie stundenlang Zeit gehabt, das letzte Tageslicht auszukosten und den goldenen Schimmer auf der Haut der anderen zu bewundern.
Normalerweise hasste Bette Schwitzen, hasste den Sommer. Wenn es heiß war, fühlte sich ihr Körper so dick an, als würde sie zu viel Platz beanspruchen, prall und warm wie ein aufgehender Teig. Aber es war was anderes – etwas völlig anderes –, mit Mei hier zu liegen, erhitzt und warm in ihrer Leinenbettwäsche, also sah sie gern darüber hinweg.
Irgendwann demnächst wollte Bette sich mit ein paar Freund*innen im Park treffen und die Sonne genießen, solange sie da war. Aber als Mei und sie um acht aufgewacht waren, schien der Nachmittag noch eine herrliche Ewigkeit entfernt. Sie hatten keine Eile. Mei verschwand, um Tee zu machen, und Bette … Bette vermisste sie. Sie war höchstens zehn Minuten weg, nur nebenan. Bette hatte gehört, wie sie das Radio einschaltete und Wasser aufsetzte. Dennoch vermisste sie sie. Also stand Bette auf, ohne darüber nachzudenken, wie lächerlich das war, wie schnell sie wieder zurück gewesen wäre, und folgte ihr.
Mei stand an der Spüle, schaute aus dem Fenster, hatte den Kopf schief gelegt und drückte sich die Finger im Nacken gegen die Wirbelsäule, die nach einer Woche im Atelier immer verspannt war. Ihr Morgenmantel war auf einer Seite von der Schulter gerutscht, und sie summte mit der Radiomusik mit, die Bette nur als »irgendwas Klassisches« identifizieren konnte. Bette trat dicht hinter Mei und presste ihr die Lippen in den Nacken, wo gerade noch ihre Hand gewesen war. Mei summte weiter, neigte den Kopf, griff nach hinten und schob Bette die Finger ins Haar, brachte sie dazu, an ihrem Ohrläppchen zu knabbern und die Lippen zu ihrem Kiefergelenk wandern zu lassen. Bette zerrte am Knoten von Meis Mantel, drehte sie um und hob sie auf die Küchenanrichte, direkt neben die Kanne mit dem ziehenden Tee. Mei zog eine Augenbraue hoch und ließ den Blick über Bettes Körper schweifen. Sie stand nackt in Meis Küche, als würde sie das ständig so machen, als sei es nicht die jüngste in einer langen Liste von Premieren. Als sei Mei sich nicht völlig im Klaren darüber, wie absolut neu das alles war.
Bette glaubte, ein Zögern bei Mei wahrzunehmen – wahrscheinlich lag es an der heißen Kanne direkt neben ihnen oder der offenen Jalousie in der Küche oder daran, dass Bette so offensichtliches und peinliches Verlangen nach ihr empfand, dass sie nicht einmal zehn Minuten auf den Tee warten konnte – aber einen Augenblick später war sie sich sicher, es sich nur eingebildet zu haben. Denn Mei schlang die Beine um sie, küsste sie, weich und offen, zog sie an sich und hüllte sie beide in Seide. Irgendwann schafften sie es zurück ins Bett, ließen den viel zu starken Tee stehen. Schließlich war es wichtiger, viel wichtiger als Tee, in Meis volle Lippen zu beißen, sich auf die zarte Haut über ihrem Hüftknochen zu konzentrieren, sie zurück aufs Laken zu drücken.
In den nächsten Stunden verlor Bette aus den Augen, auf wie viele Arten sie zusammenpassten. Erst, als ihr Puls sich wieder normalisierte und sie mit der ganzen Welt im Reinen war, sprach Mei es ganz beiläufig an. Als sei es die logische Fortsetzung einer Unterhaltung, die sie bereits geführt hatten.
»Ich finde es toll, dass du das hier so toll findest«, hauchte Mei, ihre Stimme klang immer noch weich und intim, und sie legte unter der Decke die Hand an Bettes Hüfte. »Dass es dir so gut gefällt. Macht mich echt traurig, dass du das all die Jahre nicht hattest. Dass du so viele Erfahrungen verpasst hast.«
Ihre Worte hatten ein solches Gewicht, viel zu schwerwiegend für einen Samstagmorgen, dass Bette die Erschütterung spürte, als sie zwischen ihnen auf dem Bett aufschlugen.
»Du … du findest, ich sollte mehr Erfahrung haben?« Bettes Stimme hatte einen seltsamen, langsamen Ton angenommen, sie konnte das sich einschleichende Grauen nicht verbergen. Der unbändige Stolz, mit dem sie ihre sexuellen Fähigkeiten noch vor wenigen Minuten erfüllt hatten, als sie Meis in das Laken gekrallte Hand gesehen hatte, ihren komplett angespannten Körper, verflog.
»Nein, nein.« Mei lachte, beruhigte sie sofort. »Mehr Erfahrungen. Plural«, betonte sie. »Ich meine, ich … ich glaube, ich hätte dich einfach lieber erst kennengelernt, nachdem du mehr Zeit hattest, diese Seite an dir zu entdecken.«
Bette nickte, tat entspannt, verständnisvoll und locker, aber ihr Mund öffnete sich wie von selbst. »Okay, aber das klingt trotzdem ein bisschen, als sollte ich deiner Meinung nach besser sein.«
»Hör auf! Du weißt genau, dass das Blödsinn ist. Jetzt versuchst du nur, mir Komplimente zu entlocken. Na gut, dann hör mir jetzt mal genau zu. Du bist großartig. Fantastisch, überwältigend großartig.« Mei beugte sich vor und küsste sie ermutigend, bevor sie fortfuhr. »Aber ich meinte damit alles, nicht nur den Sex. Ich date seit Ewigkeiten Frauen. Ich weiß, was ich will. Und ich will, dass du auch die Gelegenheit dazu hattest.«
»Aber ich …«, setzte Bette an, doch Mei legte ihr die warme Hand über die immer noch geschwollenen Lippen und das Kinn, beugte sich vor und saugte an ihrem Schlüsselbein. Leider Gottes hatte sie herausgefunden, wo genau sie Bette küssen musste, damit sie den Mund hielt. Es war fürchterlich (unglaublich), dass jemand sie so gut kannte. Bette wartete darauf, dass sie weitersprach.
»Das mit uns ist toll. Wirklich toll, und so easy. Das geht bei mir sonst nie so schnell.« Obwohl Mei zu oft blinzelte, merkwürdig nervös, und obwohl Bettes Eingeweide sich immer noch vor Angst zusammenzogen, konnte sie sich des befriedigten Gefühls nicht erwehren, sie die Wahrheit aussprechen zu hören. Dass es für Mei genauso ungewöhnlich war. Bette war so was noch nie passiert. »Aber – weißt du – ich muss einfach die ganze Zeit daran denken, dass du irgendwann später bereust, dass du dir nach deinem Coming-out nicht mehr Zeit genommen hast, zu daten, mit anderen zu schlafen. Ich will dir diese Möglichkeit nicht nehmen. Ich will nicht, dass du mir das irgendwann vorwirfst. Dass du es bereust, dich an die erste Frau gebunden zu haben, mit der du geschlafen hast. Verstehst du?«
Bette schwieg. Nein, beschloss sie. Sie verstand es nicht. Vor drei Minuten hatte ihre größte Sorge noch darin bestanden, ob sie es noch einmal treiben könnten, bevor Mei in ihr Atelier ging. Wie hatte alles in ein paar Minuten so aus dem Ruder laufen können? Meinte Mei das ernst, sie könnte das hier bereuen? Sie bereuen? Das war das genaue Gegenteil von dem, was Bette die ganze Zeit dachte. Sollte sie ihr sagen, dass sie sich vorgestellt hatte, wie sie Weihnachten gemeinsam Meis Familie besuchten? Dass Mei ihre Schwester in Tokio erwähnt hatte und Bette seitdem mehr als einmal nach Flügen geschaut hatte? Dass sie sich letzte Woche gefragt hatte, wie es wäre, wenn sie ein Baby hätten? Wenngleich Mei sie immer wieder angespornt hatte, ihre Gefühle offener zu teilen und mehr von sich selbst preiszugeben, als sie gewohnt war, kam ihr das dann doch überstürzt vor. Es waren ja erst ein paar Monate. Also drückte sie es auf andere Weise aus.
»Ich meine es ernst, genau wie ich es vom ersten Tag an gesagt habe. Ich bin aus Überzeugung monogam. Ich muss mich nicht durch die Dating-Wildnis schlagen und so viele Frauen vögeln wie möglich. Ich will dich. Ich will das hier.« Bette lag auf dem Rücken, die Augen zur Decke gerichtet, und suchte nach den richtigen Worten, um es auf den Punkt zu bringen, um Mei zu sagen, wie viel ihr das alles bedeutete. »Ja, du bist die erste Frau, mit der ich geschlafen habe. Aber ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, dass es sich mit irgendjemand anderem so gut – so richtig, meine ich – anfühlen könnte.«
Bette drehte den Kopf und stellte fest, dass Mei sie mit dem Kopf auf dem Kissen ansah. Ihr gerader Pony war zu kurz (am Dienstag war sie stinksauer gewesen, nachdem sie ihn hatte schneiden lassen), das dunkle Haar stand ab, weil sie vorhin daran gezogen hatte. Ihr Augen-Make-up vom Abend zuvor war verschmiert, die ehemals perfekt geschwungenen Wings blätterten ab und hatten sich auf ihren Wangen und am unteren Wimpernkranz abgesetzt. Bette sah den deutlichen Knutschfleck an ihrer Brust, direkt unter dem hervortretenden Schlüsselbein. Sobald sie es entdeckte, würde Mei genervt tun. Es war unerträglich intim, Mei sah unfassbar umwerfend aus, und Bette konnte nicht glauben, dass sie ihr immer noch nicht gesagt hatte, dass sie sich in sie verliebt hatte. Konnte nicht glauben, dass sie es sich verkniffen hatte. Sie wollte es aussprechen, wollte es ihr sagen, aber etwas an dieser Unterhaltung machte es unmöglich. Es war nicht der richtige Zeitpunkt.
Stattdessen drehte Bette sich ganz auf die Seite, schlang Mei den Arm um die Taille und strich ihr mit den Fingern übers Rückgrat. Sie schob das Knie zwischen Meis Beine, verschränkte ihre Körper unter der dünnen Sommerdecke. Mei lächelte ihr richtiges Lächeln, bei dem sie ihrer Meinung nach zu viele Zähne zeigte, und Bette küsste sie auf den offenen Mund. Es war ungeschickt und unbeholfen, und Bette erschauerte. Sie kicherten beide hilflos. Mei zog Bette fester an sich und legte ihr die Hand unten an den Rücken.
»Das verstehe ich. Wirklich. Ich will dir...