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E-Book, Deutsch, 339 Seiten

Zimmermann Die seltsamsten Orte der Antike

Gespensterhäuser, Hängende Gärten und die Enden der Welt

E-Book, Deutsch, 339 Seiten

ISBN: 978-3-406-72705-4
Verlag: C.H.Beck
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Vergessen Sie alles, was Sie über die Antike zu wissen glauben – und freuen Sie sich auf eine Reise zu Gärten der Liebe und uralten Bibliotheken des Orients, zu goldenen Pferdeställen im pharaonischen Ägypten und Geisterhäusern in Athen, zu Piratenstädten im Gebirge und zum Mittelpunkt der Welt! Jenseits des Forum Romanum un d der Akropolis gibt es Orte, von denen kein Lateinlehrer je erzählt hat. Zu ihnen gehört das einst mächtige Eridu, im Bewusstsein der Sumerer die Urstadt der Welt, ebenso wie Megalopolis, das so fremd anmutet wie die leerstehenden Megacitys im heutigen China. Aber auch das Grabmal der ägyptischen Herrscherin Kleopatra in Alexandria – Symbol einer der größten Liebesgeschichten der Menschheit – ist eine dieser seltsamen Stätten, die es kennenzulernen lohnt. Das Gleiche gilt für die Stadt der Elefanten im Nahen Osten, wo Zehntausende von Tieren gezüchtet wurden, weil die umliegenden Königreiche ihre Heere damit ausstatten wollten. Und dann warten auf uns rätselhafte Plätze einer fernen Vergangenheit, wo verstörende Rituale gepflegt wurden wie im Heiligtum der Gula in Isin oder in jener Stadt in Gallien, wo die Kelten Totenschädel erschlagener Feinde in ihre Haustüren einpassten, die noch heute zu sehen sind. Zu diesen und vielen weiteren Orten einer unbekannten Antike führt Martin Zimmermann, einer der besten Kenner des Altertums, in seinem ebenso klugen wie unterhaltsamen Buch.
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Weitere Infos & Material


1;Cover;1
2;Titel;3
3;Zum Buch;339
4;Über den Autor;339
5;Der Illustrator;339
6;Widmung;4
7;Impressum;4
8;Inhalt;5
9;Einleitung;9
10;1. Die Anfänge und die Mittelpunkte der Welt;15
10.1;Eridu – Urstadt der Menschheit;18
10.2;Hisarlik – eine Ruine wird Troia;24
10.3;Das Adyton in Delphi – der Nabel der Welt;33
10.4;Eine kleine Erdgrube in Rom;39
11;2. Geisterstädte;49
11.1;Etemenanki – ein Teich in Babylon;53
11.2;Helike – die Stadt im Meer;58
11.3;Atarneus – im Schatten einer Königsresidenz;63
11.4;Olympos – das Piratennest;71
12;3. Orte der Sieger;81
12.1;Medinet Habu – Das Millionenjahrhaus Ramses' III.;85
12.2;Das Siegesmal des Pompeius;92
12.3;Die Porta Triumphalis – das Tor der Sieger;98
12.4;Ein Tropaion in München – Mahnmal des Sieges;105
13;4. Orte der Liebe;111
13.1;Der Hängende Garten – eine babylonische Liebe;115
13.2;Das Grab der Kleopatra;120
13.3;Antinoopolis – die Stadt des Geliebten;127
13.4;Ein Altar für römische Ehepaare;134
14;5. Jenseits des Alltags;141
14.1;Das Handelsschiff;145
14.2;Die ältere Akademie Platons;152
14.3;Ein Festpavillon;159
14.4;Hölzerne Tierkäfige;165
15;6. Orte des Krieges;175
15.1;Feindesland in Rom;177
15.2;Apameia-am-Axios – die Stadt der Elefanten;182
15.3;Mazaka – eine Stadt als Feldlager?;189
15.4;Vindolanda – Alltagsleben soldatischer Brüder;196
16;7. Mythische Orte und Orte des Göttlichen;207
16.1;Der Schwesternbalken – ein unverstandener Kultort;209
16.2;Die Hunde der Gula in Isin;218
16.3;Das Serapeion in Saqqara (Memphis) – der Einsiedler und sein Zwillingspaar;226
16.4;Ionopolis (Abonuteichos) – das betrügerische Orakel;234
17;8. Orte des Wissens;247
17.1;Die Bibliothek Assurbanipals in Ninive;253
17.2;Skepsis – die seltsamste Bibliothek für die bedeutendsten Denker;260
17.3;Die goldene Nilelle im Serapeion Alexandrias;264
17.4;Eine Latrine in Salamis auf Zypern – ein seltsamer Ort der besseren Gesellschaft;271
18;9. Orte des Grauens und des Todes;277
18.1;Das Gespensterhaus in Athen;280
18.2;Die Gemonische Treppe – im Schatten Achills;284
18.3;Entremont – keltische Kopftrophäen;291
18.4;Anchiale – das Grab des Sardanapal;297
19;10. Die Enden der Welt;305
19.1;Alexandria Eschate – Stadtgründung am Rande der Welt;309
19.2;Thule – die Insel im Nordmeer;314
19.3;Tore zum Hades;320
19.4;Das Heilige Vorgebirge – letzter Fels am Atlantik;327
20;Epilog;333
21;Literatur;335
22;Danksagung;336
23;Karten;337


Einleitung
Die Antike war eine Blütezeit von Siedlungen unterschiedlicher Art. Ihre Zahl scheint beinahe grenzenlos gewesen zu sein. Als vor einigen Jahren Wissenschaftler an den Universitäten in New York und Chapel Hill in North Carolina gemeinsam begannen, diese in einer digitalen Karte zu markieren, benannten sie das Projekt nach dem Sternbild Pleiades. Der Name bezeichnet treffend, was man bei einem Blick auf die Karte mit mittlerweile nahezu 36.000 Orten – deren Zahl aber täglich weiterwächst – vor Augen zu haben glaubt: einen Sternenhimmel, bestehend aus unzähligen Punkten. Wenn man sich der digitalen Karte nähert, erscheinen wie bei einem Blick durch ein Teleskop in den Nachthimmel immer mehr Punkte und Orte. Solch eine Annäherung an einzelne Landschaften etwa Griechenlands oder Italiens ist angesichts der Dichte der Städte, Städtchen und Dörfer überwältigend. Und dabei sind in der digitalen Karte nur die größeren Siedlungen berücksichtigt. Es fehlen all die Weiler und Gutshöfe, die bei einer Kartierung nicht mehr ein Sternbild, sondern gewissermaßen Sternennebel wie in fernen Galaxien ergäben. Noch spektakulärer wäre gleichwohl der Eindruck, wenn man diachron durch die Zeiten gleiten könnte. Gründung, Entstehung, Zerstörung und Aufgabe von Orten waren in der Antike allgegenwärtig. Statt eines Nachthimmels mit festen Sternbildern sähe man ein Glitzern und Blinken von laufend neu entstehenden und verschwindenden Orten. Da es archäologische Zeugnisse und schriftliche Nachrichten darüber gibt, wann sie entstanden und wieder untergingen, könnten wir dieses Blinken und Glitzern recht gut rekonstruieren. Man sollte sich das Bild der zahllosen Orte zudem vielfarbig vorstellen – genauso bunt wie man den echten Sternenhimmel in starker Vergrößerung etwa durch das Hubble-Teleskop sieht. So verschiedenfarbig sind in der Nahsicht antike Orte. Keiner gleicht dem anderen, alle haben sie ihre eigene, unverwechselbare Farbe, die durch den Naturraum, die Bewohner und ihre Geschichte geprägt ist. Natürlich gab es Gemeinsamkeiten. Daher vermochten die Menschen, andere Städte und Orte zu verstehen und sich in ihnen zu orientieren. So fand sich ein syrischer Seemann im 1. Jahrhundert n. Chr. problemlos in Massalia (dem heutigen Marseille) in Südgallien zurecht. Dennoch fielen ihm selbstverständlich die Besonderheiten in Stadtbild, Architektur oder Kleidung der Bewohner auf. Und diese Einzigartigkeit ist charakteristisch: Die antike Welt der Städte und Orte war in erster Linie eine Welt der überwältigenden Unterschiedlichkeit, Diversität und Variation. Diese vielfältige Lebens- und Erfahrungswelt und ihre zeitgenössische Wahrnehmung sind Gegenstand dieses Buches. Es geht dabei um die gesamte antike Welt. Wir reisen in den Hindukusch, nach Indien, Mesopotamien, in die Türkei, nach Nordafrika, durch Europa, weit in den Norden jenseits der Shetland-Inseln und selbst in die Unterwelt. In dieser weiten antiken Welt kann man sich immer wieder von unbekannten und unerwarteten Orten überraschen lassen. Jenseits der prominenten Städte und Orte, die heute oft in Büchern vorgestellt werden und für eine recht homogene antike Stadtkultur stehen, gibt es zahllose, aus unserer Sicht sehr eigenartige Plätze. Sie weisen überraschende, bisweilen irritierende Besonderheiten auf, die sie markant vom vielfach Bekannten unterscheiden und ihnen eine individuelle Signatur verleihen, sie einzigartig und seltsam erscheinen lassen. Wer sie besucht, kann eine antike Kultur jenseits der gängigen Vorstellungen studieren und eine antike Welt bereisen, von der mitunter selbst Fachleute nicht wissen, dass sie existierte. Wir nehmen sie als merkwürdig wahr, da sie uns auf ganz ungewöhnliche Weise wie in einem Brennspiegel die andere Seite der Antike zeigen. Über diese Orte wissen wir aus Quellen, die uns einen tiefen Einblick in den Kosmos antiken Lebens gewähren und uns Zugänge in ferne Lebenswelten eröffnen, wie sie sich andernorts nicht finden. Die Faszination, die von diesen seltsamsten Orten der Antike ausgeht, korrespondiert mit dem Interesse an seltsamen Orten in heutigen Städten und Landschaften. Die Neugierde auf Besonderes teile ich mit vielen Zeitgenossen, die mehr sehen und verstehen wollen, als ihnen handelsübliche Reiseführer und städtische Hinweisschilder über gängige Sehenswürdigkeiten verraten. Mir geht es darum, über den Alltag uniformer Stadtbilder hinauszugelangen. Mich locken Randzonen, Gegenwelten und kreative Räume, die zwar fester Bestandteil unserer Kultur, aber jenseits der eintönigen Fußgängerzonen heutiger Innenstädte mit der immer gleichen Ansammlung von Flagship-Stores zu finden sind. Man kann versuchen, seinen Blick für das Besondere zu schulen – nicht nur, um wunderbare Erfahrungen zu machen, sondern um ein besseres Verständnis unserer Welt zu erlangen, wie es etwa Roger Willemsen in seinem Buch Die Enden der Welt oder Christoph Ransmayr in seinem Atlas eines ängstlichen Mannes gelungen ist. Man kann in seiner eigenen Umgebung und im Kleinen beginnen oder den Blick zurück in die Geschichte wenden. Dies hat in faszinierender Weise immer wieder der Osteuropahistoriker Karl Schlögel getan – als ein Beispiel sei nur auf sein Buch mit dem programmatischen Titel Im Raume lesen wir die Zeit verwiesen. Seltsame Orte haben etwas mit der Eigenart von Denkmälern in Städten gemeinsam, wie der österreichische Schriftsteller Robert Musil 1935 in seinem Nachlaß zu Lebzeiten bemerkte: «Es gibt nichts auf der Welt, was so unsichtbar wäre wie Denkmäler.» Die Aufmerksamkeit «rinnt Wassertropfen-auf Ölbezug-artig an ihnen ab». Während wir jedes Geldstück auf der Straße sofort sähen, falle uns eine bronzene Erinnerungstafel an eine bedeutende Person erst auf, wenn wir «eines Tages nach einem hübschen Stubenmädchen ins erste Stockwerk schielt(en)». Überlebensgroße Standbilder dienten uns zur Orientierung im Raum, ohne dass wir sagen könnten, wen sie darstellen. Denkmäler, so der Schriftsteller zuspitzend, «verscheuchen geradezu das, was sie anziehen sollten». Auch dem Fachmann fällt es nicht leicht, für seltsame Orte in den alltäglichen Welten der Antike ein spezielles Sensorium zu entwickeln. Auch wir haben uns an die Bildbände zu antiken Orten oder Kompendien zu antiken Städten gewöhnt, die immer das Gleiche zeigen. Wie sehr diese Bücher, Bilder und Postkartenmotive unser aller Blick und Wahrnehmung lenken und beherrschen, lässt sich sehr schön in Rom, Athen oder den Ruinen von Pompeii beobachten. Man muss nur jene Orte identifizieren, wo sich größere Ansammlungen von Touristen mit Selfie-Sticks finden lassen: Solche Bilder, die man ‹Ich und die allseits bekannten Orte› nennen kann, sind im jährlich wachsenden Stadttourismus die visuellen Trophäen des Urlaubs und beliebte Posts in den sozialen Netzwerken. Mich interessiert demgegenüber das ‹scharf gestochene Fragment› und die ‹tückische Einzelheit›, wie der Autor und Filmemacher Alexander Kluge es einmal ausgedrückt hat. Diese stehen im Zentrum auch dieses Buches. Das können kleine Plätze in einer Stadt sein, aber auch historische Phasen mit eigentümlichen Entwicklungen einzelner Städte, die es schaffen, unseren Blick auf allgemeine Merkmale antiker Kulturgeschichte zu weiten. Es können mitunter Plätze sein, welche die antiken Zeitgenossen alles andere als seltsam erlebten, und solche, die nie existierten, aber für sehr real gehalten wurden. Die Suche nach dem Besonderen und Seltsamen ist beileibe kein Kulturmerkmal der Moderne. Menschen in der Antike haben ebenfalls, und zwar selbst im Alltag, den ‹besonderen› Ort gesucht. Man hat sich von solchen Orten erzählt, hat sie als interessierter Tourist besichtigt oder, wenn man ihm eine besondere Nähe zu einer mächtigen Gottheit zuschrieb, ihn als verzweifelter Hilfesuchender und Kranker aufgesucht. In der Einheit und vielleicht auch Gleichförmigkeit des Alltags hat man dem Besonderen, dem Außergewöhnlichen und Mysteriösen geradezu nachgespürt, um sich die ganze Vielfalt der Welt und des Götterhimmels zu erschließen. Die antike Literatur über berühmte und besondere Orte, von der uns nur wenige Fragmente erhalten geblieben sind, war entsprechend umfangreich. Es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass die antiken Menschen von seltsamen Orten und Gegenwelten geradezu besessen waren. Überall in den Städten und Landschaften sah man in Gräbern, an Felsen, in Grotten und Wäldern das Wirken von Göttern, Geistern und Dämonen. Die Werke der sogenannten Paradoxographen, die von Eigentümlichkeiten der Tierwelt, des Wassers und fremder Länder kündeten, waren eine begehrte Lektüre. Das Gleiche galt für...


Martin Zimmermann ist Professor für Alte Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Von ihm sind im Verlag C.H.Beck lieferbar: 'Kaiser und Ereignis' (1999); 'Pergamon' (2011); 'Divus Augustus. Der erste römische Kaiser und seine Welt' (zusammen mit Wilfried Stroh und Ralf von den Hoff, 2014).


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